Tiger Woods PGA Tour 09 All Play

(Electronic Arts)

geschrieben von Nico Meißner

Mit "Tiger Woods PGA Tour 09 All Play" bringt EA den diesjährigen Teil der Golfserie auf die Wii-Konsole. Während der Vorgänger durch Komplexität und Anspruch vor allem Golf-Fans in seinen Bann zog, soll mit "All Play" auch den Gelegenheitsspielern der Zugang zum virtuellen Grün auf der Wii geebnet werden. Ob der neue Titel es unter Par schafft oder doch zum Bogey wird, lesen Sie im folgenden DLH-Review.

Golfschule

Nach kurzer Ladezeit begrüßt "Tiger Woods 09" den Spieler als erstes mit einem Überblick der neuen Elemente im diesjährigen Teil. Darunter fallen unter anderem die erweiterte Unterstützung durch Tiger Woods Coach Hank Haney, der All-Play-Modus speziell für Anfänger sowie das simultane Online-Spiel. Hat man die Neuerungen ausreichend unter die Lupe genommen, beginnt das obligatorische Tutorial, das die ebenfalls leicht veränderte Steuerung sehr gut und anschaulich erklärt. Dabei stellt sich der Spieler golftypisch um 90 Grad gedreht zum Bildschirm und hält die Wiimote mit beiden Händen. Will er einen Schlag ausführen, zielt er senkrecht auf den Boden und drückt die "B"-Taste. Nun schwingt der Spieler die Fernbedienung genauso, als würde er einen Golfschläger benutzen. Er holt also nach hinten Schwung und zieht dann nach vorne durch. Je nach Geschwindigkeit der Bewegung und der Höhe des Schwungs nach hinten und vorn werden die Kraft des Schlages und die Flugbahn des Balls berechnet. Weiterhin kann der Spieler den Ball noch "anschneiden", so dass er eine Kurve fliegt und den Winkel modifizieren, um steiler oder flacher zu schlagen. Darüber hinaus bietet "Tiger Woods 09" natürlich noch diverse Schlägerkategorien und Schlagtypen, die Flugbahn und Kraft beeinflussen - doch dazu später mehr.

Hat man sich im Tutorial etwas mit der Steuerung vertraut gemacht, kommt man das erste Mal ins Hauptmenü des Spiels. Hier stehen einige Optionen zur Wahl: Play Now, My Career, Game Modes, Golf Party, Online, Tutorials und Options. Warum die Menüpunkte alle auf Englisch sind? Weil "Tiger Woods PGA Tour 09 All Play" leider komplett in englischer Sprache gehalten ist. Doch zumindest die Menüs sind relativ selbsterklärend, zumal noch die (deutsche) Anleitung und etwas Schulenglisch vorhanden sein sollten. Unter dem ersten Punkt, "Play Now", kann man verschiedene Arten von kurzen Partien spielen, also zum Beispiel einfach die Anzahl der Golfer und den Kurs festlegen und los geht es. Dabei stehen diverse Modi zur Verfügung, vom normalen 18-Loch-Spiel bis zu Team-Spielen mit alternativen Regeln und Zielen wird praktisch alles geboten. Natürlich kann auch der Schwierigkeitsgrad verändert werden, so dass mit "Advanced" auch Profis wieder gefordert werden, während auf "All Play" selbst Anfänger schnell Erfolge erzielen können. Bei "My Career" erstellt der Spieler mithilfe eines umfangreichen Editors seinen eigenen Golfer und entwickelt ihn vom Amateur zum Weltstar - näheres dazu unter "In Tigers Fußstapfen". Unter "Game Modes" sind alle möglichen Mini-Games und weitere Spielmodi versammelt. Die "Golf Party" beinhaltet einen besonders konzipierten Mehrspielermodus mit eigenen Mini-Games. Neu beim Online-Spiel ist die Option, via WiFi auch simultan gegen bis zu drei menschliche Gegner anzutreten. Außerdem gibt es jetzt ein "Leaderboard" und "Instant Challenges". Zuletzt kann man sich unter "Tutorials" beliebig oft die Steuerung erklären lassen und bei den "Options" können ein paar Sound- und Gameplay-Einstellungen angepasst werden.

Golf für alle

Die Mini-Games sind aufgrund ihrer Spielziele auch für eine kurze Spaß-Partie sehr gut geeignet, da es neben golftypischen Aufgaben wie zum Beispiel dem "Long Driver Contest" (bei dem es um den weitesten Schlag mit dem Driver geht) auch so genannte Arcade Game Modes gibt. Sie bieten Spiele, die weniger mit dem klassischen Golf zu tun haben: Beispielsweise um die Wette durch Ringe zu schießen oder mit kleinen Autos Golfbälle sammeln. Denn normalerweise besteht das Ziel beim Golfen darin, den Ball von der Startposition aus mit möglichst wenigen Schlägen ins Loch zu befördern. Je nach Kurs, also der Anlage rund ums Loch, benutzt der Golfer dabei verschiedene Schläger, um große Distanzen zu überbrücken, über Hindernisse zu spielen oder den Ball aus einem so genannten Sandbunker heraus zu bekommen. Dabei beginnt er mit einem weiten Abschlag und arbeitet sich ans so genannte Grün, den Bereich direkt ums Loch, heran. Die Anlagen sind meist herausfordernd konzipiert, da durch Bäume, Gewässer oder stärker bewachsene Bereiche der direkte Weg versperrt ist. So sind Taktik und die richtige Schlägerwahl sowie die Beachtung des Windes, der Höhenverhältnisse und der Bodenbeschaffenheit unerlässlich.

Doch dank des guten Tutorials, das auch die richtigen Bewegungsabläufe animiert, ist der Einstieg in "Tiger Woods PGA Tour 09 All Play" recht einfach gemacht. Die Vielzahl an Spielmodi bietet für fast jeden Geschmack etwas und die Mehrspieler-Möglichkeiten sind ziemlich umfangreich. Weiterhin ist die ganze Aufmachung des Spiels für eine Golfsimulation relativ aufwendig. Bei jedem Schlag kann man die gut animierten Figuren genau beobachten, jeder Charakter reagiert auch mit Gestik und Mimik anders auf Fehlschläge oder Erfolge. Dazu raunen, applaudieren oder stöhnen die Zuschauer aus dem Off mitfühlend und bei besonders spannenden und knappen Schlägen wechselt die Ansicht in eine "Kino-Perspektive" mit schwarzen Balken an den Bildrändern. Die Wiimote beginnt zu vibrieren und erzeugt Herzklopfgeräusche, um die Anspannung der Figur zu verdeutlichen. Auch die Schläge selbst sind optisch gut in Szene gesetzt. Dadurch schafft das Spiel eine gelungene Simulation des Golfszenarios, die auch weniger in die Sportart vernarrte Spieler anspricht.

In Tigers Fußstapfen

Im Karriere-Modus gestaltet man zuerst seine Figur, wobei der Editor sehr umfangreich und komplex ist. Von der Frisur über die Klamotten bis hin zur Nasenform darf alles nach Herzenslust den eigenen Wünschen angepasst werden. Dabei stehen wieder Kleidungsstücke und andere Accessoires von namhaften Herstellern zur Verfügung, die, einmal freigespielt, Boni auf die Fertigkeiten des Charakters bringen. Denn der hat eine ganze Reihe von Skills, die mit der Zeit über ein Erfahrungspunktesystem gesteigert werden können. Sie verbessern zum Beispiel die Schlagkraft, die Schusspräzision mit verschiedenen Schlägern und das Glück, wie der Ball springt. Gelingt dem Spieler ein guter Schlag, erhält er dafür, je nach Art des Schlages, ein paar Erfahrungspunkte auf einen oder mehrere der entsprechenden Bereiche. Da gibt es zum Beispiel Kraft, Genauigkeit oder Konzentration. Die oben erwähnten Fertigkeiten speisen sich aus den Attributspunkten, so braucht man beispielsweise für alle Präzisionsfertigkeiten Genauigkeitspunkte. Aufgrund dieses Systems steigert sich der Charakter langsam aber sicher mit jedem Schlag und jedem Kurs, den er spielt, so dass für eine gute Langzeitmotivation gesorgt sein sollte. Weiterhin verdient er natürlich auch Geld an erfolgreichen Spielen oder guten Schlägen. Wie schon erwähnt, kann die Figur damit ziemlich umfang- und abwechslungsreich ausstaffiert werden, was auch einen gewissen Reiz hat.

Im Karriere-Modus stehen dem Spieler drei verschiedene Arten von Herausforderungen zur Auswahl: Die "PGA TOUR SEASON", der "FEDEXCUP" sowie die "TIGER CHALLENGE". Im ersten Event entwickelt man seinen Charakter vom Amateurgolfer zum Sieger des FedExCups. Von seinem Hotelzimmer aus plant und verwaltet man seine Karriere. Dafür muss sich der Spieler im FedExCup-Leaderboard durch gutes Abschneiden hocharbeiten und bestimmte Ziele erfüllen. Bei Erfolg stehen neue Aufgaben zur Verfügung, Sponsoren können gewonnen werden und anspruchsvollere, bekanntere Veranstaltungen erscheinen im Kalender. So kann man bis zu dreißig Seasons lang um den Einzug in die FedExCup-Playoffs beziehungsweise um den Cup-Sieg kämpfen. Dieser Teil von "Tiger Woods PGA TOUR 09" bietet für Langzeitspieler sicher das Kernstück des Titels, da viele Dutzend Stunden Spaß garantiert sein dürften, bis man die fiktive Trophäe endlich in den virtuellen Händen hält.

Wem das zu lange dauert, der kann über das zweite Event, "FEDEXCUP", die ganze Season überspringen und direkt in den vier Playoff-Turnieren starten, um die Spannung der Endspiele ohne ausgedehnte Vorereignisse erleben zu können. Dabei erringt derjenige Golfer am Ende den Cup-Sieg, der in den vier Play-offs die meisten Punkte sammelt. Als letzte Option steht noch die "TIGER CHALLENGE" zur Verfügung. Dabei handelt es ich um eine Art Minispiele-Turnier. Man tritt nacheinander gegen eine Reihe von Profi-Golfern an, wobei jedes Mal neun kleine Aufgaben zur Auswahl stehen. Dabei handelt es sich wieder um die aus den Minispielen bereits bekannten Kategorien wie den Putting-Contest oder das Spielen mit Geldeinsätzen. Jede gemeisterte Aufgabe beschert dem Spieler je nach ihrer Schwierigkeit und Länge Punkte. Hat er ausreichend Punkte gesammelt, darf er gegen den jeweiligen Profi direkt antreten, um sich nach einem Sieg an den Aufgaben des nächsten Gegners zu versuchen. Natürlich kann man auch hier probieren, immer alle Aufgaben zu lösen, um 100% in der "TIGER CHALLENGE" zu erreichen, zumal jede Aufgabe Geld, Erfahrung und neue Ausrüstungsgegenstände als Belohnung bietet. Am Ende der Challenge wartet natürlich Tiger Woods persönlich als letzte Hürde auf den Spieler.

Technik

Wie schon erwähnt, überzeugt "Tiger Woods PGA Tour 09 All Play" in grafischer Hinsicht sofort. Durch die flüssigen und realistisch anmutenden Bewegungsanimationen der Figuren wirkt das Spiel weniger statisch und bieder, als es das Genre vermuten lassen könnte. Die schön anzuschauenden Videos und Kamerafahrten, sowie die abwechslungsreich gestalteten Kurse lockern den optischen Eindruck weiter auf. Die - auch wegen der Sprache - etwas unübersichtlichen, aber trotzdem ansprechend gestalteten Menüs sind recht schlicht gehalten. Das "grafische Highlight" sind die Spezialeffekte, die bei einem guten Abschlag oder vielversprechenden Put auftreten: Im ersten Fall setzt eine Zeitlupe ein, deren Abschluss das Treffen des Balles, untermalt von einem kräftigen Schlaggeräusch, bildet. Beim Put verengt sich das Bild, wie schon erwähnt, und die Wiimote beginnt zu pochen.

Akustisch kommt "Tiger Woods" recht unauffällig daher, wobei das - zumindest während einer Partie - sowohl für die Musik als auch die Sprachausgabe gilt. Der Sound ist zwar wie bei allen EA-Spielen von der Stückauswahl her gut, die Mischung geht, wie immer, von Pop über Rock bis Was-gerade-so-in-ist. Allerdings setzt die Musik keine Akzente, zumal sie nicht so recht zu der grafisch so schön inszenierten Golf-Atmosphäre passen will. Die Sprachausgabe ist natürlich auch auf Englisch, unterstützt aber zum Beispiel die Tutorials sehr gut: während sie im Laufe der Partie nur selten zu hören ist. Dann allerdings sind die Analysen der beiden Kommentatoren recht treffend. Auch die leider ziemlich spärlichen Soundeffekte wie Naturgeräusche (Vögel, Hubschrauber) und Zuschauerraunen fügen sich in die erzeugte Stimmung gut ein.

Hole in One - Fazit

Alles in allem hat mir "Tiger Woods PGA Tour 09 All Play" sehr gut gefallen - für eine Golfsimulation. Denn trotz des vereinfachten Einstiegs, der vielen Hilfen und den unterschiedlichen Modi ist das Spiel sicher nicht jedermanns Geschmack. Zwar ist es grafisch und akustisch ansprechend und dank der Karriereoptionen sollte auch für genügend Langzeitmotivation und Abwechslung gesorgt sein - doch wen Golf nicht interessiert, der sollte sich trotz "ALL PLAY" eine Anschaffung gut überlegen. Alle anderen - Golf-Fans wie auch -Sympathisanten - können beim neusten Teil der Serie aber bedenkenlos zugreifen, zumal die erweiterten Multiplayer-Optionen auch in geselliger Runde für etliche spannende Partien auf dem Weg zum Sieg gegen Tiger bieten!

(27.10.2008)