Virtua Tennis 2009 (Xbox 360) (Sega) geschrieben von Jan-Tobias Kitzel
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Der "weiße Sport" - von Insidern auch "Tennis" genannt - hat in Deutschland seit Jahrzehnten seine Anhänger, nicht zuletzt aufgrund der früheren Erfolge von Boris Becker, Michael Stich und Steffi Graf. Auch wenn es in den letzten Jahren um die deutschen Spieler etwas ruhiger geworden ist und andere Nationen den Court beherrschen, so rechnet sich Sega für "Virtua Tennis 2009" auch in unseren Gefilden einigen Erfolg aus. Haben sie denn ihre Hausaufgaben gemacht? Gameplay "Virtua Tennis 2009" ist der neueste Ableger der Tennis-Sportfamilie und seine Vorgänger haben maßgeblichen Einfluss auf den guten Ruf von Tennis-Spielen gehabt, insbesondere auf Konsolen. Neben der "Top Spin"-Reihe sind die "Virtua Tennis"-Spiele der Platzhirsch auf den diversen Konsolen. Diesem Test liegt dabei die Xbox-360-Version zugrunde. In der neuen 2009er-Version erwarten den Spieler diverse Modi: World Tour, Spiel (Sofort-Spiel) und der Online-Modus. Die World Tour ist ein klassischer Karrieremodus, in dem man sich zuerst ein Männlein oder Weiblein nach eigenem Geschmack im Editor zusammenstellt und anschließend auf die Jagd nach Pokalen und Siegprämien geht. Der Charaktereditor ist dabei gelungen und ermöglicht viele verschiedene Looks, wobei die Gesichtszüge - wie bei den meisten Figuren - wie Plastik wirken, was im eigentlichen Spiel aber kaum auffällt. Vielmehr bemerkt man bei den ersten Schlägen auf dem Court direkt, wie angenehm unkompliziert die Steuerung reagiert. Wo der Konkurrent "Top Spin 3" auf realitätsnahe Simulation setzt und damit gerade Freizeitspieler verschreckt, geht "Virtua Tennis 2009" den entgegengesetzten Weg und setzt auf Arcade-Feeling mit wenigen Knopfkombinationen. So ist es außerhalb des Aufschlags selbst mit größter Anstrengung kaum möglich, den Ball ins Aus zu spielen und die Spielfiguren haben Sprintwerte, die einem Usain Bolt (dreifacher Sprint-Olympiasieger) zur Ehre gereichen würden, so dass viele eigentlich unmöglich zu erreichende Bälle noch erlaufen werden können. Dadurch kommen in "Virtua Tennis 2009" auch längere Ballwechsel auf dem Platz vor, was sich positiv auf den Spielspaß auswirkt. Etwas störend ist, dass es keine Möglichkeiten gibt, die häufigen Zwischensequenzen zwischen Ballwechseln grundsätzlich abzustellen, da sich diese schnell gleichen. Zwar sind sie durch mehrere Tastendrücke zu überspringen, eine grundsätzliche Abwahlmöglichkeit in den Optionen wäre dennoch nett gewesen. Im Karrieremodus startet man als Nobody auf Platz 100 der Amateur-Weltrangliste und muss sich von dort erst diese Liste und anschließend die der Profis emporarbeiten. Dazu dienen viele Turniere, zwischen denen man noch Übungs-Matches gegen den Trainer oder andere Spieler erledigen kann, um die Ballfähigkeiten in einem Erfahrungssystem zu steigern. Die dabei erlangten Fertigkeiten sind auf dem Platz allerdings nicht wirklich deutlich zu merken, so dass diesem Punkt eher untergeordnete Bedeutung beikommt. Lustiger ist da die Möglichkeit, mit dem hart erspielten Geld die eigene Figur neu einzukleiden oder ihr bessere Schläger zu kaufen (deren Unterschiede man schon bemerken kann). Negativ fällt auf, wie lange es dauert, um vom Amateur zum Profi zu werden, obwohl die Amateur-Turniere zu leicht geraten sind und von halbwegs geübten Spielern im Schnelldurchlauf absolviert werden; man muss einfach zu viele von ihnen absolvieren, um sich endlich Profi nennen zu können. Ist man dann erstmal im Lager der Berufsspieler angekommen, gewinnen die Spiele deutlich an Fahrt und werden - wenn es gegen die Top-10 geht - auch wirklich fordernd. "Virtua Tennis 2009" bleibt aber auch auf diesem Level ein schnell erlernbares Arcadespiel, dass die Freude an spektakulären Ballwechseln gegenüber dem Realismus in den Vordergrund stellt. Im Modus "Spiel" kann man allein oder zu zweit ein schnelles Match gegeneinander oder den Computer führen oder ein Turnier erstellen. Auch ein paar Spaßspiele, die ebenfalls im Karrieremodus zu finden sind, stehen zur Wahl, beispielsweise das Einreißen von Wänden mit Tennisbällen oder die Fütterung von Zootieren mit zugeworfenen Speisen, die man mit dem Schläger zu den Tieren spielt. Kurzweilig, aber der Kern des Spiels liegt dennoch auf dem Platz, wobei "Virtua Tennis 2009" alle Untergründe (Asche, Hartplatz, Rasen) bietet. Die Beläge haben dabei spürbare Auswirkungen auf die Ballgeschwindigkeit. Der Online-Modus ermöglicht es, in Spielen gegen Gegner auf der ganzen Welt auf die Jagd nach Punkten zu gehen, die den Schlägerschwinger in der weltweiten Rangliste aufsteigen lassen. Die Spiele laufen dabei erfreulich flüssig ab, Ruckeln oder Verbindungsabbrüche traten nicht auf. Durch die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten - Anzahl der Sätze, mit Tiebreak oder ohne, etc. - ist von kurzen Spielen bis zu langen Gefechten auf dem Platz alles möglich. Anfänger sollten erst einmal mit dem Karrieremodus trainieren, da sich online einige echte Profis herumtreiben, die Ungeübten den Ball nur so um die Ohren pfeffern. Der Online-Modus ist ein Garant für lang andauernden Spaß, da man immer wieder gute Spieler trifft und stets dazu lernt. Grafik und Sound Die Grafik von "Virtua Tennis 2009" rangiert im oberen Mittelfeld. So hinterlassen die Füße Spuren auf den Plätzen, schnelles Abstoppen auf Ascheplätzen lässt kleine Staubwolken um die Schuhe entstehen und die Zuschauer bilden eine nette Kulisse. Dafür sehen allerdings die Spielergesichter deutlich nach Plastik aus und die Leibchen kleben stets gleich am durchgeschwitzten Körper bei den - gut gemachten - Animationen der Spielfiguren. Der Sound ist in Ordnung, ohne wesentlich aufzufallen. Die Ballgeräusche, Spieler- und Schiedsrichterrufe sind neben dem Jubeln der Zuschauer nett gemacht. Die Menümusik hingegen dudelt auf Kaufhausniveau vor sich hin und wiederholt sich ständig, ist aber in den Optionen abschaltbar, um echtes Sport-Feeling aufkommen zu lassen. Fazit "Virtua Tennis 2009" bietet gegenüber seinem Vorgänger zwar kaum Neuerungen, macht aber letztlich alles richtig, wenn man ein spaßiges, schnelles Arcade-Tennis-Spiel haben möchte. Hardcore-Simulationsspieler sind hier an der falschen Adresse, "Virtua Tennis 2009" ist auf schnelle Zugänglichkeit und spektakuläre Ballwechsel ausgerichtet und kann hier absolut überzeugen. Grafik und Sound sind auf ordentlichem Niveau und der Online-Modus rundet das Gesamtpaket passend ab. Wer Arcade-Tennis mag, sollte bei "Virtua Tennis 2009" zugreifen. (23.06.2009) |