The Regiment (Konami) geschrieben von Jan-Tobias "Erdendonner" Kitzel
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Terrorbekämpfung, ein Wort, das derzeit leider in aller Munde ist. Nachdem wir uns jeden Abend vor dem heimischen Fernseher bei den Nachrichten vom Stand der globalen Terrorbekämpfung informieren können, liefert uns "The Regiment" von Kuju Entertainment nun die Möglichkeit, selbst Hand an die MP5 zu legen. Story oder "Die virtuelle Welt der Terroristen" "The Regiment" stellt sich als Action-Shooter dar, der vor dem Hintergrund des britischen Spezialkommandos SAS aufbaut. Ihr schlüpft in die (namenlose) Rolle eines SAS-Kämpfers und dürft in insgesamt zwölf Missionen diverse Terroristen zur Strecke bringen. Das Spiel liefert euch dafür vier verschiedene Terrorszenarien: Die Geiselnahme in der iranischen Botschaft in London von 1980 und drei weitere, allerdings erfundene Situationen, so die Erstürmung eines Terroristencamps auf dem britischen Ländle, die Rückeroberung des englischen Parlaments von Geiselnehmern und die Säuberung der Londoner U-Bahn, nachdem diese von den bösen Jungs überrollt und verdrahtet worden ist. Jede der beschriebenen vier Begebenheiten besteht aus jeweils drei Missionen (daher insgesamt zwölf), die ihr allerdings erst dann in Angriff nehmen dürft, wenn ihr durch Erfolg in der vorhergehenden Mission diese freigeschaltet habt. Gameplay oder "Der Dauerlauf der SAS-Jungs" Aber vor den Erfolg in den Missionen haben die Entwickler ein gut gemachtes Tutorial gestellt, in dem ihr in das SAS-Trainingslager versetzt werdet. Dort lernt ihr die Grundvorgehensweisen bei der Erstürmung von Räumen, Ausschaltung von Gegnern und Befreiung von Geiseln. Erst wenn ihr alle Tutorial-Aufgaben erfolgreich gemeistert habt - was gar nicht so leicht ist -, dürft ihr euch an die erste Mission wagen. Gar nicht so leicht? Jawohl, denn bereits im Tutorial zieht "The Regiment" die Daumenschrauben an: Jede Mission, ob Tutorial oder später im Spiel, wartet mit einer übelst knappen Zeitvorgabe auf, die oftmals zum Haareraufen ist. Ferner werden Vorgaben an eure Treffsicherheit gestellt und es sollte während der Mission möglichst keiner eurer drei computergesteuerten SAS-Kollegen und/oder eine der Geiseln sterben. Klingt schwer? Ist es auch! So habe ich mich während des Testens des Öfteren darüber gefreut, dass ich eine Mission erfolgreich erledigt hatte, nur um dann von der Abschlussbesprechung erschlagen zu werden: Zeitlimit zu deutlich überschritten, daher nur Kampfbewertung E oder D erreicht. Aber erst ab C oder höher wird die nächste Mission freigeschaltet. Die Kampfbewertung ist vor allem abhängig von den genannten Kriterien, also Zeit, Schussgenauigkeit, verlorene Geiseln und Teammitglieder. So merkwürdig dies für einen Action-Shooter auch klingt, aber nur Auswendiglernen und Dauerlauf führt in "The Regiment" zum Erfolg. Geiseln nach der Befreiung ordnungsgemäß fesseln, es könnten ja verkleidete Terroristen sein, wie es im Tutorial beigebracht wurde? Keine Zeit! Überwältigten Terroristen Handschellen anlegen? Sorry, aber du stehst meiner Zeitvorgabe im Weg, Herr Terrorist - Peng! Damit entfernt sich "The Regiment" weit von der Vorlage, die es sich eigentlich zum Vorbild gemacht hat, nämlich dem Verhalten echter SAS-Einheiten, die ein derartiges - durch die Zeitvorgaben erzwungenes - Verhalten wohl kaum an den Tag legen würden. Das Kuriose an der Geschichte ist, dass die eben erwähnten Zeitvorgaben bereits per Patch entschärft wurden, denn vorher waren sie noch härter! Dass in den Missionen kein Abspeichern möglich ist und auch keine Speicherpunkte vorhanden sind, brauche ich da kaum noch erwähnen, es hätte das Spiel ja nur leichter gemacht ... Damit Erfolge in den Missionen überhaupt möglich sind, rüstet euch "The Regiment" realitätsgetreu aus: Messer, Seitenpistole, MP5 und drei Arten von Granaten (Spreng-, Schock- und Tränengasgranaten). Das Waffenverhalten ist realitätsnah gehalten worden und das kommt der Spielatmosphäre deutlich zugute. Automatikfeuer bis das Rohr raucht, ist ebenso wenig erfolgsversprechend wie die Wahl ungenauer Waffen. Denn während der Missionen ist es euch möglich, gefallenen Terroristen ihre Waffen abzunehmen. Und auch wenn 80 Prozent dieser Mordinstrumente deutlich schlechter als eure MP5 sind (da ungenauer), sind doch ein paar kleine Schmankerl dabei, die das Aufheben lohnen, so beispielsweise ein Steyr Aug oder das G3. Im Bereich Steuerung serviert uns "The Regiment" Altbekanntes, so dass Shooter-Veteranen nach kurzen Feineinstellungen sofort loslegen können. "Kurz" sind auch die eigentlichen Missionen: Circa fünf Minuten dauert ein Dauerlauf durch einen Auftrag. Nimmt man dies mal zwölf - die Anzahl aller Missionen - plus noch circa eine Stunde für das Tutorial und es ist offensichtlich, dass "The Regiment" vergleichsweise wenig Inhalt zu bieten hat. Wäre nicht der extrem hohe Schwierigkeitsgrad - für absolute Optimisten gibt es übrigens noch die Schwierigkeitseinstellung "Simulation", die alles noch mehr erschwert -, "The Regiment" wäre an einem Nachmittag durchgespielt. Nach dem Erfolg in den Missionen lockt noch der Multiplayer-Modus: Hier könnt ihr auf (angenehm vielen) Karten noch einmal die MP5 schwingen, sei es im Deathmatch gegen andere Spieler oder gemeinsam mit eben diesen im Coop-Modus gegen computergesteuerte Terroristen. Wenige Tage nach der Veröffentlichung von "The Regiment" gibt es allerdings noch vergleichsweise wenig Server, hier ist zu hoffen, dass sich dies schnell bessert. Grafik oder "Licht, Gentleman!" "The Regiment" basiert auf der Unreal-Engine und sieht dementsprechend gut aus. Sowohl Personen wie auch Schauplätze sind atmosphärisch gut designt worden, so dass es auf keinen Fall an der Grafik liegt, wenn keine SAS-Shooter-Atmosphäre aufkommen will. Besonders überzeugend sind die Animationen der Granatenexplosionen, des Waffenfeuers und der Raucheffekte. Als kleine Draufgabe könnt ihr in den oft eher düster gehaltenen Missionen eine Nachtsichtbrille zuschalten, die die Sicht deutlich verbessert, die Grafikdesigner haben hier mit den Blendeffekten durch Lampen (bei eingeschalteter Nachtsicht) ganze Arbeit geleistet. Sound oder "Wehe, du fällst mir noch mal ins Wort!" Im Bereich Sound gibt es wenig zu mäkeln, aber auch kaum Lob für die Entwickler einzuheimsen: Die Waffen klingen ok, ebenso die Hintergrundbedudelung, die allerdings mangels Abwechslung schnell auf den Wecker geht. Die Sprachausgabe ist ordentlich, während der Einsatzbesprechung vor einer Mission fällt sich der Redner allerdings ab und an selbst ins Wort und schneidet so den vorhergehenden Satz in der Mitte ab. Gut, dass es nach der mündlichen noch eine schriftliche Einsatzvorbereitung gibt. "The Regiment" hat im Grunde alles, was ein ansprechender Action-Shooter braucht: Gut designte, spannende Missionen, eine ansprechende Grafik und eine annehmbare Soundkulisse. Aber diese Zeitvorgaben! Da das einzige Rezept, um in "The Regiment" zum Erfolg zu kommen, darin besteht, den Level auswendig zu lernen, geht die tolle Atmosphäre schnell flöten. Denn wenn nach dem dritten Levelanlauf die Bösewichter immer noch an der (ungefähr) selben Stelle stehen, verkommt ein Level schnell zum hektischen Dauerlauf, auf der Jagd nach der Zeitvorgabe. Dadurch, dass diese es erzwingt, dass ihr weder Geiseln richtig behandeln noch Terroristen gefangen nehmen könnt, geht wieder ein ganzes Stück Atmosphäre verloren. Kurz: Wäre nicht der extrem hohe Schwierigkeitsgrad, "The Regiment" würde deutlich mehr Spaß machen. Klar ist aber auch: Wäre der Schwierigkeitsgrad niedriger, würde es deutlicher auffallen, dass gerade mal zwölf Missionen doch recht wenig sind und das Spiel wäre dann zu schnell durchgespielt. Im jetzigen Zustand aber kann "The Regiment" - trotz des vergleichsweise günstigen Preises - nur teilweise überzeugen, dies müssen sich die Entwickler aufgrund der hohen Anforderungen an Geduld und Wiederholungsliebe der Spieler ankreiden lassen. (24.02.2006)
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