FIFA 08 (Xbox 360) (Electronic Arts) geschrieben von Michael Jantzer
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Nachdem wir vor kurzem die PC-Version von "FIFA 08" unter die Lupe genommen haben und erschreckt über die geringe Zahl der Neuerungen und die Uralt-Grafik waren, gehen wir nun mit der Xbox 360 auf Torejagd. Ob EAs Next-Gen-Entwickler bessere Arbeit als ihre PC-Kollegen geleistet haben, lesen Sie in unserem Review. Das "FIFA" der nächsten Generation EA hat in den letzten Jahren viele Versuche unternommen, den Fußballthron zurückzuerobern; gelungen ist es ihnen bisher nicht. Die PC-Version steht schon seit Jahren nahezu still und die Next-Gen-Variante krankte im vergangenen Jahr an zu wenigen Spielmodi und lizenzierten Ligen. Mit "FIFA 08" auf der Next-Gen-Plattform scheint EA nun jedoch endlich den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Begann das Desaster bei der CurrentGen bereits mit dem Intro, zeigt sich schon hier der große Unterschied zwischen den beiden Versionen. Das Spiel startet nunmehr mit einen sehenswerten Video, das die Stars Ronaldinho, Rooney und Klose im Zusammenspiel zeigt. Das Ganze sieht nicht nur klasse aus, sondern wird noch von stimmungsvoller Musik untermalt. Bevor Sie zum Hauptmenü gelangen, finden Sie sich auf einem Trainingsplatz wieder, auf dem Sie wie bereits im Vorjahr mit Ronaldinho gegen einen Torhüter antreten können. Hier können Sie in aller Ruhe Eins-gegen-Eins-Situationen üben und sich mit der Steuerung vertraut machen. Anstelle eines langweiligen Ladebalkens gelangen Sie auch vor jedem Spiel in diesen Modus. Nachdem Sie nun im Hauptmenü angelangt sind, werden Kenner der PC-Version nochmals verwundert auf die DVD-Box schauen, um zu überprüfen, ob es sich hierbei wirklich um "FIFA 08" handelt. Das komplette Menü ist völlig anders und vor allem besser gestaltet. Es bietet nicht nur eine klare Strukturierung und Übersicht, sondern lässt sich zudem mit dem Controller vernünftig bedienen. Auch bei den Spielmodi gibt es im Vergleich zur PC-Version einige Unterschiede. Der neue "Be A Pro"-Modus wurde hier etwas anders umgesetzt. Sie wählen vor dem Start einen Spieler aus und steuern während der gesamten Partie lediglich diesen Kicker. Der Unterschied gegenüber früher besteht darin, dass Sie ständig von Ihren Kollegen Rückmeldungen über Ihre Aktionen erhalten. Anhand eines Balkens werden Ihnen Pluspunkte, aber auch Abzüge angerechnet. Lob erhalten Sie zum Beispiel nach präzisen Pässen oder gelungenen Zweikämpfen, während Sie sich bei Fehlpässen oder dem Verlassen Ihrer Spielposition Kritik anhören müssen. Zum Ende jeder Partie erhalten Sie dann eine detaillierte Bewertung Ihrer Leistung. Im Gegensatz zur PC-Version verfolgen Sie das Spiel in einer Art 3rd-Person-Perspektive, die je nach Geschwindigkeit heran- oder herauszoomt. Sie sorgt zusammen mit der Kritik Ihrer Mitspieler für eine deutlich bessere Identifizierung mit dem Kicker. Während PC-Spieler diese neue Variante noch in einer Art Karriere-Modus ausgiebig genießen und ihren Kicker von Spiel zu Spiel verbessern können, fällt dies auf der Konsole unerklärlicherweise völlig weg. Deshalb trägt der Modus hier den Namen "Be A Pro Offline Training". Das Herzstück von "FIFA", der Manager-Modus, wurde im Vergleich zur PC-Version ebenfalls verbessert, lässt aber wiederum einige Stärken eben dieser Plattform unerklärlicherweise vermissen. Während das Karriere-Menü eine deutlich bessere Übersicht und interessantere Statistiken bieten, können Sie Ihre Kicker anhand eines Erfahrungssystems stets verbessern. So sammeln sie in jedem Spiel Erfahrungspunkte, mit denen Sie dann jedes denkbar mögliche Attribut Schritt für Schritt verbessern können. Sie können ihnen sogar Eigenschaften wie Nervenstärke oder Superjoker zuschreiben. Mit der bekannten Möglichkeit, Geld in besseres Personal zu investieren, können Sie diesen Erfahrungsmultiplikator erhöhen. Rückmeldungen seitens des Vorstandes, Interviewanfragen oder sonstige Ereignisse geschehen jedoch leider viel zu selten und die Möglichkeit der PC-Version, zusätzliche Trainingszeiten oder Freundschaftsspiele zu vereinbaren, hat EA ebenfalls gestrichen. Die neue Funktion der CurrentGen-Version, eigene Formationen zu erstellen, hat auch auf den zukunftsträchtigen Konsolen Einzug gefunden. So können Sie die gegnerischen Stürmer nun auch mit einer Fünferkette in den Wahnsinn treiben oder lieber mit vier Stürmern alles auf eine Karte setzen. Im Managermodus haben Sie somit die Möglichkeit, sich vor jedem Spiel auf die Formation des Gegners einzustellen, indem Sie die Ihre daran anpassen. Ärgerlicherweise haben sich leider auch wieder etliche Fehler in den Manager-Modus eingeschlichen. So verlangte der Vereinsvorstand in unserem Test nach dem geglückten Aufstieg sofort die Meisterschaft. Obwohl das in der Fußballhistorie bereits einer Mannschaft gelungen ist, gestaltet es sich jedoch auf höheren Schwierigkeitsgraden äußerst mühevoll und sorgt daher für einen wackeligen Trainer-Stuhl. Um Zielvorgaben dieser Art so nah wie möglich zu kommen, gilt es also, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Vertragsverlängerungen sind hierbei kein Problem, denn hier ist EA anscheinend ein Fehler unterlaufen. Selbst Spieler, die auf der Bank oder Tribüne Wurzeln geschlagen haben, unterschreiben ohne Murren die geizigsten Verträge. Dadurch sparen Sie in der Praxis jede Menge Geld, das Sie in neue Spieler investieren können, es sei denn, deren momentaner Verein verfügt wie so oft über eine nur geringe Anzahl an Kickern. Diese ärgerliche Tatsache sorgt dafür, dass der Transfer mancher Spieler erst dann möglich ist, wenn deren Verein durch Zufall Interesse an einem der Ihren hegt. Sehr ärgerlich! Immerhin hat EA mittlerweile den beliebten Fehler aus der PC-Version ausgemerzt, bei dem man zu Beginn der Saison freie Spieler ablösefrei verpflichten und sofort wieder für mehrere Millionen verkaufen konnte. Fußball live Da die Wahrheit bekanntlich auf dem Platz liegt, hat EA besonders dort den Hebel angesetzt - und das mit sehr viel Liebe zum Detail. Die Spieler klatschen sich im Kabinengang ab, provozieren die Gegenspieler und absolvieren noch einige Aufwärmübungen, bevor der Schiedsrichter, der ebenfalls kurz vorgestellt wird, das Spiel anpfeift. Das alles geschieht mit einer Grafik-Engine, die bei den Fußball-Simulationen neue Maßstäbe setzt und der alten Engine um Längen überlegen ist. Geschmeidige Animationen, hochauflösende Texturen, wiedererkennbare Spieler und animierte Zuschauer, die nicht aus Pappe zu bestehen scheinen, sorgen für eine bisher unerreichte Atmosphäre. All das, was wir bei der PC-Version seit Jahren bemängeln, macht EA hier richtig. Doch nicht nur bei der Grafik hat das Spiel ordentlich zugelegt. Nachdem bereits im letzten Jahr endlich die Berechnung des Balls unabhängig vom Spieler geschah, haben die NextGen-Entwickler in diesem Jahr besonders die KI überarbeitet. Bereits in niedrigen Schwierigkeitsgraden ist es nun deutlich aufwendiger, ein Tor zu erzielen, denn die gegnerischen Spieler machen die Räume sehr eng und decken Ihre Mitspieler ab. Damit es jedoch nicht zu schwierig wird, zeigen die Abwehrspieler hin und wieder auch Schwächen, die jedoch jederzeit realistisch sind. So geht hin und wieder eine Abseitsfalle in die Hose oder ein strammer Schuss wird unglücklich ins eigene Tor abgelenkt. Besonders schön anzusehen ist das Freilaufen der Spieler bei Standardsituationen oder bei Kontern. Befehligen Sie einem Mitspieler, sich freizulaufen, schlägt er ein, zwei Haken und versucht dann, seinem Gegenspieler durch einen Sprint zu enteilen, damit er Ihre Flanke im richtigen Moment in den Maschen versenken kann. Mit besonders technisch versierten Spielern können Sie nun auch nahezu allein die gegnerische Abwehr überwinden. Möglich macht das der neue Trickmodus. Durch das Halten des linken Triggers wird dieser gestartet; bewegt man nun den rechten Analog-Stick, kann man mit unzähligen sehenswerten Tricks seinen Gegenspieler überwinden. Starkicker wie Ronaldinho, Rooney und Co. haben nochmals spezielle Tricks auf Lager, die insbesondere im "Be A Pro"-Modus sehr viel Spaß machen. Das Besondere an diesem neuartigen Modus ist die Tatsache, dass sich die Steuerung sehr schnell erlernen lässt, da sie jederzeit nachvollziehbar ist. An der sonstigen Steuerung hat sich im Vergleich zur PC-Version fast nichts getan. Nach wie vor können Sie nun zum Beispiel ebenfalls Schüsse anschneiden oder den Spieler mit einer eigenen Taste wechseln. Eine der wenigen Neuerungen der PC-Version, nämlich die Möglichkeit, den Keeper zu steuern, haben die Entwickler völlig unter den Tisch fallen lassen. Das ist besonders schade, da eben jene Neuentwicklung für jede Menge weiteren Spielspaß hätte sorgen können. Während Sie sich bei "FIFA 07" noch lediglich mit den ersten Ligen abgeben mussten, warten nun 620 Mannschaften in 30 Originalligen auf Sie, darunter auch die spannende zweite Liga Deutschlands. Laut eigenen Angaben hat EA mehr als 15.000 Spieler in die NextGen-Grafik transferiert. Bei den meisten ist das sowohl bei den Haarschnitten als auch den Körperproportionen und Gesichtsdetails sehr gut gelungen, allerdings finden sich auch dabei Ausnahmen. Zu einer weiteren Steigerung der ohnehin schon sehr packenden Fußballatmosphäre trägt der gelungene Soundtrack bei. Zwar hat auch er schon einmal bessere Zeiten erlebt und beinhaltet das eine oder andere nervige Lied. Deaktiviert man diese jedoch in den Optionen, bleiben noch jede Menge Ohrwürmer übrig. Die Kommentatoren leisten auch in diesem Jahr solide Arbeit und verraten manch interessante Einzelheit über Stadien, Spieler und Mannschaften. Nach einigen Spielen kennen Sie jedoch auch diese auswendig. Hier sollte EA für das nächste Jahr endlich einmal eine gründliche Überarbeitung vornehmen, damit ein so wichtiger Part jeder Fußballübertragung nicht wieder schnellstmöglich vom Spieler deaktiviert wird. Online Leider sind die Menüs im Online-Modus auf der Xbox 360 und der PS3 im Vergleich zum PC sehr unübersichtlich ausgefallen. Erst nach einer Hangelei durch etliche Untermenüs kann man gegen menschliche Gegner antreten. Zur Auswahl stehen die bekannten Modi aus den Vorgängern, zum Beispiel "Interaktive Ligen". Dabei steuern Sie Ihren Lieblingsverein Woche für Woche gegen den Klub, gegen den auch die realen Kicker momentan antreten müssen. Auf diese Weise entsteht über die komplette Saison hinweg ein interessanter Wettbewerb zwischen den unterschiedlichen Fanlagern. Zudem können Sie natürlich auch einfache Partien absolvieren oder eigene Turniere austragen. Der neuartige "Be A Pro"-Modus hat jedoch leider noch nicht Einzug in die Online-Welt gefunden. Das soll allerdings durch einen baldigen Patch erfolgen. Mit seiner Hilfe soll es dann möglich sein, zu fünft gegen fünf andere menschliche Gegner und je sechs weitere Kicker anzutreten. Das könnte für ein völlig neuartiges Multiplayer-Gefühl bei einer Fußballsimulation führen. Wir sind gespannt! Auf der GC verriet uns EA übrigens, dass für die kommenden Jahre bereits Planungen für ein elf gegen elf Online-Game laufen.
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