Serious Sam HD Gold Collection (dtp entertainment) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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Der Held Serious Sam war immer so etwas wie das europäische Pendant zu Duke Nukem: Beide Heroes versuchten, die Erde vor fiesen Aliens zu beschützen und bedienten sich dabei eines riesigen Arsenals an Waffen. Wie auch die etwa zeitgleich erschienenen Ego-Shooter "Unreal", "Quake 3" und "Half-Life" (jeweils mehrfach mit Updates und Add-ons) versuchte "Duke Nukem 3D" sich an so etwas wie einer Story entlangzuhangeln dieses Feigenblatt haben sich alle "Serious Sam"-Spiele nie gegeben. Hier geht es nur um eines, nämlich darum, massenhaft Feinde zu vernichten. Im Grunde sind die Spiele des kroatischen Entwicklers Croteam nur auf eines ausgelegt: Ballern. Und auch das ist eher zu milde formuliert, denn auch bei den anderen Ego-Shootern denkt man an Ballern, aber bei "Serious Sam" geht es um das Metzeln von ganzen Alien-Herden, die dem Helden mit unglaublicher Penetranz zusetzen. Irgendwie ist das Spiel jedenfalls nicht totzukriegen und man hat das Gefühl, es müsse schon zehn "Serious Sam"-Spiele geben, es sind aber nur drei: "Serious Sam The 1st Encounter" (2001), "Serious Sam The 2nd Encounter" (2002) und "Serious Sam 2" (2005). Danach wurde die alte Serious-Engine aufgebohrt und die beiden Originalspiele 2009 noch einmal in einer HD-Version über Steam veröffentlicht, wobei immer kolportiert wurde, dass dies nur in Vorbereitung für "Serious Sam 3" geschehen soll. Davon hat man jetzt allerdings lange nichts gehört. Der deutsche Publisher dtp Entertainment hat nun jedenfalls die beiden HD-Spiele zu einer Gold-Collection zusammengefasst und als Boxversion in den Handel gebracht. Die beiden Spiele heißen nun "Der erste Kontakt" und "Der zweite Kontakt". Dazu nun einige warme Worte. Ein Mann und seine Waffen Es ist der Kampf zwischen Sam "Serious" Stone und Notorious Mental, dem Bösen aus dem All: Mentals Truppen werden im 22. Jahrhundert auf die Erde gesandt, um sie zu unterwerfen. Sie kommen allerdings nicht in kleineren Kampfeinheiten, sondern in größenmäßig nicht mehr erfassbaren Heerschaaren und es bedarf eines ganz besonderen Helden, um die Menschheit zu retten, eben Sam Stone, bekannt als Serious Sam. So war es nunmal in Ego-Shootern der 1990er-Jahre und später: Man schickte nicht eine Armee los, um eine Armee zu bekämpfe, nein, man sandte einen einzelnen Helden und der erledigte das dann mal eben gerade. Serious Sam wird also losgeschickt und die Oberen der Erde haben einen an sich vernünftigen Plan: Sie benutzen ein Artefakt, um den Helden auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, in das antike Ägypten, zu schicken, um dort zu verhindern, dass es Mentals Bösewichten gelingt, damals schon die Tore für die geplante Invasion zu installieren. Leider bekommen die Fieslinge Wind von der Idee und schicken ebenfalls Truppen in die Vergangenheit. So muss sich Sam seinen Weg zu seinen Zielstellen erst freiballern, dabei hilft seine ständig wachsende Wummenkollektion; wenn er sich mit Wellen von Hunderten Feinden anlegen will, braucht er natürlich auch kriegerische Gerätschaften, die innerhalb von Minuten ganze Herden von Aliens ausschalten können. Er besitzt dabei die klassischen Waffen, wie Gattling-Gun oder Raketen- und Granatenwerfer, aber auch futuristische Waffen, die die Energieprojektile so heraushauen, als gäbe es kein Morgen. Ein Feind und seine Helfer Notorious Mental ist wie bereits erwähnt der Feind aus dem All, der seine Heerschaaren auf die Erde sendet. Nun handelt es sich bei den Feinden um Aliens, die nicht an Menschen erinnern, es sind also völlig neue Gestalten. Dieser Umstand hat im Übrigen alle Spiele der "Serious Sam"-Reihe vor einer Indizierung in Deutschland bewahrt, ein Schicksal, dem die meisten der Konkurrenzprodukte nicht entgehen konnten. Auf den ersten beiden "Serious Sam"-Games prangert der USK-Sticker "Empfohlen ab 12 Jahren", diese Bewertung kann die heute rechtsverbindliche Rating-Organisation nicht mehr halten, heute ist das USK-Zeichen rot, das heißt: keine Jugendfreigabe. Zurück zu den Feinden: Sie sind auch in den HD-Versionen der Spiele immer noch die gleichen, nur optisch und akustisch ziemlich aufpoliert. Insgesamt gibt es in beiden Spielen zusammen 22 verschiedene Gegnertypen, die ihren Schrecken zum einen aus ihrem Aussehen ziehen, zum anderen aber aus der Tatsache, dass sie in Massen auf den Helden hinzurücken und das im Laufen. Serious Sam befindet sich also oft in Panik auf dem Rückzug. Die meisten der Feindtypen sind in beiden Spielen enthalten, der Entwickler Croteam hat für "Der zweite Kontakt" noch einmal einige neue Bösewichte nachgelegt. Als letztes Jahr die HD-Versionen angekündigt wurden, da kamen den alten "Serious Sam"-Zockern aber vor allem zwei Feindtypen sofort wieder in Gedächtnis, denn sie verbreiten nicht nur optischen, sondern auch akustischen Schrecken. Da ist zum einen das Kleer-Skelett, das auf den ersten Augenblick wie ein fleischloses Pferd wirkt. Sein Gang ist aber viel aufrechter und er ist drei Meter groß. Aus der Entfernung bedient er sich einer Doppelkugel-Schleuder und schlägt den Helden aus der Nähe mit seinen Klingen, die es anstatt Vorderhufen besitzt, um einmal in der Pferdesprache zu bleiben. Eigentlich ist seine Gefährlichkeit nicht so hoch, aber wie echte Wildpferde auch, tritt es fast nur in riesigen Horden auf, und das nicht nur unter freiem Himmel, sondern auch in Gebäuden. Bevor man das Kleer-Skelett und seine Kumpel sieht, vernimmt man Hufgetrappel und das nimmt einem den letzten Nerv, weil man sofort denkt: "Oh nein, wo sind die Mistkerle?" Noch nervender und viel gefährlicher ist zum anderen der Enthauptete Kamikaze. Er erscheint eher in kleinerer Stückzahl, dafür explodiert er, wenn er Serious Sam erreicht, und fügt ihm starken Schaden zu. Dabei stößt er während des ganzen Angriffs einen ohrenbetäubenden Schrei aus, der jedem japanischen Kamikazepiloten alle Ehre gemacht hätte. Zum Glück explodiert er nach einem Treffer aus jedweder Waffe, aber er ist wirklich Furcht einflößend. Hier sind jetzt nur zwei Feindtypen besprochen worden, aber auch die anderen von Mentals Gestalten haben es alle in sich: Da ist der Werebull, ein wildgewordener Bulle, der Arachnoide, ein übergroßer Skorpion mit Kettenkanone, oder der haushohe Bio-Mech, ein lebender Mechwarrior. Eigentlich kann man sagen, dass die Feinde in "Serious Sam" ihresgleichen suchen. Um bei den Gegnern den Überblick zu behalten, bietet das Spiel einen aufrufbaren Computer an, auf den man ständig zurückgreifen kann und der neben den Informationen zu den Levels auch detaillierte Werte zu den Feinden bereithält. Sobald sich im Spiel irgendetwas Neues ereignet, wird man durch ein blinkendes Symbol darauf aufmerksam gemacht, dass man jetzt den NETRISCA so heißt der tolle Computer in Sams Hirn und das ist die Abkürzung für NEuroTronically Implanted Combat Situation Analyzer aufrufen sollte, um die Neuigkeiten erklärt zu bekommen. Ein Spiel und seine Präsentation Der Namenszusatz HD suggeriert, dass zumindest bei der Grafik an den Spielen im Vergleich zur Erstausgabe etwas verändert worden ist. So ist es dann auch: Die beiden Games sind bis auf Miniänderungen absolut spielgleich mit ihren Vorgängern, nur sieht alles etwas moderner aus. Dabei sollte man aber die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen, die Grafik hat immer noch nichts mit Hochglanzspielen wie "Call of Duty: Modern Warfare 2" oder "Medal of Honor" zu tun, das HD sollte man eher im Vergleich zu den Erstausgaben sehen, dazu ist die jetzige Version geradezu brillant animiert. Serious Sam besucht auf seiner Reise durch die Zeit in "Der erste Kontakt" verschiedene Gebiete im alten Ägypten, in "Der zweite Kontakt" Südamerika, Persien und das Mittelalter. Für diese Areale und Zeitalter wurden die gängigen Klischees aufgegriffen und bildhaft dargestellt. Dabei wurde an Detailreichtum nicht übertrieben, die Umgebung gibt auch nur den Rahmen für die Metzeleien vor. Im Grunde wirkt das Spiel comichaft, dazu tragen auch die vielen verwendeten grellen Farben bei, die man sonst aus Ego-Shootern nicht gewöhnt ist. Da das ganze Setting der Fantasie entsprungen ist, konnten die Designer die Akzente in der räumlichen und farblichen Gestaltung so legen, wie sie es sich wünschten. Die Levels an der Realität zu messen, ist Unsinn. Anders als bei der Umgebung haben die Gestalter bei den Feinden viel Liebe zum Detail bewiesen. Alle Fieslinge haben einen eigenen Stil, einige Feindtypen sind zwar offensichtlich miteinander evolutionär verbunden, aber man kann jeden Feind in fast jeder Einzelheit erkennen. In der HD-Version wurde vor allem Wert auf die Bewegung und auf das Ableben gelegt. Da mehr Blut verspritzt wird als in den Originalspielen, ist hier vermutlich die andere Alterseinstufung begründet. Wie bereits oben erwähnt ist ein wesentlicher Faktor in der Präsentation der Gegner seine Vertonung. Den Soundbastlern von Croteam ist es gelungen, passende und Furcht einflößende Laute und Geräusche zu jedem der KI-Schergen zu entwickeln. Da der wesentliche Kern der Kampfhandlungen darin liegt, die Panik vor den Gegnermassen unter Kontrolle zu halten, wirkt die Tongebung genau entgegengesetzt, indem sie die Aufregung noch mehr anheizt.
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