Vanquish

Vanquish (PS3)

(Sega)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: PlatinumGames Inc.
Publisher: Sega
Genre: Action-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Vanquish
Preis: 52,40 €; DLC Tri-Weapon-Paket: 1,49 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Shinji Mikami kennen die Fans als Schöpfer von "Resident Evil" und deswegen wurde sein neustes Projekt "Vanquish" mit einigem Interesse verfolgt, obwohl man in Europa das Gefühl haben konnte, dass selbst Publisher Sega dem Braten nicht so recht getraut hat, denn dass dieses Spiel mit viel Tamtam auf den Markt gekommen sei, kann man nicht gerade behaupten. In letzter Zeit wurde in der Öffentlichkeitsarbeit vor allem auf Trailer gesetzt und die ließen dann doch einiges erwarten. Als Entwickler fungiert die Firma PlatinumGames, die man in Europa wohl am ehesten durch den Überraschungserfolg "Bayonetta" kennt. Herausgekommen aus der Zusammenarbeit ist ein 3rd-Person-Shooter, der viel Action verspricht.

Der Russe ist wieder der Cyber-Böse

Die Story von "Vanquish" (Vanquish ist englisch und bedeutet "jemanden besiegen") spielt in der nahen Zukunft. Russland und die Vereinigten Staaten wetteifern mal wieder um die Energiereserven der Erde und die USA haben eine Weltraumstation gebaut, um sich die Sonnenstrahlen besser nutzbar machen zu können. Russische Streitkräfte besetzen diesen bemannten Flugkörper und schießen von dort aus einen gebündelten Sonnenenergiestrahl auf San Francisco, der die Stadt an der Westküste komplett zerstört. Die russische Staatsführung, die sich in der Hand einer Sekte befindet, fordert die USA auf, sich zu unterwerfen und droht mit weiteren Schlägen, das nächste Ziel werde New York sein. Natürlich will sich die amerikanische Regierung nicht unterwerfen und schickt Truppen los, die Raumstation vor einem erneuten Strahlenabschuss zurückzuerobern. Der Spieler übernimmt die Rolle von Sam, einem Regierungsagenten, der in einem hypermodernen Kampfanzug steckt und der neben einem schlagkräftigen Arsenal an Waffen auch über herausragende Kampfkünste verfügt. Es ist also wieder mal die Geschichte eines Helden, der voll ausgerüstet loszieht, um die USA zu retten, diesmal jedoch nicht auf der Erde, sondern auf der Raumstation, die sich wie eine futuristische Stadt im Weltall darstellt. Begleitet wird der Held von einer Handvoll Soldaten unter der Leitung des knorrigen Robert Burns sowie einer Operatorin namens Ivana, die dem Helden aus weiter Ferne Anweisungen gibt, was er zu tun hat.

Der Eingreiftrupp trifft auf seiner Reise vor allem auf Kampfroboter, von den Protagonisten nur "die AI" genannt. Interessanterweise befinden sich gar keine russischen Soldaten auf der Weltraumstation, anscheinend hat die kriegerische Sekte genügend Geld, alles den Blechköpfen zu überlassen. Diese sind allerdings universell einsetzbar: Sie agieren als Fußsoldaten, greifen zum Teil fliegend an, fahren Panzer und benutzen ohne Komplikationen auch Raumgleiter. Zusätzlich zum kinetischen Fußvolk gibt es haushohe Bossgegner, die den Helden in sehr lange Kämpfe zwingen, die es wirklich in sich haben. Die großen Widersacher haben starke Nehmerqualitäten und jede ihrer Waffen ist totbringend bereits beim ersten Treffer. Nun ja, die Geschichte insgesamt ist dann doch ziemlich dünn, aber es wird jedem Spieler klar, das man Sam zum Erfolg verhelfen muss, denn sonst gewinnt der "böse" Russe.

Cyber-Gameplay

Wenn man sich den Inhalt so durchliest, könnte man auf die Idee kommen, dass es sich bei "Vanquish" um einen ganz normalen 3rd-Person-Shooter handelt, doch sobald man zum Gamepad greift, merkt man, dass hier vieles nicht normal ist. Man wird schnell mit dem AR-System bekannt gemacht, dass hier in den Kampfanzug des Helden implementiert wurde. Bei Benutzung löst dieses System eine Art Bullet-Time-Modus aus, der entweder manuell aktiviert werden muss oder der sich automatisch einschaltet, sobald Sam zu oft getroffen wurde. In der Zeitlupe ist er dann in der Lage, sich schnell in Sicherheit zu bringen oder aber direkt zum Angriff überzugehen, mögliche Ziele werden dann in Form von Zielscheiben angezeigt und so ist es für den Helden leichter ist, sich in der Unruhe der Schlacht zurechtzufinden. Dieses Mittel muss auch häufig zu Hilfe genommen werden, da insbesondere bei mittelmäßig gefährlichen Feinden und Bossgegnern die Trefferzonen ziemlich klein sind und sich diese Ziele auch noch schnell bewegen. Natürlich sorgt das automatische Zuschalten des AR-Systems dafür, dass Sam sich kaum um seine Gesundheit sorgen machen muss, da ihm sein Kampfanzug die Möglichkeit gibt, sich bei Todesgefahr immer noch aus der Gefahrenzone zu begeben. Solange es der Protagonist nicht mit Bossgegnern zu tun hat, kann er sich in Cowboymanier ins Gemetzel stürzen, was natürlich viel Spaß macht. Dass man es mit einem "harten Hund" zu tun hat, wird auch dadurch bestätigt, dass sich der Held mitten im Kampfgetümmel auch schon mal lässig eine Zigarette anzündet. Na ja, wer's braucht...

Neben dem Kampfanzug definiert sich der Weltenretter vor allem durch seine Waffen. Das Arsenal an sich ist nicht so besonders ausufernd, er kann zusätzlich zu zwei verschiedenen Handgranatentypen immer nur drei Waffen tragen. Er kann dabei zwischen einem Sturmgewehr (leicht oder schwer), einem Scharfschützengewehr, einer Flinte und einem Raketenwerfer auswählen, diese Waffen dürften so ziemlich in jedem Action-Shooter vorhanden sein. Doch das Spiel wäre keine Ballerei im Weltall, wenn es nicht noch futuristische Wummen geben würde: Am häufigsten eingesetzt werden wohl dabei die LFE-Gun und der Lock-On-Laser. Die LFE-Gun (LFE steht für "low frequency energy“) ist eine Art Energie-Shotgun, die abgesonderten Energie-Geschosse können durch Wände hindurch benutzt werden und detonieren, wenn sie auf KI-Schergen treffen. Leider verfügt das LFE-Gewehr nur über wenig Munition, nach zehn Schüssen ist der Spaß vorbei und es dauert auch verhältnismäßig lange, bis der futuristische Schießprügel nach dem Abfeuern wieder schussbereit ist. Der Lock-On-Laser ist da schon sinnvoller, weil der Held die Waffe nur in Richtung der Feinde halten muss. Dann sucht sich die Waffe bis zu sechs Ziele und feuert Projektile ab, die dann wie Artilleriefeuer von oben auf die Feinde niederprasseln. Alle Waffen lassen sich aufrüsten: Ab und zu im Spiel findet der Held grünlich schimmernde Upgrade-Punkte, alle dann im Besitz befindlichen Waffen werden dann in ihrer Handhabbarkeit und Magazingröße verändert.

Als durchaus klassisch kann man die Steuerung über das Gamepad bezeichnen. Sobald sich Sam einer Position nähert, an der er eine Aktion durchführen kann oder muss, wird der Button eingeblendet, den er drücken muss. Das kann ganz klassisch das Bücken hinter einer Barriere oder das Aufnehmen einer Waffe sein oder sich aber auf Handlungsanweisungen im Nahkampf mit Bossen beziehen, durch die dann etwa ein Move ausgelöst wird, wie in etwas das Hochspringen am Feind, um ihn das Hirn herauszuziehen. Das einzige, was etwas fummelig ist, ist das Aktivieren des AR-Modus, der sich manuell nur aufrufen lässt, wenn Sam eine Fluchtbewegung macht. Da der AR-Modus vor allem zum Angriff genutzt wird, ist es schwer nachzuvollziehen, warum dieser Modus nur in einer Verteidigungsaktion aufgerufen werden soll. Das hat den Nachteil, dass man den Helden nach Drücken der AR-Taste immer erst wieder auf den Feind ausrichten muss, was wertvolle Bullet-Time kostet.

Cyber-Grafik und -Sound

Die gesamte Präsentation des Spiels ist durchsetzt mit grellen Farben. Es explodiert immer irgendwo etwas, jemand schießt Funken sprühend auf den Helden oder er wehrt sich mit gleicher Intensität. Das ganze Setting wird durch die Farbgebung so intensiv, dass man sich als Spieler wundert, warum der Held nicht andauernd stirbt. Solche Bilder hat man in einem Actionspiel lange nicht gesehen, wo die meisten Games auf Realitätsnähe setzen, verzichtet "Vanquish" gezielt darauf und baut sich eine eigene Welt zusammen. Die Umgebungsgrafik ist zwar nicht besonders abwechslungsreich, aber die verschiedenen räumlichen Abschnitte des Spiels wurden gekonnt zusammengefügt. Da es sich um einen Action-Shooter handelt, befindet sich Sam meistens im Gefecht, und die begehbare Kampffläche wurde exzellent gestaltet, es gibt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zonen, in denen der Kämpfer Schutz findet und möglichen Angriffsflächen auf die Cyber-Schergen. Ab und zu wundert man sich, dass eine kleine Barriere den brillant inszenierten Angriffszauber der Feinde abhält, aber wenn Sam es schafft, sich rechtzeitig hinter eine Mauer zu werfen, ist er erst einmal in Sicherheit ... bis der Feind die Lage erkennt und dann von oben einen Feuerregen auf Sam herniederprasseln lässt.

Die Feinde selbst sind ebenfalls sehr durchdacht erstellt und mit großem Detailreichtum gestaltet. Erinnert das Fußvolk der KI-Schergen in erster Linie an kybernetische Insekten, so sind die Levelbosse meist haushohe Mechs, deren Bewegungen aber sehr flexibel sind. So ist es nicht möglich, "mal eben" schnell hinter einen Feind zu huschen und ihn von hinten niederzumähen, der Koloss würde sich behände umdrehen und zum tödlichen Gegenschlag ausholen. Es gibt auch Feinde, die nach ihrem ersten "Tod" eine Metamorphose durchlaufen und als unüberwindlich erscheinender Berserker wiedergeboren werden. Auch diese Phase eines Bosskampfs ist sehr pittoresk dargestellt und es knallt und leuchtet an allen Stellen. Wirklich gut gelungen ist auch die Farbgebung bei fliegenden Projektilen, die auf den Helden und seine Kameraden herniederprasseln. Insgesamt kann man den Designer zu der Grafik nur gratulieren: Sie überzeugt auf ganzer Linie.

Genauso gelungen wie die grafische Umsetzung ist auch der Sound zu bezeichnen. Auch wenn zum Beispiel die deutsche Synchronisation textlich etwas zu platt herüberkommt, so sind doch die Sprecher exzellent, die etwas überzogene Coolness in der Stimme von Sam unterstützt eigentlich nur seinen machohaften Habitus; dies ist aber manchmal dann doch etwas "zu dick aufgetragen". Musikalisch gibt es die klassische Synthie-Untermalung, besonders herausheben muss man auch die Effekte, die jedes anfliegende Projektil erstklassig vertonen und so noch mehr Panik auslösen, als dies die grafische Darstellung sowieso schon tut.

Cyber-DLC

Gerade noch rechtzeitig zu diesem Test hat Sega ein kleines – leider kostenpflichtiges – Waffen-Add-on veröffentlicht, neudeutsch immer mit DLC (Download Content) bezeichnet. Das Tri-Weapon-Paket enthält ein Arsenal experimenteller Technologien, das aus einem Turbomaschinengewehr, einer Panzerabwehrpistole und einer Laserkanone besteht. Die drei futuristischen Waffen verschaffen Sam einen Vorteil im gnadenlosen Kampf ums Überleben an Bord der gigantischen Raumstation. Das Turbomaschinengewehr ist der Paradetyp einer experimentellen Waffe – mit eindrucksvoller Feuerkraft und einer Schussrate ähnlich der eines Sturmgewehrs. Die Panzerabwehrpistole feuert ein extrem durchschlagskräftiges Geschoss ab und wurde für den Kampf gegen feindliche Streitkräfte mit deutlich stärkerer Panzerung entworfen. Die dritte und letzte Waffe – die Laserkanone – ist ein Kampfschiff-Laser in Miniaturform, der mächtiger ist als alle anderen Infanteriewaffen. Damit fällt das Überleben im Kampf mit den fiesen KI-Schergen der russischen Sekte auf der Raumstation wesentlich leichter, schöner wer es natürlich gewesen, wenn das Pack kostenfrei wäre, doch die wenigen Cent sind es den echten Fans sicher wert..

 

  

Cyber-Fazit

"Vanquish" gehört ganz bestimmt in die Rubrik der Spiele, die dieses Jahr positiv herausstechen. Gab es im Spieljahr 2010 so manche Enttäuschung, so überzeugt "Vanquish" in fast allen Belangen: Ein tolles Gameplay sowohl in der Kampagne als auch in den nach und nach freigeschalteten und wirklich "knackigen" Herausforderungen. Dies und eine exzellente grafische und soundtechnische Umsetzung machen das Spiel – zumindest auf der PlayStation 3 – zu einem Pflichtkauf für jeden Action-Shooter-Spieler. Da fällt dann auch die etwas dümmliche Story überhaupt nicht mehr ins Gewicht, da man in einem Shooter sowieso nur eine Frage klären muss: Wo steht der Feind?

(25.11.2010)


Fazit

   Cyber- "Vanquish" gehört ganz bestimmt in die Rubrik der Spiele, die dieses Jahr positiv herausstechen. Gab es im Spieljahr 2010 so manche Enttäuschung, so überzeugt "Vanquish" in fast allen Belangen: Ein tolles Gameplay sowohl in der Kampagne als auch in den nach und nach freigeschalteten und wirklich "knackigen" Herausforderungen. Dies und eine exzellente grafische und soundtechnische Umsetzung machen das Spiel – zumindest auf der PlayStation 3 – zu einem Pflichtkauf für jeden Action-Shooter-Spieler. Da fällt dann auch die etwas dümmliche Story überhaupt nicht mehr ins Gewicht, da man in einem Shooter sowieso nur eine Frage klären muss: Wo steht der Feind? (25.11.2010)


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