Call of Duty: Roads to Victory (PSP) (Activision) geschrieben von Roland Kindermann
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Es ist Frühling draußen grünt es und die Temperaturen steigen bereits auf sommerliche Werte. Bei diesem Wetter dürfte es wohl kaum jemanden drinnen vor dem Fernseher oder dem PC halten. Damit alle Videospielfans dennoch auf ihre Kosten kommen, gibt es ja mobile Konsolen, die man gut mit in den Park nehmen kann. Dort kann man dann beispielsweise Activisions neuen Weltkriegs-Shooter "Call of Duty: Roads to Victory" spielen. Ob sich der Kauf lohnt und wie der Vergleich mit dem vor einigen Monaten erschienenen "Medal of Honor: Heroes" ausfällt, lesen Sie in unserem Test. Alles digital Im Vergleich zu einer "großen" Konsole oder dem PC hat die PSP relativ wenige Tasten. Dementsprechend schwer ist es, eine gute Steuerung für einen PSP-Egoshooter zu entwickeln. In "Call of Duty: Roads to Victory" stehen hier gleich vier Varianten für jeden Geschmack zur Verfügung. Bei der Standardeinstellung gehen Sie mit dem Analogstick und schauen mit den vier Daumentasten hoch, runter, links und rechts. Mit "L" zielen Sie über Kimme und Korn und schießen dann per "R"-Taste. Mit dem Steuerkreuz lösen Sie weitere Aktionen aus. Die anderen drei Varianten haben alle gemeinsam, dass Sie nur manuell hoch- und runterschauen können, wenn Sie über Kimme und Korn zielen. Dies ist aber kein großer Nachteil, weil das Spiel die vertikale Ausrichtung der Blickrichtung - beispielsweise an Treppen selbstständig relativ intelligent ausrichtet und Sie außerdem über kurze bis mittlere Distanz von einer sehr starken Auto-Aim-Funktion unterstützt werden. Der Vorteil gegenüber der ersten Konfiguration ist, dass mehr Tasten für andere Aktionen frei sind und Sie außerdem seltener das etwas unkomfortabel zu erreichende Steuerkreuz benötigen. Grundsätzlich sind alle Steuerungsvarianten sinnvoll einsetzbar. Kleinere Ungereimtheiten gibt es allerdings; beispielsweise wenn Sie bei Konfiguration "C" mit dem Scharfschützengewehr gleichzeitig, um die Luft anzuhalten, "Rechts" auf dem Steuerkreuz drücken, mit dem Analogstick zielen und mit "X" schießen müssen. Zu diesen kleinen Mängeln gesellt sich leider noch ein großer Patzer: Unverständlicherweise hat Amaze Entertainment darauf verzichtet, analoge Eingaben wirklich analog zu verarbeiten. Selbst wenn Sie also eine Einstellung wählen, in der Sie sich mit dem Analogstick umschauen können, drehen Sie sich stets mit derselben Geschwindigkeit - unabhängig davon, ob Sie ihn nur leicht oder bis zum Anschlag in die entsprechende Richtung drücken. Deshalb ist das Zielen ohne Auto-Aim ausgesprochen mühselig und ungenau. Besonders schade ist dies, weil es gereicht hätte, die besser funktionierende Steuerung von "Medal of Honor: Heroes" zu kopieren. Schlauchlevels "Call of Duty: Roads to Victory" folgt wie die anderen Serienableger der klassischen Weltkriegs-Shooter-Konzeption. Sie laufen zunächst in der Rolle eines amerikanischen Soldaten, dann als Brite und schließlich als Kanadier durch die Niederlande, Italien und Deutschland. Nicht zuletzt, weil Ihre Bewegungsfreiheit in den schlauchartigen Levels eher eingeschränkt ist, macht es dabei spielerisch keinen großen Unterschied, ob Sie durch Dörfer, Städte oder Schützengräben laufen. Meist ist Ihre einzige Aufgabe, zum nächsten Einsatzziel zu laufen und unterwegs alle Gegner zu erledigen. Sollten Sie sich trotz des streng linearen Spielverlaufs doch einmal verlaufen, hilft dabei ein kleiner Kompass in der rechten, unteren Ecke des Bildschirms. Endloser Nachschub Gelegentlich kommen Sie an Stellen, an denen Ihnen das Spiel einen nicht endenden Strom von Gegnern entgegenschickt, bis Sie beispielsweise eine bestimmte Tür durchquert haben. Solche Passagen sind in vielen Spielen ausgesprochen nervig und verhindern oft jegliches taktische Vorgehen. In "Call of Duty: Roads to Victory" ist dies glücklicherweise nicht der Fall, weil die entsprechenden Sequenzen nicht zu häufig auftreten und Sie dann meist mit einem beherzten Sprint den Gegnernachschub versiegen lassen können. Häufig lockern geskriptete Ereignisse oder besondere Missionsziele das Geschehen ein wenig auf. So müssen Sie an einer Stelle beispielsweise eine Sprengladung an einem Panzer anbringen. Manchmal müssen Sie auch einen Kameraden, beispielsweise einen Funker, beim Anfordern eines Artillerieschlages beschützen, was aufgrund seines begrenzten Lebensenergievorrats meist relativ schwer ist. Sollten Sie hingegen mal einen Treffer einstecken, reicht es, kurz in Deckung zu gehen. Dann regeneriert sich Ihr Zustand automatisch. Nur wenn Sie mehrere Kugeln innerhalb kurzer Zeit oder eine Explosion abbekommen haben, sterben Sie und müssen dann am letzten der fair gesetzten Rücksetzpunkte neu starten. Gespeichert wird nur am Missionsende. In luftigen Höhen Eine Mission spielt an Bord eines amerikanischen B-17-Bombers. Hier müssen Sie abwechselnd die zahlreichen Bordgeschütze bedienen und angreifende deutsche Jäger abschießen. Optisch und atmosphärisch ist dieser Einsatz ein Höhepunkt des Spiels, auch weil Sie zwischendurch immer wieder durch den Rumpf des Bombers hetzen und eine andere Position einnehmen müssen. Diese Passagen sind spielerisch vollkommen irrelevant, vermitteln jedoch ein realistischeres Gefühl und einen spannenden Eindruck des Inneren des "Flying Fortress" genannten Flugzeugs. Leider krankt der Einsatz jedoch an der ungenauen - weil rein digitalen Steuerung und ist deshalb recht frustrierend. Alte Bekannte Das durchaus umfangreiche Arsenal in "Call of Duty: Roads to Victory" dürfte erfahrenen Spielern bereits aus anderen Weltkriegsspielen bekannt sein. Grundsätzlich sind die Waffen in zwei Hauptkategorien unterteilt: die vollautomatischen Modelle wie die britische Thompson oder die deutsche MP-40 eignen sich dank hoher Feuerraten und einem schneller reagierenden Auto-Aim vor allem für den Nahkampf und zur Abwehr unerwartet auftauchender Gegner. Mit den halb automatischen Gewehren wie dem klassischen M1A1-Karabiner oder dem deutschen Kar 98-k können sie besonders gut über größere Distanzen aus der Deckung heraus gezielte Kopfschüsse setzen. Praktischerweise dürfen Sie stets zwei Waffen mit sich führen, so dass Sie meist je ein Exemplar aus den beiden Kategorien bei sich tragen können und dann auf alle Situationen vorbereitet sind. Spezielle Ausrüstung Gelegentlich finden Sie ein Scharfschützengewehr. Dieses ist dann meist genau am Fundort nützlich und sollte danach schnell wieder abgelegt werden, weil die Distanzen, über die Sie kämpfen, meist nicht für den starken Vergrößerungsfaktor des Zielfernrohres ausreichen. Manchmal finden Sie auch einen deutschen Raketenwerfer des Typs "Panzerschreck" und müssen dann einen oder mehrere feindliche Panzer ausschalten. An einer Stelle dürfen Sie zu diesem Zweck auch per Fernglas Artillerieschläge anfordern. Sollten Sie sich einmal nicht anders zu helfen wissen, können Sie auch eine Granate werfen. Dies tun auch Ihre Gegner, was teils zu unfairen Situationen führt, denn oft haben Sie nicht genug Zeit zum Ausweichen. Dumme Kameraden Meist haben Sie einen oder mehrere Kameraden an Ihrer Seite. Die agieren allerdings nicht besonders intelligent und sind deshalb oft nicht mehr als Kanonenfutter. Leider laufen Ihre Kollegen Ihnen häufig in die Schusslinie. Gelegentlich rennen sie sogar gegen Sie und schieben Sie so aus der sicheren Deckung heraus. Dass die Gegner ein wenig intelligenter handeln, liegt vor allem an dem geschickten Einsatz von Skripten. Dadurch wiederholen sich allerdings viele Situationen beim erneuten Spielen einer Mission. Ein kurzer Spaß Die Produktion moderner Shooter ist relativ teuer. Insbesondere das Erstellen der Levels ist relativ aufwendig, da verhältnismäßig viele 3D-Objekte, wie beispielsweise Häuser, erstellt werden müssen. Als Konsequenz wurden die Shooter in den letzten Jahren immer kürzer. Auch "Call of Duty: Roads to Victory" ist hier leider keine Ausnahme. Viele Käufer dürften von den gerade mal acht bis zehn Stunden Spielzeit und dem daraus resultierenden schlechten Preis-Leistungsverhältnis sehr enttäuscht sein. Immerhin können Sie nach Beenden der Kampagne noch einen höheren der drei Schwierigkeitsgrade anwählen oder versuchen, in jeder Mission die Goldmedaille zu erreichen. Dazu müssen Sie genügend Abschüsse und Kopftreffer sammeln, eine bestimmte Trefferquote erreichen und dürfen ein Zeitlimit nicht überschreiten. Alternativ können Sie sich im Mehrspielermodus mit bis zu fünf Gegnern in sechs verschiedenen Spielmodi messen. Im Vergleich zum großen Konkurrenten "Medal of Honor: Heroes" fällt hier jedoch die fehlende Internetunterstützung und die geringe maximale Spielerzahl auf. Dafür fehlt "Medal of Honor: Heroes" allerdings eine richtige Einzelspielerkampagne. Graubraunes Europa Grafisch ist "Call of Duty: Roads to Victory" - abgesehen von der optisch genialen Bomber-Mission - relativ monoton. Ständig laufen Sie durch die gleichen grau-braun-grünen Umgebungen. Prägnante Orte, an die Sie sich nach dem Spielen noch erinnern, sind Mangelware. Dafür überzeugen die hervorragenden Skriptsequenzen, etwa wenn plötzlich ein Panzer durch ein verschlossenes Tor bricht. Das Spiel versucht, den Eindruck zu erwecken, der Spieler sei Teil einer größeren Schlacht, indem beispielsweise im Hintergrund Flakfeuer zu sehen ist. Das beengende Leveldesign zerstört diese Illusion meist jedoch schnell. Dafür visualisiert das Spiel Explosionen, Rauch, Feuer und Einschüsse mit schicken Partikeleffekten. Ein weiteres Highlight sind die hervorragenden Animationen. Die komplett eingedeutschte Sprachausgabe klingt grundsolide, könnte jedoch ein wenig überzeugender sein. Schüsse und Explosionen wurden passend vertont. Auch aufgrund der gelungenen Hintergrundgeräusche wird das Spiel häufig von einer dichten Soundkulisse unterlegt. Musik gibt es nur im Menü sie würde aber während des Spiels auch nur die Atmosphäre stören. Fazit "Call of Duty: Roads to Victory" macht eigentlich fast alles richtig und gewinnt deshalb das ungleiche Duell gegen "Medal of Honor: Heroes" im Einzelspielermodus locker. Im Mehrspieler-Vergleich zieht es aufgrund fehlender Internetunterstützung jedoch den Kürzeren. Für die meisten Shooter-Fans ist "Call of Duty: Roads to Victory" auf der PSP zurzeit also erste Wahl wenngleich die nicht ganz perfekte Steuerung und die kurze Spielzeit einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. (08.05.2007) |