Worms Reloaded

Worms Reloaded

(Team 17)

geschrieben von Witali Blum

 

"Worms Reloaded" ist der aktuellste Ableger der beliebten rundenbasierten Taktikspiele-Reihe, die auf humorvolle Weise kleine Würmer mit gefährlichen Schießprügeln gegeneinander zu Felde ziehen lässt. Nach fast drei Jahren Wartezeit beleben die Entwickler von "Team 17" den tot geglaubten Klassiker wieder und packen sogar einige neue Extras ins Spiel. Das folgende Review beschreibt das Spielerlebnis und erlaubt dem Leser, sich einen Eindruck zu verschaffen, ob der Titel wie eine Granate einschlägt oder vielleicht doch nur ein Schuss in den Ofen ist.

Schau mal, wer da schießt

Nachdem das Spiel über Steam installiert worden ist, tritt bei Spielstart die erste technische Hürde auf - der Full-HD-LCD-Bildschirm verabschiedet sich mit der Meldung "Signal außer Reichweite". Da weiterhin Musik aus den Lautsprechern tönt, liegt die Vermutung nahe, dass das Spiel die Bildwiederholungsfrequenz zu hoch gesetzt hat. Normalerweise würde man über den Taskmanager wieder zu Windows wechseln, die Anwendung beenden und nach einer Problemlösung suchen. Weit gefehlt! "Worms Reloaded" lässt sich mit keiner bekannten Tastenkombination abwürgen. Weder "Alt+Tab", "Alt+F4" noch "Strg+Alt+Entf" können das störrische Programm in den Hintergrund drängen. Nur ein Kaltstart - auch als "Reset" bekannt - schafft wieder klare Verhältnisse. Ein Studium des zugehörigen Steam-Forums zeigt, dass auch andere Käufer mit diesem Problem zu kämpfen haben, bietet jedoch keine endgültige Lösung. Natürlich gehören DLH.Net-Reviewer zu einem ganz anderen Eisen als unmotivierte Tech-Support-Mitarbeiter und dank etwas Improvisation kann auch "Worms Reloaded" fachgemäß gezockt werden. Man muss nur vor dem Spielstart die Auflösung des Bildschirms verringern, das Programm starten und anschließend unter "Einstellungen" abermals eine niedrigere Auflösung wählen. Danach kann der Desktop ruhig wieder auf die Full-HD-Anzeige umgestellt werden, denn das Spiel arbeitet fortan einwandfrei.

Zu Beginn wird man aufgefordert, ein Profil anzulegen, in dem Informationen wie Punktestand, Trophäen sowie Rekorde festgehalten werden. Gleichzeitig erstellt der Spieler sein eigenes Team aus vier Würmern, mit denen er sowohl die Einzelspielerkampagne als auch die Mehrspielergefechte bestreitet. Zahlreiche Hüte, 70 verschiedene Stimmen sowie bunte Grabsteine erlauben es, die kleinen Kerlchen nach eigenem Geschmack zu personalisieren, so dass sie ihren Namen gerecht werden. Zum Beispiel wäre es äußerst passend, die schießwütigen Kämpen "The Expendables" zu nennen und sie nach den Protagonisten aus dem Film zu gestalten. Spätestens im Mehrspielermodus werden die menschlichen Gegenspieler für die originelle Teamzusammenstellung über Chat ihre Bewunderung aussprechen. Interessanterweise gibt es keinen Wortfilter für anstößige Titel, der eine Beleidigung anderer Mitspieler verhindern könnte, so dass eine Gefahr des Missbrauchs vorhanden ist. Lediglich eine Androhung, den registrierten Steam-Account dauerhaft zu verlieren, schiebt dem Treiben einen Riegel vor.

Anfänger haben es besonders leicht, denn sobald sie ihr Team aus vier Würmern erstellt haben, werden sie mithilfe eines ausführlichen Tutorials in die Grundzüge der Spielmechanik eingeführt. Zusätzlich dürfen sie alle 47 Waffen sowie Werkzeuge auf einem "Schießstand" gründlich testen. Dabei handelt es sich um einen speziellen Level ohne Gegner, der nach Belieben mit Attrappen als potenziellen Zielen gefüllt werden kann. Außerdem wird allen Worms-Neulingen wärmstens empfohlen, sich die Einzelspielerkampagne zu Gemüte zu führen. Der zunehmende Schwierigkeitsgrad mit voranschreitenden Missionen bringt dem Spieler den Gebrauch von Werkzeugen wie Ninjaseil oder Jetpack näher, um sich möglichst optimal zu positionieren und mit einem Schuss so viel Schaden wie möglich anzurichten. Andernfalls hat man keine Chance, den Computer zu besiegen, der aus allen möglichen Positionen zielgenau feuert und über Bande Handgranaten so geschickt wirft, dass sie praktisch auf den Köpfen der ihm feindlich gesinnten Würmer landen.

Die 35 Standardmissionen sowie 30 anspruchsvollen Kriegsgebietaufträge bereiten den Spieler gut auf künftige Schlachten im Mehrspielermodus vor. Außerdem bieten sie die Möglichkeit, Goldmünzen zu verdienen, mit denen im "Laden" weitere mächtige Waffen, witzige Hüte, einzigartige Grabsteine und sogar Landschaften für den mitgelieferten Leveleditor freigeschaltet werden. Ergänzend zum letztgenannten Werkzeug gibt es einen Stileditor, mit dessen Hilfe die Rahmenbedingungen einer Worms-Schlacht festgelegt werden. Rundenzeit, zulässiges Arsenal, Häufigkeit der Hilfslieferungen in Kisten, Minentimer, Lebenspunkte und viele andere Optionen kann man dort einstellen. Obwohl das Spielprinzip - den Gegner möglichst effektiv in die Luft zu jagen - immer dasselbe bleibt, wird es nie langweilig, weil jede Schlacht einen anderen Verlauf nimmt. Darin besteht auch das extreme Suchtpotenzial von "Worms Reloaded". Auch wenn es auf den ersten Blick ein Gelegenheitsspiel zu sein scheint, das seinem Besitzer in kurzen Kampfrunden Kurzweil bieten soll, merkt man erst an der plötzlich untergehenden Sonne, dass ein ganzer Tag mit unzähligen Worms-Gefechten verbracht worden ist.

"Worms Reloaded" fördert effektiv die Langzeitmotivation, indem es für die Steam-Community Ranglisten anbietet, auf denen die Fortschritte der Spieler mit einer Punktezahl bewertet werden. Einerseits erhöht man sein Punktekonto durch Ranglistenspiele über das Internet und andererseits durch langes Überleben im "Body Count"-Einzelspielermodus - eine Art Survival-Modus mit einem Wurm gegen vier wiederkehrende Computergegner. Darüber hinaus gibt es im Programm einen noch leeren Bereich, der andeutet, dass es künftig offizielle Downloadinhalte von "Team 17" geben wird, die den Umfang von "Worms Reloaded" zusätzlich zu den von Fans erstellten Karten erweitern. Schließlich sollte noch unbedingt erwähnt werden, dass neben Internetspielen auch lokale Mehrspielergefechte eingerichtet werden können, in denen mehrere Worms-Teams sich an einem Rechner bekriegen. Dabei wechseln die menschlichen Spieler sich an der Tastatur oder dem USB-Gamepad ab, wenn sie an der Reihe sind. Dieser Modus macht vor allem deswegen viel Spaß, weil man die Reaktion seines Kontrahenten direkt beobachten kann, wenn beispielsweise ein besonders fieser Angriff seine Mannschaft dezimiert.

Zielen und Feuer!

"Worms Reloaded" unterstützt sowohl die Steuerung über ein USB-Gamepad als auch die handelsübliche Tastatur samt Maus. Dabei hat man das Gefühl, dass die letztgenannte Kombination schneller und genauer kämpfen lässt. Besonders praktisch ist die freie Belegung der wichtigsten Waffen und Werkzeuge auf die Funktionstasten, die es erlaubt, keine Rundenzeit mehr mit der Waffenwahl aus dem großen Arsenal zu verschwenden. Die Richtungstasten bewegen den aktuellen Wurm durch die Landschaft und "Eingabe" lassen ihn Sprünge sowie Salti ausführen. Besonders wichtig ist jedoch die Leertaste, die die Schuss- oder Wurfstärke einiger Kampfmittel reguliert. Auch wenn sich die Steuerung zuerst einfach anhört, verliert man vermutlich erst einige Gefechte, bevor man lernt abzuschätzen, wie weit ein Wurm springen oder wie tief er fallen kann, ohne Schaden zu nehmen.

Feuerball

Einem treuen Fan der Serie wird gleich auffallen, dass die Entwickler sich anscheinend endgültig von der Idee verabschiedet haben, ihre Wurm-Protagonisten in einer dreidimensionalen Umgebung kämpfen zu lassen. Kein Wunder, denn die entsprechenden Versuche, wie etwa "Worms 3D" oder "Worms 4: Mayhem", konnten sich aufgrund der komplexen Steuerung nicht durchsetzen. Daher wirkt "Worms Reloaded" optisch wie ein Remake des inzwischen zehn Jahre alten "Worms: Armageddon". Der Rückschritt zur zweidimensionalen Darstellung muss aber nicht unbedingt negativ aufgefasst werden, denn die bunten Level sind in dieser Perspektive deutlich übersichtlicher. Darüber hinaus dominiert der zeichentrickartige Grafikstil das Spiel, der sowohl die Umgebung als auch die Protagonisten auf eine humorvolle Art präsentiert. So wirken beispielsweise Explosionen auf einer Käselandschaft derartig komisch, dass keiner auf die Idee käme, zu behaupten, das Spiel würde die Anwendung von Gewalt verherrlichen.

Die grafischen Effekte sind recht simpel gehalten und dementsprechend gering sind die technischen Anforderungen an den Rechner. Gleichwohl besticht das Spiel durch authentische Physikeffekte, die Objekte wie Handgranaten im korrekten Winkel von Wänden abprallen oder Raketen durch Wind ablenken lassen. Das Ganze funktioniert prima ohne irgendwelchen Phys-X-Schnickschnack, der sonst nur das System ausbremsen würde. Leider besteht immer noch das Problem aus vergangenen Worms-Titeln, dass die Level pixelweise von den Waffen der Protagonisten auseinandergenommen werden. Infolgedessen verbleiben in der Landschaft oftmals winzige, nicht-zusammenhängende Artefakte, die entweder das schnelle Vorankommen zum Feind behindern oder den Schuss aus einer Bazooka aus nächster Nähe abblocken.

Knall

Passend zur Grafik sind auch die Geräusche im Spiel zeichentrickartig. Die Explosionen hören sich mit Absicht übertrieben an und die Stimmen der Protagonisten haben einen lustigen Tonfall. Die Hintergrundmusik integriert sich gut ins Spielgeschehen und lenkt nicht von den Gefechten ab. Hervorzuheben ist das riesige Repertoire von 70 Stimmen, die den Teams zugewiesen werden und mit denen die Würmer den aktuellen Kampf kommentieren - "Das wirst du bereuen!" Dabei verfolgt jede Stimme ein gewisses Thema, so dass die Protagonisten zum Beispiel wie Roboter, Bauarbeiter oder auch Soldaten klingen können. Leider berichten viele Spieler von anfänglichen Soundproblemen im offiziellen Steam-Forum, die jedoch durch ein aktuelles Direct-X-Update behoben werden.

"Worms Reloaded" ist ein gelungenes Remake von "Worms: Armageddon", das die vielen Stärken des Vorgängers aber auch einige kleine Schwächen übernommen hat. Zahlreiche Waffen, Werkzeuge, Rätsel und Gefechte bieten lange Unterhaltung sowohl im Einzelspieler- als auch Mehrspielermodus. Die vergleichsweise geringen technischen Anforderungen machen diesen Titel zu einem idealen Gelegenheitsspiel auf dem Notebook, sofern eine Internetverbindung zum Steam-Account vorhanden ist. Der Kaufpreis für eine reine Downloadversion des Spiels scheint mir jedoch leicht überzogen, wenn keine weiteren kostenlosen Inhaltserweiterungen folgen.

(24.09.2010)

Entwickler: Team 17
Publisher: Team 17
Genre: Rundenbasierte Taktik
Releasedate: Bereits erschienen
Homepage: Worms Reloaded
Preis: 19,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

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