Tycoon City: New York

Tycoon City: New York

(Atari)

Geschrieben von Carlos Carvalho

 

"Start spreading the news, I'm leaving today". Mit diesem Satz fängt das Lied von Kander und Ebb, welches für einen Film von Martin Scorcese im Jahr 1977 komponiert wurde, an. Doch es ist kein trauriges Lied, sondern erzählt von der Hoffnung des Bewohners eines Dorfes, es in der großen Stadt bis ganz nach oben zu schaffen. Gesungen von bekannten Sängern wie Liza Minelli, Frank Sinatra oder Freddie Mercury, inspirierte dieses Lied tausende von Amerikanern und Ausländern, die Suche nach dem amerikanischen Traum im "Big Apple" fortzuführen. Auch die Spieler sollen ihr Glück als Gebäudeeigentümer in New York versuchen und am Ende große Teile der meistbevölkerten Metropole Amerikas besitzen.

"I want to be a part of it -- New York, New York!" - Tutorial und Bedienung

Zusammen mit Studenten, Künstlern und neureichen Yuppies startet man, in einem sehr hilfreichen Tutorial, in dem Viertel "Greenwich Village" in Manhattan. Hier lernt man die ersten Griffe der erstmal komplex aussehenden Bedienung, die man jedoch in kürzester Zeit meistert. Bedient wird das Spiel komplett mit der Maus. Mit Links wählt man die verschiedenen Objekte aus, wie Spieloptionen, Personen oder Gebäude, mit der rechten Taste kann man die Sicht um den angeklickten Punkt drehen. Heran- bzw. Herauszoomen wird, wie erwartet, mit dem Scrollknopf der Maus ausgeführt, während man mit der mittleren Taste die Sicht in die bewegte Richtung der Maus verschieben kann. Mithilfe eines witzigen und entspannten New Yorkers baut man sich seine ersten Straßenkaffees auf und stattet diese mit verschiedenen Verbesserungen aus, um mehr Kunden anlocken zu können. Später im Spiel begegnet man vielen anderen Charakteren, die sich über mangelnde Zustände in ihrem Viertel beschweren oder besondere Aufgaben vergeben.

"These vagabond shoes are longing to stray" - Gebäudebau

Das Errichten von Gebäuden verhält sich für alle Gebäude gleich. Für genug Geld kann man ein Wohnhaus oder ein Geschäft auf einer freien Stelle der Karte bauen. Wählt man einen Laden aus, so erscheint um die Stelle, an der man es bauen möchte, ein Kreis, der die betroffenen Gebäude in der Nähe anzeigt. Diese färben sich entsprechend, ob ihnen das neue Geschäft gefällt oder nicht. So zeigen sich zum Beispiel Studenten sehr zufrieden beim Errichten einer Burgerbar, Bewohner reicherer Stadtteile empfinden denselben Laden eher als eine Störung. Die Karten und entsprechende freie Felder sind bereits festgelegt, mit Parks und besonderen Gebäuden an festen Stellen und Straßen, die sich nicht verschieben lassen. Man spielt in "Tycoon City: New York" schließlich keinen Bürgermeister, sondern einen Magnaten. Also braucht man sich während des Spieles keine Gedanken über öffentliche Verkehrsmittel oder ausreichende Straßen für die Bewohner New Yorks zu machen, denn diese tragen alle bequeme Schuhe und wandern fröhlich durch die Stadt.

"Right through the very heart of it -- New York, New York!" - Gebäudeverbesserungen

Das Herz jedes Geschäftes in "Tycoon City: New York" ist weder der Inhalt noch Preis der Waren, sondern die Außenfassade. Je mehr hier angeboten wird, umso erfolgreicher kann der Laden werden, solange natürlich die perfekte Kundschaft in unmittelbarer Nähe wohnt. Die vielen unterschiedlichen Objekte, die man nach und nach während des Spieles freischaltet, beeinflussen die vier Eigenschaften der Immobilie. Zum Einflussbereich des Ladens tragen Banner, die das Geschäft allen Vorbeigehenden und Vorbeifahrenden ankündigt, am meisten bei. Brunnen und Speisekarten vor den Shops und Restaurants erhöhen die Attraktivität des Lokals und somit auch die Chance, dass jemand sich den Laden näher anschaut. Geldautomaten und Maskottchen erhöhen die Zufriedenheit der Kunden des jeweiligen Geschäftes. Schließlich kann der Spieler um sein Gebäude Blumen und Bäume setzen, die die Schönheit der näheren Umgebung erhöhen.

"I want to wake up in a city that doesn't sleep" - Die Bedürfnisse des Volkes

Um sich zu entscheiden, welches Geschäft man als Nächstes eröffnen sollte, oder zumindest welche Sorte, findet man in den Wohngebäuden eine Karteikarte für "Bedürfnisse". Hier beschreiben die Bewohner dieses Gebäudes mit Hilfe von Balken, die über alle Arten von Anforderungen Auskunft geben, was ihnen am meisten fehlt. Sei es Shoppen, Entertainment, Arbeit oder Kultur, je länger der dargestellte Balken, umso nötiger werden Gebäude, die dies anbieten, in der Gegend benötigt und werden ebenfalls die größte Menge an Kundschaft erhalten. Im Gegensatz dazu verringert sich der Balken ins Extreme, wenn zum Beispiel zu viele Pizzerias in der Nachbarschaft zu finden sind und so werden diese immer weniger Profit erwirtschaften können. Während manche Geschäfte, beispielsweise Schuhläden, in einem Viertel fast in jeder Ecke gebraucht werden, so sollte man mit Diskotheken vorsichtiger umgehen. Durch den Einsatz von starker Dachbeleuchtung vergrößert man den Einflussbereich sehr effektiv, sodass eine einzelne Disko gleich den Bedarf nach Nachtleben mehrerer Nachbarschaften sehr lukrativ decken kann.

"And find I'm king of the hill top of the heap." - Das Wirtschaftssystem

Weniger kompliziert konnte das Wirtschaftssystem im Spiel nicht sein. Baut man sein erstes Gebäude, muss man zahlen. Doch sobald das Geschäft seinen ersten Dollar verdient, so wandert jedes bisschen Profit in die virtuelle Geldbörse. Somit kann man sein zweites Gebäude bauen, um noch mehr Geld zu verdienen usw. Der Prozess wird wiederholt, bis man soviel Bares pro virtuellen Tag verdient, dass man es nicht mehr ausgeben kann. Mit dem, doch nicht so hart verdienten, Geld, kann man ebenfalls die Geschäfte der anderen Spieler kaufen, um noch mehr Profit zu machen, oder die Konkurrenz aus dem Weg zu schaffen. Wiederholt man dies ad eternum, kann man tatsächlich ganz New York besitzen.

"These little town blues are melting away" - Upgrade-Punkte und besondere Gebäude

Außer Geld, um die Gebäude zu kaufen, braucht man Upgrade-Credits, um deren Außenfassade zu beschmücken. Hier muss man unterscheiden zwischen den globalen Upgradepunkten, also das, was man besitzt, und den spezifischen Upgradepunkten, also, wie viel man in das ausgewählte Gebäude noch einsetzen kann. Jedes Objekt benötigt eine unterschiedliche Menge an Credits, die auf der entsprechenden Zeichnung rechts unten eingeblendet wird. Diese Punkte verdient man nur sehr langsam, wie Geld, während des Spielverlaufes, aber in größeren Mengen beim Bau jedes neuen Gebäudes. Man kann dann ohne Verluste Verbesserungen einbauen und wieder entfernen. Doch jedes Bauwesen hat als weitere Begrenzung nur eine geringe Anzahl an Feldern, auf denen man diese Verbesserungen einsetzen kann. Beim Bau eines Gebäudes verdient man allerdings nicht ausreichend Punkte, um das Gebäude komplett zu verbessern. Und hier kommt der Kern des Spiels, das Gleichgewicht zwischen den vier Eigenschaften von Gebäuden, die Menge an verfügbaren Upgrade-Credits, die geringe Anzahl an noch einsetzbaren Punkten für das gewählte Geschäft und die Anzahl an Feldern, die man für Verbesserungen verwenden kann.

Eine weitere Methode, an Upgradepunkte zu kommen, (und sowohl andere Gebäude als auch andere Verbesserungen freizuschalten) sind die vielen verschiedenen Missionen, die pro Viertel angeboten werden. In diesen muss man die Stadt soweit ausbauen, dass die landesweit bekannte Halloween-Parade in Greenwich stattfinden kann, dass das Neujahrsfest in Chinatown erfolgreich abgeschlossen wird, dass man eine Kette an italienischen Restaurants eröffnet, um einen besonders guten Chef anzulocken, usw. Schließlich gibt es noch pro Viertel mindestens ein besonderes Gebäude, das man mir einer dritten Sorte von Punkten aufbauen lassen kann. Dieses erhöht die Attraktivität der entsprechenden Gegend und bringt somit zu jedem Zeitpunkt mehr Leute auf der Straße.

"I'm gonna make a brand new start of it -- in old New York." - Die Konkurrenz

Natürlich fängt man am Anfang des Spieles ganz weit unten in der Liste der Konkurrenten an. Je größer das Imperium wird, desto höher steigt man, bis man zum größten Magnaten New Yorks wird. Doch die Computerspieler als Gegner zu bezeichnen ist ein Fehler. Denn baut man ein Geschäft, baut einer der Konkurrenten ein Wohngebäude, baut man ein Wohngebäude, eröffnet die Konkurrenz ein Geschäft. Also wird man im Spiel eher durch die anderen komplementiert, als gestört.

Was der Gegner jedoch gerne macht, ist die Kundschaft stehlen. Hier findet man eine weitere Sorte von Verbesserung für die Gebäude, bei der man die Menge an maximalen Kunden in einem Geschäft erhöhen kann, zum Beispiel durch Straßentische an Restaurants. Ab einem bestimmten Punkt ist es dann doch einfacher, die fremden Geschäfte in der Nähe zu kaufen und abreißen zu lassen. Ein weiteres besonderes Gebäude sind die Firmensitze für größere Ketten von Geschäften. Hat man zum Beispiel mehr als fünf Supermärkte aufgebaut, kann man einen Firmensitz für diese Kette errichten. Je mehr Profit dann die Kette von Supermärkten macht, umso mehr Geld bekommt man von der Zentrale, die ebenfalls expandiert. Das Hauptbüro sorgt weiterhin dafür, dass die spezifischen Upgrade-Credits der entsprechenden Gebäude erweitert werden, also mehr Platz für weitere Verbesserungen zur Verfügung gestellt wird. Am Ende kämpft man deshalb also um den höchsten Wolkenkratzer in Downtown New York.

"If I can make it there I'll make it anywhere -" Sound und Grafik

Der Höhepunkt des Spieles ist die geniale Grafik. Anstatt eines kalten Gebäudebauspieles findet man Personen mit eigenen Wünschen und Vorstellungen in "Tycoon City: New York", die Spiele wie "Sims" nachahmen. In die Animation der Figuren ist besonders viel Mühe reingesteckt worden und man sieht Personen im Spiel nicht nur hin und her laufen, sondern auch mit den verschiedenen Verbesserungen interagieren. In Parkanlagen sieht man also, wie sie vor Jongleuren stehen und diese bewundern, in Schulen benutzen Kinder die Schaukelstühle, auf Basketballfeldern spielen kleinere Gruppen für sich, vor Bekleidungsläden suchen sich Menschen ihren neuen Jacken aus und in Straßenkaffees trinken und reden die Figuren, ohne an die Zeit zu denken. Wird es Abend (während eines Tag-Nacht-Zyklus im Spiel vergeht ein Monat), so gehen Lichter an und die Beleuchtungen an Diskotheken und Bars rufen Menschen zu sich. Zoomt man näher in das Spiel, so hört man die Kommentare der Figuren zu den Geschäften, aus denen sie gerade kommen. Noch näher und man hört Straßengeräusche, also vorbeifahrende Wagen auf Straßen oder Vogelgezwitscher in Parks.

Nur wenige Animationen sind nicht vollständig, was sich aber womöglich in späteren Updates verbessern wird. Als Beispiel ist die Beleuchtung der Parkanlagen zu nehmen, die im Patch für das amerikanische Spiel bereits verbessert wurde, aber bis zum Redaktionsschluss noch nicht für die europäische Fassung von "Tycoon City: New York" erschienen ist.

 

Entwickler: Deep Red
Publisher: Atari
Genre: Aufbau / Wirtschaftssimulation
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: Tycoon City: New York
Preis: 49.99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG

Fazit

   "It's up to you: New York, New York!" - "Tycoon City: New York" bietet allen Interessierten ein Spiel mit außerordentlich komplexer künstlicher Intelligenz bei der Menge an Figuren, die zur gleichen Zeit durch die Viertel des "Big Apple" wandern. Sowohl die Animationen als auch die Sounds sind mit Mühe und Liebe gemacht worden, man kann selbst nach stundenlangem Spielen nicht genug davon haben. Doch während in der mikroskopischen Betrachtungsweise des Spiels dies besonders gut gelungen ist, bemerkt man zwei wichtige und grundlegende Fehler, wenn man das Spiel als Gesamtwerk betrachtet. Das Erste ist das viel zu einfach ausgedachte Wirtschaftssystem, bei dem man im wahrsten Sinn des Wortes kein Geld verlieren kann. Der zweite große Fehler im Spiel ist das Gameplay, das viel zu kurz kommt. Der Reiz, die Stadt besser und schöner zu machen, ist einfach nicht vorhanden, dafür bekommt man keinen Frust, da sie nicht bankrott geht. Dieses Spiel ist also nicht für Veteranen von "SimCity" und den verschiedenen "Theme"-Spielen geeignet, aber dafür das perfekte Spiel für all die anderen, die bisher keine Erfahrung mit diesem Genre hatten. (03.04.2006)


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