FIFA 2005

FIFA 2005

Geschrieben von Michael Jantzer

 

Wie jeden Herbst ist es auch dieses Jahr mal wieder soweit: Die neueste Version der Traditionsreihe FIFA Football erscheint auf dem Markt. Das einstige Monopol, welches die Kanadier jahrelang besaßen, hat seit letztem Jahr sein Ende gefunden. Durch das hervorragende Gameplay des Newcomers Pro Evolution Soccer 3 aus dem Hause Konami wurde die altehrwürdige FIFA-Reihe auf den zweiten Platz befördert. FIFA Football 2005 soll EA nun zurück an die Spitze der Fußball-Simulationen heben.

Wie im Stadion

Obwohl sich die Grafik-Engine seit Euro 2004 kaum gebessert hat, gelang es EA Sports, sie an entscheidenden Stellen aufzumotzen. Die Spielergesichter wurden deutlich aufpoliert: Ronaldo & Co können zweifelsfrei erkannt werden und die lebensechten Gesten wie der Torjubel oder das vergebliche Reklamieren eines Fouls tragen zur Stadionatmosphäre bei. Die Spieler beschweren sich nun sogar bei Abseitsstellungen, verlangen beim Einwurf vehement den Ball und schlagen sich bei einer vergebenen Chance die Hände vors Gesicht. Zusätzlich haben die Kanadier endlich die Grafik der Fans verbessert, sie sind nun doch deutlich von Pappkartons zu unterscheiden, von den Kollegen im NHL- oder NBA-Stadion sind sie aber leider noch immer Welten entfernt.

Auch die Sportstätten wurden an vielen Stellen verbessert. An der Architektur des Stadions und der Gestaltung des Rasens und der Banden wurde mit viel Detailliebe gebastelt. Die TV-reife Spielpräsentation trägt ebenfalls einen großen Teil dazu dabei, dass die lebensechte Atmosphäre sicherlich einer der größten Pluspunkte des Spiels ist. So zeigen Kameraschwenks den Einlauf der Spieler, die Mannschaftsaufstellungen werden eingeblendet und bei Länderspielen wird sich sogar zur Nationalhymne aufgestellt. Bei den eigentlich recht sorgfältigen Einblendungen wie Torschütze, Ballbesitz usw. hat sich jedoch der Fehlerteufel eingeschlichen. So werden Auswechslungen weder durch Einblendungen noch durch Animationen angezeigt und dass ein Spieler verletzt ist, merkt man auch erst, wenn er mit gebrochenem Fuß versucht, zu dribbeln – unverständlicher Rückschritt.

Soundkulisse

Wie jedes Jahr wird FIFA auch dieses Jahr von einem exzellenten Soundtrack begleitet. Das Haupttheme von Paul Oakenfold wurde schon während der GC 2004 zum Ohrwurm, sogar deutsche Bands wie Seeed und Oomph! sind mit von der Party. Leider wird der Kommentar jedoch von Jahr zu Jahr immer schlechter. Waren vor drei bis vier Jahren die Kommentare von Poschmann & Hansch meistens passend oder wenigstens lustig, so glänzen Bartels & König dieses Jahr z.B. mit einem lauten “Was für ein schöner Heber”, wenn man flach aufs Tor schießt. Dies sorgt für einen deutlichen Atmosphäre-Minus und animiert sehr schnell zum Deaktivieren der Kommentare. So bleibt also nur noch der Stadionsound, der jedoch wie immer sehr gut gelungen ist. Vor Länderspielen wird die Nationalthymne gespielt und auf den Rängen werden bekannte Fangesänge angestimmt. Wem das noch nicht genug ist, findet im Internet jede Menge Sound-Patches mit Orginalaufnahmen aus seinem Lieblingsstadion.

Und täglich grüßt ein Bug

Bisher wurden die alljährlichen Versionen von FIFA kontinuierlich und unter Einbezug der riesigen Community konsequent verbessert, Bugs des Vorgängers ausgemerzt, aber leider auch meistens neue erschaffen. Der sicherlich größte Kritikpunkt des Vorgängers waren die unzähligen Bugs. Sei es der Flanken-, Eckball-, Abseits oder Freistoßbug. Dies sorgte in der Community für großen Ärger, die ProGamer trainierten stundenlang sämtliche Bugs von FIFA 2004 und somit war es keine Seltenheit, dass ein eher unerfahrerer Spieler im Internet zweistellig verlor. Wenn man fünf Eckball- und vier Flankenbugtore bekommt und dies immer auf die exakt gleiche Weise, steigert dies natürlich nicht wirklich den Spielspaß. In vielen Ligen wurde daraufhin die Benutzung der Bugs untersagt, in den größeren Ligen war das “Buggen” aber weiterhin Gang und Gäbe.

Dies scheint sich dieses Jahr deutlich gebessert zu haben. In unserem Test konnten wir keine der altbekannten Bugs feststellen. Leider kann es aber immer noch passieren, dass ein Spieler den Ball einfach auf sich zurollen lässt, anstatt ihm entgegen zu laufen und der Pass somit problemlos vom gegnerischen Abwehrspieler abgefangen werden kann. Kurz nach der Veröffentlichung ging in der Community ein Gerücht herum, es gäbe eine Freistoß-Variante, bei der man immer ein Tor erzielen würde. Dies können wir jedoch nicht bestätigen und hoffen, dass es sich dabei wirklich nur um ein Gerücht handelt. Ähnlich wie beim Vorgänger könnte es jedoch auch dieses Mal wieder passieren, dass erst Monate nach der Veröffentlichung gravierende Bugs entdeckt werden. Bleibt zu hoffen, dass die Fan-Gemeinde dieses Jahr davon verschont bleibt.

Ballkontrolle

Die KI der Kicker hat sich seit letztem Jahr leicht verbessert. So fängt der Torwart hohe Flanken in den Fünfmeterraum fast immer ab und bleibt nicht mehr bei manchen Schüssen einfach stehen. Die Mitspieler erobern nun eigenständig den Ball und sind wesentlich besser mit einem Pass in den Lauf zu erreichen. Ist einmal Not am Mann, dreschen die Abwehrspieler den Ball auch aus dem Strafraum oder klären zur Ecke, leider tun sie das gelegentlich sogar, wenn eigentlich genügend Platz zum sicheren Passen gewesen wäre. War beim Vorgänger mit genügend Übung fast jeder Freistoß und Eckball im Netz, so wirkt z.B. das neue Eckballsystem wesentlich komplizierter. Es führt zwar auch gelegentlich zum Erfolg, jedoch nicht mehr in der Häufigkeit und Einfachheit von FIFA 2004.

Besonders praktisch ist das neue Einwurf-System, so wählt man jetzt nicht mehr einen Punkt auf dem Platz aus, an dem der Ball landen soll, sondern einen Spieler, läuft ihn frei und wirft ihm den Ball genau in den Lauf. Dadurch können geschickte Einwürfe schnell in einen gefährlichen Angriff münden. Eine der besten Neuerungen an FIFA 2005 ist wohl die First-Touch-Steuerung. So kann man schon bevor ein Pass den Spieler erreicht, per rechtem Analog-Stick die Richtung fest legen, in die sich unser Kicker den Ball vorlegen soll. Mit dieser Funktion und dem sehr effektiven Pass in den Lauf kann man nun sehr schnell das Mittelfeld überbrücken und wunderschöne Pass- und Flankenkombinationen fabrizieren. Elite-Kicker können sogar Traumtore per Seitfallzieher erzielen oder ihren Gegenspieler mit einem perfekt getimeten Hacken-Lob austricksen. Die in FIFA 2004 eingeführte “Off-the-Ball”-Steuerung gestaltet sich dieses Jahr, durch ihre klügereren Gegenspieler, noch schwerer als schon im Vorgänger, mit viel Übung ist diese Funktion aber eine Bereicherung.

Durch die vielen Kombinationsmöglichkeiten und detailgetreuen Spielerbewegungen gelang es EA Sports in diesem Jahr, den Realismusgrad deutlich anzuheben. Die Schwierigkeitsgrade sind relativ gut gelungen: auf “Amateur” sollten selbst Neulinge kaum Probleme haben, Fortgeschrittene sind bei “Halb-Profi” am besten aufgehoben und auf “Profi” werden sich wohl die meisten FIFA-Fans wohl fühlen. Ärgerlicherweise cheatet die KI auf “Weltklasse” dermaßen, dass die gegnerischen Spieler selbst mit Ball noch schneller sind als Ihre ohne. Dieser ärgerliche Minuspunkt verlangt schon sehr viel Erfahrung, um durch geschickte Kombinationen ihren Nachteil auszumerzen.

Karriere-Modus

Der neue Karriere-Modus glänzt in deutlich umfangreicherem Gewand als noch vor einem Jahr. Sie können über 15 Spielzeiten als Trainer einer Zweitligamannschaft beginnen und durch Siege Punkte ergattern, mit denen sie dann Erstliga-Teams freischalten können. Die Punkte können Sie genauso gut in die Aufwertung Ihrer Mitarbeiter investieren. So können Sie z.B. durch Aufwertung Ihres Finanzmanagers Ihre Kaufkraft steigern oder die Treffsicherheit Ihrer Stürmer erhöhen, in dem sie den Angriffstrainer unterstützen. Die Stärke Ihrer Kicker hängt allerdings genauso von Ihrer Moral ab. Reiht sich eine Niederlage an die andere, müssen Sie Ihren Schreibtisch räumen und bei einem anderen Club anheuern.

Lizenz zum Kicken

Das Linzenzaufgebot von FIFA Football ist nach wie vor unschlagbar: mehr als 350 offizielle Teams, 20 Ligen und 40 Nationalmannschaften stellen die Konkurrenz deutlich in den Schatten.

FIFA verbindet

Der sehr gute, aber etwas fehleranfällige Matchup-Maker aus FIFA 2004 wurde etwas überholt. Verbindungsprobleme mit Router scheinen der Vergangenheit anzugehören und während der Mannschaftsauswahl sieht man auch endlich den Nickname seines Gegners, eine Chat- oder Voice-Funktion während des Spiels sucht man aber weiter vergebens. Auch hier haben sich wieder ärgerliche Fehler eingeschlichen: So kann der Gegner z.B. die Varianten-Auswahl bei Ecken und Freistößen wegdrücken, während man selbst unverständlicherweise “F4” betätigen muss, um Zeitlupen abzubrechen oder die Freistoßvariante zu wählen. Zum Glück scheint EA die Idee aus dem letzten Jahr, den Matchmaker nur noch kostenpflichtig anzubieten, wohl vorerst begraben zu haben.

 

  

Fazit:

EA Sports packt es mal wieder, einen würdigen Nachfolger für seine Fußballsimulation FIFA Football zu liefern. FIFA 2005 wirkt wesentlich realistischer und bugfreier als sein Vorgänger, allerdings ist es leider immer noch nicht fehlerfrei. Ärgerliche Kleinigkeiten wie die fehlende Auswechslungsanzeige oder die Fehler im Online-Modus sind nervig und rütteln ein wenig am Gesamtbild. Der Managermodus ist eine nette Ergänzung und trägt sicher zur Langzeitmotivation bei. Der Großteil der FIFA-Fans wird allerdings fast ausschließlich online spielen und wer managen will, greift eher zum hervorragenden FM 2005. Nichtsdestotrotz ist es EA Sports gelungen, FIFA gezielt zu verbessern und ein großartiges Fußballspiel auf den Markt zu bringen, das viel Spaß macht und viele FIFA-Fans endlose Nächte beschäftigen wird. Dass ProEvo 4 dieses Jahr wohl erneut mit realistischerem Gameplay FIFA den Rang abläuft, stört dabei wenig.

(02.12.2004)

 

Technische Daten:
 
Entwickler: EA Kanada
Publisher: EA Sports
Genre: Fußballsimulation
Releasedate: Bereits im Handel
Homepage: FIFA 2005
Altersfreigabe:  Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Kommentare zu diesem Artikel


Fazit

   :
EA Sports packt es mal wieder, einen würdigen Nachfolger für seine Fußballsimulation FIFA Football zu liefern. FIFA 2005 wirkt wesentlich realistischer und bugfreier als sein Vorgänger, allerdings ist es leider immer noch nicht fehlerfrei. Ärgerliche Kleinigkeiten wie die fehlende Auswechslungsanzeige oder die Fehler im Online-Modus sind nervig und rütteln ein wenig am Gesamtbild. Der Managermodus ist eine nette Ergänzung und trägt sicher zur Langzeitmotivation bei. Der Großteil der FIFA-Fans wird allerdings fast ausschließlich online spielen und wer managen will, greift eher zum hervorragenden FM 2005. Nichtsdestotrotz ist es EA Sports gelungen, FIFA gezielt zu verbessern und ein großartiges Fußballspiel auf den Markt zu bringen, das viel Spaß macht und viele FIFA-Fans endlose Nächte beschäftigen wird. Dass ProEvo 4 dieses Jahr wohl erneut mit realistischerem Gameplay FIFA den Rang abläuft, stört dabei wenig. (02.12.2004)


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