Bullet Witch

Bullet Witch (Xbox 360)

(Atari)

geschrieben von Carlos Carvalho

 

 
Entwickler: Cavia
Publisher: Atari
Genre: Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Bullet Witch
Preis: 54,89 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Wenn man von leicht bekleideten Frauen hört, die mit großen Waffen gegen Horden von Monstern kämpfen, so denkt man erst mal an "Tomb Raider". Doch dieses Jahr gilt das Rampenlicht nicht Lara Croft, sondern der neuen düsteren Heldin aus dem Hause Cavia: Alicia. Bekannt geworden ist der japanische Entwickler durch die Umsetzungen von bekannten Mangas und Animes wie "Naruto", "Zegapain" oder das auf dem Nintendo DS bald erscheinende "Death Note". Doch mit "Bullet Witch" versucht das Cavia-Team eine Welt zu entwerfen, ohne sich durch bereits festgelegte Charaktere zu begrenzen. Und das gelingt ihnen, trotz einiger Klischees, sehr gut.

Story

Die Welt von heute ist gekennzeichnet durch ihre Höhen und Tiefen, ihre guten und ihren schlechten Seiten, die kleinen alltäglichen Wunder oder die schlimmen, herzzerreißenden Tragödien. Einer Person schien das zu viel zu sein: Sie wanderte zu einem verfluchten Wald, versteckt in den Bundesstaaten der USA und öffnete durch das Opfern ihres Körpers und ihrer Seele das Portal zur dunklen Seite. Die folgenden Jahre sind gezeichnet von Kriegen, Hunger und von durch Menschen erschaffene Krankheiten. Diese drei Reiter der Apokalypse kommen nicht allein über die Welt, sondern werden begleitet vom vierten: dem Tod. Es sterben so viele Menschen, dass im Jahre 2013 die zivilisierte Welt tatsächlich kurz vor der Selbstvernichtung steht. Dachte man, es könnte nicht schlimmer kommen, erwachten plötzlich die Verstorbenen aus dem Tod. Dämonen ergriffen Besitz von den Kadavern, besonders von denen militärischer Truppen, und erklärten den übrig gebliebenen Menschen den Krieg.

In einem Vorort, der gerade von einem Haufen Untoter angegriffen wird, erscheint plötzlich wie aus dem Nichts die Heldin Alicia. Nicht nur mit einem riesigen Gewehr bewaffnet, sondern auch dazu fähig, magische Sprüche anzuwenden, hilft diese Hexe denjenigen, die sich nicht allein verteidigen können. Als Einzelkämpferin schlägt sie sich bis zur Innenstadt und später zu der Quelle des Bösen durch. Auf dem Weg trifft sie auf verschiedene Typen von Dämonen sowie auf die Reste der menschlichen Miliz, die in ihr die Hoffnung für die Zivilisation sieht.

Ein Shooter, kein Abenteuer

"Bullet Witch" kann man nicht mit "Tomb Raider" vergleichen, da es keine Rätsel zu lösen gibt, man muss keine Schlüssel suchen oder Knöpfe in bestimmten Reihenfolgen drücken. Was man tun muss, ist: schießen, die Waffen sprechen lassen, gewalttätig vorwärtskommen und schließlich keinem Feind Gnade gewähren. Um dem Spieler die Entscheidung für den richtigen Weg zu ersparen, wurde nur eine Möglichkeit eingebaut, voranzukommen. Seitliche Wege sind durch unsichtbare Wände abgegrenzt, damit man nicht zu weit in den Wald läuft oder von einer Klippe fällt. Es gibt auch sichtbare Barrieren im Spiel, die durch eine zweite Sorte Monster aufgebaut werden, die sogenannten Walnussköpfe. Diese greifen den Spieler nicht mit Waffen an, sondern mit sehr starker Telekinese. Ihre enormen Gehirne sind inzwischen aus ihren Schädeln heraus geplatzt und seitdem zu einer Größe angewachsen, die die ihres restlichen Körpers übersteigt. Um ihre Köpfe ist auch eine Aura zu sehen, die der Farbe einer Barriere entspricht. Besiegt man also einen der selten erscheinenden Walnussköpfe, so ist der Weg vorwärts für den Spieler wieder freigelegt. Dies verhindert, dass man einfach geradeaus rennt und den Feind ignoriert.

Der einzige Grund, weshalb man also auf den Boden schauen könnte, wäre die Suche nach Munition. Doch die hübsche Alicia verwendet keine banalen Patronen. Stattdessen erzeugt sie mit ihren magischen Kräften ganze Magazine im Moment des Nachladens. Jedes Nachladen kostet sie also ein paar Magiepunkte, die aber schnell wieder aufgeladen werden. Dadurch hat man unendliche Munition, was, in Verbindung mit der Tatsache, dass man auf Konsolen bekanntlich schlechter zielen kann, dem Spieler das Metzeln sehr erleichtert.

Doch das Spiel hat auch ein gewisses Rollenspielelement darin, dass die Hexe Alicia aufsteigen und dadurch ihre Kräfte verbessern kann. Am Ende jedes Levels wird bestimmt, wie viele Dämonen umgebracht worden sind, wie schnell man den Level geschafft hat und wie viele Menschen das Gemetzel überlebt haben. Je besser diese drei Werte, umso mehr Punkte bekommt man, die man auf verschiedene Fertigkeiten verteilen kann. Als erstes steht die Regenerationsgeschwindigkeit von Lebens- und Magiepunkten, danach stehen die verschiedenen Verbesserungen des Feuerstabs und zuletzt die Zaubersprüche. Für jede Möglichkeit muss erst eine Aufstufung mit den Punkten gekauft werden, um sie überhaupt nutzen zu dürfen. Danach kann man diese zweimal verbessern, um sie zu verstärken. Selbstverständlich benötigt man für jede Verbesserung deutlich mehr Punkte als für die vorangegangene Stufe.

Bewaffnung

Der Feuerstab, die Hauptwaffe der Hexe Alicia, ist nichts anderes als ein extrem in die Länge gezogenes Gewehr, das höher als Alicia selbst ist. Neben der erwarteten Beschmückung des Gewehrs findet man an dessen hinterem Ende ein paar Stäbe, die dem Feuerstab Ähnlichkeit mit einem Besen verleihen. Bis zu vier Modifikationen des Feuerstabs darf man im Spiel einsetzen, angefangen beim normalen Maschinengewehr über eine Flinte, eine Scharfschützenkanone und schließlich die schwere Gatling. Alle Waffen haben wie erwartet eine unterschiedliche Handhabung, die besonders bei der Gatling zu spüren ist. Diese ist so schwer, dass Alicia sich kaum bewegen kann, wenn sie diese Waffe gezogen hat. Die Feuerrate ist aber dann so hoch, dass diese Waffe gegen Horden von Feinden unschlagbar ist. Die Menge an Magiepunkten, die beim Nachladen abgezogen wird, erhöht sich auch mit jeder Modifikation. Da man aber durch Drücken der roten "B"-Taste schnell zwischen Waffen wechseln kann, kann man wieder das sparsame Maschinengewehr verwenden, um in der Zwischenzeit seine Magiepunkte aufzuladen.

Hexerei spielt bei der Wahl der Waffe eine weitere Rolle. Durch Verwenden des Magiespruches "Elementschuss" lädt Alicia nicht die normale magische Munition nach, sondern zaubert Spezialpatronen her. Das Maschinengewehr nutzt die Hitze des Feuers, um getroffene Feinde in Brand zu setzen. Die Flinte benutzt die Kraft des Windes, um mit jedem Schuss eine Schockwelle auszustoßen. Die Kanone verwendet Licht, um besser als mit den anderen Waffen zu zielen und somit auch Kopfschüsse zu ermöglichen. Die Gatling verwendet die Macht des Donners, um getroffene Gegner sowie nahe liegende Feinde unter Schock zu setzen. Diese Spezialschüsse verdoppeln im Endeffekt die Waffenauswahl, indem sie dem Spieler die Möglichkeit geben, noch brutaler gegen den Feind zu kämpfen. Die Anzahl an Schüssen ist jedoch festgelegt und die Menge an verwendeter Magie ist nicht zu verachten, so dass man in sehr spannenden Schlachten diesen Hexenspruch eher ignoriert, um ausreichend Magiepunkte zu haben für die kräftigeren Zauber.

Eine ganze Hexenküche an Sprüchen

Während es so aussieht, als würde Alicia alleine gegen die Macht des Bösen kämpfen, wird sie tatsächlich von einer inneren dunklen Stimme begleitet, die ihr Tipps gibt und Alicia ihre magischen Kräfte verleiht. Diese geheimnisvolle Beziehung wird während des Spiels erläutert und ist einer der fesselndsten Aspekte der Story von "Bullet Witch". Alicia kennt am Anfang nur eine kleine Anzahl von Hexensprüchen, erlernt jedoch während des Geschehens weitere Sprüche, die sie benötigt, um größere Dämonen zu bekämpfen. Noch mehr Sprüche kann man nach einem Level lernen, indem man Punkte darin investiert. Ein allgemeines Problem von Konsolen ist die geringe Anzahl von Tasten, die dem Spieler zur Verfügung stehen. Dieses Problem bemerkt man besonders bei der Anzahl an Sprüchen, die Alicia während des Spiels erlernt.

Der Entwickler Cavia ließ sich da jedoch keine Steine in den Weg legen und dachte sich eine vernünftige Lösung aus, die dem Spieler ein unkompliziertes Aussprechen der Verzauberungen erlaubt: Durch Drücken des linken oder rechten Bumpers wird ein Ring angezeigt, der auf die rechten farbigen Tasten reagiert. Die gelbe "Y"-Taste bricht die Verzauberung ab, die drei anderen Tasten wenden den jeweiligen Spruch an. Man kennt aber nicht nur drei Sprüche, sondern kann bis zu neun erlernen. So kommt man durch ein weiteres Drücken der Bumper-Tasten auf die zwei nächsten Ebenen dieser "Magieringe". Wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang, hat man während des Spiels die Steuerung schnell im Griff und muss sich nur noch darum kümmern, ausreichend Magiepunkte für den gewünschten Angriff zu besitzen.

Als normaler Hexenspruch verfügbar ist der bereits angesprochene "Elementarschuss", die "Antike Mauer", um Schutz vor Angriffen zu finden sowie der "Rosenspeer", bei dem sich silberne Dornen aus dem Boden hervorheben und dort befindliche Gegner ausschalten. "Willen" sendet eine magische Schockwelle, die Feinde und Gegenstände zurückschleudert; mit "Opfer" kann man andere Menschen heilen, was befreundeten Soldaten das Leben retten kann und schließlich kann man mit "Rabenpanik" einen Schwarm beschwören, der den Feind aufhält.

Die drei Großmagiesprüche sind gefährlicher, brauchen aber auch größere Mengen an Magiepunkten. Mit "Donner" wird ein Donnerschlag beschworen, der Panzer und noch größere Feinde vernichtet, "Tornado" bezwingt die Kräfte des Windes und zerstört gegnerische Fußtruppen sowie deren Hubschrauber und "Meteor" schließlich lässt einen Meteoritenschauer vom Himmel regnen, der alles zerstört, sei es freundlich oder feindlich.

Um den Spieler daran zu hindern, alle paar Meter diese ultimativen Sprüche anzuwenden, verringert sich das Maximum an Magiepunkte jedes Mal, wenn man einen Hexenspruch anwendet (jedoch nicht beim Nachladen von Waffen). Das Maximum wird aber dann wieder erhöht, sobald man einen Feind umlegt. Man überlegt sich deshalb sehr genau, ob man einen Spruch anwenden sollte oder doch lieber weiter seine Waffe verwendet.

Die Möglichkeiten der Xbox 360 gut ausreizen

In Sachen Aussehen enttäuscht "Bullet Witch" niemanden. Das Spiel verwendet eine moderne Grafikengine und überzeugt durch Sonnenuntergangsbeleuchtung sowie Nebeleffekte. Gebäude und Straßen sehen trotz Einschlaglöchern sehr realistisch aus und selbst das Charakteraussehen und die Gesichtszüge zeigen die große Liebe zum Detail der Entwickler. Noch mehr zeigt sich diese in der Darstellung der Dämonen: Die Kreaturen des Bösen wirken schon aus der Ferne Furcht einflößend und es lohnt, sich in die Nähe von ein paar Gegnern zu begeben, um die feineren Details zu genießen, solange man Alicia nicht gleich in Lebensgefahr bringt. Hier sind keine Klischees zu finden, alle Monster sind sehr originell durchdacht worden.

Alicia selbst wurde im Gothic-Stil angezogen, was in Bezug auf ihren düsteren Charakter und das Design ihrer Waffen sehr passend ist. Weitere Klamotten können zusätzlich über Xbox Live heruntergeladen werden. Bemerkenswert sind außerdem die gewaltigen Sprünge, die sie trotz Schuhen mit hohen Absätzen machen kann und Basketballspieler sicherlich vor Neid kochen lässt. Die Animationen der Charaktere sehen sehr gut aus und man bedauert nur die Tatsache, dass man nicht im Flug schießen kann. Die Zaubersprüche übertreiben nicht mit Lichteffekten und wirken dadurch viel realistischer als die, die man aus anderen aktuellen Spielen kennt. Schade ist, dass Alicia sich beim Zaubern viel zu oft wiederholt; ein paar weitere Sprachausgaben hätten der Darstellung ihres Charakters sicherlich nicht geschadet. Die Musik des Spiels ist angenehm zu hören, sehr passend zur Situation und wird deshalb nie eintönig.

 

  

Fazit

"Bullet Witch" ist ein sehr guter Shooter, der den aktuellen Spielen auf der Xbox 360 durchaus Konkurrenz macht. Die Story ist bis zum Ende spannend und überzeugt mit einem sehr guten Figuren- und Monsterdesign. Die Persönlichkeiten der Charaktere sind im Spiel sehr gut integriert und fesseln den Spieler an den Controller, der erfahren will, wie sie sich weiter entwickeln werden. Die Punkteverteilung ist gut durchdacht worden und verpflichtet den Spieler, sich zu überlegen, auf welche Waffen und Hexensprüche das Hauptgewicht gesetzt werden sollte. Auch wenn das Spiel etwas kurz erscheinen mag, so findet man über Xbox Live weitere Missionen, die man anspielen kann und somit Alicia weiter bei ihrem Kampf zu helfen. Für alle Fans des Genres daher zu empfehlen.

(20.03.2007)


Fazit

   "Bullet Witch" ist ein sehr guter Shooter, der den aktuellen Spielen auf der Xbox 360 durchaus Konkurrenz macht. Die Story ist bis zum Ende spannend und überzeugt mit einem sehr guten Figuren- und Monsterdesign. Die Persönlichkeiten der Charaktere sind im Spiel sehr gut integriert und fesseln den Spieler an den Controller, der erfahren will, wie sie sich weiter entwickeln werden. Die Punkteverteilung ist gut durchdacht worden und verpflichtet den Spieler, sich zu überlegen, auf welche Waffen und Hexensprüche das Hauptgewicht gesetzt werden sollte. Auch wenn das Spiel etwas kurz erscheinen mag, so findet man über Xbox Live weitere Missionen, die man anspielen kann und somit Alicia weiter bei ihrem Kampf zu helfen. Für alle Fans des Genres daher zu empfehlen. (20.03.2007)


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