Race (Eidos) geschrieben von Christian Graser
| ||||||||||||||||||
PC-Rennspiele gibt es viele, mit getunten Sportwagen, Stockcars, Formel-1-Boliden und auch Tourenwagen. Letztere bekamen durch die drei "DTM"-Umsetzungen schon die Möglichkeit, sich dem Spieler zu präsentieren, doch auch außerhalb der deutschen Meisterschaft drehen diese Autos ihre Runden. Die Rennspiel-Experten von Simbin haben sich der hierzulande eher unbekannten Serie WTCC (FIA World Touring Car Championship) angenommen, und versuchen, mit "Race" einen Platz auf dem Treppchen zu ergattern. Stadtrundfahrt Sie sitzen hinter dem Steuer Ihres Peugeot 407 und brettern durch die Innenstadt von Macao. Die Straßen sind halb so breit wie in Monaco, dafür deutlich kurviger und bergiger. Während Sie vor einer engen Spitzkehre stark abbremsen und bis in den ersten Gang herunterschalten müssen, versucht sich der Fahrer eines Seat Toledo noch innen vorbeizudrängen - natürlich nicht, ohne Sie dabei ordentlich zu rempeln. Wo mit Formel-1-Flitzern das Rennen jetzt zu Ende wäre, fängt es mit den Tourenwagen hier erst an. Stoßstange an Stoßstange jagen Sie mit dem Kontrahenten den schmalen Anstieg empor, wohl wissend, dass derjenige, der vor der nächsten Engstelle in Führung liegt, den Sieg nach Hause fahren wird. Solche spannenden Kopf-an-Kopf-Duelle machen den Reiz und die Faszination von "Race" aus, verlangen aber auch einiges an vorhergehendem Training. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen ... ... und gerade bei diesem Titel, der eher die Bezeichnung Simulation anstatt Spiel verdient, müssen Sie zu Beginn Lehrgeld zahlen. Nur wer die Strecken gut kennt, sich Beschleunigungs- und Bremspunkte einprägt und nicht zu defensiv fährt, ist in der Lage, die starken KI-Piloten auf die Plätze zu verweisen. Leider fehlen hier lieb gewonnene Hilfen aus anderen Genrevertretern wie Fahrschule, zuschaltbare Ideallinie oder der Streckenverlauf aus der Vogelperspektive während des Rennens. So bleibt Ihnen nur der Kampf gegen die Uhr und das eigene Ghost-Car, um Fehler zu analysieren und Rundenzeiten zu verbessern. Als besonderes Schmankerl dürfen Sie auch gegen die Ghost-Cars der Streckenrekordhalter fahren, was Sie sich zu Beginn jedoch ersparen sollten. Sobald Sie sich etwas heimisch fühlen, können Sie erste Einzelrennen gegen die KI oder menschliche Mitspieler starten, um sich an die Vollkontakt-Fahrweise der anderen Piloten zu gewöhnen. Dabei dürfen Sie neben dem Wetter und der Rundenzahl auch Fahrhilfen wie ABS und Traktionskontrolle sowie die Anzahl der KI-Gegner festlegen und in Multiplayerpartien auch fehlende Mitspieler durch CPU-Fahrer ersetzen. Die Letzten werden die Ersten sein Leider besitzt das Spiel weder einen Kampagnen- noch einen Karrieremodus, so dass Sie die Langzeitmotivation lediglich durch das Beherrschenwollen der Strecken und Fahrzeuge in den verschiedenen Realismuseinstellungen gewinnen. Herzstück des Spiels wird dadurch der Meisterschaftsmodus, bei dem Sie nach zehn aufeinanderfolgenden Rennwochenenden ganz oben auf dem Treppchen stehen können. Die Rennveranstaltungen sind ziemlich umfangreich und weisen einige Besonderheiten auf: Zu Beginn eines jeden Wochenendes finden zwei Trainings zum Kennenlernen der Strecken sowie eine Qualifikation für die Startaufstellung statt. Zwischen allen Läufen haben Sie die Möglichkeit, die Runden- und Sektorzeiten der Kontrahenten zu überprüfen oder sogar als Zuschauer in deren Cockpit mitzufahren. Anschließend absolvieren Sie eine Warm-Up-Runde sowie die zwei eigentlichen Renndurchgänge. In der WTCC startet jeder Wagen mit einem Handicap-Gewicht von 20 kg im Kofferraum, das je nach Platzierung im ersten Lauf erhöht oder verringert wird. Hiervon betroffen sind die acht schnellsten Fahrer: Der Erste erhält 40 kg zusätzlich, der Zweite 30 usw.; vom vierten bis zum achten Platz wird das Gewicht reduziert. Außerdem startet der Gewinner des ersten Durchgangs im zweiten Rennen von Platz acht, der Zweite von Position sieben und schließlich der Achte von Position eins. Erst nach beiden Läufen werden die Punkte addiert und somit die Platzierungen des Rennwochenendes errechnet. Dank dieses Systems haben Sie die Möglichkeit, auch schwache erste Durchgänge noch umzubiegen oder wegen eines Überholmanövers auf Platz neun liegend sich die Pole Position im nächsten Lauf zu sichern. Diese Regelung sorgt insbesondere bei Partien gegen menschliche Mitspieler immer wieder für Spannung. Was gibt's sonst noch? Neben den Fahrzeugen der WTCC wie BMW 320i, Seat Toledo oder Peugeot 407 stehen Ihnen in "Race" auch noch Mini-Cooper zur Verfügung, mit denen Sie im Mini-Cup Ihre Runden drehen dürfen. Die Streckenzahl klingt zwar mit zehn etwas niedrig, dafür sind aber viele spannende Exoten dabei, die am PC bisher kaum oder noch gar nicht in Erscheinung getreten sind. Neben dem eingangs erwähnten Stadtkurs von Macao gehören dazu Curitiba in Brasilien und Puebla in Mexiko; bekanntere Vertreter sind Monza, Magny-Cours oder Oschersleben. Tourenwagen laden zwar zum Rempeln und Drängeln ein, leider aber ist das Schadensmodell im Spiel etwas dürftig ausgefallen, so dass Sie es bereits als ein Highlight betrachten sollten, wenn Ihnen eine Stoßstange um die Ohren fliegt. Von der Detailverliebtheit eines "Flatout 2" ist man in dieser Beziehung meilenweit entfernt. Wenn Sie schon nicht Ihren Wagen ordentlich deformieren dürfen, so können Sie wenigstens an anderer Stelle richtig Hand anlegen. Zahlreiche Optionen wie Wetterbedingungen, Grad des Reifendrucks, Benzinverbrauch, Aggressivität der KI-Gegner und verschiedene Flaggenregeln lassen Sie ein Rennen genau Ihren Vorlieben anpassen. Zwischen den einzelnen Läufen haben Sie umfangreiche Möglichkeiten, das Wagen-Setup zu verändern. Gleichgültig, ob Reifen, Getriebe, Übersetzung oder Aufhängung - dem experimentierfreudigen Schrauber sind hier kaum Grenzen gesetzt. Für die Fehleranalyse nach einem Rennen empfiehlt sich neben dem Studium des empfehlenswerten Tipps-Bereichs im Handbuch die Nutzung der Rennwiederholungen, die aus unterschiedlichen Kameraperspektiven betrachtet werden können. Gentlemen, start your Engines ... ... aber erst, nachdem "Race" per Steam aktiviert wurde - sonst verweigert es den Spielstart. Danach werden Sie mit fotorealistischen Wagenmodellen und ausgezeichneten Wettereffekten belohnt. Insbesondere aus der sehr detaillierten Cockpitansicht machen Regenrennen doppelt Spaß. Der Fahrer ist voll animiert und Sie sehen ihn nicht nur lenken, sondern auch Pedale und Schaltknüppel bedienen. Die Fahrzeuge wirbeln bei Abstechern ins Grüne Sand und Kies auf und ziehen bei Regen einen Gischtschweif hinter sich her. Die Strecken sind - ähnlich wie es das Schadensmodell ist - relativ unspektakulär; lediglich die Innenstadt von Macao ist ein Augenschmaus. Die Motorensounds dröhnen realistisch aus den Boxen, könnten aber bei Unfällen etwas voller klingen. Auf Wunsch werden Sie während der Fahrt von treibender Musik beschallt; Puristen werden auf dieses Feature aber eher verzichten. Unabdingbar ist hingegen der Einsatz eines Force-Feedback-Lenkrads, ohne das Sie Ihren Wagen kaum auf der Strecke halten können. Wer ein solches Gerät sein Eigen nennt, wird darüber hinaus mit netten Effekten bei Karambolagen oder beim Überfahren der Curbs belohnt.
Minimale - Windows XP - Pentium 1,7 GHz (oder vergleichbarer AMD) - 512 MB RAM - DirectX 9-kompatible Grafikkarte mit 128 MB - DVD-Laufwerk - 2,5 GB freier Festplattenspeicher - Soundkarte (DirectX 9-kompatibel) - Internetverbindung zur Aktivierung
|