Tiger Woods PGA Tour 10

(Electronic Arts)

geschrieben von Uwe Schöler

Es ist wieder gut ein Jahr her, seit Electronic Arts "Tiger Woods PGA Tour 09" veröffentlicht hat; nun steht die Nummer 10 der legendären Golfserie in den Regalen. Trainiert werden Sie, wie schon im vorherigen Teil, von Hank Haney, dem Coach von Tiger Woods, der Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht und Ihnen die Kniffe des Golfsports nahe bringen will. Ein neuer Putt-Modus und wechselndes Wetter sind zwei weitere Neuerungen in diesem Teil. Ob EA an den Erfolg der Reihe anknüpfen kann und ob die neuen Features das Spiel positiv oder negativ beeinflussen, lesen Sie in diesem Test.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

Nach Installation und Start des Titels können Sie sich erst einmal ein kleines originales Einführungsvideo anschauen, in dem Tiger Woods einen Ball versenkt. Wenn Sie allerdings gleich in das Geschehen eingreifen möchten, drücken Sie "Start" und landen sofort im Hauptmenü, in dem Sie auf das aus den vorangegangenen Titeln bereits bekannte Menü zugreifen können. Sollten Sie vorher noch nicht auf der Konsole gespielt haben, lesen Sie das beiliegende Handbuch zur Steuerung oder probieren Sie einfach etwas.

Damit Sie sich mehr mit dem Spiel identifizieren, gibt es auch in diesem Teil das sogenannte "Game Face", bei dem Sie ein Bild Ihres Kopfes einmal frontal und einmal im Profil einbinden und sich ein Spieler-Gesicht errechnen zu lassen. Wenn Sie den vorherigen Teil Ihr Eigen nennen und hoffen, dass Sie das dort bereits erstellte Game-Face nutzen können, liegen Sie falsch. Sie können zwar die Digitalbilder wieder verwenden, müssen aber erneut Ihr Konterfei erstellen lassen. Hier hätte wohl jeder erwartet, dass ein bereits bestehendes Gesicht aus Teil 09 hätte eingebunden werden können.

Als erstes nimmt Sie Ihr Coach Hank Haney mit auf den Platz und bewertet Ihre anfänglichen Fähigkeiten, damit Sie die nötige Platzreife schaffen. Sie werden in den vier Kategorien "Power", Accuracy", "Short Game" und "Putting" beurteilt und bekommen jeweils Noten, die Ihre Skills sind. Sie schlagen je einen Ball ab und hoffen, dass dieser in einem vorgegebenen weißen Kreis liegen bleibt. Damit ist Ihr erstes Ziel erreicht und Ihre Ausgangs-Fertigkeiten sind bestimmt. Der Skill ist das individuelle Handicap, das die Spielstärke des jeweiligen Golf-Spielers in Zahlen ausdrückt.

Da Sie nun eine gewisse Platzreife haben, können Sie in den Optionen die Spielstärke zwischen "Easy Play" (Leicht), "Balanced" (Ausgewogen), "Hard" (Schwer) und "Tour Pro" (Tour-Profi) wählen. Aber bedenken Sie, dass ein höherer Schwierigkeitsgrad Ihnen mehr abverlangt, denn Ihre Gegner werden sich nur noch selten Fehler leisten. Da sich Ihre Spielweise sofort in Ihren dynamischen Fähigkeiten widerspiegelt, kann ein höherer Schwierigkeitsgrad schnell Frustrationen schaffen.

Die Golfplätze haben sich im aktuellen Teil nicht sonderlich verändert; Plätze, wie "Spyglass Hill Golf Course" werden Sie in der Grundkonfiguration des Titels aber nicht mehr finden, dafür gibt es nun den Kurs "Turnberry (Schottland)". Insgesamt gibt es 16 Golfplätze, die Ihnen mehr oder weniger abverlangen. In der Zwischenzeit gibt es aber die drei neuen Kurse "Spyglass Hill Golf Course", "Banff Springs" und "The Predator", die Sie über den Playstation Store käuflich erwerben können. Neu ist allerdings, dass Sie nicht mehr alle Kurse anfangen können, sondern sich durch einzelne Matches Punkte verdienen müssen, um weitere Kurse freizuschalten. Jeder Golfplatz beinhaltet dabei vier verschiedene Herausforderungen mit Gegnern, die unterschiedlich stark sind. Leicht ist es dabei zu Beginn und je weiter Sie kommen, desto schwerer wird es. Immerhin bekommen Sie auch mehr Punkte dafür und können sich so weitere Plätze freischalten. Allerdings ist es insgesamt manchmal schon herausfordernd und mit wenigen Skills werden Sie um die Benutzung der "Power"-Taste für einen weiten Schlag nicht herumkommen.

Da lohnt sich der Club Tuner, den Fans bereits aus dem vorherigen Teil kennen. Hier können Sie Ihre Schläger der Reihe nach verändern und diese so auf Ihr Spiel abstimmen. Ebenso haben Sie erneut die Möglichkeit, mit bis zu drei Freunden an einem Spiel teilzunehmen. Wie auch im letzten Teil werden alle Mitspielenden am Ende des Ablaufs bewertet. Leider lassen sich derzeit keine Spielstände zu Freunden mitnehmen, da dort die jeweiligen Sicherungen überschrieben werden. Das ist natürlich gegenüber "Tiger Woods PGA Tour 09" ein entscheidender Nachteil. Bleibt zu hoffen, dass es in einer Aktualisierung des Spieles behoben wird.

Skills und Schläger

Wenn Sie sich das erste Mal mit einem Golfspiel beschäftigen, sollten Sie das Handbuch lesen, um sich mit den einzelnen Steuerungsmöglichkeiten vertraut zu machen. Schließlich werden fast alle Tasten und Sticks benötigt. Kennen Sie die vorangegangenen Teile, werden Sie bis auf den Präzisions-Putter nichts Neues finden. Der "Kreis" stellt das Zielgebiet, also den Bereich, in dem der Ball voraussichtlich liegenbleibt, fest. Ganz wie in der Realität müssen Sie den Wind einrechnen und das Grün "lesen". Wie Sie dabei abschlagen, ist Ihre Sache.

Sie können den klassischen Analogschwung nutzen oder mit der "R3"-Taste in den 3-Klick-Schwung wechseln. "L1" eröffnet Ihnen beim Putten eine Vorschaulinie, die wie beim Vorgänger mehr oder weniger genau ist. Ärgern Sie sich nicht, wenn die Linie direkt im Loch endet und Sie nach dem Abschlag den Ball dennoch nicht versenken. Die Linie dient lediglich als Anhaltspunkt und ist keine Gewähr für erfolgreiches Einlochen - eben realistisch. Bevor Sie zum Putting-Schlag ausholen, sehen Sie auf dem Gras eine Art Netz, das Ihnen die Beschaffenheit des Geländes anzeigt. So verlaufen auf dem Netz kleine weiße Striche in die Richtung, je nachdem, wie das Gefälle verläuft und die Farben Rot und Blau zeigen an, wie stark sich das Gelände hebt oder senkt.

Neu hinzugekommen sind die Live-Tournaments, bei denen Sie sich mit Spielern aus aller Welt messen können und die Übungsrunde, bei der Sie sich einen Platz aussuchen und diesen ohne Wertung durchspielen können. Verbessert wurde weiterhin der Online-Modus. Wenn Sie sich bessere Kleidung, attraktivere Brillen oder neues Schuhwerk zulegen möchten, können Sie die Accessoires nun entweder mit dem erspielten Geld oder über den Playstation Store bezahlen.

Exzellente Golfplätze

Der Bildschirmaufbau ist sehr übersichtlich und liefert Ihnen in den Ecken jeweils die notwendigen Informationen über die Länge des Platzes und den Höhenunterschied zum Loch sowie über den derzeitigen Schläger und die Kraft, mit der Sie schlagen werden. Außerdem werden die Windrichtung und die Geschwindigkeit angezeigt. Am Ende jedes gespielten Lochs bekommen Sie eine Übersicht mit der Anzahl Ihrer Schläge, die darüber Auskunft gibt, ob Sie Par, darunter oder darüber sind. Wer wissen will, wie der Platz aussieht, sollte sich die Videoeinleitung vor jedem Platz anschauen.

Grafisch ist "Tiger Woods PGA Tour 10" wieder sehr gelungen und wirkt gegenüber der vorherigen Version noch frischer und detaillierter. Vor allem die dynamisch wechselnden Wetterbedingungen bringen ein Schuss mehr Realität; ein nasses Grün lässt sich nicht so einfach bespielen. Das Wettersystem benutzt dabei aktuelle Daten aus dem Internet, um diese Echtzeit-Wettereffekte zu erzeugen. Vor jedem Loch erfahren Sie in einer Einleitung, worauf Sie achten müssen. Währenddessen wird der Platz überflogen, damit Sie sich ein Bild davon machen können, wo und wie Sie Ihre Schläge am besten platzieren, um sich einen Vorteil gegenüber Ihren Kontrahenten zu verschaffen.

Die Umgebung sowie das vielfältige Geschehen auf einem Golfplatz sind liebevoll animiert und die Mimik der Golfer ist exzellent umgesetzt. Gerade die kleinen Dinge, wie das Fallenlassen des Schlägers nach einem missglückten oder die Freude bei einem hervorragenden Schlag wirken sich wieder positiv auf die Motivation des Spielers aus. Nahaufnahmen der Spieler fesseln Sie genauso an das Spiel, wie der Drang, noch besser oder noch genauer zu spielen

Ein Ort der Ruhe

Wie die Vorgänger erscheint auch der aktuelle Teil der Serie vollständig in englischer Sprache, was Sie sicher schon an den einzelnen Begrifflichkeiten im vorangegangenen Text festgestellt haben. Das Handbuch ist auf Deutsch und erklärt Ihnen in kurzen Absätzen Steuerung und Spiel. Bevor Sie ein Loch spielen, wird auf Englisch erläutert, ob die Bunker tückisch sind oder ob der Sand tief ist, aber wenn Sie den Kurs überfliegen, finden Sie das auch ohne Englischkenntnisse heraus. Daneben werden während des Spiels vor jedem Abschlag hilfreiche Tipps eingeblendet, die Sie aber für jeden Golfer einzeln ausblenden können.

In wohlbekannter Weise hat EA auch bei diesem Titel wieder erstklassige Soundtracks mitgeliefert, die Sie sowohl in den Menüs als auch bei der Auswahl der Kurse bei Laune hält. Während Ihres Abschlages herrscht allerdings gewohnte Ruhe, damit Sie sich ausreichend konzentrieren können und Sie werden zum Beispiel nach einem erfolgreichen Loch mit dem Jubel der Zuschauer belohnt. Die gesamte Sprachausgabe ist englisch, und der Redner hat wie immer einen netten Spruch für Ihre Spielweise übrig.