Monster Hunter Freedom Unite (PSP) (Capcom) geschrieben von Manuela Loritz
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Die "Monster Hunter"-Serie von Capcom ist ein Phänomen, vor allem ein japanisches. Dort verkaufte sich allein das letzte Spiel "Monster Hunter Portable 2G" seit März 2008 3,5 Millionen Mal. Um das Spiel gibt es eine riesige Merchandise-Maschine: "Monster Hunter Summer School", die Möglichkeit einen Themenurlaub zu buchen, Themencafés und und und. Das nun in Europa veröffentlichte "Monster Hunter Freedom Unite" ist eigentlich nur ein neuer Name für das Original, doch stehen in dieser Version unter anderem fünf neue Monster und mehr Waffen zur Verfügung. Bleibt die Frage, ob das Spiel auch in Europa einen Hype auslösen kann. Die Welt der Monsterjäger Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Der Spielercharakter wird während seines Aufenthaltes in den Bergen von einem Monster angegriffen und schwer verletzt. Der Jäger des beschaulichen Örtchens Pokke-Dorf findet ihn und pflegt ihn gesund. Die Ankunft der fremden Person kommt dem Jäger gerade recht, will er doch endlich in den Ruhestand. Ob man nun will oder nicht, damit ist das Schicksal besiegelt und der Spieler hat nur noch ein Ziel: Monster jagen, Unmengen von Monstern. Eine richtig durchgehende Handlung gibt es nicht. Vorbereitung auf den Kampf Bevor es mit der Jagd losgeht, steht erst einmal die Charaktererstellung an. Das Spiel bietet eine vielfältige Auswahl: Allein 37 Gesichter, 27 Frisuren und 17 verschiedene Stimmen bestimmen die Individualität des Charakters. So ist die Gefahr, im Multiplayer-Modus einem Zwilling zu begegnen, relativ gering. Spieler, die den Vorgänger "Monster Hunter Freedom 2" gespielt haben, können ihren Charakter einfach importieren. Ausgangsbasis des Action-Adventures ist der kleine Ort Pokke-Dorf. Hier findet der Spieler alles, was er für seine Quests benötigt: Auftraggeber, Händler und Tipps von den Bewohnern. Ihre Zahl ist beschränkt, ihre Kommentare und Waren verändern sich, sobald der Jäger eine neue Stufe erreicht. Es mutet dennoch etwas komisch an, wenn Händler unerwartet mit Berliner Dialekt sprechen oder mit einem freundlichen "Moin moin" grüßen. Das ist überflüssig und stört die Atmosphäre des Spiels. Neulinge, die die Vorgänger nicht kennen, sollten vor ihrem ersten Auftrag den Trainer besuchen und das Tutorial absolvieren. Im Tutorial lernt man im Anfängertraining unter anderem die Grundfähigkeiten wie Angeln, Grillen oder Sammeln. Daneben gibt es für jede Waffengattung ein eigenes Training. Das Üben mit den Waffen macht großen Sinn, zum einen steht dem Spieler von jeder Gattung von Anfang an ein Exemplar zur Verfügung, zum anderen unterscheiden sie sich in ihrer Anwendung und Fähigkeiten. Dass dabei immer die gleiche Aufgabe im gleichen Gebiet erfüllt werden muss, stört. Daneben vermittelt das Training einen falschen Eindruck der Waffen: Ist hier mit einem Hieb das Monster erledigt, ist das in den Quests nicht ganz so einfach. Nach drei bis vier Stunden Training so lange geht das Tutorial - müsste nun wirklich jeder für das Abenteuer gerüstet sein. Demjenigen, dem das nicht genug ist, kann nach Erfüllung von ausreichenden Quests immer wieder zurückkehren und ein spezielles Einzeltraining durchlaufen. My Home is my castle Netterweise hat der vorherige Jäger dem Spieler sein Haus überlassen. Hier findet der Dorfneuling alles für seinen Beruf. Bücher geben die notwendigen und mit Humor gespickten Informationen über das Land, die Monster und Besonderheiten der Jagd. In der Küche gibts leckeres Essen und in der Objektkiste die Möglichkeit, Items aus dem Inventar abzulegen oder die Ausrüstung zu wechseln. Das Speichern erfolgt entweder nach Ende einer jeden Mission oder im Bett, sozusagen im Schlaf. Da ein Haus nicht reicht, bekommt der Spieler gleich noch die Pokke-Farm dazu. Dort kann man Erze abbauen, Pflanzen säen und ernten, Fische angeln oder einfach verderbliche Ware in das Kühlhaus legen. Die Grundversorgung ist damit immer gesichert. Werde zum Monster Hunter Allein oder mit Freunden Nachdem man sich in der Welt zu Recht gefunden hat, wird es endlich Zeit, aufzubrechen und dem eigentlichen Ziel, dem Jagen von Monstern, nachzugehen. Die dafür erforderlichen Aufträge erhält man bei der Dorfältesten oder bei der Gilde in der Versammlungshalle. Die Quests sind dabei an die Fähigkeitsstufe des Jägers angepasst. Es gibt unterschiedliche Quest-Arten: Sammel-, Jagd- und Tötungsquests. Bei der Jagd ist immer das Anführer-Monster eines Rudels das Ziel, während bei der Tötungsquest eine bestimmte Anzahl von Tieren erledigt werden muss. Bei der Sammelaufgabe müssen, wie der Name schon sagt, soviel Objekte gefunden werden, wie man tragen kann. In der Gilde gibt es zudem noch Aufgaben für eine Schatzsuche, bei der besonders wertvolle Gegenstände zurück gebracht werden sollen. Alle Missionen unterliegen einer Zeitvorgabe. Die Monsterjagd läuft immer nach demselben Prinzip ab: Ausgangspunkt ist das Basislager, hier kann man sich mit wichtigen und sinnvollen Items ausstatten, wie einer Karte der Umgebung, Bomben oder Tränken. Unter anderem jagt man im Schneegebirge, in der Wüste oder im Dschungel. Leider wiederholen sich die Laufwege, die Schätze sind immer an den gleichen Stellen zu finden, wie auch die Gegner. Auf Dauer ist das zu wenig Abwechslung, vor allem während der ersten Spielstunden, wenn man sich nur im Schneegebirge aufhält und jeden Stein kennt. Die Monster selbst sind nicht einfach zu bekämpfen. Jedes Tier hat einen eigenen Stil und Verhaltensweisen, der Spieler muss sich immer wieder auf neue Gegner einstellen. Allein sein Können bringt Sieg oder Niederlage, Erfahrungspunkte zur Verbesserung der eigenen Fähigkeiten gibt es nicht. Der Spieler muss also vor jedem Kampf überlegen, welche Waffen er verwendet, welche Kleidung er anzieht (ein kurzes Röckchen im Schneegebirge ist keine gute Lösung und in der Wüste ist warme Kleidung sehr hinderlich) und welche Taktik er anwendet. So wird jeder Sieg zu einer Bestätigung des eigenen Könnens, das Spiel hat damit wenig zu schaffen. Selbst der Gebrauch der Waffen muss an das Wetter angepasst werden Bomben funktionieren bei Regen nicht. Für Taktiker genau das Richtige. Jede Waffe und Rüstung kann beim Händler aufgewertet oder neu erstellt werden. Mit Hilfe von Dekorationsgegenständen erhält ein bestimmter Teil der Rüstung oder die ausgewählte Waffe mehr Fähigkeitspunkte. Sollte sich ein Monster als besonders schwierig zu besiegen erweisen, bedarf es meist einer Modifikation der Ausrüstung. Je höher die Stufe des Jägers, desto schwerer wird der Kampf gegen die Monster und desto schwieriger wird es für Einzelspieler. Das Spiel ist ganz klar auf Multiplayer-Sessions ausgelegt, bis zu vier Personen können gleichzeitig miteinander im Ad-hoc-Modus antreten. Das Problem: Wer kennt überhaupt so viele Leute, die eine Playstation Portable ihr Eigen nennen? Zwar bietet das Spiel die Möglichkeit an, die Versammlungshalle der Gilde online zu betreten, doch das ist nur Fake. Eine Verbindung zum Internet wird nicht hergestellt. Online bedeutet in diesem Fall Ad-hoc-Modus. Gerade in Europa wäre dies aber der bessere Weg für den Multiplayer gewesen. Besitzer einer Playstation 3 wiederum haben die Möglichkeit, sich ein spezielles Programm herunterzuladen, das den Online-Modus ermöglicht, dies ist aber nur über den japanischen Playstation Store erhältlich. Umständlicher ging es scheinbar nicht. Man kann sich vorstellen, wie viel Spaß es macht, gemeinsam mit Freunden zu planen und die Monster zu erledigen. Gleichzeitig haben es Einzelspieler schwer: Der Schwierigkeitsgrad unterscheidet nicht zwischen Mehr- und Einzelspielermodus. Sind Monster zu viert einfach, sind sie alleine teilweise unbesiegbar oder nur mit viel Mühe und Geduld zu erlegen. Hinzu kommt die fummelige Kamerasteuerung, die den Kampf zusätzlich erschwert. Die Kamera wird nicht automatisch an den Spieler gebunden, sondern muss ständig nachjustiert werden. Während eines Kampfes gegen mehrere agile Monster nur hinderlich, fördert die Kamera Hiebe, die höchstens die Luft zerschneiden, jedoch keinen Gegner. Capcom hat es auch in dieser Spielversion von "Monster Hunter" nicht geschafft, die Bedienung anzupassen und komfortabel zu machen. Man möchte dies alles dem Spiel nicht wirklich zum Vorwurf machen, ist es doch ein Multiplayer-Spiel. Capcom hätte aber an die veränderten Bedingungen in Bezug auf die Verbreitung der PSP in Europa im Gegensatz zu Japan denken müssen. Woran sie gedacht haben ist, dem Einzelspieler einen KI-Kollegen zur Seite zu stellen: Einen Felyne. Die Katzen dienen nicht nur als Köche und bewirtschaften die Farm, sondern unterstützen den Spieler bei Kampf und Schatzsuche. Dabei gehen sie größtenteils schlau vor, verstecken sich bei Verwundungen, graben ständig nach nützlichen Gegenständen oder werfen Bomben. Letztere landen gern auch auf dem Spieler, der dadurch natürlich Gesundheit verliert. Bis zu zehn dieser Kameraden mit unterschiedlichen Fähigkeiten kann man rekrutieren, allerdings immer nur einen Kater mitnehmen. Die Daheimgebliebenen können in dieser Zeit trainiert werden, damit sich ihre Fähigkeiten noch einmal verbessern. Ein richtiger Ersatz für menschliche Mitspieler sind die Tiere nicht. Das Spiel benötigt lange Ladezeiten, doch es gibt hierfür Abhilfe: Zur Verkürzung der Ladezeiten kann das Spiel auf dem Memory-Stick gespeichert werden. Das erfordert allerdings 580 MB freien Speicherplatz. Hübsch sieht es aus Die Grafik ist sehr gut, vor allem die Zwischensequenzen. Die Gegenden sind detailliert dargestellt, mit ihren eigenen Besonderheiten und auch die Monster unterscheiden sich merklich, trotz dieser Vielfalt. Die Gespräche sind nicht vertont, sondern beschränken sich auf japanische Laute. Die Musik ist passend zu den Situationen gewählt. Im Dorf ist sie ruhig, in Höhlen schneller. Sie hält sich gut im Hintergrund. Fazit "Monster Hunter Freedom Unite" ist ein Spiel für Zwischendurch und das 500 Stunden lang. Ist es im Multiplayer eine spaßige Angelegenheit, wird mancher Einzelspieler schnell scheitern. Die Kamera ist fummelig, ansonsten ist die Bedienung gut gelöst. Das Spiel belohnt mit brauchbaren Objekten und bedient sich dem "Jagen und Sammeln" wie so viele MMORPGs - das motiviert. Nachteil ist und bleibt die in Europa noch mangelnde Zahl an PSP-Besitzern. Zwar liegt es in den Verkaufscharts auf Platz Eins, aber einen Hype wie in Japan wird es hier nicht auslösen. (27.07.2009) |