Abenteuer auf dem Reiterhof 4 - Die Meisterschule

Abenteuer auf dem Reiterhof 4 - Die Meisterschule

(Ubisoft)

geschrieben von Anke Morbitzer

 

Einleitung

Eine Reitakademie in Schottland hat dich als Schüler ausgewählt. Nur wenige bekommen die Chance, dort ihre Ausbildung zu machen. Als du spät am Abend dort eintriffst, zieht ein schweres Gewitter über das altehrwürdige Gemäuer hinweg und plötzlich schlägt ein heller Blitz krachend in der Nähe ein! Nach kurzer Zeit lodern Flammen aus dem Pferdestall empor. Aus der Ferne hörst du ein erschrecktes Wiehern: Ein Pferd ist in Gefahr, du musst ihm zu Hilfe eilen! In letzter Sekunde kannst du eins der besten Pferde der Akademie aus der brennenden Box holen. Es wird von nun an das Pferd sein, mit dem du durch Dick und Dünn gehen wirst. Die Ausbildung ist schwer und du wirst dich anstrengen müssen, um alle Prüfungen zu absolvieren.

Das Spiel ist eine Mischung aus Abenteuer und Simulation: Die Ausbildung läuft mit einem vollen Stundenplan ab, trotzdem kann man innerhalb gewisser Vorgaben wählen, welche Trainingseinheiten man absolvieren möchte. Dazu gibt es aber immer wieder unvorhergesehene Rätsel zu lösen oder kleine Wettkämpfe zu bestehen. Erst danach kann man im Stundenplan weiterspielen, so dass es stets spannend bleibt und man sich nie ganz sicher sein kann, was als nächstes passiert. Als Besonderheit erscheint die Olympiasiegerin Nicole Uphoff in einer Rolle als Reitlehrerin, sie erklärt Grundlagen und gibt Tipps bei Prüfungen. Sie wurde mit ihrem Pferd per "motion capture"-Technik digitalisiert, so dass die Bewegungsabläufe beim Reiten sehr realistisch wiedergegeben werden.

Story

Als Schülerin auf einer exklusiven Reitschule muss man sich auf einiges gefasst machen. Jeder Tag ist vollgepackt mit den verschiedensten Aufgaben. Jede Menge Reitunterricht muss absolviert werden. Dabei gilt es, im Springreiten, bei der Dressur und im Gelände gute Resultate zu erzielen. Erreicht man gute Noten in allen Disziplinen, darf man an der Zwischenprüfung teilnehmen. Neben den Reitstunden gibt es noch andere Aufgaben, vor allem muss das Pferd versorgt und gepflegt werden. Regelmäßig muss es gründlich gebürstet oder mit Wasser abgespritzt werden, die Hufe müssen ausgekratzt und die Box ausgemistet werden. Nebenbei gilt es, in der Bibliothek sein Wissen über das Reiten und über die Pflege eines Pferdes zu vertiefen. Später müssen auch darin kleine Aufgaben gelöst werden. Man muss dann die Gesten des Pferdes deuten und das Richtige tun, zum Beispiel das Pferd streicheln oder bestimmtes Futter geben. Natürlich hat man auch Freizeit: Man trifft sich mit den anderen Reitschülern und versucht, Anschluss zu finden oder surft im Internet und kauft sich von seinen erworbenen "Krediten" in einem Onlineshop Reitkleidung oder Zubehör. Damit kann man dann bei den anderen Schülern Eindruck schinden, denn auch die Beliebtheit wird bewertet. Leider gibt es Mitschüler, die euch den Erfolg nicht gönnen und sich immer wieder Gemeinheiten ausdenken. Da wird schon mal die Box verwüstet oder das Pferd entführt. So hat man es nicht leicht auf dem Weg zu verschiedenen Turnieren in den USA, in Marokko oder Schottland.

Installation

Der vierte Teil der "Reiterhof"-Reihe kommt auf zwei CDs, die beide zur Installation benötigt werden. Die Installation ist einfach, zusätzlich müssen aber Treiber des Star Force-Kopierschutzes installiert werden. Bei der ersten Überprüfung der CD muss der aufgedruckte Code eingegeben werden. Es hat allerdings mehrere Versuche gebraucht, bis danach die CD richtig erkannt wurde. Später läuft alles problemlos. Das Spiel belegt 1,4 GB an Festplattenplatz und läuft fehlerfrei. Das Handbuch ist ausführlich und auch für jüngere Spieler leicht verständlich.

Steuerung

Die Steuerung im Spiel ist natürlich viel einfacher als im richtigen Leben. Statt Zügel und Steigbügel braucht der Spieler nur die Pfeiltasten, um sein Pferd in Bewegung zu setzen. Wird die "Vorwärts"-Taste mehrmals gedrückt, fällt das Pferd vom Schritt über Trab in den Galopp. Wer sich nicht so gut auskennt, bekommt als Hilfe bei der Dressur die aktuelle Gangart angezeigt. Mit einigen wenigen weiteren Tasten können spezielle Lektionen wie starker Trab, versammelter Galopp oder Halten und Grüßen ausgeführt werden. Die Richtungssteuerung erfolgt ebenfalls mit den Pfeiltasten. Beim Springreiten kommt die Leertaste ins Spiel, das Pferd springt dann ab. Der richtige Abstand zum Hindernis wird durch farbige Zonen markiert. Dazu gibt es noch eine Harmonie-Anzeige, die die richtige Ausführung des Sprungs beeinflusst. Etwas schwieriger ist die Steuerung bei der Pflege. Beim Putzen müssen verschiedene Bürsten über das Fell bewegt oder die Hufe gereinigt werden. Auch die Box muss gereinigt und neu eingestreut werden. Alle Geräte werden mit der Maus gesteuert. Am kniffligsten ist die Mistgabel, denn sie muss in drei Dimensionen bewegt werden, und bei der Maus hat man nur zwei Bewegungsrichtungen. So braucht man anfangs länger, bis alles Stroh und jeder Pferdeapfel aufgesammelt und auf die Schubkarre geworfen ist.

Gameplay

Das Spiel bietet eine interessante Mischung aus Sport-Simulation und Abenteuer. Der Ablauf des Spiels wird durch einen Stundenplan der Akademie geregelt. Der Spieler kann dabei aus vorgegebenen Elementen seine Woche zusammenstellen. Dabei gibt es verschiedene Reitstunden und Ausritte, aber auch die Bibliothek muss besucht werden und die Pflege darf ebenfalls nicht zu kurz kommen. Schön ist ebenfalls der Schwerpunkt auf Pflege und Umgang mit Pferden, nicht nur bei der Lesestunde in der Bibliothek kann man viel lernen. Die enge Verknüpfung mit dem Abenteuer sorgt einerseits für Spannung und Ansporn, könnte andererseits aber bei jüngeren Spielern für etwas Frustration sorgen. Die Lösungen der Rätsel sind manchmal erst nach längerem Probieren zu finden und man kann währenddessen nicht zwischenspeichern. Hier könnte eine Art Bonussystem eingeführt werden, damit man auch ohne Lösen der Aufgabe weiterspielen kann. Eine große Rolle im Ablauf spielen auch die Beziehungen zu den anderen Mitschülern, denn da werden jede Menge Eifersüchteleien gepflegt und man muss sich die Anerkennung hart erkämpfen. Die Missgunst einiger anderer spornt aber auch zu Höchstleistungen an, denn man will sich deshalb umso mehr beweisen.

Am Ende jeder Woche sind die Prüfungen. Dabei gibt es dann vom Ausbilder und von Nicole Uphoff anspornende Kommentare. Hier müssen alle drei Disziplinen hintereinander absolviert werden, nämlich Dressur, Springreiten und Geländeritte. Bei der Dressur müssen verschiedene Lektionen wie unterschiedliche Gangarten auf einem vorgegebenen Kurs gezeigt werden. Als Hilfe bekommt man angezeigt, welche Lektion gefordert ist und der zurückzulegende Weg wird farbig markiert. Zwischendurch gibt es Kontrollpunkte, an denen durch Drücken einer zusätzlichen Taste die Kontrolle über das Pferd behalten wird. Beim Springen kommt es vor allem auf ein gutes Zeitgefühl an. Vor jedem Hindernis gibt es eine Absprungzone. Trifft man die mittlere grüne Zone und verfügt zusätzlich über gute Harmoniewerte, springt das Pferd fehlerfrei. Stimmt der Abstand nicht, werden Stangen gerissen und bei größeren Fehlern verweigert das Pferd oder man findet sich sogar auf dem Boden der Halle wieder. Die Harmoniewerte werden besser, wenn man sich intensiv um das Pferd kümmert. Auch bei guten Ergebnissen gewinnt es mehr Vertrauen. Im Gelände sorgen die vielen unterschiedlichen Hindernisse für Spannung. Neben Baumstämmen muss der Reiter auch Fässer, Kisten und anderes überwinden und das oft in unebenem und unübersichtlichem Gelände. Entspannen kann man bei den Spazierritten, hier kann man die fremde Umgebung gut erkunden; vom Park in einer amerikanischen Stadt bis zur marokkanischen Wüste. Dabei gibt es keine vorgegebene Strecke und auch kein Zeitlimit, man kann die Ausritte so lange genießen, wie man möchte. Als Bonbon kann man per Kameramodus Fotos machen, die man dann in seinem Fotoalbum jederzeit wieder betrachten kann. Man wird manchmal auf besonders interessante Sachen aufmerksam gemacht, nach denen man suchen soll. So werden die Ausritte keinesfalls langweilig.

Grafik

Die Grafik des Spiels ist gut gelungen, besonders die Bewegungen des Pferdes sehen realistisch aus. Die Landschaften sind sehr stimmungsvoll und geben die Atmosphäre gut wieder. Auch Gebäude und Innenräume sind gelungen. Der Detailreichtum ist allerdings nicht völlig ausgereizt, aber die Systemanforderungen sind auch moderat. Bei schnellen Bewegungen tauchen manchmal leichte Artefakte auf und bewegte Gegenstände scheinen etwas zu flattern. Das stört aber kaum und verschwindet nach wenigen Sekunden wieder. Schade ist, dass bei den Videosequenzen im Abenteuer der Mund der Sprecher nicht animiert ist und einfach geschlossen bleibt. Wenn man schon Nicole Uphoff als Synchronsprecherin gewinnt, sollte man bei der Animation auch mehr Arbeit investieren. Für Modebewusste kann nicht nur die Kleidung der Hauptfigur, sondern auch die Ausstattung des Pferdes gewählt werden. Bei den Pferden gibt es ebenfalls eine beachtliche Auswahl, allerdings unterscheiden sich die einzelnen Rassen nur in der Fellfarbe, die Statur bleibt immer gleich.

Sound

Der Sound ist durchweg sehr gut gelungen. Am wichtigsten sind natürlich die Geräusche wie Hufschlag, Schnauben oder Wiehern des Pferdes oder purzelnde Stangen beim Springreiten. Bei Ausritten kommt der Wind dazu oder das Meeresrauschen am Strand. Zu allen Disziplinen gibt es schöne Hintergrundmusik, die passend zum Spiel komponiert wurde. Da wechseln flotte Melodien beim Reiten mit ruhigen bei der Pflege ab, in Marokko erklingt südländische Gitarrenmusik und bei Rätseln wird es spannungsgeladen wie in einem Krimi. Einziger Kritikpunkt ist, dass der Hufschlag leider nicht mit der sichtbaren Bewegung des Pferdes synchron ist.

Mit "Abenteuer auf dem Reiterhof 4" ist Ubisoft eine abwechslungsreiche Mischung aus Simulation und Abenteuer gelungen. Für Pferdebegeisterte bietet es viel und man lernt auch Einiges über Pferde dazu. Für jüngere Kinder sind vielleicht die Rätsel etwas zu schwer, als Alternative bietet sich hier aber der Trainingsmodus an. Besonders hervorzuheben sind die schön gestalteten Landschaften und die angenehme Musik, die einzelne Szenen sehr gut unterstreicht. Alles in allem ist das Spiel unterhaltsam, dazu lehrreich und spannend. Daran können auch Spieler Gefallen finden, die bisher keine Erfahrung mit Pferdesport gemacht haben.

(07.01.2006)

Entwickler: Lexis Numèrique
Publisher: Ubisoft
Genre: Adventure / Simulation
Releasedate: Bereits erschienen
Homepage: Abenteuer auf dem Reiterhof
Preis: 29,95€
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

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