Torrente 3: The Protector (Virgin Play) geschrieben von Carlos Carvalho
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Durch Bücher und Kinofilme wurden uns begeisterten Lesern und Filmfans Hunderte von fiktionalen Detektiven und Polizisten vorgestellt. In unseren Herzen haben wir Platz geschaffen für Figuren wie den britischen Sherlock Holmes, den belgischen Hercule Poirot, den französischen Jacques Clouseau oder den amerikanischen Jack Ryan. Auch in Spanien sorgt seit einigen Jahren ein Fantasiecharakter für Ordnung und Gerechtigkeit: José Luis Torrente. Zwei Jahre nach Erscheinen des dritten Filmes, "Torrente 3: El Protector", bringt dtp Entertainment das entsprechende Spiel nach Deutschland, damit jeder in den Schuhen des alternden Polizisten durch die Stadt Madrid wandern kann. Story: Äußerst politisch inkorrekt Anstatt wie die anderen bekannteren Figuren eine besonders moralische Person zu sein, stellt Torrente den übertriebenen Antihelden dar. Der faule, unhöfliche, oft besoffene, sexistische, rassistische und rechtsextremistische Polizist löst seine Fälle selten durch viel Arbeit und tiefgründige Überlegungen über die Psyche der Kriminellen. Viel eher steht er oft einfach per Zufall mitten in unsinnigen Situationen, die sich von allein aufklären, wobei Torrente dann natürlich die Lorbeeren für sich einkassiert. Santiago Segura, der Erfinder dieses Charakters und der Schauspieler, der ihn verkörpert, zeigt der Welt einen eher ignoranten Macho, der mit der Überflutung Spaniens durch Einwanderer äußerst unzufrieden ist. Dabei spielt er dem Zuschauer eine Mischung aus Vorurteilen über Spanier und der aktuellen sozialen Lage in seinem Land vor. Am Anfang von "Torrente 3: The Protector befindet sich der Hauptdarsteller des Spiels in einem Flugzeug auf dem Weg nach Madrid, das von Terroristen, mit Gabeln bewaffnet, entführt wird. Torrente hört auf, die Stewardessen zu belästigen und springt als einziger Polizist im Flugzeug auf, um es wieder zu befreien. Ebenfalls nur mit Gabeln bewaffnet, die er zuvor aufsammeln musste, kämpft er sich nach vorn, doch unglücklicherweise fliegt eine seiner Gabeln genau in den Hals des Piloten. Ohne die anderen Passagiere zu beachten, reißt Torrente einem alten Mann den letzten Fallschirm vom Rücken und springt in den rettenden Himmel hinaus. In Madrid führt unser Antiheld dann seine Abenteuer weiter, kümmert sich um seine Oma und seinen Sohn und natürlich auch um seine alkoholischen und sexuellen Bedürfnisse. Spielprinzip: Ein "Grand-Theft-Auto"-Klon Wie bei jedem Action-Adventure ähnlich "Grand Theft Auto", beobachtet man die Figur aus der Third-Person-Perspektive und bewegt sie frei durch eine dreidimensional dargestellte Stadt. Man kann dabei entscheiden, ob der Charakter nur laufen oder sich einen Wagen einer Zivilperson "ausleihen" soll. Dafür benötigt man aber einen Führerschein für die entsprechende Autoklasse, der nicht gerade billig ist. Diesen kann man von Zuhause aus kaufen sowie Poster von Atletico Madrid und neue Outfits. Um Geld zu verdienen, muss man verschiedene Aufgaben erledigen, die Torrente gestellt werden, wie zum Beispiel raubkopierte CDs von Straßenverkäufern zu konfiszieren oder einen Supermarktüberfall zu stoppen. Man kann aber auch Mini-Missionen absolvieren: Taxifahren, mit dem entsprechenden Outfit, Pizzen liefern oder Furz- und Rülpswettbewerbe gewinnen. Mit dem hart verdienten Geld kann man zusätzlich in Bars Getränke oder heilende Mahlzeiten kaufen, in Supermärkten und Apotheken verschiedenste Waren bestellen, die oft von Oma verlangt werden und im Waffenladen eine vernünftige Ausrüstung mit passender Munition besorgen. Was man alles im Bordell mit einem vollen Portemonnaie anstellen kann, überlasse ich lieber der Vorstellungskraft des Lesers. Eine schier unendliche Anzahl an Waren kann man mit sich schleppen, um ständige Besuche im Supermarkt zu verhindern. Ein Level-System ist zwar in "Torrente 3: The Protector" vorhanden, bei dem aber der Charakter nicht stärker wird, sondern die Missionen schwieriger werden. Um im Level aufzusteigen, muss man sechs Bedingungen erfüllen: ausreichend Sex, garstige Scherze machen, über die niemand lachen kann (im Spiel beschrieben als "Dirty Stuff"), sich als Inspektor durchsetzen, fünf Schale vom Atletico Madrid "sammeln", massig Geld scheffeln und die Story des Levels vorantreiben. Sind alle Bedingungen erfüllt, steigt Torrente automatisch auf und darf die Werte wieder auffüllen, allerdings ändert sich die Vorgehensweise von Level zu Level. So reicht es zum Beispiel im ersten Level aus, ein Pornomagazin mit aufs Klo zu nehmen und sich dort mittels eines Minispiels zu befriedigen, beim zweiten Level jedoch nicht mehr. Gesagt wird aber selten, was man tun muss, dies herauszufinden, ist bereits der halbe Spaß. Um den Weg durch die chaotische Innenstadt Madrids zu finden, trägt Torrente zu jeder Zeit eine Karte mit sich. Dort sind alle Geschäfte und wichtigen Adressen mit deutlichen Symbolen eingetragen - allerdings erst dann, wenn man schon mal in der Gegend war. Deshalb sollte man für eine Weile nur Taximissionen erledigen oder sinnlos durch die Gegend fahren, um die Karte so gut wie möglich zu vervollständigen. Je nach Level werden mehr Symbole freigeschaltet, wie zum Beispiel die Pizzerien ab Level 2. Steuerung: Wo ist mein Gamepad? Die Bewegungen Torrentes kontrolliert man mit der üblichen "WASD"-Steuerung, wobei man die Kameraführung und dadurch die Richtung, in der "vorn" ist, mit der Maus steuert. Mit dem linken Mausknopf kann man auf der Straße Menschen hauen und mit dem rechten treten. Erwartet der Computer eine Eingabe des Spielers, so bestätigt man mit dem linken Mausknopf und lehnt ab mit dem rechten. Während der Mini-Games muss man raten, mit welchen Tasten man vorankommt, man kann das Spiel jedoch oft wiederholen. In den meisten Fällen werden aber die "W"- und "A"-Tasten einfach schnell hintereinander gedrückt, um zum Beispiel Torrente beim Onanieren oder Stuhlgang zu helfen. Spätestens hier bemerkt man, dass Torrente eigentlich für den Gamepad der Playstation 2 entwickelt worden ist. Die Karte ruft man durch Drücken der "M"-Taste. Sie lässt sich leider nicht hinein- oder herauszoomen, man kann sie aber mit der Maus hin und her bewegen, um den schnellsten Weg zu seinem Ziel zu finden. Mit der "P"-Taste kommt man in Gebäuden zum Profil des Spielers. Hier werden alle aktuellen Daten angezeigt, beispielsweise wie viel Geld man besitzt oder wie weit man im Level vorangekommen ist. Geht man auf "Profile", kann man, soweit verfügbar, Handel betreiben. Sämtliche Waren werden zu jeder Zeit angezeigt, man kann aber einige erst später im Spiel kaufen. Unter "Tasks" sollte die jeweils aktuelle Mission angezeigt werden, das ließ sich allerdings wegen der Instabilität des Spiels nicht überprüfen. Stabilität [Eine ganze Reihe grober Fehler hat sich in die Portierung dieses Titels von Playstation 2 zum PC eingeschlichen. In unserer Redaktion lief das Spiel erst auf dem dritten getesteten System, dennoch stürzte es jedes Mal ab, wenn man auf "Tasks" ging oder wenn man versuchte, in den Minigames weitere Infos zu bekommen. Man kann nur in Torrentes Wohnung speichern, was dazu führt, dass man nach fast jeder Mission dort hinfahren muss, da das Spiel ab und zu beim Betreten eines Geschäftes einfach ohne Vorwarnung abschmiert. Grafik Aufgrund der Tatsache, dass "Torrente 3" gleichzeitig mit dem Film im Oktober 2005 erschienen ist und erst in diesem Jahr bei den deutschen Fans ankam, ist die Qualität der Grafik schwierig zu bewerten. Für 2005, also das Erscheinungsjahr von "Grand Theft Auto: San Andreas", sah die Grafik sicherlich sehr gut aus. Heutzutage wirkt sie allerdings veraltet und klobig. Die Bewegungen der Figuren sehen zwar aus der Nähe gut aus, doch Menschen in der Ferne bewegen sich hölzern. Die Wagen sind gut gemacht und besitzen ein überzeugendes Schadensmodell, allerdings lässt die Physik etwas zu wünschen übrig: Ein Passant kann in manchen Situationen einen fahrenden Wagen anhalten und nach hinten schieben. Das Spiel wird durch zahlreiche, eingestreute Videos aufgelockert, unter anderem jedes Mal, wenn man stirbt. Zu diesem Zeitpunkt wird man von den Schauspielern der Filme vor verschiedenen Hintergründen Madrids beleidigt. Die Stadt selbst sieht mit zufriedenstellenden Texturen sehr gut aus. Man bemerkt hier viel Liebe zum Detail: Die meisten Straßen wurden völlig korrekt im Spiel umgesetzt, inklusive der Gebäude drum herum. Wer Madrid nie gesehen hat, wird sich nach diesem Spiel nur noch die Hälfte der Stadt anschauen müssen. Die schriftlichen Übersetzungen im Spiel aus dem Spanischen ins Englische (es gibt keine deutschen Texte) sind leider oft fehlerhaft, was zu enormen Verständnisproblemen führt. Man kann die Sprache im Spiel nicht ändern, also selbst dann, wenn man Spanisch beherrschte, hätte man es nicht leichter. Sound Während man bei der Darstellung nur mit Englisch zu tun hat, bekommt man in der Sounduntermalung noch mehr als genug spanische Stimmen zu hören. Einige der Videos wurden nicht ins Englische synchronisiert, sondern sind noch auf Spanisch. Radiosendungen, die sich automatisch einschalten, wenn man in einen Wagen oder auf ein Moped steigt, werden komplett auf Spanisch übertragen. Die Radiosendung, die insgesamt 40 Minuten beträgt, wiederholt sich bei dem umfangreichen Spiel leider viel zu oft, auch wenn die Lieder, soweit man Spanisch versteht, lustige Raab-ähnliche Ohrwürmer sind. Gesungen wird zum Beispiel "El Blues de mi vecina", übersetzt "Der Blues meiner Nachbarin" oder "El Pijo", auf Deutsch "Der Schickimicki", Lieder, die aus dem dritten Torrente-Film bekannt sind. Bei den Missionen sollte man auf das aufpassen, was Torrente sagt, da hier die Übersetzungen deutlich korrekter sind und deshalb leichter zu verstehen ist, was man zu erledigen hat.
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