The Kings of the Dark Age (ZUXXEZ Entertainment AG) Geschrieben von Carlos Carvalho
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Seitdem Claudio Kronmüller und Dirk Beyelstein sich 1984 hingesetzt und das Spiel Kaiser für den Commodore C64 geschrieben haben, versuchen Spieleentwickler überall auf der Welt, den nächsten Hit im Strategiebereich herauszubringen, um die enorme Fangemeinde für ein paar Monate, im besten Fall ein paar Jahre, glücklich zu machen. Titeln wie Civilization, Caeser und Rome: Total War gehören inzwischen schon zu den Klassikern, die man, wie Kaiser, nie vergessen wird. Cateia Games versucht mit The Kings of the Dark Age (Koda) den hohen Ansprüchen der Genre-Fans gerecht zu werden. Installation oder "Genug Zeit, um ein gutes (Hand)buch zu lesen" Legt man die Koda-CD ins Laufwerk ein, so öffnet sich prompt ein Menü voller Optionen. Einige dieser Optionen sind völlig erwartet, wie "Kings of the Dark Age installieren", andere jedoch kommen eher überraschend vor, wie "Video Codec installieren". Man sollte diese unbedingt installieren, denn das Spiel benötigt die Video Codecs des Windows Media Players 9 für das Firmenlogovideo am Anfang des Spiels. Sonst braucht man ihn nicht, auf ein Intro wartet man vergebens, man wird gleich ins Hauptmenü versetzt. Bis dahin hat man jedoch wahrscheinlich genug Zeit gehabt, das Handbuch zu lesen; es dauert einige Zeit, bis die Installation abgeschlossen ist. Das Handbuch ist sehr gut geschrieben, erklärt alle Funktionen und Einheiten des Spiels und gibt einige gute Tipps, wie manche Kampagnen zu schaffen sind. Während es hilft, die Tutorials zu spielen, um sich mit den verschiedenen Funktionen vertraut zu machen, sind nur im Handbuch alle vollständig und gründlich beschrieben. Man merkt, dass der Spielentwickler Cateia Games sich Mühe gegeben hat, das Spiel für alle möglichen Betriebssysteme spielbar zu machen: Benötigte Treiber für Win98-/ WinME-Systeme werden ebenfalls im Installationsmenu angeboten, das Handbuch beschreibt auch für diese älteren Systeme, welche zusätzlichen Installationen man durchführen soll (zum Beispiel die Visual Basic 6 Treiber). Im Ordner des Spiels findet man ein Extraprogramm, um die Grafikeigenschaften besser einzustellen. Mit wenigen Klicks der Maus wird Koda auch für ältere Rechner ruckelfrei spielbar. Spielprinzip oder "Nur ein glücklicher Bürger ist ein guter Bürger" In Koda wird man ins das mittelalterliche Europa versetzt. Aachen wurde von den Wikingern geplündert und es liegt am Spieler, wieder Ordnung in das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu bringen. Das Spiel erlaubt dem Spieler nicht, seinen eigenen Weg zu nehmen, man muss durch Kampagnen zum Ziel kommen. Am Anfang hat man nichts weiter als eine kleine Armee, um ein Dorf aus den Händen der Wikinger zurückzuerobern. Nach und nach kommen mehr Möglichkeiten ins Spiel und man kann durch geschicktes Handeln, Steuereintreiben und Bündnisse mit anderen Reichen mehr Ruhm erlangen. Für jede Kampagne gibt es verschiedene Ziele, die man erfolgreich erledigen muss, allerdings ist nicht jede Kampagne militärisch zu gewinnen. Das Spiel ist eigentlich zweigeteilt: auf der eine Seite ein rundenbasiertes Strategiespiel, wo man mit den Mitteln, die man zur Hand hat (Gold, Holz, Stein und Eisenerz), versucht, die eigene Burg zu verbessern und eine Armee aufzubauen. Viel schwieriger jedoch sind die eigenen Bürger: Diese brauchen Nahrung, um zu überleben, ohne die geht deren Moral schnell zur Neige und sie hören auf, zu arbeiten, oft zetteln sie sogar eine Revolte an. Einfluss auf die Moral der Bürger hat nicht nur ausreichend Nahrung, sondern auch eine ausgewogene Ernährung (Fleisch ist zwar ein Luxusgut, aber eine willkommene Abwechslung zur täglichen Ration Getreide), die Gunst der Kirche, die Jahreszeit und schließlich die Häufigkeit, in der Ritterspiele im eigenen Land durchgeführt werden. Da alles Gold kostet, kann man die Moral der eigenen Bürger nur mit dem geschickten Einsatz von Steuern und die Verwendung der positiven Einflüsse (ausreichend Nahrung, rechtzeitiges Bezahlen der Kirchensteuer usw.) hoch halten. Auf der anderen Seite bekommt man mit diesem Spiel ein Echtzeitstrategiespiel, in dem man mit der eigenen Armee versucht, die gegnerischen Truppen zu vernichten. Um die Übersicht über das Schlachtfeld behalten zu können, sind die Einheiten in Verbänden von 40 gleichen Einzelkämpfern versammelt. Auch die eigene Armee hat eine Moral, die sich sowohl in der Anzahl an Bewegungspunkten auf der Strategiekarte niederschlägt als auch in der Ausdauer auf dem Schlachtfeld. Bei niedriger Moral verlassen die Verbände schon nach kleineren Verlusten das Schlachtfeld. Gameplay oder "Wen greife ich diesen Sommer an?" Jede Runde des Aufbaustrategieteils entspricht einer Jahreszeit. Zu bestimmten Jahreszeiten lassen sich bestimmte Felder für Nahrung verwenden; so kann man im Herbst Getreidefelder anlegen, die man am Ende des nächsten Sommers aberntet oder im Winter eine Kuhweide anlegen, die am Ende des folgenden Herbstes die Fleischerei beliefert. Ein gewisses Vorausdenken ist deswegen nötig, denn man muss sich überlegen, was man erst in vier Runden benötigt. Die anderen Ressourcen sind von den Jahreszeiten unabhängig, die Lager füllen sich am Anfang jeder Runde um den entsprechenden Betrag. Allerdings besitzt man selten alle Ressourcen produzierenden Gebäude, einige Waren muss man sich entweder beim Händler oder durch den diplomatischen Tausch mit anderen Reichen besorgen. Der Bau von Burgen und die Schmiedearbeiten erfolgen ebenfalls im Jahreszeittakt. Während der Bau einer Burg mehrere Jahre dauern kann, kann ein Schmied von einer bestimmten Waffensorte eine bestimmte Anzahl herstellen (also zum Beispiel 40 Bögen pro Runde) - solange genug Ressourcen zur Verfügung stehen. Durch Forschung kann man unter anderem die Anzahl der Waffen pro Runde erhöhen. Liegen dann genug Waffen im Lager und genügend freie Arbeiter langweilen sich auf ihren Feldern, kann man sich eine Armee aufbauen. Nur drei Truppenverbände darf man befehligen, allerdings dürfen diese fast unendlich groß werden. Die Bewegung der Truppen auf der Strategiekarte ist leider schlecht durchdacht: Die Armee darf sich ausschließlich über Straßen bewegen, also über vordefinierte Wege. Abhängig davon, ob die Moral der Soldaten gerade gut ist oder nicht, besitzt die jeweilige Armee einen bis drei Bewegungspunkte pro Jahreszeit. Dabei ist es egal, aus welchen Einheiten diese besteht, eine aus reinen Rittereinheiten ist genau so schnell wie eine aus Infanterieeinheiten. Wegpunkte gibt es nicht, das heißt, man muss für jede Bewegung die Armee wählen und einen Schritt in die entsprechende Richtung befehligen. Hat die Armee zwei oder drei Bewegungspunkte, muss man den Soldaten zwei bzw. drei Mal pro Jahreszeit den Marschbefehl geben. Ein dreißigjähriger Krieg ist dadurch nicht unmöglich, man braucht in etwa solange, um von einer Ecke der Karte zur anderen zu marschieren. Man läuft deswegen nicht mit einem kleineren Truppenverband los und plant, Nachschub an Truppen nachträglich zu versenden, sondern baut stattdessen eine riesige Armee auf und schickt erst dann die paar tausend Mann gegen den Feind. Verschiedene Gebäude und Schatztruhen sind auf den Karten verteilt, die der vorbeilaufenden Armee oder dem Staatsheer Vorteile bringen. Neue Städte oder Burgen kann man selbst nicht errichten, alle Gebäude sind am Anfang des Spiels bereits platziert und bauen sich selbst wieder auf, sollten sie zerstört worden sein. Sonstige Vorteile und viele Nachteile bringen Zufallsaktionen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Kirchensteuern. Die Einstellung der Schwierigkeitsstufe am Anfang der Kampagne beeinflusst den Reichtum des Landes und die Häufigkeit von Naturkatastrophen. Geschehen mehrere nachteilige Aktionen im selben Jahr, kommt man wirklich ins Schwitzen. Konfrontiert man die feindliche Armee, kommt es natürlich zum Kampf und man wird ins Schlachtgeschehen versetzt. Beide Armeen müssen sich erst einmal ordnen und Taktiken müssen schnell ausgedacht werden: Der Feind greift nämlich kurz nach dem Aufstellen der Truppen an und versucht die eigene Armee prompt in die Knie zu zwingen. Schnelle Einheiten versuchen, die Bogenschützen aus dem Weg zu räumen, während schwere Infanterieeinheiten die eigenen Bogenschützen verteidigen. Haben aber die Bogenschützen ihre Pfeile verschossen, so sind diese im Kampf nutzlos und nur noch als Kanonenfutter zu gebrauchen. Um dermaßen viele Entscheidungen in kürzester Zeit fällen zu können, darf man im Schlachtfeld die Spielgeschwindigkeit hoch- bzw. runterregeln. Zwei vorgegebene Formationen stehen zur Verfügung (Linie oder Block), die Verbände kann man jedoch einzeln anwählen und positionieren. Bewegt man aber die ganze Armee in der Position nach vorne, so positionieren sich alle Verbände neu nach der angewählten vorgegebenen Gruppierung. Da die meisten Schlachten in nur wenigen Minuten gewonnen werden, sind besondere Aufstellungen eher überflüssig. Die Bedienung der Armee ist aber intuitiv und nach kürzester Zeit gut zu beherrschen. Die Tastaturbelegung ist vernünftig und hilft dem Spieler, bestimmte Typen von Soldaten zu wählen. Mehr als 30 Kampfeinheiten kommen im Spiel vor, von dem durchschnittlichen revoltierenden Bauer über Bogenschützen und Schwertkämpfer bis hin zu Ritter-Champions und sogar fast übermenschlichen Kriegsherren. In manche Situationen muss man eine Burg einnehmen oder die eigene Burg verteidigen, wobei eine weitere Einheit ins Spiel kommt: der Ingenieur. Dieser kann im Falle eines Angriffs Katapulte oder Rammböcke bauen, im Falle einer Verteidigung wirft er Steine oder heißes Öl auf die näher rückende Armee. Ist die künstliche Intelligenz nicht herausfordernd genug, kann man gegen einen menschlichen Spieler im Multiplayer-Modus antreten. Zur Verfügung stehen TCP/IP-Verbindungen als auch Spiele über einen Server per Internet. Diese Funktion war leider noch nicht eingeschaltet, sodass es bis Redaktionsschluss nicht getestet werden konnte. Grafik oder "Aussehen ist nicht alles" Die Grafik in Koda ist zwar detailreich, aber etwas mehr Liebe hätte man investieren können. Aus einer isometrischen Perspektive, also von schräg oben sieht man sowohl die Strategiekarte als auch das Schlachtfeld. Solche Perspektiven sind seit Panzer General 3D und Diablo II gut bekannt. Die Grafik basiert auf der OpenGL-Technologie, ebenfalls seit Diablo II bekannt, in dieser Hinsicht werden keine neuen Maßstäbe gesetzt. Die Hintergründe sind statisch, mit Ausnahme von einigen Animationen bei den Wasserfällen und Windmühlen. Die Fauna ist auf dem Hintergrund bemalt, die Armeen laufen deswegen oft vor Bäume, die aus der Perspektive vor ihnen sein sollten. Winter oder Sommer sehen gleich aus, die einzige Methode, auf der Karte zu bemerken, in welcher Jahreszeit man sich gerade befindet, ist durch den Zustand der Getreidefelder. Auch hier hätte man mit wenig Mühe mehr unterschiedliche Hintergründe für die verschiedenen Jahreszeiten designen können. Stattdessen fliegen Vögel dauernd hin und her vor dem Hintergrund, ein deutlich weniger wichtiger Aspekt des Spiels. Sound oder "Vögel, ich höre Vögel überall" Die Musik im Spiel ist passend zur Epoche, wenngleich etwas eintönig. Spätestens nach der dritten Wiederholung der wenigen Stücke stellt man die Musik im Spiel aus und genießt die beruhigenden Gesänge der Vögel. Diese passen sehr gut zum Spiel und sind bitter nötig, wenn man sich ärgert, mal wieder 20, 30 Züge lang nichts weiter tun zu können als die Armee um ein paar Zentimeter auf dem Bildschirm weiterzubewegen. Die Marschgeräusche der Armee auf der Strategiekarte gehen ebenfalls schnell auf den Geist, insbesondere weil sie nicht passend zur Bewegung gemacht sind - oft ist der Sound bereits zu Ende, die Armee bewegt sich aber immer noch. Auf dem Schlachtfeld sind alle Waffengeräusche ebenfalls passend zum Spiel, dasselbe gilt sowohl für Pferde als auch Katapulte. Meldungen der einzelnen Verbände oder Gruppierungen bestätigen laut und deutlich die ausgewählten Befehle. Nennenswert ist, dass Cateia Games sich für WAVs entschieden hat, die keine Kompressionsverfahren benutzen. Dadurch beträgt alleine der Sound-Ordner über 300 MB, fast die Hälfte des gesamten installierten Spiels.
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