Wanted - Weapons of Fate

Wanted - Weapons of Fate (Xbox 360)

(Warner Bros. Interactive)

geschrieben von Florian Tampe

(Anmerkung: Die Screenshots stammen aus der PC-Version, getestet wurde aber die Xbox360-Version)  

 
Entwickler: Grin
Publisher: Warner Bros. Interactive
Genre: Action / Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Wanted - Weapons of Fate
Preis: ca. 40 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Story, Part 1

Das schwedische Team von Grin scheint uns diesen Monat besonders verwöhnen zu wollen. Mit Titeln wie "Bionic Command", "Terminator Salvation" und "Wanted - Weapons of Fate" wird es uns den Monat Mai enorm versüßen. Doch Letzteres kennen wir nicht nur von der Spielkonsole. Mitte September 2008 durften wir Wesley Gibson zum ersten Mal auf der Kinoleinwand in dem Streifen "Wanted" erblicken. Rasant, actiongeladen und mit viel Drall im Handgelenk hat der Film sicher viele Zuschauer in seinen Bann gezogen. Einigen unter euch dürfte aber auch der Name Mark Millar ein Begriff sein, denn er lieferte die düstere Comic-Vorlage zum Film, wobei sich um beide Formate gleichermaßen eine große Fan-Gemeinde entwickelte. Für diejenigen unter euch, die keines von beiden kennen, geht es mit einer kleinen Einführung weiter. Bei "Wanted - Weapons of Fate" ("WoF") dreht sich alles um den Hauptakteur Wesley, der von einer geheimen Assassinen-Bruderschaft zum Killer ausgebildet wurde, um dubiose Aufträge für diese auszuführen. Im Spiel, Film und auch im Comic tretet ihr in die Fußstapfen eures Vaters Cross, der ebenfalls für die Bruderschaft gearbeitet hat, nun aber ausgestiegen ist. Von ihm habt ihr die Fähigkeit übernommen, euren Kugeln einen kleinen Drall zu verpassen und so um Ecken und Deckungen herumschießen zu können. Im Spiel erlernt ihr noch die Fähigkeit, mit Explosivgeschossen die Gegner zu zerfetzen. Mit euren erlernten und von der Bruderschaft verfeinerten Eigenschaften stellt ihr euch letztlich gegen diese, da ihr mehr und mehr hinter den Vorhang der zerstörerischen Machenschaften dieser Geheimorganisation blickt, bis ein erbitterter Kampf ausbricht.

Story, Part 2

Es kommt fast so vor, als wäre gerade wieder das Licht im Kinosaal angeknipst worden, die Zuschauer gehen nach Hause und ihr bleibt einfach auf euren Sitzen. Den Entwicklern ist es gelungen, einen nahtlosen Anschluss an den Film zu finden, die Story gut weiterzuerzählen und passende Antworten zu offenen Fragen aus dem Film zu ergänzen. Fans der Comics merken schnell, dass die düstere Atmosphäre aus den Bildgeschichten nahezu perfekt auf das Spiel übertragen wurde. Merklich dargestellt wird dies durch die verschiedenen Charaktere, die toll animiert aus dem Film wiederzuerkennen sind. Doch hauptsächlich hat man sich an den Comics orientiert und so findet ihr Charaktere wie Pekwarsky, Sloan und Cross eher geheimnisvoller und dunkler dargestellt wieder. Leider wurden die vielen weltweiten Verstrickungen und die fiesen Bruderschaftsmeister hier nicht aufgegriffen. Zum Ende hingegen fehlen dann sogar die zynischen Kommentare unseres schießwütigen Wesley und er verfällt zunehmend in den Zustand einer wahren Killermaschine. Zumindest dürft ihr eine neue Story spielen, in der ihr den Oberbösewicht "The Immortal" hoffentlich zur Strecke bringen werdet. So viel sei verraten: Sehr rasant und heiß her wird es auf jeden Fall gehen, wenn ihr euch durch verschiedenste Akte (neun an der Zahl) schießen dürft. Leider ist der ganze Spaß sehr kurz und ihr werdet euch schon nach fünf Stunden beim Ansehen der Credits ertappen. Darüber können dann auch ein gut animierter Wesley, sein geniales Deckungsspiel und die Möglichkeit, andere Charaktere zum Spielen des Spiels freizuschalten, nicht hinwegtrösten.

Ernüchternde Steuerung

Die Steuerung des Spiels ist sehr einfach und sollte euch nach kürzester Zeit in Fleisch und Blut übergehen. Wie bei vielen anderen Shootern steuert ihr euren Protagonisten mit dem linken Stick und die Kamera mit dem rechten. In jedem Level gibt es für euch mehr als ausreichend Deckungsmöglichkeiten, welche ihr frei nach dem Prinzip "Ducken und Schießen" mit dem "A"-Knopf aufsuchen könnt. Mit der "B"-Taste dürft ihr euch in den Nahkampf stürzen, welcher aber in der deutschen Version auf nur einem Move beruht.

Die Standardtasten "X" für Nachladen und "RT" für das Feuern verstehen sich von selbst. Im späteren Verlauf des Spieles bekommt ihr jedoch die Möglichkeiten, neue Moves dazuzulernen und, wie schon oben erwähnt, mit den Curve-Shoots und Shrapnell-Sturm den Gegnern einzuheizen. Diese werden dann durch das Halten des "RB"-Knopfes eingeleitet und durch das Loslassen ausgeführt. Völlig entgegengesetzt zu den übrigen Genre-Nachbarn des Spiels, dürft ihr hier nur mit einer sehr begrenzten Anzahl an Waffen gegen eure Gegner vorgehen. Durch Wesley und Cross stehen euch gerade mal zwei verschiedene Waffengattungen zur Auswahl.

Sehr schade, dass auch das Deckungssuchen seine Nachteile zeigt. Das Verlassen der Deckung beispielsweise ist sehr schlecht gelöst. Wie schon gesagt, begebt ihr euch mit dem "A"-Knopf in Deckung, aber ihr müsst den "A"-Knopf erneut drücken, um die Deckung auch wieder zu verlassen. Manchmal reicht es aber auch, sich einfach um 180° zu drehen. Dann verlasst ihr ganz automatisch die Deckung, was oft ungewollt und meist in unpassenden Momenten geschieht. Zum Beispiel geschieht dies dann, wenn drei Soldaten euch in die Zange nehmen und zusätzlich noch zwei Scharfschützen auf der Lauer liegen. Da kann ein plötzliches aus-der-Deckung-Springen schon mal zum ungewollten Durchschlagstreffer durch euren Kopf führen. Die Entwickler hätten dies eigentlich bei ihren Testspielen bemerken und beheben müssen. Der Wechsel der Deckungen ist aber grandios in Szene gesetzt und verläuft recht flüssig. Es sieht wirklich sehr gut aus, wenn Wesley während vollen Beschusses mit einer Rolle von Deckung zu Deckung hechtet. Um eure Gegner zu verwirren oder gar zu flankieren, könnt ihr auch blind aus der Deckung schießen, was euch meist einen kleinen Vorteil gegenüber euren recht hölzern wirkenden Gegnern verschafft. Das ganze Verstecksystem erinnert anfangs an Titel wie "Gears of War" oder gar dem noch hoffentlich in diesem Monat erscheinenden Titel "Terminator - Salvation". Leider sind die Deckungsgefechte ab der Mitte des Spiels doch recht abgenutzt und man erwartet mehr. In vereinzelten Situationen kommt es zu Bullet-Time-Szenen, die stark an Werke wie "Stranglehold" von John Woo erinnern, dem Gameplay aber ab und zu einen frischen Schub verpassen. Doch zusätzlich zu euren normalen polygonen Gegenspielern bekommt ihr es auch noch mit Endbossen zu tun, die euch am Ende einiger Akte erwarten. Aber auch diese sind im Verhalten sehr linear und werden eure Daumen und Zeigefinger, auch auf der schwierigsten Stufe, nicht sehr lange strapazieren.

Grafik-Beta-Version?

Anders kann man die Grafik nicht beschreiben. In den Videosequenzen kommt gute Stimmung auf, da sie stellenweise sehr gut aussehen. Explosionen füllen das Bild mit einem Hauch von Kaminfeuer-DVD und wenn Kugeln durch den Raum zischen, sieht der Luftwirbel sehr beachtlich aus. Doch man darf sich nicht hinters Licht führen lassen von all dem Glanz. Nun erstmal von Anfang an.

Die verschiedenen Leveldesigns der einzelnen Akte geben euch die Möglichkeit, euch ein Bild der verschiedensten Schauplätze zu geben. Ihr spielt an Orten wie einer kleinen französischen Stadt, schießt euch durch Chicago, schleicht durch Lagerhallen, infiltriert ein Flugzeug und schlagt euch durch viele kleine Gänge nach vorn durch. Einiges sieht wirklich sehr imposant aus und kann durchaus als Augenweide dienen. Doch trotzdem kann das nicht an das Grafikniveau der Spiele einer Xbox 360 reichen. Stellenweise werdet ihr von Pixeln erschlagen, matte beziehungsweise kantige und unscharfe Konturen kommen zum Vorschein und ihr fühlt euch in die Zeit der ersten Xbox versetzt.

Zumindest bei den Kurvenkugeln und der Animation der Charaktere wurde nicht zu viel Zeit gespart. Und wie oben schon erwähnt, sieht das Hin- und Herhechten eures Helden bei den athletischen Einlagen zur Deckungssuche ja auch sehr fein aus und wurde gut in Szene gesetzt.

Jetzt wurde sich aber genug über die Grafik ausgelassen und nun einige Worte zum Sound. Die Geräuschkulisse eurer beiden Ballermänner ist in Ordnung und wird mit dem Granatensound, den euch die KI um die Ohren wirft, eurer Anlage eine gute Masse an Sound abverlangen. Sobald sich euch Gegner nähern, macht sich eine bedrohliche Melodie breit, die sich aber leider auch oft wiederholt. Doch das ist auszuhalten, besonders weil ihr in dem ganzen Geschrei der gegnerischen KI nicht viel auf die Umgebungsmusik achten werdet. Manch ein Bruderschaftssoldat hat sogar einen flotten Spruch für euch drauf, doch leider - und wie soll es auch anders sein - wiederholen auch diese sich schnell. Der Publisher hat euch aber auch bei dem Sound nicht verschont und so fragt man sich, wohin ganze Textpassagen aus manchen Videosequenzen verschwunden sind? Gut, wer es nicht anders kennt, dem fällt es auch nicht auf. Aber so etwas ist mehr als unnötig und schadet mehr dem Spielgenuss und dem Gameplay.

Schnelles Fazit

"Wanted - Weapons of Fate" ist eine gelungene Comic-Umsetzung und geschichtliche Weiterführung eines Kinoknallers. Vielleicht ist dies ja der Start einer besseren Zusammenarbeit von Film- und Spielestudios, welche uns in Zukunft noch so einige Knüller und Fortsetzungsstoff für so manche Filme liefern werden. Doch wollen wir hoffen, dass der Publisher seine Schnittmethoden bis dato etwas zurückhaltender gestaltet hat und Spiele in nicht all zu ferner Zukunft mit mehr Verstand für das Werk verkrüppelt werden. Die USK hat bei dem Spiel heftig zugeschlagen und in so manchen Momenten werdet ihr von schwarzen Balken mitten in den Videos wachgerüttelt. Meiner Meinung nach sind übertrieben viele Aktionen aus dem Spiel herausgenommen worden. Zum Beispiel, wenn Wesley einen Kampf gegen einen Endgegner gewonnen hat und die anschließende Videosequenz den Bildschirm erhellt. Hier werdet Ihr deutlich merken, dass des Öfteren Dialoge nur zur Hälfte eingebettet wurden und so manche Gespräche mit den Untertiteln überhaupt nicht zusammenpassen. Auch plötzliche Verluste von ganzen Szenen aus den Sequenzen sind nicht zu übersehen. Dies macht sich natürlich auch auf Dauer im Spielgeschehen bemerkbar und ist meist wirklich unverständlich für den Betrachter.

Gerade wegen der großzügigen Schnittorgie und des sehr linearen Spielablaufs ist der Widerspielwert des Spieles nicht sehr hoch. Man hätte wenigstens ein Xbox-Live-Feature einbauen können, um mit verschiedensten Herausforderungen den Spielspaß zu heben oder sogar seine Levelzeiten mit denen seiner Freunde zu vergleichen. Solche Features würden euch dann wahrscheinlich länger vor den heimischen Bildschirm fesseln können und sogar einen kleinen Wettbewerb entstehen lassen. Vermutlich kann dann nur noch der reduzierte Preis von knapp 50 Euro über so manche Macken hinwegtrösten. Doch schlecht bewerte ich das Spiel nicht, da es eine Menge Spaß gemacht hat und die Jungs von Grin wissen nun mal, wie man Action umsetzt. Ein ausgefeiltes Deckungssystem und eine actiongeladene Story machen was her, doch der Spruch "In der Kürze liegt die Würze" trifft hier leider nicht zu. Sehr schade.

(26.05.2009)


Fazit

Schnelles


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