LOST - Das Spiel

LOST - Das Spiel (Xbox 360)

(Ubisoft)

geschrieben von Michael Jantzer

 

 
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Genre: Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: LOST
Preis: ca. 50 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Woche für Woche fesselt die US-Serie LOST weltweit ihre Zuschauer an die Flimmerkisten. Da liegt es natürlich nahe, Fans der Serie die Möglichkeit zu geben, die Insel in einem Videospiel selbst zu erkunden. Leider hat die Erfahrung gezeigt, dass Spielumsetzungen von Serien und Filmen meist schiefgehen. Ob es Ubisoft mit LOST gelungen ist, diese Weisheit zu widerlegen, erfahren Sie in unserem Review.

Oceanic Flight 815

Auf dem Flug von Sydney nach Los Angeles kommt es zur Katastrophe: Die Maschine stürzt ab. 48 Überlebende finden sich auf einer Insel wieder und kämpfen fortan ums Überleben und hoffen auf Rettung. Was zunächst nach einem Robinson Crusoe-Remake klingt, entwickelt sich schnell zu einer spannenden Mystery-Story, die nicht vor Übersinnlichem Halt macht.

Da die Handlung der Serie äußerst komplex ist, war es für die Entwickler eine besondere Herausforderung, eine Story für das Spiel zu schreiben. Zum einen sollten natürlich die bekannten Charaktere nicht fehlen, zum anderen wäre ein bloßes Nachspielen der TV-Story jedoch für Fans nicht wirklich spannend gewesen. Einen völlig anderen Handlungsstrang zu erspielen, hätte jedoch gänzlich zum Chaos geführt. Daher entschied sich Ubisoft, die ausführenden Produzenten der Serie an Bord zu holen, um mit ihrer Hilfe eine Story zu entwickeln, die dem hohen Niveau der Vorlage standhalten kann und nicht mit der TV-Handlung kollidiert.

So entstand Elliot, ein bislang unbekannter Überlebender, den Sie als Spieler übernehmen. Praktischerweise hat dieser beim Absturz sein Gedächtnis verloren, sodass Sie nicht nur die Insel erkunden, sondern auch Ihr verlorenes Gedächtnis wieder entdecken müssen. Auf diesem Weg treffen Sie ständig auf bekannte Charaktere und versuchen in Flashbacks die eigene Vergangenheit zu verstehen. Die Geschichte reiht sich in die Handlung der ersten drei Staffeln ein, die Sie jedoch meist nicht selbst beeinflussen können. So treffen Sie zum Beispiel auf die verschlossene Luke, hören später eine Explosion und erfahren durch Erzählungen, dass diese aufgesprengt wurde. In einem Gespräch mit Michael erzählt er Ihnen, dass er ein Floß bauen möchte, über sein Schicksal erfahren Sie dann erneut nur von den anderen Inselbewohnern.

Das ist jedoch nicht wirklich störend, da die Produzenten für Ihr Alter Ego eine interessante eigene Geschichte entworfen haben. In Gesprächen mit den anderen Inselbewohnern und durch Erkunden der Insel versuchen Sie herauszufinden, weshalb jemand hinter Ihnen her ist. Schnell bringen Sie in Erfahrung, dass Sie ein Fotograf sind, der wohl ein verhängnisvolles Bild geschossen haben muss. In den bekannten Flashbacks versuchen Sie, sich an Genaueres zu erinnern. Dies gelingt Ihnen, indem Sie hier eine vorgegebene Situation knipsen. Daraufhin kehrt ein Teil Ihrer Erinnerung zurück. Auf Ihrer Insel-Erkundungstour treffen Sie nicht nur auf die bekannten Serien-Charaktere, sondern auch auf das mysteriöse Rauchmonster und die Anderen. Außerdem führt Sie die Handlung unter anderem in die Luke, bei der Sie sogar alle 108 Minuten die Zahlen eingeben können, und in die Hydra-Station, in der Jack in der dritten Staffel festgehalten wird.

TV-Feeling

"LOST - Das Spiel" besteht aus sieben Episoden, die genau wie im Fernsehen aufgebaut sind. Ein "Bisher bei LOST" fasst die Vorkommnisse der letzten Episode zusammen und nach einer kurzen Einleitung flimmert das LOST-Zeichen über den Monitor. Am Ende jeder Episode wird man von einem Cliffhanger überrascht - zum Glück beträgt hier jedoch die Wartezeit immer nur ein paar Sekunden. Untermalt wird das Ganze von dem Original-Soundtrack und im Deutschen sogar von allen Serien-Synchronsprechern. Dies alles sorgt für eine sehr gute LOST-Atmosphäre, wovon das Spiel leider fast ausschließlich lebt. Genau wie beim TV-Vorbild dauert eine Episode durchschnittlich nur 45 Minuten und bei lediglich sieben Episoden sehen Sie somit schon nach ungefähr fünf Stunden den Abspann. Für einen Vollpreistitel ist dies deutlich zu wenig. Hier hätten sich die Entwickler lieber noch einige Monate mehr Zeit lassen sollen, um der Geschichte von Elliot mehr Dichte zu geben. Ob der Tatsache, dass in den sieben Spiel-Episoden die Serien-Handlung aus drei Staffeln abläuft, werden Fans erstaunt von der Geschwindigkeit sein. Kaum abgestürzt, treffen Sie Michael im Dschungel beim Holzsammeln für ein Floß, kurze Zeit später finden Sie die Luke, die wenige Minuten später auch schon gesprengt ist. Die Geschichte der zweiten Gruppe Überlebender geht leider völlig an Ihnen vorbei, trotzdem treffen Sie plötzlich auf Ben mit seinen Gefolgsleuten. Kurz gesagt: Fans werden etwas überrascht darüber sein, während Spieler ohne LOST-Kenntnisse vermutlich vollkommen überfordert sind.

4, 8, 15, 16, 23, 42

Nachdem wir nun ausgiebig auf die Story und Präsentation von "LOST-Das Spiel" eingegangen sind, kommen wir nun zum eigentlichen Spielablauf. Ein Genre für dieses Spiel zu nennen, gestaltet sich sehr schwierig. Am ehesten trifft es wohl die Bezeichnung Adventure, basierend auf etlichen Minispielen. In der klassischen Third-Person-Perspektive laufen Sie mit dem Steuerkreuz über die Insel. Oft befinden Sie sich an Punkt A und erfahren durch ein Gespräch mit den anderen Überlebenden, dass sie zu Punkt B gelangen müssen. Dies geschieht meist über Reisen durch den Dschungel. Als Orientierung dienen Ihnen entweder der Hund Vincent, Schilder oder Fahnen. Werden Sie vom schwarzen Rauchmonster verfolgt, so müssen Sie sich entweder in Bambusgewächsen verstecken oder auf der Flucht über Baumstämme springen.

In einer anderen Episode besteht Ihre Aufgabe darin, eine Höhle zu durchqueren. Hierbei müssen Sie stets darauf achten, dass Sie nie zu lange im Dunkeln bleiben, denn sonst landen Sie entweder im Abgrund oder werden von Monstern gefressen. Als Hilfe dienen Ihnen dabei Fackeln, die jedoch nach einer gewissen Zeit erlöschen, Kontakt mit Wasser beschleunigt dies. Daher müssen Sie dafür sorgen, immer genügend Fackeln im Inventar zu haben. Diese können Sie durch Handelsgeschäfte mit den Überlebenden erstehen. Als Gegenleistung müssen Sie dafür Gegenstände wie Bücher, Kokosnüsse und Wasserflaschen anbieten können, die Sie auf der Insel verstreut vorfinden und einsammeln können. Weitere Aufgaben bestehen darin, an den Dharma-Rechnern die Zahlen einzugeben oder IQ-Tests zu lösen. Verschlossene Tore öffnen Sie meist, indem Sie einen Schaltkreis manipulieren. Dies gelingt Ihnen, indem Sie herumliegende Relais einsammeln und diese passend in den Schaltkreis einbauen, sodass der Strom richtig umgeleitet wird. Diese kleinen Rätsel werden gegen Ende etwas kniffliger, sind aber meist recht logisch und flott zu lösen. In seltenen Fällen ist es sogar nötig, Waffengewalt einzusetzen, zum einen, um sich gegen die Anderen zur Wehr zu setzen und zum anderen, um eine Stange Dynamit aus sicherer Entfernung zu zünden.

Die "Losties" und ihre Insel

Die Grafik von "LOST-Das Spiel" ist zeitgemäß, besitzt allerdings Spielraum nach oben. Die Zwischensequenzen zeigen das eigentliche Potenzial der Grafikengine. Das wird Fans jedoch nicht sonderlich ärgern, denn die Umsetzung der bekannten Schauplätze der Serie ist hervorragend gelungen. Endlich kann man Desmonds Luke eigenständig erforschen oder die Hydra-Station frei begehen. Hier haben die Entwickler sehr viel Liebe zum Detail bewiesen. Leider wirkt der Strand etwas leer, da sich Ubisoft lediglich auf die Hauptdarsteller beschränkt und im Gegensatz zur Serie auf Statisten verzichtet. Die bekannten Gesichter wurden jedoch sehr gut in Polygone verwandelt und besitzen im Deutschen sogar die Original-Synchronsprecher. Untermalt wird diese tolle Präsentation von dem vertrauten LOST-Soundtrack, der sich hervorragend an die jeweilige Situation anpasst, wodurch selbst langweilige Minispiele an Spannung gewinnen.

 

  

Fazit

(17.03.2008)


Fazit

   Für "LOST - Das Spiel" müsste ich eigentlich zwei verschiedene s verfassen. Spieler, die ein spannendes Adventure mit herausfordernden Rätseln suchen, werden von "LOST" sehr enttäuscht sein. Wenn sie dazu auch nicht mit der Serie vertraut sind, gibt es für diese Gruppe absolut keinen Kaufgrund. LOST-Fans, die sich Woche für Woche auf eine weitere Episode freuen und mit den ersten drei Staffeln vertraut sind, werden mit dem Spiel hingegen Spaß haben. Die Story fügt sich gut in das LOST-Universum ein und das Begehen der bekannten Orte und Treffen der Serien-Charaktere ist für Fans sehr spannend. Besonders die sehr gute Präsentation der sieben Episoden inklusive der Grafik und des Soundtracks sorgen für eine stimmige Atmosphäre. Leider merkt man jedoch auch, dass sich die Entwickler fast ausschließlich auf diesen Bereich konzentriert haben. Lediglich fünf Stunden Spielzeit und teilweise langweilige Minispiele sind sehr enttäuschend und zeigen, dass eine längere Entwicklungszeit ratsam gewesen wäre. (17.03.2008)
Für "LOST - Das Spiel" müsste ich eigentlich zwei verschiedene s verfassen. Spieler, die ein spannendes Adventure mit herausfordernden Rätseln suchen, werden von "LOST" sehr enttäuscht sein. Wenn sie dazu auch nicht mit der Serie vertraut sind, gibt es für diese Gruppe absolut keinen Kaufgrund. LOST-Fans, die sich Woche für Woche auf eine weitere Episode freuen und mit den ersten drei Staffeln vertraut sind, werden mit dem Spiel hingegen Spaß haben. Die Story fügt sich gut in das LOST-Universum ein und das Begehen der bekannten Orte und Treffen der Serien-Charaktere ist für Fans sehr spannend. Besonders die sehr gute Präsentation der sieben Episoden inklusive der Grafik und des Soundtracks sorgen für eine stimmige Atmosphäre. Leider merkt man jedoch auch, dass sich die Entwickler fast ausschließlich auf diesen Bereich konzentriert haben. Lediglich fünf Stunden Spielzeit und teilweise langweilige Minispiele sind sehr enttäuschend und zeigen, dass eine längere Entwicklungszeit ratsam gewesen wäre.


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