Pac-Man Championship Edition DX (PS3) (Namco Bandai) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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Welches Computerspiel ist wohl das am wenigsten erklärungsbedürftige Game der Welt? Pong? Klar! Tetris? Wohl ebenfalls. Aber definitiv auch Pac-Man. Es ist eines der ersten grafischen Videospiele und erschien bereits 1980 als Arcade-Spiel. Die Firma Namco war bereits damals der Er- und Aufsteller, denn das Spiel lief zu dieser Zeit nur in den Spielhallen - Home Computer, Videokonsolen oder PCs gab es zu dieser Zeit noch nicht. Millionen von Japanern und später auch der Rest der Welt versuchten sich im perfekten Spiel, also alle 255 Levels zu schaffen, ohne gefressen zu werden, eine Leistung die in der Tat zum ersten Mal erst 1999 aktenkundig wurde. Es gibt wohl offizielle Clones und Plagiate zu Tausenden, doch nun hat sich nun die Ursprungsfirma noch einmal aufgemacht, eine Variante zum Download auf XBox Live und PlayStation Network zu veröffentlichen. "Alter Wein in neuen Schläuchen" oder lässt der Namenszusatz "Championship Edition DX" auf Neuerungen schließen? Blinky, Pinky, Inky und Clyde Pac-Man ist eine puck-förmige Spielfigur, die durch ein Labyrinth jagt, um die dort platzierten Pillen zu fressen. Wenn alle kleinen Kugeln gefressen wurden, ist der Level beendet und die nächste Stufe startet. Da dies etwas langweilig wäre, wurden als erschwerende Nebenbedingung Geister eingeführt, die Pac-Man jagen und die er nicht berühren darf. Passiert das doch, dann verliert der Spieler ein Leben und man kann, so er noch mindestens eine Wiedergeburt zur Verfügung hat, weiterspielen. Gegen seine Widersacher hat Pac-Man nur dann eine Handhabe, wenn er extragroße Pillen frisst, danach färben sich alle Geister blau und Pac-Man kann sie fressen. Gibt es irgendjemanden in der Computerwelt, der dies alles nicht weiß? Das ist wohl nicht anzunehmen, deswegen wurde in der Überschrift die amerikanischen Namen der Geister genannt, vielleicht ist das wenigstens für einige Leser etwas Neues. Championship Edition DX Wäre "Pac-Man Championship Edition DX" genauso aufgebaut, dann wäre es wohl eine Frechheit, dafür Geld zu verlangen, denn das Spiel kostet 9,99 oder 800 Microsoft-Points. Zunächst einmal wären da neue Level-Designs, aber das klassische Map-Layout wurde weitestgehend eingehalten, wenn auch mit einigen Farbtupfern. Es gibt zwar neue Wege, aber alle sehen sehr ähnlich aus, so groß sind die Unterschiede nicht. Die zweite Neuerung ist das Verhalten der Geister. Es gibt nicht nur die klassischen vier Ghosts, sondern Dutzende. Sie schlafen im Labyrinth und werden erst aktiv, wenn die Spielfigur direkt an ihnen vorbeiläuft. Dann schalten sie in eine Art Verfolgermodus und hängen sich an die Fersen von Pac-Man und lösen sich nicht mehr von ihm. Pac-Man muss also so lange durch Davonrennen durchhalten, bis er eine dieser Power-Pillen findet, die es ihm ermöglichen, die Geister zu fressen. Dafür bekommt der Spieler Punkte, die ihm dann im Ranking des Championships nach vorn bringen. Unterschiedlich zum Original ist auch die Tatsache, dass nicht das ganze Labyrinth mit Punktepillen ausgelegt ist, sondern immer nur ein kleiner Teil. Erst wenn genügend Pillen gefressen wurden, werden an anderer Stelle, in schönen Mustern, neue Ziele ausgelegt.
Ein Level ist dann beendet, wenn die voreingestellte Zeit - meistens fünf Minuten - abgelaufen ist. Hat man eine bestimmte Punktezahl erreicht, werden neue Karten freigeschaltet. Diesen Modus kann man wohl am ehesten als Karriere bezeichnen, zwei weitere Varianten können noch ausgewählt werden: Beim Zeitrennen müssen die Spieler so schnell wie möglich eine vorgeschriebene Anzahl Rundkurse durch jedes Labyrinth bewältigen, während bei Geist-Combo keine Pac-Dots, so heißen die ausgelegten Pillen im Original, sondern möglichst viele Geister verschlungen werden müssen und Pac-Man Combos aus Kraftkugeln erzielt. Damit ist das Spiel vollständig und ohne jede Weglassung erklärt. Über Grafik und Sound braucht man überhaupt nicht sprechen, sie wurden weitestgehend wie im Original belassen. Einzig die Option, die Labyrinthe bei Dunkelheit zu spielen, ist kurzfristig ganz witzig.
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Fazit
Das Spiel bezieht all seine Spannung aus dem Versuch der Geister, Pac-Man zu erreichen, es geht also minutenlang nur um die Frage, ob der Spieler die nächste Ecke richtig erwischt, damit er nicht in die Fänge der Bösewichte gerät. Das ist spannend ... wenigstens für ein paar Minuten, danach gibt es kaum noch Abwechslung. Bei "Pac-Man Championship Edition DX" ist es wie bei den meisten Neuaufgüssen von Videospielklassikern: Für einen kurzen Moment erinnert man sich als Spieler, der das Original kennt, an die "gute alte" Zeit, doch danach erkennt man, dass es auch für 10 bereits viel interessantere Spiele gibt. Wenn man ein reicher Retro-Fan ist, dann kann man aber einmal ausprobieren, ob der Kick durch den neu im Spiel verankerten Zeitdruck ausreicht, das Spiel länger als für ein paar Runden anzuwerfen. (14.02.2011)