Spaceforce: Rogue Universe (JoWooD) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Es war lange Zeit ruhig zwischen den Sternen, doch nun ist mit "Spaceforce: Rogue Universe" vom Publisher JoWooD (hat unter anderem die Bestseller "Gothic3" und "Spellforce" herausgebracht) und dem kroatischen Entwicklerteam Provox wieder einmal der Teufel im Weltraum los. Beide wollen in die Spitze der Weltraumsimulationen vorstoßen und müssen sich dabei an Titeln wie "Darkstar One", "Freelancer" und Co. messen lassen. Mithilfe einer zeitgemäßen Grafik und einer spannenden Story soll dieses Vorhaben gelingen. Ob hierbei eine Supernova oder doch eher ein Schwarzes Loch entstanden ist, haben wir von DLH.net uns einmal mutig direkt aus dem Cockpit heraus angeschaut. Das Ergebnis unserer Raumforschung ... Familiensuche Die Story beginnt bereits mit einem wunderschönen Intro: Vor 20 Jahren starb Jim Andersons Vater während eines Einsatzes im Krieg. Er war Kampfpilot beim EMD (Earth Military Directorate) und zog gegen die UF (Union Forces) in die Schlacht. Sein Engagement in diesem Krieg endete in einem großen Feuerball im kalten Weltraum. Jim musste seinem Vater versprechen, dass er sich um seine Schwester kümmern wird, falls ihm im Krieg etwas zustoßen sollte. Diesem Versprechen konnte Jim allerdings nicht gerecht werden, denn seine Schwester Jax ist verschwunden; man vermutet, dass sie entführt wurde. Das Abenteuer beginnt mit Jims Abschlussprüfung zum Kampfpiloten des EMD. Doch diese verläuft nicht ganz ohne Zwischenfälle und Jim darf zeigen, aus was für einem Holz er geschnitzt ist, als grimmige Piraten die Bildfläche betreten. Die Suche nach seiner Schwester Jax steht ganz oben auf der Tagesordnung und wann immer sich die Möglichkeit bietet, geht Jim der Sache auf die Spur. Eine alte Freundin hilft ihm bei der Suche und nach kurzer Zeit wird klar, dass mehr hinter all dem steckt und es gibt Anzeichen dafür, dass General Zane, der Leiter des EMD, in die ganze Sache verwickelt ist. Jim Anderson will den Gerüchten allerdings zunächst keine Beachtung schenken. Auf seinen Missionen gelangt Jim nun von Sektor zu Sektor durch die ganze Galaxie, muss einige Schlachten schlagen und kann sich nie sicher sein, wer nun wirklich Freund und Feind ist. Schließlich betreten nach und nach die elf Zivilisationen des Universums die Bühne. Im Weltraum lauern überall Gefahren. Doch mit bis zu 14 verschiedenen Schiffstypen, vergessenen Technologien und wirkungsvollen Upgrades ist der Held nicht ganz so wehrlos, wie es zunächst erscheinen mag. Alltag eines Piloten Wer hier jetzt viele Raumkämpfe, Überfälle von Piraten und anderen Zivilisationen erwartet, ist genau richtig. Der Pilot muss sich auf jeder Mission seiner Haut erwehren. Es besteht zwar auch die Option zur Flucht, doch die meisten werden sicherlich lieber im Kampf sterben, als feige zu flüchten. Zumal es nicht schlimm ist, in einer Explosionswolke zu enden. Das Spiel kann beim letzten Speicherpunkt wieder aufgenommen werden. Gespeichert wird immer, wenn eine Quest gelöst wurde oder ein Sternensystem betreten wird. Jims eigenes Schiff kann mit allerlei Waffen aufgerüstet werden, diese erhält man auf den Raumstationen gegen Bares. Das wiederum kommt durch das Abschießen der Gegner oder aber durch Handel mit Waren auf das eigene Konto. Man nimmt Missionen für die Fraktionen an; zu Waren kommt der Spieler über mehrere Wege. Zerstörte Schiffe hinterlassen Frachtkisten, die mithilfe des eingebauten Teleporters in den eigenen Frachtraum gebracht werden. Gehandelt wird mit allerlei Konsumgütern, Rohstoffen und natürlich illegaler Schwarzmarktware. Dabei reagiert das Spiel auf Angebot und Nachfrage, so dass die zweite Möglichkeit, an Waren zu kommen, durchaus profitabel sein kann. Ware an Station A in Sektor B kaufen und an Station C in Sektor D wieder verkaufen, zum Beispiel. Spezielle Schiffssysteme lassen sich an Forschungsstationen upgraden. Dazu müssen die nötigen Rohstoffe vorhanden sein. Jedoch können nicht alle über den Handel erworben werden. Deswegen muss der Pilot hin und wieder Rohstoffe in Asteroidenfeldern abbauen und aus Schiffswracks bergen. Mit den verbesserten Systemen wird das eigene Schiff leistungsstärker und kann seine Basiseigenschaften wie Wendigkeit, Schnelligkeit und andere Eigenschaften verbessern. Das war aber noch nicht alles; der Spieler entscheidet sich zu Beginn der Story für einen aus zehn Berufen. Darunter ist auch der Pirat. Als solcher greift man zum Beispiel Handelsschiffe an und überredet die Inhaber freundlichst, aber mit Nachdruck, die Ladung doch lieber in den Weltraum abzuwerfen. Andernfalls wird der Frachter zerstört und die Ladung geborgen. Natürlich können auch alle anderen Berufe diese aggressive Warenbeschaffung vornehmen. Die Berufe oder Klassen unterscheiden sich in den Basiswerten. So hat ein Soldat stärkere Schilde, Panzerung, kann mehr Wingmen einstellen und verfügt über mehr Raketen. Ein Händler dagegen blickt auf einen größeren Frachtraum, kann mehr Gewicht laden und verfügt über mehr ID-Karten. ID-Karten identifizieren den Spieler. Ist man in einem System oder bei einer Fraktion nicht gerne gesehen, kann die ID-Karte gewechselt werden, um nicht ständigen Angriffen ausgesetzt zu sein. Somit kann der Spieler schon zu Beginn die Spieltaktik vorgeben, die er verfolgen möchte. Ein späterer Wechsel der Klasse ist nicht möglich. Allerdings können beliebig viele Spielprofile angelegt werden, so dass jede Klasse getestet werden kann. Im Hinblick auf die Langzeitmotivation können somit mehrere Lösungswege gespielt werden. Die Handlung der Story bleibt dabei natürlich die gleiche. Wer nun zu Beginn zum Beispiel Polizist gewählt hat und über nur eine ID-Karte verfügt, muss aber nicht verzweifeln, wenn die ganze Galaxie den eigenen Tod möchte. Geld regiert nicht nur die Welt, sondern auch das "Spaceforce"-Universum. Verfügt der Spieler über genug Bares, kann er sich seinen diplomatischen Stand bei den Fraktionen aufbessern lassen. Dies stellt nicht nur eine nette, kleine Zusatzoption dar, sondern wird im Spielverlauf auch notwendig werden, da einige Zivilisationen sehr nachtragend sein können, wenn man ihre Systeme zuvor geplündert und alles, was fliegt, abgeschossen hat. Über das Inventar lässt sich jederzeit ein Blick auf den aktuellen Stand der Diplomatie, beziehungsweise des eigenen Ansehens, werfen. Je kritischer die Lage ist, desto wahrscheinlicher sind gegnerische Angriffe. Im Inventar können auch die neuesten galaktischen Nachrichten gelesen werden. Der aktuelle Auftrag steht hier nochmals zur Sicherheit, sollte der Spieler ihn vergessen haben. Die Statistik darf hier natürlich nicht fehlen und gibt detailliert Auskunft, wie lange schon gespielt wird, wie viele Abschüsse zu Buche stehen und weitere Informationen. Zuletzt findet sich hier auch eine Karte der Galaxie mit ihren Sektoren. Im Cockpit kann jederzeit die aktuelle Sektorenkarte abgerufen werden, allerdings zeigt sie nur an, was bereits erkundet wurde. In "Spaceforce: Rogue Universe" können bis zu 2.000 Missionen abseits der Story gespielt werden, dabei gibt es die Möglichkeit, 14 verschiedene Schiffe zu steuern. Ja, abseits der Story. Es muss nicht der Storymodus gespielt werden, denn es gibt auch die Option "freies Spiel". Anders als im Storymodus kann der Spieler hier nun frei seine Zivilisation, das Raumschiff und so weiter frei auswählen und sich in der Galaxie genauso frei bewegen wie im Storymodus. Missionen werden im Inventar entgegengenommen. Dies verlängert die Spielzeit noch einmal um einiges. Auf einen Mehrspielermodus wurde hingegen verzichtet. Das Spiel richtet sich voll und ganz auf den Einzelspielermodus aus. Durch die Wahlmöglichkeit zwischen Storymodus und freiem Flug ist hier auch wirklich einiges geboten. Sämtliche der bereits erwähnten elf Zivilisationen haben ihre eigene Geschichte. Eine Erklärung zu jeder einzelnen findet sich sowohl im beiliegenden Handbuch, als auch im Spiel selbst. Hier kann im Startmenü der Punkt "Zivilisationen" ausgewählt werden. Neben den Fraktionen gibt es hier auch noch die Möglichkeit, die Fähigkeiten der zehn wählbaren Charakterklassen einzusehen. Die Hand fest um den Steuerknüppel In "Spaceforce: Rogue Universe" stehen dem Spieler zwei Varianten der Steuerung zur Verfügung. Während das Raumschiff durch die unendlichen Weiten gesteuert wird, behält der Spieler mit Hilfe der Maus die Kontrolle, wie bereits aus anderen Titeln dieses Genres bekannt, so dass erfahrenen Veteranen der Einstieg ohne Umstellungsschwierigkeiten sofort gelingen wird. Neueinsteiger und Hobbyweltraumbummler hingegen werden sich über die einfache und schnell erlernbare Steuerung mindestens genauso freuen können. Wie bereits angedeutet, wird mit der Maus die Flugrichtung des Schiffes vorgegeben und sofern ein Mausrad vorhanden ist, auch bequem die Geschwindigkeit. Die linke und rechte Maustaste sind für die Primär- und Sekundärwaffen vorgesehen. Somit hat der Spieler das Wichtigste buchstäblich in der Hand. Die weiteren Funktionen wie Radar, Schilde, Karte und die restliche Schiffssteuerung befinden sich auf der Tastatur. Natürlich darf die komplette Steuerung den eigenen Vorlieben voll und ganz angepasst und sämtliche Tasten frei belegt werden. Besitzer eines Joysticks können die Primärsteuerung des Schiffes selbstverständlich darüber nutzen und alle vorhandenen Knöpfe ebenso frei belegen. Die verbleibenden Steuerbefehle sind dann auf der Tastatur zu finden. Leider wurde aber nicht an Force-Feedback gedacht, gerade in den vielen Kämpfen unter Feindbeschuss wäre hier mit Sicherheit ein noch besseres Feeling für die Action entstanden. Dennoch macht die Steuerung über einen Joystick natürlich mehr Spaß als lediglich mit der Maus. Gamepads können ebenso angeschlossen werden. Es handelt sich also um eine gut durchdachte Steuerkombination aus Maus und Tastatur oder Joystick und Tastatur, die schnell in Fleisch und Blut übergeht. Im mitgelieferten umfangreichen Handbuch - hier bekommen JoWooD und Provox Games noch mal ein Extralob - kann die Standardsteuerung natürlich eingesehen werden. Die Steuerung kann auch jederzeit während einer Mission angepasst werden; hierzu wechselt der Spieler einfach zum Startmenü, ändert die Einstellungen in den Optionen und geht zurück zur laufenden Mission. Sämtliche Einstellungen können zusätzlich außerhalb von "Spaceforce: Rogue Universe" vorgenommen werden. Grafikpracht JoWooD und Provox Games können sich wirklich auf die Schultern klopfen. "Spaceforce: Rogue Universe" ist ein echter Leckerbissen für das Auge. Der Weltraum wurde wirklich grandios dargestellt. "Darkstar One" hat im vergangenen Jahr die Messlatte sehr hoch gelegt, aber schon nach den ersten Flugminuten wird klar, dass hier noch eines draufgesetzt wurde. Wunderschöne 3D-Planeten in den Systemen sorgen für einen herrlichen Anblick. Dazu kommen Anomalien im Weltraum, die wirklich einen Screenshot wert sind. Das All selbst präsentiert sich von einer sehr farbenprächtigen Seite (natürlich von System zu System verschieden). Leider wirken aber diese Systeme alle etwas leer. Meistens befinden sich ein, zwei größere Stationen in ihnen. Auch versteckte Sprungtore und Schiffswracks fehlen nicht. Dennoch hätten mehr Großkampfschiffe oder Stationen die Umgebung etwas aufgewertet. Ferner gibt es Sterne, Nebel, Asteroiden - eben alles, was das Raumfahrerherz begehrt. Dabei sehen Anomalien und Nebel nicht nur spitzenmäßig aus, sondern haben auch einen direkten Einfluss auf das Spielgeschehen und können das Schiff beschädigen und sogar kampfunfähig machen. Von Zeit zu Zeit ertönt die Warnung vor einem Meteoritenschauer. So schön diese auch anzusehen sind, sollte schleunigst eine Deckung, etwa hinter einem Asteroiden oder einem größeren Kampfschiff, gesucht werden. Diese sind auch sehr schön gestaltet worden und sehen von Fraktion zu Fraktion unterschiedlich aus. Die Belohnung für eine Zerstörung folgt auch sogleich in Form einer gewaltigen Explosion, die den Bildschirm in helles Licht taucht. Beim Kampf gegen kleinere Schiffe fallen die Detonationen zwar etwas kleiner aus, allerdings ziehen die Gegner, deren Schicksal bereits besiegelt ist, eine Feuer- und Rauchspur hinter sich her. Die Explosionen wirken sehr realistisch, was durch die umherfliegenden Trümmer nochmals unterstützt wird. Schade ist, dass die komplette Story ohne Zwischensequenzen auskommen muss. Die Handlung wird anhand der Spielgrafik etwas lieblos präsentiert. Dabei haben die Entwickler mit dem Intro bewiesen, dass sie es durchaus draufhaben. Bei so einer Grafikpracht wirkt die etwas statisch vorgeführte Story einfach fehlpräsentiert. Lediglich die unbewegten Bilder der Charaktere sind zwar im Funkfenster zu sehen und geben verbal die fortlaufende Handlung wieder, aber blickt man zur Konkurrenz, wird deutlich, dass dies heutzutage nicht mehr ausreicht. Der Sound allerdings kann sich über weite Strecken sehen lassen. Im Weltall hört dich keiner schreien Was bei den Konversationen mit den Gegnern bestimmt auch besser gewesen wäre. Bereits nach kurzer Flugzeit werden die Standardsprüche einfach überstrapaziert, was auch daran liegt, dass jeder Feind anscheinend mehr durch das Mikrophon als mit seinem Schiff den Spieler besiegen möchte. Hier wäre eine größere Auswahl wirklich nicht verkehrt gewesen. Kleiner Aufwand für die Programmierer, aber ein großes Plus während der Kämpfe. Während des Aufenthalts auf Raumstationen fällt einem sofort auf, dass sich sehr häufig Meldungen wiederholen. Hier gilt im Prinzip selbiges wie für den Raumkampf. Aber das war es auch schon mit der Kritik. Der Rest ist wirklich fabelhaft. Während der Raumkämpfe zischen dem Spieler dank EAX-Unterstützung förmlich die Laserstrahlen und Raketen um die Ohren. Auf den Flügen durch die unendlichen Weiten des Raums erklingt ein clever gewählter Musikmix, der niemals unpassend wirkt. Sobald Feinde in der Nähe sind, schlägt die Musik eine härtere Gangart ein und verdeutlicht somit nochmals auch akustisch die nahende Gefahr. Neben der grafisch hervorragenden Umsetzung der Explosionen ist es den Entwicklern von Provox Games gelungen, diese auch soundtechnisch ausgezeichnet umzusetzen. Mit anderen Worten ist im Weltraum die Hölle los. Gewaltige Explosionen und Feuergefechte werden klasse untermalt, aus dem Funk jammern und drohen die Gegner und ist der Spieler mal fernab von der Action, vermittelt die Musik die endlose Weite des Raums. Von einem Schwarzen Loch ist hier keine Spur! Mit "Spaceforce: Rogue Universe" bringt uns JoWooD ein sehr gutes Weltraumabenteuer auf den Bildschirm. Selten wurde der Weltraum so farbenprächtig, wunderschön und abwechslungsreich auf den heimischen Monitor gebracht. Vor der Konkurrenz auf dem Spielemarkt muss sich hier wirklich niemand verstecken. Die Grafik ist einfach herrlich und die Story kann überzeugen und besitzt einige unerwartete Wendungen. Leider muss die gute Handlung aber ohne Zwischensequenzen auskommen. Denn gerade nach dem schönen Intro bekommt der Spieler hier Lust auf mehr und hätte mehr als die Spielgrafik erwartet; ansonsten wäre den Programmierern von Provox Games ein richtiger Knaller und vielleicht sogar die Supernova gelungen. Weltraumabenteurer können und sollten hier bedenkenlos zugreifen und bekommen für wenig Geld satte Action und spannende Sci-Fi geboten. (20.08.2007) Minimum - Windows® 98SE/2000/XP - Pentium IV 2 GHz oder gleichwertiger AMD - DVD Laufwerk - 768 MB RAM - 3 GB Festplattenspeicher - Radeon 9500 / GeForce 5800 Grafikkarte - DirectX-kompatible Soundkarte - DirectX 9.0c
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