Metal Heart - Replicants Rampage (Numlock Software) geschrieben von Daniel Lander
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Seit den beiden Fallout-Teilen und Arcanum kann man Rollenspiele in einer postapokalyptischen oder endzeitlichen Welt an einer Hand abzählen. Nach The Fall - Last Days of Gaia versucht sich binnen Jahresfrist mit Metal Heart - Replicants Rampage vom russischen Entwickler-Team Akella das zweite Spiel daran, ein würdiger Nachfolger der Rollenspielopas zu werden. Story oder: Die Stadt ist im Osten ... Captain Lanthan Signey und seine Co-Pilotin Cheris Sheridan sind mit ihrem Raumtransporter, der restlichen Besatzung und einem vollen Laderaum auf dem Weg durch ein Asteroidenfeld. Da wird der Transporter so schwer beschädigt, dass es für die Mannschaft nur eine Rettung gibt: die Flucht durch eine der Rettungskapseln. Lanthan und Cheris schaffen es gerade rechtzeitig noch in eines der kleinen Gefährte und werden außerhalb des Transporters prompt von einer Weltraum-Anomalie erwischt, die die beiden in ein Gebiet befördert, dass keiner von ihnen kennt. Sie stürzen auf dem nächsten Planeten, in dessen Gravitationsbereich sie kommen, ab und wer denkt, damit ist das Gröbste überstanden, irrt sich. Mitten in einer Wüste kommen unsere Helden wieder zu sich. Die Rettungskapsel ist höchstens noch als Metall-Lager zu gebrauchen. Wenigstens konnte Lanthan beim Absturz eine Stadt im Osten erkennen. Oder im Westen? Sprachausgabe und Untertitel sind sich da nicht ganz einig. Jedenfalls stellt sich schnell heraus, dass die beiden Bruchpiloten auf dem Planeten Procyon befinden - dem einzigen in der Galaxis bekannten Planeten, auf dem der seltene Rohstoff Tactonium gefördert werden kann. Dieses Tactonium wird in großen Mengen in der Implantat-Industrie benötigt, um die sonst üblichen Abwehr-Reaktionen des Körpers gegen Implantate zu verhindern. Das Monopol auf Tactonium besitzt das Numori-Imperium, das sich schnell als eine Art Diktatur auf dem Planeten darstellt. Wer einmal auf Procyon gelandet ist, kommt nur auf eine Art wieder weg: in einem Sarg. Soweit wollen es Lanthan und Cheris natürlich nicht kommen lassen und machen sich auf den Weg zum nächsten Raumhafen. Und eventuell ist das Gerücht, dass die Rebellengruppe Metal Heart ausgelöscht wurde, ja auch nur genau das: ein Gerücht ... Gameplay oder: Quest 183743 Direkt nach dem Absturz übernimmt der Spieler die Kontrolle über die beiden Glückspilze. Wobei es rollenspiel-untypisch nicht möglich ist, sich einen Charakter selbst zu erschaffen. Beide Charaktere sind vorgeneriert. Ein wenig kann man die Beiden dann dennoch an seine eigenen Vorlieben anpassen, da dem Spieler einige Punkte zur Verfügung stehen. Verteilbar sind diese auf einen ganzen Haufen von Attributen. Von Genre-Standards wie Stärke oder Intelligenz bis hin zu einem Attribut, mit dem Implantate besser verkraftet werden können, ist da einiges geboten. Anfangs sollte man sich dabei allerdings darauf konzentrieren, die Treffsicherheit der Protagonisten zu erhöhen, da sonst dank dem vor allem zu Spielbeginn knüppelharten Schwierigkeitsgrad der Spaß schneller zu Ende ist, als man Tactonium sagen kann. Wenn man sich dann entschieden hat, warten aller Voraussicht nach auch schon die ersten Gegner: Fallout-Spielern schon bekannte mutierte Skorpione. Sobald dann eines dieser Tierchen auf die Idee kommt, anzugreifen, schaltet das Spiel in den Runden-Kampf-Modus. Jeder Charakter hat abhängig von dem Attribut Geschicklichkeit bis zu 25 Aktionspunkte. Diese kann man nun dazu verwenden, durch die Gegend zu laufen, mit allerlei Feuerwaffen auf den Gegner zu schießen oder sich mit einem Medikit zu heilen. Seltsam mutet es allerdings an, dass man Granaten nur so weit werfen kann, wie man in der Runde noch laufen könnte. Für jeden besiegten Gegner gibt es dann Erfahrungspunkte und, falls man Glück hat, auch aufsammelbare Gegenstände. Je nachdem, ob man spezielle Ausrüstungsgegenstände dabei hat, kann man die Besiegten auch von ihren Implantaten befreien, was dem Geldbeutel doch sehr zugute kommt, da sowohl Waffen als auch Munition und vor allem die Implantate mit zugehörigem Tactonium einen ordentlichen Batzen Geld kosten. Neben der Möglichkeit, Geld durch das Verkaufen von gefundenen Gegenständen zu erwirtschaften, kann man auch an jeder Ecke Quests annehmen. Dabei gibt es zwei Arten: Die Ersten haben nur einen Zahlencode zur Unterscheidung und beschränken sich auf Botenjobs von A nach B oder darauf, einen NPC zu töten. Dabei läuft man oft mehrere Minuten von A nach B, hebt einen Gegenstand auf, läuft wieder von B nach A und freut sich. Allerdings kriechen die Cyborgs der Gruppe eher über die Karten, als dass sie laufen würden. So werden gerade diese Quests zur Geduldsprobe. Die anderen sind Quests, die zumindest teilweise die Story weiterbringen und meist komplizierter aufgebaut sind als die Boten-Quests. Mit dem gesammelten Geld kann man sich dann eines oder mehrere von verschiedensten Implantaten käuflich erwerben. Die Palette reicht von simplen Brustpanzern und Kinostar-Zähnen bis hin zu Hologramm-Projektoren, die dem Gegner mehr Charaktere vorgaukeln als tatsächlich da sind, und künstlichen Augen, die dem Charakter einen Röntgenblick verleihen. Dummerweise sind die Sicht-Verbesserungen dann nicht generell aktiv, sondern nur bei der Auswahl des entsprechenden Charakters erhält man die Vorteile, was oft ein Durchschalten der Protagonisten unausweichlich macht. Schwierig wird es dann, sobald man einmal in der ersten Stadt ist. An einigen Stellen stehen Wachen des Imperiums herum und greifen an, sobald man in Sichtweite ist. Dadurch, dass es, vor allem am Anfang, kaum Story-Quests gibt, irrt man manchmal ein wenig orientierungslos über die Karten, was durch das Fehlen einer Mini-Map noch verstärkt wird; so stolpert man auch immer wieder in Patrouillen des Imperiums. Deshalb sollte man seine Gruppe auch möglichst zusammenhalten, da ein Charakter alleine meistens schon so gut wie verloren hat. Beim Wechsel auf eine andere Karte, was an Stellen möglich ist, die beim Anwählen mit der Maus an einem schönen, grünen Rechteck erkennbar sind, müssen sowieso alle Charaktere beisammen sein. Zur Gruppe können insgesamt sechs Mitglieder zählen, die aus den verschiedenen Bevölkerungsgruppen von Procyon rekrutiert werden können. So kann man Cyborgs, Mutanten und auch den ganz normalen Replikanten aufnehmen. Oft sind auch hier kleinere Quests zu meistern, bis die Verstärkung auch wirklich mitkommt. Unterhaltungen, die zu Quests führen oder einfach so aus der Plauderlaune der Charaktere entstehen, laufen im Multiple-Choice-Verfahren ab. Allerdings ist es manchmal ein wenig verwirrend, wenn zwei Gesprächsoptionen exakt gleich heißen, aber beim Auswählen komplett unterschiedliche Dialoge dabei herauskommen. Grafik oder: Früher mal ... Die Grafik kann man allerhöchstens als veraltet bezeichnen. Die Umgebungen sind zwar detailliert ausgegeben, allerdings gab es vergleichbare Grafik schon beim Vorbild Fallout. Vor allem die Animationen der Charaktere und NPCs wirken oft hölzern und lieblos. Hinzu kommt noch, dass die isometrische Kamera weder dreh-, schwenk- noch zoombar ist. Somit ist man oft in der Situation, dass Gegner sich hinter Häusern verstecken und man sie erst entdeckt, nachdem sie schon mehrere Runden auf den Charakter geschossen haben. Auch beschränkt sich die Wahl der Grafikoptionen auf zwei verschiedene Auflösungen. Auch Spezialeffekte oder sonstige Spielereien sucht man oft mit der Lupe. Selbige ist auch dann von Nöten, wenn man beispielsweise versucht, ein Gitter mit einer Brechstange zu öffnen. Da das Spiel für solche Aktionen immer nur einen kleinen anklickbaren Bereich zur Verfügung stellt, ist man oft gezwungen, den Bildschirm millimeterweise nach interagierbaren Gegenständen abzusuchen. Sound oder: Cheris? Ja, Lanthan? Beim Sound und vor allem der Sprachausgabe hingegen wurde gute Arbeit geleistet. Das Spiel ist komplett mit Sprachausgabe versehen, so dass man auch bei den kleinsten Dialogen die Stimmen der beiden Helden hören kann. Dabei klingen die Sprecher niemals so, als ob sie nur einen Text vorlesen würden, sondern bringen auch entsprechende Emotionen ins Spiel. So hört man Lanthan den Macho sofort an, während Cheris eher eine kleine Zicke ist. Kleinere Fehler, wie der Unterschied zwischen Sprachausgabe und Untertitel am Anfang des Spiels, bilden unrühmliche Ausnahmen von der sonst guten Qualität. Auch die Musik, ein Mix aus Rock und Techno, kann gefallen, auch wenn sie sich manchmal ein wenig seltsam wiederholt. Einziges Manko beim Sound sind die Effekte. Nur bei Kämpfen hört man ab und zu mal Pistolenschüsse oder Granatenexplosionen.
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