Tomb Raider: Underworld (PS3) (Eidos) geschrieben von Anna Okel
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Seit Jahren sucht die Archäologin Lara Croft nach verborgenen Schätzen und zieht eine große Fangemeinde in ihren Bann. In "Tomb Raider: Underworld" bestreitet der Spieler in der Rolle der wagemutigen Protagonistin ein weiteres spannendes Abenteuer und gerät dabei in knifflige sowie gefährliche Situationen. Mit den neuesten technologischen Möglichkeiten ausgestattet, soll der aktuelle Teil der beliebten Reihe den Spielemarkt erobern. Explosiv Das neueste Abenteuer von Lara Croft beginnt mit dem ersten Level bereits sehr turbulent. Eine unerklärliche Explosion verwandelt ihr Haus in einen brennenden Käfig. Die üblichen Ausgänge und Fluchtwege werden durch das Feuer blockiert, so dass man dazu gezwungen ist, die Fähigkeiten der Protagonistin auszuschöpfen. Das erste Level erweist sich als einführendes Tutorial. Während der Suche nach einem sicheren Ausweg werden dem Spieler die Möglichkeiten der Steuerung erläutert. Um den gefährlichen Flammen zu entkommen, muss Lara Croft vor allem ihr akrobatisches Können unter Beweis stellen. Man erkennt schnell die Vielfalt der Steuerung und wird darauf aufmerksam, dass man nicht nur das vorhandene Inventar, sondern vor allem auch die Umgebung zur Hilfe nehmen muss, um erfolgreich zu bestehen. An Stellen, die eine neue Problematik aufweisen, werden die nötigen Tasten und Kombinationen eingeblendet. Mit dem Fortschritt lernt man alle wichtigen Interaktionen. Um den gefährlichen Flammen zu entkommen, muss man unter anderem an Wänden und Vorsprüngen klettern und waghalsige Sprünge riskieren. Nicht jede Ausführung gelingt auf Anhieb. Stürzt die Heldin zu tief oder gelangt direkt in das Feuer, verliert sie Lebensenergie und stirbt. Automatische Speichervorgänge verhindern, dass man bei einem Fehlversuch zu weit zurückfällt, und erleichtern durch ihre Häufigkeit das Spiel. Sobald man den rettenden Ausgang erreicht, nimmt die Geschichte ihren weiteren Lauf. Tiefgründig Eine Sequenz zeigt Lara Croft eine Woche zuvor auf einem Boot auf den Weiten des Mittelmeeres. Dank der technischen Ausrüstung führt sie über eine Videoübertragung ein Gespräch mit zwei Männern, in dem sie ihre Vorhaben erklärt. Eine alte Ruine auf dem Meeresgrund hält ein Artefakt verborgen. Der Spieler muss sich nun in die Tiefen des Meeres begeben und nach dem Schatz suchen. Auch hier werden neue Interaktionen angezeigt. So erfährt man, wie man tauchen, schwimmen und die Waffen bedienen kann, da Haie eine potenzielle Gefahr während des Tauchgangs darstellen. Bald steht man dem ersten Rätsel gegenüber, das noch nicht wirklich schwierig ist. Wenn man allerdings keine Idee hat, was zu tun ist, gibt es die Möglichkeit, über das Menü an Hilfestellung zu gelangen. Entweder ruft man Tipps ab oder die Lösung, um das Geforderte zu erfahren. Zu der Umsetzung liegen aber keine Informationen bereit, was die Spannung gewährleistet, da man den Weg selbst finden muss. Es ist gar nicht so einfach, die geheimnisvolle Ruine zu durchqueren, da man immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Die Rätsel werden immer komplexer und bergen Schwierigkeiten, die man auf unterschiedliche Arten umgehen muss. Man ist dazu gezwungen, die Fertigkeiten der Archäologin schnell zu erlernen, um nicht vor jedem neuen Problem zu verzweifeln. Meist hilft es, verschiedene Optionen auszuprobieren und so eine sinnvolle Taktik zu entwickeln, da die Lösungen flexibel und nicht an einen bestimmten Handlungsstrang gebunden sind. Ehe man in die Nähe des gesuchten Artefakts gelangt, müssen vor allem viele Hindernisse und auch Gefahren bezwungen werden. Die Suche ist es jedoch wert, denn Lara Croft findet Beweise für die Existenz einer mystischen Waffe. Die nordische Mythologie weist viele Legenden über die Waffe des Gottes Thor auf. Sein Hammer soll unglaubliche Kräfte besitzen, mit dem man Berge zerstören und sogar die Götter bezwingen kann. Wer den Hammer führt, verfügt über dessen Macht. Leider ist die Heldin nicht die Einzige, die nach diesem Artefakt gesucht hat. Kaum hat sie es entdeckt, wird sie von feindlichen Männern überfallen. Eindeutig in der Überzahl bezwingen sie Lara Croft und nehmen die geheimnisvolle Waffe an sich. Doch die vergessene Macht ist gefährlich. Wenn sie entfesselt wird, kann sie die ganze Zivilisation vernichten. So beginnt eine Reise um die ganze Welt, auf der Suche nach den Gegenspielern und auf den Spuren des mystischen Geheimnisses. Verblüffend Der neueste Teil der "Tomb Raider"-Reihe weist eine neue Perspektive des offenen Gameplays auf. Jedes Level besteht aus einem Rätsel, das mehrere knifflige Aufgaben umfasst. Somit muss man mehrere Teilziele erreichen, um an das hauptsächliche zu gelangen. Die Lösungen werden immer komplexer und deren Umsetzung mühsamer. Die Spielumgebung ist ein wichtiger Bestandteil, da er Freiraum für experimentelle Interaktionen bietet. Viele hilfreiche Details sind zu entdecken, die für ein erfolgreiches Voranschreiten erforderlich sind. Eine Wand kann beispielsweise auf unterschiedliche Weisen erklommen werden. Jedes Level baut eine eigene Spannungskurve auf, die im Höhepunkt endet, der bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt. Man weiß nie im Voraus, was als Nächstes geschehen wird, so dass ein konstanter Spielspaß gewährleistet ist. Die akrobatischen Fähigkeiten der Heldin sind stark ausgebaut, denn sie beherrscht nun über 1.700 Bewegungen, was die Steuerung intuitiver gestaltet und immer wieder für Überraschungseffekte sorgt. Von besonderem Nutzen ist das erweiterte Inventar. Der Mehrzweckhaken ist an einem reißfesten Kabel befestigt und vielseitig einsetzbar. Richtig angewendet kann man Wände bezwingen oder Gegenstände manipulieren, indem beispielsweise ein Schalter betätigt wird. Um versteckte Orte und Gegenstände zu entdecken, generiert die Sonarkarte eine 3D-Darstellung von Laras Umgebung. Ein Geländemotorrad erleichtert die Suche nach dem gestohlenen Artefakt, da jeglicher Einsatzort bewältigt werden kann. Das Doppel-Ziel-System gestaltet einen Schusswechsel gerechter und authentischer, da man auf mehrere Gegner gleichzeitig zielen und sie so leichter außer Gefecht setzen kann. Es ist insgesamt möglich, raffinierter und dynamischer zu handeln als je zuvor. Richtungsweisend Umfangreiche Spiele wie "Tomb Raider" sind auf eine komplexe Steuerung angewiesen, allerdings ist es von großer Bedeutung, dass sie schnell erlernt ist. Dank des einführenden Levels beherrscht man bald die grundlegenden Optionen. Auch darüber hinaus werden die Tastenbefehle neuer Bewegungsabläufe eingeblendet. Auf eine Eingewöhnungsphase sollten sich aber auch Kenner der Serie einstellen, da die Möglichkeiten der Interaktion reichlich ausgebaut wurden. Allgemein ist die Steuerung gut umgesetzt und kann schnell verinnerlicht werden, so dass auch komplizierte Manöver nach kurzer Zeit kein Hindernis mehr darstellen. Besonders gut wurde die Steuerung im Kampfsystem umgesetzt. Ein Zielmodus ermöglicht präziseres Schießen, um Gegner schnell auszuschalten. Während eines Kletterversuchs stellt man nicht länger ein leichtes Opfer dar, denn nun ist es möglich, eine Waffe zu bedienen und parallel die andere Hand dem Halt zu widmen. In einigen Situationen erschwert eine unpassend gewählte Kameraperspektive das Voranschreiten. So kann es vorkommen, dass man beim Klettern versehentlich in eine falsche Richtung springt und zu Tode stürzt. Die Tasten sind teilweise mehrfach belegt, was gerade anfangs sehr verwirrend sein kann. Während die Tasten "O" und "X" an Land das Ducken und Springen auslösen, benutzt man sie im Wasser zum Tauchen, was das Schwimmen umständlich gestaltet. Einfacher wäre es, wenn man keine Tasten zum auf- und abtauchen betätigen müsste und stattdessen den Analogstick nutzen könnte. Mit etwas experimenteller Freude schafft man es trotz aller Schwierigkeiten, eine eigene Dynamik für die Steuerung zu entwickeln und das Spiel zu genießen. Bemerkenswert Die Grafik ist ein absoluter Hochgenuss. In diesem Titel wird die neueste Technik angewendet und eindrucksvoll präsentiert. Auffällig ist das abwechslungsreiche Leveldesign. Sei es eine zerfallene Ruine auf dem Grund des Meeres oder ein verlassener Tempel in den Tiefen des Dschungels, jeder Ort besticht durch eine einzigartige Detailfülle. Fotorealistische Texturen lassen die Oberflächen außerordentlich lebhaft erscheinen. Furchen ziehen sich über Mauern und sogar die Struktur einzelner Steine wird deutlich. Man gewinnt den Eindruck, dass keine Gegenstände oder gar Texturen mehrfach verwendet wurden. Die Licht- und Schatteneffekte sorgen für eine besondere Atmosphäre und versetzen den Spieler stets in eine passende Stimmung. Das schwindende Licht der Fackeln lässt altes Gemäuer düster erscheinen und mögliche Gefahr erahnen, während gleißendes Sonnenlicht eine trügerische Sicherheit verspricht. Besonders viel Wert wurde auf die Bewegungsabläufe der Protagonistin gelegt. Jede Handlung, ob laufen, klettern oder schwimmen wirkt authentisch. Dieses Augenmerk wurde nicht nur auf die Heldin, sondern auch alle anderen Lebewesen gesetzt. Durch die verwendete Physikengine wird der Realismus zusätzlich gesteigert, da sie aktiv in das Spielgeschehen eingreift. Schwingt man beispielsweise mit dem Mehrzweckhaken über eine Schlucht hinweg, sollte auf mögliche Hindernisse geachtet werden, um eine Behinderung der Flugbahn zu vermeiden. Fehlgeleitete Versuche ziehen schmerzlich realistische Stürze nach sich. Auch alle Gegenstände sind mit dieser Engine versehen. Bei starkem Wellengang sieht man zum Beispiel Koffer und Truhen aus ihren Halterungen brechen und Tongefäße werden von abgefeuerten Patronen zerstört. Das Spiel beweist trotz der immensen Fülle eine kontinuierliche Stabilität, so dass der Spaß zu keiner Zeit durch nervige Ruckler beeinträchtigt wird. Die einzige Schwäche zeigt sich wie bereits erwähnt in der teilweise missglückten Kameraführung, da sie in schmalen Gängen an den Wänden hängen bleibt und den Blick auf das Spielgeschehen verhüllt. Nach einigen Augenblicken pendelt sie sich jedoch wieder in eine passende Position ein. Klangvoll Die musikalische Untermalung von "Tomb Raider: Underworld" schlägt eher mystische Klänge an und erinnert an Stücke von "Era". Ähnlich wie bei Filmmusik werden kraftvolle Akzente gesetzt, die den Spannungsaufbau fördern und besondere Effekte hervorheben. Die gesamte Geräuschkulisse überzeugt mit einer hervorragenden Qualität. Nicht ein einziger Ton erfolgt verzögert oder weist ähnliche Schwächen auf. Alle Geräusche, sei es das Ächzen von brennendem Holz oder der Knall einer abgefeuerten Waffe, klingen absolut realistisch. Die Lautstärke ist den herrschenden Umständen angepasst, so dass ertönende Laufschritte in dem donnernden Krachen eines herabfallenden Stützbalkens untergehen. Die Synchronisation wurde von professionellen, motivierten Sprechern übernommen. Verstärkt wird die Individualität der Figuren durch unterschiedliche Sprachtypen. Man vernimmt sowohl die intellektuelle Wortwahl eines Akademikers, als auch die übliche Alltagssprache eines jungen Mannes. Um auch hier die Details nicht zu vernachlässigen, wurden die Worte sorgfältig auf die Lippenbewegungen abgestimmt. Insgesamt bereitet auch das Hören bei diesem Titel ein Vergnügen. Fazit Der neueste Teil der "Tomb Raider"-Reihe überzeugt auf ganzer Linie. Die grafische Intensität der einzigartigen Schauplätze hinterlässt einen bleibenden Eindruck und die effektvolle Akustik erzielt ihre Wirkung. Vor allem das spektakuläre Abenteuer in "Underworld" beweist Tiefsinn und dürfte nicht nur Fans der Serie, sondern auch Neueinsteiger mitreißen. Die technischen sowie inhaltlichen Innovationen bergen einige Überraschungen, lassen keine Langweile aufkommen und garantieren ein langes Spielvergnügen. (12.02.2009)
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