Battlestations: Midway (Xbox 360) (Eidos) geschrieben von Carlos Carvalho
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Während der Zweite Weltkrieg schon immer eines der wichtigsten Themen der Spielindustrie war, wurde der Krieg im Pazifik nur in wenigen Fällen erfolgreich umgesetzt. Das war zum ersten Mal bei "Silent Hunter 1" im Jahr 1996 der Fall, gefolgt von "Pacific General" zwölf Monate später. Bis 2005 gab es jedoch eine große Lücke, die schließlich von Codemasters mit "Heroes of the Pacific" geschlossen wurde. Seitdem gewann der fernöstliche Kriegsschauplatz immer größere Beliebtheit bei Spielentwicklern und Filmproduzenten. Im Januar dieses Jahres erschien der Film "Flags of our Fathers" des Regisseurs Clint Eastwood in den deutschen Kinos, der den Kampf um die Insel Iwo Jima aus der Sicht der amerikanischen Soldaten darstellt. Noch vor Ende Februar wird Clint Eastwood mit "Letters from Iwo Jima" die Perspektive der japanischen Armee in demselben Kampf auf die Leinwand bringen. Genau zwischen beiden Filmen erscheint beim Publisher Eidos das Spiel "Battlestations: Midway", das den Käufer in eine führende Rolle im pazifischen Raum des Zweiten Weltkrieges hineinversetzt. Kein Weg am Tutorial vorbei Wer mit dem Kauf von "Battlestations: Midway" glaubt, ein derart simples und leicht bedienbares Spiel wie "Heroes of the Pacific" zu finden, irrt sich völlig. "Battlestations: Midway" geht weit über den Einzelkampf hinaus und versetzt den Spieler in die Führung einer während der Einzelspielerkampagne wachsenden Anzahl von Truppen. Man kann jedoch auch in das Geschehen direkt per Hand eingreifen und selbst Schiffe, U-Boote und Flugzeuge lenken. Um alle Möglichkeiten des Spiels zu überblicken und zu verstehen, muss man zu Beginn die Kriegsakademie besuchen und die Befehle der Ausbilder ausführen. Das Tutorial von "Battlestations: Midway" ist sehr gut gestaltet und erklärt ausführlich jede Möglichkeit des Spiels. Dafür sollte man etwas Geduld aufbringen, da die Steuerung gesperrt ist, bis der Ausbilder seine Erklärung beendet hat. Hat man etwas schlecht verstanden, so wird auf dem Bildschirm eingeblendet, welche Taste zu bewegen oder drücken ist und welche Wirkung sie haben wird. Da das Spiel ausgesprochen komplex ist, benötigt man etwa eine Stunde, um das Training auf der Akademie zu absolvieren. Dafür hat man anschließend die Tastenbelegung im Griff. In den ersten Missionen ist die Gefahr eh nicht so groß, sodass sich kleinere Fehler nicht gleich fatal für den Spieler auswirken. Für jeden Aspekt des Spiels eine andere Tastenbelegung Grob gesagt lässt sich "Battlestations: Midway" so steuern, dass sich mit dem linken Joystick die Geschwindigkeit und Richtung des Schiffs, U-Bootes oder Flugzeugs bestimmen lässt, mit dem rechten Joystick gezielt, mit dem linken Trigger zwischen Waffen umgeschaltet und mit dem rechten Trigger gefeuert wird. Die grüne "A"-Taste markiert das anvisierte Ziel beziehungsweise schaltet die Ziele durch, beginnend mit dem nächsten bis hin zum entferntesten. Die rote "B"-Taste hebt die Markierung auf und mit der blauen "X"-Taste kann man Befehle erteilen. Doch dadurch, dass die Steuerung eines Flugzeuges sich komplett von der eines U-Bootes oder Schiffes unterscheidet, ist es selbstverständlich, dass für jeden Aspekt des Spiels eine Anpassung an die zu bedienende Kriegsmaschine erforderlich ist. Als Luftunterstützung stehen dem Spieler, historisch korrekt, vier Kampfflugzeuge, das Sturzkampfflugzeug SBD Dauntless, drei Torpedobomber, zwei Seeaufklärer (wie zum Beispiel die PBY Catalina) und zwei schwere Bomber zur Verfügung. Da die meisten dieser Flugmaschinen nur frontal eingebaute, nicht bewegliche Maschinengewehre besitzen, lenkt man sie durch Zielen mit dem rechten Joystick. Der linke Joystick steuert zwar immer noch die Geschwindigkeit, aber die Seitenbewegungen lenken nur das hintere Ruder und haben somit nur eine geringe Wirkung auf die Flugbahn. Flugzeuge verfügen lediglich über eine Primär- und, wenn vorhanden, eine Sekundärwaffe. Die zweite Waffe, die entweder Bomben oder Torpedos je nach Modell auswerfen kann, wird mit dem linken Trigger scharfgemacht und mit dem rechten gefeuert. Drückt man auf die gelbe "Y"-Taste, schaltet man zwischen Egoperspektive und Dritte-Person-Ansicht um. Hält man den linken Joystick gedrückt, kann man 360 Grad um sich herumblicken, ohne die Richtung des Flugzeuges zu ändern. Als besonderer Befehl unter der blauen "X"-Taste findet man "Landen", wodurch das ausgewählte Geschwader zurück zum Flugplatz oder Flugzeugträger fliegt und automatisch aufsetzt. Positiv anzumerken ist, dass sowohl die unterschiedlichen Typen von Flugmaschinen als auch die unterschiedlichen Modelle innerhalb einer Klasse sich im Flugverhalten unterscheiden. Bei den Schiffen lassen sich drei unterschiedliche Schlachtschifftypen, drei Flugzeugträgerklassen, fünf Typen leichter und schwerer Kreuzfahrtschiffe, drei Zerstörerklassen und das 80 Elco Patrouillenboot steuern. Alle unterschiedlichen Schiffsklassen tragen ausnahmslos Flak-Geschütze und Artillerie, einigen stehen zusätzlich Torpedos und Wasserbomben zur Verfügung. Da die Artilleriekanonen in gerader Linie auf dem Schiff verteilt sind, können nur die vordersten auf ein frontal anvisiertes Ziel schießen. Diesen Fehler macht man nur einmal, und so stellt man sich immer quer zu den Zielen und feuert aus allen Rohren. Über dem Zielkreuz wird durch eine farbige Kugel jede einzelne Stellung angezeigt. Ist sie grün, so kann das Geschütz feuern. Bei Gelb dreht sich das Geschütz noch in die anvisierte Richtung, bei Rot kann man nicht auf das Ziel schießen. Blinkt die Kugel rot, wird das entsprechende Geschütz gerade nachgeladen. Die gleiche Anzeige wird ebenso für Flaks und Torpedos verwendet. Bei den Wasserbomben wechselt die Perspektive nach dem ersten Abwerfen auf feindliche U-Boote zu einer Unter-Wasser-Ansicht, sodass der Spieler das korrekte Timing besser überprüfen kann. Für entfernte Ziele kann man durch Drücken der gelben "Y"-Taste ein Fernglas aufsetzen und die Vergrößerung durch Bewegen des linken Joysticks steuern. Dafür hat man aber keinen Einfluss mehr auf die Schiffsgeschwindigkeit. Obwohl U-Boote nicht weniger tödlich sind als Torpedobomber, haben sie in dem Zweiten Weltkrieg im Pazifik nur eine kleinere Rolle gespielt. Deswegen findet man in "Battlestations: Midway" nur zwei Klassen von U-Booten. Neben der üblichen Steuerung kann man das Unterwasserfahrzeug durch Drücken von "oben" und "unten" auf dem Minipad zu einer höheren oder einer tieferen Wasserschicht befehligen. Es gibt neben dem Auftauchen nur noch drei mögliche auswählbare Tiefen: die Sehrohrtiefe, die laut Hersteller maximal erreichbare Tiefe und die unterste Einstellung, also weitaus tiefer als die von der Marine spezifizierte. Letztere macht das U-Boot zwar unaufspürbar für Sonare, aber der Druck des Wassers kann das Schiff zum Implodieren bringen. Auf Sehrohrtiefe kann man durch Drücken der gelben "Y"-Taste das Periskop ausfahren und somit Ziele anwählen beziehungsweise Torpedos abfeuern. Aktives Eingreifen in Reparatursysteme Flugzeuge werden automatisch repariert, wenn sie auf ihren Flughäfen oder Flugzeugträgern landen. Schiffe und U-Boote dagegen besitzen drei Matrosen, die sich um die nötigen Reparaturen kümmern. Im Normalfall sorgen sie gleichmäßig für alle Probleme, soll aber ein Schaden eine höhere Priorität bekommen, muss der Spieler selbst Hand anlegen. Den Reparaturbildschirm erreicht man durch Drücken des linken Bumpers. Dabei wird auf der rechten Seite ein Umriss des Schiffes dargestellt, umgeben von sechs Symbolen für ein mögliches Leck. Auf dem Schiff gibt es zwei weitere Symbole für Feuer, eines für die Steuerung, eines für den Maschinenraum und, falls man sich gerade auf einem Flugzeugträger befindet, ein Symbol für die Landebahn. Ist ein Schaden in einer der genannten Zonen verursacht worden, leuchtet das entsprechende Symbol gelb, rot oder rot blinkend in Abhängigkeit von der Schadensstufe auf. Auf der linken Seite sieht man oben die drei Matrosen, darunter jeweils drei Plätze für Wasser, Feuer, Manövrierbarkeit und Waffen. Stellt man ein bis drei Matrosen auf eines dieser Felder, so erhalten sie die höchste Priorität; sie kümmern sich jedoch immer auch um die anderen Schäden, falls nötig. Hat man das Feld "Waffen" ausgewählt, wird auf der rechten Seite ein neuer Umriss des Schiffes dargestellt mit Symbolen für alle Geschütze, die wie die anderen beleuchtet werden, sollten sie beschädigt sein. Die rasche Reparatur wichtiger Systeme kann zwischen Leben und Tod für die Mannschaft des beschädigten Schiffes entscheiden. Besonders Feuer ist sehr gefährlich: Brennt es lange genug, kann es Magazine entzünden und das Schiff von innen heraus mit einem Schlag vollständig zerstören. Lassen die Matrosen genug Wasser eindringen, zum Beispiel durch Torpedoeinschlaglöcher, so kann das Schiff sinken, auch wenn seine Panzerung noch in gutem Zustand ist. Die drei Matrosen sind keine hochwertigen Mechaniker. Sie können daher lediglich weitere Schäden verhindern, aber das Schiff nicht in einen besseren Zustand bringen. Flugzeuge dagegen werden völlig repariert, sobald sie landen. Flottillen in jede mögliche Richtung befehligen Flugzeuggeschwader werden noch vor dem Abflug auf den Flughäfen oder Flugzeugträgern zusammengestellt. Hier kann der Spieler durch Drücken des rechten Bumpers zwischen Flugzeugtyp, der Anzahl an Flugzeugen im Geschwader und, falls möglich, über die einzubauende Sekundärwaffe entscheiden. Möglich sind pro Flughafen und Flugzeugträger bis zu vier Geschwader, jedes davon darf aus maximal fünf Flugzeugen bestehen und höchstens 12 Flugzeuge aus einem Standort dürfen in der Luft sein. Diese Begrenzungen führen dazu, dass man sich sehr genau überlegen muss, welche Flugzeuge zu jedem Zeitpunkt in der Luft sein sollen. Man kann von diesem Menü aus die einzelnen Geschwader zurückbefehligen, Bombergeschwader kehren aber nach Abwerfen ihrer Ladungen automatisch wieder zurück. Ist ein Geschwader wieder in seinem Bunker, kann man seine Zusammensetzung umfassend verändern, falls man das möchte und noch genug Flugzeuge dieses Typs zur Verfügung stehen. Obwohl es im Spiel erlaubt ist, zu einem Geschwader oder zu einer Flottille durch Benutzen der "Links"- und "Rechts"-Tasten des Minipads zu wechseln, ein Ziel anzuvisieren, es mit "A" zu markieren und dann im Befehlsmenü unter "X" das Angriffskommando auszusprechen, lohnt sich dies nur in einzelnen Fällen. Führt man eine größere Armee, kann man durch Drücken der "Back"-Taste die Gesamtkarte einblenden. Hier werden die Trigger zum Rein- und Rauszoomen verwendet; ein Zielkreuz auf der Karte wird mit dem rechten Joystick bewegt. Geht man mit dem Zielkreuz auf eine Einheit und drückt auf den rechten Joystick, wird sie ausgewählt. Bewegt man dann das Zielkreuz auf eine leere Stelle der Karte und drückt "A", fliegt oder fährt die entsprechende Einheit dorthin. Drückt man "A" auf eine freundliche Einheit, so befehligt man ihre Verteidigung, drückt man dagegen auf eine feindliche Einheit, kommandiert man den Angriff. Alle Befehle werden auf der Karte durch blaue, grüne oder rote Pfeile dargestellt. Die Karte erlaubt dem Spieler, auch ohne Maus mit einer sehr einfachen Steuerung seine Armeen zu verwalten. Eine vernünftige künstliche Intelligenz Besondere Anerkennung gilt dem Entwickler Mithis Entertainment für die hervorragende künstliche Intelligenz im Spiel "Battlestations: Midway". Auch mit zehn Geschwadern zu je fünf Einheiten in der Luft kann man jederzeit ohne Pause zwischen den Flugzeugen wechseln und den Kampf oder den Flug der Maschinen miterleben. Bewegt man die Steuerung, so übernimmt man die Kontrolle, deaktiviert man sie wieder, kontrollierte Xbox die Einheit und führt den letzten Befehl aus. Kämpfe im Himmel und auf dem Wasser hängen sehr stark von den drei verfügbaren Schwierigkeitsstufen ab, sodass sich der Spieler auf der Stufe Profi als Führer seiner Truppen keinen Fehler erlauben darf. Alle elf Szenarien sind sehr spannend, wenn leider auch etwas kurz geraten. Doch die Einzelspielerszenarien sind nur eine Übung für den Multiplayerteil des Spiels. In Matches mit bis zu sieben Mitspielern kann man zwischen verschiedenen Szenarien mit unterschiedlichen Zielen, Armeegrößen und unterschiedlicher Spieldauer (die zwischen zehn Minuten und einer Stunde liegen kann) wählen. Selbstverständlich werden auch die japanischen Einheiten im Multiplayermodus zur Verfügung gestellt. Möchte man nicht mit anderen Menschen spielen, kann man auch offline gegen die Xbox antreten. Grafik und Sound "Battlestations: Midway" versucht, keine Standards zu setzen. Die dargestellte Welt ist übersichtlich, ohne aber als besonders eindrucksvoll aufzufallen. Während die Grafik detailreich ist und jedes Modell liebevoll bis auf unwichtige Kleinigkeiten konzipiert wurde, kann man leider bei den Zwischenvideos nicht von schauspielerischem Glanz reden. Die Kurzfilme tragen zwar zur Story bei, die die Geschichte zweier Freunde in der US Air Force und US Navy erzählt; sie hat aber wenig mit den Missionen zu tun und erklärt sie in keiner Weise. Die Charaktere wirken eher leblos, und die Reden motivieren die Truppen allenfalls mit Worten, nicht aber durch die Stimme des Sprechers. Meldungen im Spiel über Radiofunk hören sich demgegenüber echter an; die Kampfgeräusche wirken sehr realistisch und die musikalische Untermalung ist gut gewählt. Eine Wiederholung einzelner Titel fällt nur im Hauptmenü auf, in dem immer nur dasselbe Lied abgespielt wird.
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Fazit
"Battlestations: Midway" ist kein Spiel, das durch eine hervorragende Grafik glänzt. Es ist ein Spiel, das durch eine sehr leichte Bedienung sehr unterschiedlicher Einheiten, eine sehr unkomplizierte Armeeverwaltung und schließlich durch eine hervorragend programmierte künstliche Intelligenz besticht. Mithis Entertainment hat es tatsächlich geschafft, ein weit über dem Durchschnitt liegendes komplexes Spielkonzept sehr simpel umzusetzen und somit für jeden Gamer über 12 Jahre zugänglich zu machen. Wer Spiele im Bereich des Zweiten Weltkrieg liebt, darf "Battlestations: Midway" nicht ignorieren. (12.0.2007)