Domination (Dreamcatcher) Geschrieben von Johannes Posch
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Eine runde-n Sache? Videokassetten und Rundenstrategiespiele haben eines gemeinsam: Sie waren eine lange Zeit Standard, werden nun immer seltener und drohen völlig von der Bildfläche zu verschwinden. Doch im Gegensatz zu den guten alten VHS-Kassetten, bei denen man sicher sein kann, dass sie früher oder später in der Versenkung verschwinden werden, erleben Rundenstrategiespiele immer wieder einmal ihr kleines persönliches Revival. Der neueste Spross dieses Genres nennt sich Domination , ist der Nachfolger zu Massive Assault und kommt von Dreamcatcher. Ein Kampf ums Überleben! Einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers war das Fehlen einer Geschichte, die den Spieler durch das Geschehen hätte führen sollen bzw. können. Diesen Wunsch der Community haben sich die Entwickler zu Herzen genommen und eine Story in ihren neuesten Spross implementiert. Doch wie auch die Spielmechanik nicht komplett unbekannt ist, so erfindet auch die Story das Rad nicht unbedingt neu. In einer fernen Zukunft, in einem fiktiven, der große Kreis genannten Universum, tobt seit Jahren ein unerbittlicher Krieg zwischen der demokratisch orientierten UFN (Union der freien Nationen) und der Phantom League. Diese revolutionäre Bewegung erinnert vom Stil ziemlich stark an die faschistischen und nationalsozialistischen Nationen des zweiten Weltkrieges. Zudem agiert sie unter einem absoluten Führer mit Namen Huttler , der, als die Revolution zu scheitern drohte, die Macht ergriff und nun versucht, die Phantom League durch einen verheerenden Gegenschlag doch noch zum Sieg zu führen. Eine nicht sehr schwer zu verstehende Anspielung. Der Spieler kann im Feldzug genannten Story-Modus eine der beiden Seiten wählen und wird dann durch recht witzige Dialoge durch die Geschichte geführt. Dies geschieht allerdings leider nicht durch cineastische Rendersequenzen oder, wie in Act of War, durch Filmaufnahmen, sondern einfach durch untertitelte, gemalte Charakterbilder. Sowohl während des Missionsbriefings als auch den Missionen. Runde um Runde, Zug um Zug Für all jene, die den Begriff Rundenstrategie für einen Ausdruck aus dem Rennsport halten, sei an dieser Stelle noch einmal schnell erklärt, was ein Echtzeit-Strategiespiel von einem Rundenstrategiespiel unterscheidet. Während man selbst und der Gegner bei einem Echtzeitspiel jederzeit so viele Befehle geben kann, wie man möchte und die Einheiten diese auch augenblicklich durchführen, läuft das Geschehen bei einem rundenbasierten Titel etwas gemächlicher und taktischer ab. Wie der Name schon vermuten lässt, wird eine Partie in Runden geteilt, was bedeutet, dass die gegeneinander antretenden Fraktionen immer abwechselnd agieren. In jeder Runde haben alle verfügbaren Einheiten eine gewisse Anzahl von Aktionen, die sie durchführen können. Im Falle von Domination wären das einige Schritte und ein Schuss. Danach ist der Gegner an der Reihe und so weiter. Dieses Grundprinzip eines Rundenstrategiespieles haben die Entwickler aber noch ausgebaut und mehrere Modi eingebaut, die sich spielerisch voneinander unterscheiden. So kann der Spieler aus den Einzelspielermodi Training, Szenario, Weltkrieg, Karriere, Angriff oder Feldzüge wählen. Während dem Spieler im Trainingsmodus sämtliche Steuerungskniffe und taktischen Feinheiten des Spieles näher gebracht werden, verschlägt es ihn in den Modi Szenarios und Angriff in vorgefertigte Situationen, die es zu meistern gilt. Der Karrieremodus und der Weltkriegsmodus sind sich ebenfalls recht ähnlich. Bei beiden kommt eine der wichtigsten Ideen, die das Spiel vorzuweisen hat, als entscheidende Taktik zum Einsatz: die Geheimen Verbündeten . Aber dazu später mehr. Anhand einer solchen Partie lässt sich auch am besten erklären, wie ein Spiel mit allen Finessen abläuft. In jeder Partie treten also die zwei Parteien gegeneinander an. Dieser Kampf beschränkt sich dann auf ein natürlich begrenztes Areal, beispielsweise eine Inselgruppe, eine schwebende Plattform oder Ähnliches. Von dieser Kampfzone ist von Beginn an alles sichtbar. Den aus RTS-Spielen bekannten Fog of War gibt es bei Domination nicht. Die Areale sind in mehrere Regionen unterteilt, die durch farbige Linien voneinander getrennt werden. In jedem dieser Bezirke steht eine Hauptstadt, auf der eine Fahne anzeigt, ob das Land der UFN, der League oder den Neutralen angehört. Aber so einfach ist die Angelegenheit dann doch nicht, denn die Entwickler haben sich das Prinzip der Geheimen Verbündeten ausgedacht. Das bedeutet in der Praxis, dass ein als neutral angezeigtes Land nicht unbedingt auch neutral sein muss! Es kann auch ein Geheimer Verbündeter des Gegners sein. Einen davon kann der Spieler oder die KI während seiner Runde enthüllen. Dadurch bekommt das ohnehin schon taktische Spiel noch eine zusätzliche strategische Note. Normalerweise beginnt jede Partei ein Spiel mit einem Land. Wie viele Geheime Verbündete der Gegner und man selbst hat, ist festgelegt; welche Regionen allerdings dem Gegner gehören, wird jedes Mal per Zufallsgenerator bestimmt. Doch zurück zum Start des Spieles. Zu Beginn einer Schlacht kann der Spieler zuallererst bestimmen, in welche Einheiten er das Kapital seines Landes investieren will. Die Auswahl diesbezüglich ist mannigfaltig und bietet alles, was der moderne Feldherr für den Kampf braucht. Von diversen Bodentruppen wie Buggies, Panzer oder Mechs über fliegende Einheiten wie Hubschrauber oder Bomber bis hin zu Fahrzeugen, die für den Einsatz zu Wasser gedacht sind wie Schiffe, Flugzeugträger oder U-Boote ist alles dabei. Der Spieler kann aber auch stationäre Geschütze im ihm gehörenden Raum platzieren lassen, um seine Grenzen zu schützen. Auf beiden Seiten heißen die Einheiten zwar anders, sind aber größtenteils von ihren Fähigkeiten her identisch. Trotzdem hat jeder der beiden Opponenten ein paar eigene Spezialeinheiten. Alles in allem ist das Spiel die Kriegsgeräte betreffend sehr ausgewogen und keine Seite ist wirklich im Vorteil. Das wird vor allem durch die Unterschiede der einzelnen Maschinen erreicht. Fast alle können sich unterschiedlich weit fortbewegen, haben verschieden starke Angriffe in petto und verfügen über eigene Schussweiten und Panzerungen. Die Bewegungsfreiheit der Einheiten wird zudem durch mehrere Faktoren eingeschränkt. Neben logischen Dingen, wie zum Beispiel, dass Schiffe sich nur auf Wasser fortbewegen können oder ein tonnenschwerer, behäbiger Mech nicht einfach einen steilen Berg hinaufklettern kann, sind auch Feinheiten im Terrain ausschlaggebend. So können sich Bodentruppen zum Beispiel auf einer Straße schneller und somit weiter fortbewegen als in einem matschigen Sumpf. Den momentanen Trend, dass Einheiten an Erfahrung gewinnen und somit besser werden, lassen die Entwickler außen vor. Jeder neu rekrutierte Kämpfer ist genauso gut wie einer, der schon eine Stunde auf dem virtuellen Schlachtfeld steht. Upgraden kann man sie im Übrigen auch nicht. Sich diese Einheiten zu kaufen, ist aber nicht der einzige Weg, an mehr Feuerkraft zu kommen. Startet der Gegner nämlich eine Invasion in ein neutrales Areal, so schließen sich dem Spieler Guerillas an. Das passiert dadurch, dass er vor Beginn der Kampfphase mit dem Guerilla-Etat des Landes Einheiten kaufen kann, die ihn dann im Kampf unterstützen. Schafft es der Gegner, diese Truppen vollständig zu zerstören und mit einer seiner Einheiten auf das Feld der Hauptstadt zu fahren, gehört das Land endgültig ihm und er bekommt nun jede Runde durch das eroberte Land Ressourcen zur Verfügung gestellt, mit denen er wiederum Einheiten kaufen kann. So wechseln sich die Kontrahenten immer ab, bis einer keine Einheiten mehr hat oder die durch die Story beziehungsweise die Situation vorgegebenen Missionsziele erreicht hat. Vor allem im Storymodus lockern einige geskriptete Ereignisse den Rundenstrategiealltag auf. So fällt dem Spieler unerwartete Verstärkung des Gegners plötzlich über die Küste in den Rücken oder der Gegner mopst ihm einfach einige zum Betanken aufgestellte Einheiten vor der Nase weg und setzt sie fortan gegen ihn ein. All diese Features klingen jetzt zwar in der grauen Theorie vielleicht ein bisschen verwirrend und kompliziert, gehen aber durch eine einfach gehaltene Steuerung und gute Trainingsmissionen leicht und schnell von der Hand. Außerdem erklärt das Spiel bis auf Widerruf sämtliche Funktionen und Handlungsmöglichkeiten. Das Geschick des Computers kann dabei am Anfang eines Spieles oder der Story-Kampagne in drei Stufen reguliert werden. Während auf der einfachsten Stufe die Kämpfe zwar recht fordernd, aber nie wirklich frustrierend werden, heizt euch der Computergegner auf der höchsten Stufe schon richtig ordentlich ein! Diese Schlachten sind somit zwar schon gegen Computergegner sehr spannend, doch sein volles Potenzial entfaltet das Spiel erst im Multiplayermodus. Wenn man dann nämlich auf einen Gegner aus Fleisch und Blut trifft, erinnert die Stimmung stark an ein Schachspiel. Man taktiert, versucht den Gegner einzuschätzen und vorauszusehen, was er machen wird oder vorhat oder man überlegt sich Täuschungsmanöver, um den Gegner zu überraschen. Das Ganze wird dann noch durch im Internet geführte Ranking-Tabellen gefördert. Denn wenn man es wirklich irgendwann schaffen sollte, Meister aller Klassen zu werden, darf man sich selbst schon fast auf dieselbe Stufe wie der amtierende Schachweltmeister stellen. Oder zumindest fühlt man sich so. In puncto Internet ist auch noch zu erwähnen, dass man sich durch den sehr beliebten Vorgänger schon jetzt über eine große Community freuen kann. Aber auch die Entwickler halten das Spiel brav aktuell und fehlerfrei. Es ist bereits ein Patch erschienen, der alle Sound- und Stabilitäts-Probleme, die in der Verkaufsversion aufgetreten sind, restlos beseitigt. Grafik Die optische Präsentation von Domination ist durchweg gelungen. In vollem 3D gehalten und mit einer frei dreh- und zoombaren Kamera bewaffnet, zieht das Spiel in den Kampf gegen die Genreikonen. Leider erreicht es nicht den Detailreichtum oder die Opulenz eines Act of War , aber es ist doch sehr schön anzuschauen, wenn die Schiffe auf der mit einem tollem Shader belegten Wasseroberfläche dahin gleiten oder die Mechs beim Gehen Staub aufwirbeln und Abdrücke hinterlassen. Auch die Explosionen können sich sehen lassen: Wrackteile fliegen umher und die Feuereffekte sind auch nicht von schlechten Eltern. Bei entscheidenden, Einheiten vernichtenden Schlägen gegen den Gegner vollführt die Kamera dann noch eine rasante Kamerafahrt, um das Geschehen ins rechte Bild zu rücken! Im Endeffekt fehlt dem Spiel allerdings ein wenig mehr Detailverliebtheit, um grafisch ganz oben mitmischen zu können. Sound Der Sound des Spieles hinterlässt nach dem Installieren des Patches einen durchweg positiven Eindruck. Die Musikuntermalung ist zwar unauffällig, aber gut; die Effekte können auch überzeugen und die Sprecher wirken motiviert und bringen die diversen Charaktere gut rüber. Jeder Einheit wurden eigene Fahrt- und Schussgeräusche spendiert und wenn eine das Zeitliche segnet, donnert die Explosion soundgewaltig aus den Boxen. Surround-Sound, der die Atmosphäre perfektionieren würde, wird aber leider nicht geboten. Mit Domination ist ein durch und durch gutes Spiel auf den Markt gekommen, das ich persönlich, nach Installation des Patches, jedem Strategiefan nur wärmstens ans Herz legen kann. Für Fans von Rundenstrategie-Spielen ist der Nachfolger von Massive Assault ohnehin ein Must-Have -Titel! Dreamcatcher hat mit Domination das sicherlich beste Rundenstrategiespiel herausgebracht, das man momentan kaufen kann. Wer sich allerdings schon mit Spielen wie Panzers nicht anfreunden konnte, weil unrealistische Tank-Rushs nicht funktioniert haben, sollte von dem Titel tunlichst die Finger lassen. Denn hier wird Taktik groß geschrieben!
(05.06.2005)
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