Still Life (Special Edition)

Still Life (Special Edition)

(Anaconda)

geschrieben von Jana Voth

 

 
Entwickler: Microids
Publisher: Anaconda
Genre: Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Still Life
Preis: 19,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Vor mehr als einem Jahr erfreute "Still Life" zum ersten Mal die Fans und Tester gleichermaßen. Positive Kritik kam aus allen Ecken. Man war sich anscheinend einig, dass die Entwickler hier eine filmreife Story mit sehr gutem Gameplay kombinieren konnten. Nun bringt Anaconda das Spiel ein weiteres Mal auf den Markt - nunmehr verstärkt durch die englische Version und einige digitale Goodies. Aber rechtfertigt das den Preis?

"Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?"

Im Chicago der Gegenwart treibt sich ein eigenartiger Massenmörder herum. Eigenartig ist dabei nicht seine Opferwahl (ausschließlich junge schöne Frauen), sondern die Art, wie er vorgeht. Von Mal zu Mal richtet er die Mädchen schlimmer zu, und die Polizei kommt einfach nicht weiter. Victoria McPherson, ihres Zeichens FBI-Agentin, verbeißt sich in den Fall und gibt alles, vielleicht sogar etwas zu viel, um ihn aufzuklären. Nach dem fünften Opfer will sie sich selbst eine Pause gönnen und geht zu ihrem Vater. Nichts ahnend stöbert sie dort in alten Sachen und findet einiges über die Geschichte ihres Großvaters heraus. Er hat einige Zeit in Prag gelebt und war dort einem Massenmörder auf der Spur, dessen Vorgehensweise allzu gut zu der "ihres" Gesuchten passt.

Detektivspielen mal etwas professioneller

Also hilft man der gestressten Agentin doch ein wenig auf die Sprünge. Zugegeben: Sie springt eher weniger auf Kommando im Spiel rum, aber zum Gehen bringt man sie über Point & Click (dasselbe gilt für ihren Großvater). Wie üblich zeigt der Mauszeiger an, was man tun kann, aber hin und wieder führt er auch (absichtlich) hinters Licht. Große Teile der Welt legt man auf diese Weise herumlaufend, Dinge aufsammelnd und Kommentare von sich gebend zurück. Andere Teile müssen in der Nahaufnahme gelöst werden. Das sind die etwas komplexeren Rätsel oder einfach die Orte, die man näher untersuchen muss, um den Kern der Wahrheit zu erkennen. Schließlich wäre noch eine dritte Art von Ansicht zu nennen, die dazu dient, dem Gesprächspartner besser in die Augen schauen zu können. Alle drei haben gemeinsam, dass man sich stets und ständig nur mit der Maus bewegt und auch nur mit ihr agiert. In den Gesprächen muss man hin und wieder die linke oder rechte Maustaste betätigen, um die Unterhaltung voranzutreiben, ohne aber Einfluss auf die Gesprächsthemen oder Antworten zu haben. Klingt etwas stupide, nicht wahr? Ist es aber nicht. Die Unterhaltungen sind trotz des vorgegebenen Ablaufs so interessant, dass man gerne lauscht und liest und sich mit der Rolle als bloßer Zuhörer abfindet.

"Wie gemalt!"

Die weitaus größte Anzahl der Hintergründe ist hervorragend gestaltet und eine wahre Augenweide. Hin und wieder sind auch ein wenig Witz und Sarkasmus zu finden - nur an wenigen Orten sieht es noch zu sehr nach Lego aus. Leider wirken die meisten Charaktere im Vergleich zur Umgebung etwas stumpf. Manche passen sowohl vom Körperbau als auch von der Kolorierung her nicht zum gelungenen Hintergrund. Andererseits lockern die eher unförmigeren Charaktere das allgemein ernste Bild auf. Für alle Figuren gilt, dass sie sehr schön tiefgründig sind. Selbst die absichtlich "einfach gestrickten" zeigen noch (Denk-)Muster, die von gewohnten Stereotypen abweichen. Abschließend muss man auf jeden Fall die spannungsgeladenen Videosequenzen erwähnen, die auch durch die sehr gute und abwechslungsreiche Kameraführung brillieren. Einzig nervig sind dabei die Versuche, Sequenzen á la Matrix nachzuahmen. Nicht deshalb allerdings, weil sie schlecht gemacht wären, sondern weil sie an der falschen Stelle eingesetzt werden. So spannend ist es nun auch wieder nicht, wenn die werte Frau Agentin ihren Hintern eine Treppe hinaufbewegt.

Sound

Hier sehe ich eine kleine Schwäche im Spiel. Manche der deutschen Sprecher bringen ihren Charakter nicht wirklich glaubhaft und flüssig rüber. Noch schlimmer ist aber, dass die Dialoge hin und wieder wie zusammengestückelt wirken. Die Inhalte der Sätze passen zwar zusammen; die ausdruckslose Sprache lässt sie aber dennoch isoliert und abgehackt dastehen. Die Hintergrundmusik wirkt oft obskur, was bei dieser Art Spiel aber alles andere als ein Problem ist. Man soll sich schließlich gruseln, und dafür tun sowohl die Soundeffekte als auch die Hintergrundmusik einiges.

Die Specials

Neben dem eigentlichen deutschen Spiel findet man noch die komplette englische Version und zusätzlich ein paar andere Spielsachen - so auch die Komplettlösung, die im Großen und Ganzen sehr gut gestaltet wurde und praktisch ist, wenn man schnell durchs Spiel kommen will oder irgendwo festhängt. Nur hin und wieder wäre eine Erklärung schön gewesen, die Aufschluss darüber gibt, wie man zur gegebenen Lösung gekommen ist. Des Weiteren sind in der Special Edition einige sehr ansprechende Artworks, Wallpapers und Videos zu sehen, von denen mancher sicherlich gern mehr gesehen hätte. Abschließend wäre noch zu erwähnen, dass sich auf der DVD eine sehr umfangreiche Demo von "Runaway 2" sowie ein paar Trailer dazu befinden.

Auch wenn "Still Life" nun schon einige Monate auf dem Buckel hat und sich die Computertechnik bekanntermaßen rasend schnell weiterentwickelt, kann sich das Adventure auch heute noch ins gute Mittelfeld einordnen. Die Story ist und bleibt mitreißend, die Grafik ist bei Weitem nicht die schlechteste, und für den Preis sind das einwandfreie Features. Allgemein schätze ich das Spiel aber nicht so gruselig und unheimlich ein, wie man im Hinblick auf die Altersbeschränkung meinen könnte. Es bleibt ein gutes Adventure und auch sicherlich keines für allzu schwache Nerven, aber bis auf ein paar wirklich schockierende Aufnahmen, wird der Schauer überm Rücken eher ausbleiben.

(12.02.2007)

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