Puzzle Agent (PC) (Astragon) geschrieben von Daniela Salten
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Wer hätte das gedacht? Die größte Bedrohung für die freie Welt besteht eben nicht im Terrorismus und in den Diktatoren, die versuchen, an Atomwaffen zu kommen, sondern darin, dass die Radiergummis für das Weiße Haus ausgehen könnten. Das ist der Hintergrund für das neueste Spiel des Entwicklers Telltale Games, aus dessen Haus unter anderem so bekannte Titel wie "Sam & Max" und "Tales of Monkey Island" stammen. Ob auch "Puzzle Agent" mit diesen Klassikern mithalten kann? Story und Gameplay Im Zentrum der Handlung steht der FBI-Agent Nelson Tethers, ein eher unterbeschäftigter Mitarbeiter aus der Abteilung für rätselhafte Fälle. Er wird in die verschlafene Kleinstadt Scoggins im US-Bundesstaat Minnesota geschickt, um aufzuklären, warum plötzlich die Radiergummifabrik schließen musste, die auch den Präsidenten der Vereinigten Staaten beliefert hat. Dort angekommen trifft er auf die skurrilen Bewohner und findet sich bald in einer Geschichte wieder, in der es um weit mehr als eine geschlossene Fabrik geht und in der die "verborgenen Leute" aus der nordischen Sage eine große Rolle spielen. Die Story ist sehr fantasievoll und nimmt immer wieder augenzwinkernd Bezug auf Mystery-Serien wie "Akte X". Leider wird die ganze Geschichte zum Ende hin etwas sehr skurril und bricht beinahe abrupt ab.
Den Einfallsreichtum, den man bei der Story hat walten lassen, hätte man sich auch für die Rätsel gewünscht. Hierbei handelt es sich nämlich zumeist um Logik- und Puzzle-Rätsel, die allerdings sehr oft nach dem gleichen Muster gestaltet sind und sich dementsprechend auch vom Prinzip her wiederholen. Besondere Herausforderungen sind nicht zu finden. Sollte der Spieler dennoch einmal nicht weiterkommen, kann er Kaugummis einsetzen, die er überall einsammeln kann und Nelson Tethers beim Denken unterstützen. Pro Rätsel sind maximal drei Kaugummis einsetzbar, für jeden erhält man einen Tipp, der den Spieler näher zur Lösung führt. Die Navigation innerhalb des Spiels stellt hingegen überhaupt kein Problem dar. Indem man auf die einzelnen Hintergrundbilder klickt, sieht man sehr schnell durch aufleuchtende Symbole, wo ein Gespräch möglich ist, was man sich genauer ansehen sollte und wo ein Rätsel liegt. Sämtliche Aufgaben können im Nachhinein über ein Rätselarchiv aufgerufen werden, ein Faktor, den nicht jedes Spiel berücksichtigt. Sound und Grafik Die Geschichte selbst wird die ganze Zeit von einer Musik begleitet, wie man sie schon oft in Mystery-Serien gehört hat. Das passt zwar gut zur Story und dem Setting, ist aber nach längerem Hinhören eher ein wenig störend. Sehr gut gelungen sind dagegen die englischsprachigen Synchronstimmen der Figuren, die durch deutsche Untertitel ergänzt werden. Sie passen zu den einzelnen Charakteren und verleihen dem ganzen Spiel sehr viel Lebendigkeit.
Grafisch hält man sich konsequent an einen Comic-Stil, der mit der einfallsreichen Story gut harmoniert. Die Figuren sind sehr individuell gezeichnet und wurden mit sehr witziger Mimik und Gestik versehen. Auch die grafische Gestaltung der Rätsel lässt nichts zu wünschen übrig. Die Geschichte von Nelson Tethers bietet einiges, was sie zu einem absoluten Toptitel ihres Genres hätte werden lassen können. Zu nennen wären da in erster Linie die tolle Geschichte und die wunderbar gestalteten Charaktere, die zudem mit passenden Synchronstimmen versehen wurden. Leider gibt es aber auch ein inhaltlich sehr unbefriedigendes Spielende und zu einfache, oft nicht sehr originelle Rätsel. Dieses trübt die Spielfreude dann doch erheblich. Wer aber Lust auf einen schönen interaktiven Comic mit einer gehörigen Portion Selbstironie hat, dem sei "Puzzle Agent" auf jeden Fall empfohlen. (15.02.2011)
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