CarJacker - kurzgeschlossen und tschüss!

CarJacker - kurzgeschlossen und tschüss!

(IncaGold)

geschrieben von Carsten Werner

 

Eine riesige Stadt, grenzenlose Freiheiten, glaubhafte Passanten, ein großes Arsenal an Waffen und Fahrzeugen und eine lebendige, glaubwürdige Spielwelt: Mit der GTA-Reihe hat Rockstar Games gezeigt, was nötig ist, um Fans von Computerspielen rund um den Globus zu fesseln. Mit dem Spiel CarJacker bedient sich IncaGold ganz ungeniert am Erfolgsrezept des Megahits GTA: San Andreas und macht Sie zum Gangster einer namenlosen Stadt, wo man schneller vom Taxifahrer zum Mafiaschergen aufsteigen kann, als es manchem recht sein kann.

Verloren in der Großstadt

Der Start als namenloser Held in einer namenlosen Großstadt ist holprig und wenig spektakulär. Nach der Installation des Spieles und der vergeblichen Suche nach einem Handbuch erschließt sich auch schon der Hauptbildschirm. Mangels Auswahlmöglichkeiten starten wir auch sofort die erste Mission, die uns nach einer kurzen Einweisung auch schon hinter das Steuer eines Autos befördert. Unser Auftrag: Beschaffe 350$ durch die Beförderung von Passagieren. Kaum will man jedoch den Wagen vorwärts bewegen, fällt auf, dass dieser sich nicht bewegt. Zuerst will, ganz wie im wirklichen Leben, der Motor gestartet werden, sonst bewegt sich der Wagen keinen Meter. Nun fahren wir durch die recht große Stadt, immer auf der Suche nach Kunden, die wir gegen ein gewisses Entgelt befördern können. Plötzlich ein Bildschirm - Mission fehlgeschlagen! Des Rätsels Lösung ist nah; um die Sache etwas realistischer zu gestalten, muss der Wagen in bestimmten Abständen nachgetankt werden, endloses Rasen durch die Stadt ist nicht möglich, oft ist man nur auf der Suche nach der nächsten Tankstelle, die vor allem im Zentrum der Stadt recht selten anzutreffen ist. Nachdem man endlich das benötigte Geld beisammen hat, macht das Spiel einige bemerkenswerte Sprünge. Schon in der zweiten Mission ist man auf einmal der Fahrer eines extrem wichtigen Mafiabosses. Dies setzt sich im Laufe des Spieles fort und fügt die sonst zusammenhanglosen Missionen zu einer recht dünnen Hintergrundgeschichte zusammen, die selbst unerfahrene Spieler in wenigen Stunden bewältigen dürften.

Von Schienen und endloser Leere

Eine laue Story und wenig spektakuläre Missionen sind das eine, doch wie spielt sich CarJacker? Angelehnt an GTA: San Andreas haben Sie die Möglichkeit, Fahrzeuge zu stehlen und selbst zu nutzen. Um Ihren kriminellen Fahrzeugwünschen nachzugehen, verlassen Sie das Fahrzeug und öffnen gewaltsam abgestellte Fahrzeuge. Jedenfalls sollte dies so sein, in aller Regel sind die Fahrzeuge aber verschlossen und Sie sind auf das Startfahrzeug beschränkt. Sollte man jedoch doch einmal zu Fuß unterwegs sein, folgen Sie einem schlicht modellierten Charakter, dessen Animationen man an einer Hand abzählen kann. Trifft man dann einmal einen Gegner oder einen, sich ebenso roboterhaft fortbewegenden, Passanten, können Sie diesen mit Waffen oder den blanken Fäusten bekämpfen. Dass dabei grünes Blut fließt, wäre bereits wieder lustig, würden die Kämpfe nicht extrem schlecht aussehen. Ein weiteres dickes Manko findet sich bei der KI, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient hat. Figuren laufen gegen Pfeiler und prallen daran ab, Fahrzeuge rasen geradlinig in die nächste Wand oder bleiben bisweilen mitten auf der Straße stehen.

Den längsten Teil des Spieles werden Sie am Steuer eines Fahrzeuges verbringen, wenigstens hier müsste das Spiel seine Stärken ausspielen, doch auch dies tut es nur zu einem geringen Teil. Die Fahrzeuge sind genauso schlicht modelliert wie die Figuren und die Landschaft, viel schlimmer ist aber die Fahrphysik, die eher an Schienenfahrzeuge als an Automobile erinnert. So bewegen sich die Autos auch wie auf Schienen und brechen selbst bei den wildesten Manövern kaum aus, die Bremse benötigen Sie kaum, das Gaspedal ist Ihr bester Freund. Doch zu wild sollte man es nicht treiben, allmählich nimmt der Wagen Schaden und verliert außerdem an Höchstgeschwindigkeit. Nach einer gewissen Zeit beginnt der Untersatz zu rauchen und kann sogar explodieren. Um dies zu verhindern, sollte man in regelmäßigen Abständen eine der wenigen Tankstellen ansteuern und seinen Wagen für teures Geld auftanken und reparieren lassen.

Tristesse

Grafisch positioniert sich CarJacker im unteren Drittel der Skala. Leider nutzt das Spiel in keiner Weise die heutigen Möglichkeiten aus. Die Figuren sind mehr als schlicht geraten, ebenso Fahrzeuge und die Umgebung. Farblich heben sich die Stadtteile kaum voneinander ab, man erkennt kaum, ob man nun in Chinatown oder in Downtown ist. Regelmäßig verliert man auf den riesigen und fast menschenleeren Straßen die Orientierung, einzig ein schlichter Kompass mit eingebautem Wegenetz schützt vor dem entnervten Aufgeben.

Auch die Ohren werden nicht verwöhnt, denn auch aus den Lautsprechern erschallt nichts Erbauliches. Die Geräusche sind einfach und ohne jeden Reiz, die Hupen und Sirenen nerven bereits nach den ersten Minuten und auch die Musik kann nicht gefallen.

Ein Sprichwort sagt sinngemäß: "Lieber eine gute Idee kopiert, als eine mittelprächtige Idee selbst entwickelt". Nirgends hat diese Weisheit mehr Beweiskraft als in der Spieleindustrie. Doch auch eine erstklassige Idee schützt nicht vor dem totalen Reinfall. CarJacker ist leider solch ein Reinfall. Die Idee ist nicht schlecht: Ein einsamer Held erklimmt in einer Stadt die Karriereleiter und legt sich nebenbei mit dem Mob und dem Gesetz an. Einige nette Features sorgen auf dem Papier für Stimmung, vor allem die Möglichkeit, das Auto zu betanken ist eine logische Einrichtung, die ich persönlich in der Grand Theft Auto - Reihe immer vermisst habe. Doch die Umsetzung ist mehr als schlampig. Die Kollisionsabfrage ist mangelhaft, die KI praktisch nicht vorhanden, die Missionen langweilig und einfallslos und die Grafik ist mehrere Jahre hinter dem aktuellen Standard stehen geblieben. Alles in allem sind die 20 Euro, die Sie für den Kauf berappen müssten, rausgeschmissenes Geld. In jedem gut sortierten Elektronikmarkt finden Sie GTA 3 für 10 Euro, ein Spiel, das wesentlich mehr Ware fürs Geld liefert.

(17.03.2006)

Entwickler: KozmoGames
Publisher: IncaGold
Genre: 3D-Action Spiel
Releasedate: bereits erhältlich
Homepage: keine vorhanden
Preis: 19,90€
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG

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CarJacker - kurzgeschlossen und tschüss!
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