Tony Hawk's Proving Ground

Tony Hawk's Proving Ground (Xbox 360)

(Activision)

geschrieben von Alexander Eschner

 

 
Entwickler: Neversoft
Publisher: Activision
Genre: Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Tony Hawk's Proving Ground
Preis: 69,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 6 Jahren gemäß §14 JuSchG

Ein neues "Tony Hawk"-Spiel rollt an die Startlinie. Nun mehr zum dreizehnten Mal will uns "Neversoft" mit "Tony Hawk" für das Skateboardfahren begeistern. In diesem Jahr wird das aber nicht so einfach sein, denn "Tony Hawk" hat mit "skate.", aus dem Hause "Electronic Arts", einen sehr harten Konkurrenten bekommen. Ob "Tony Hawks: Proving Ground" die Skaterkrone für sich behaupten kann, oder ob Widersacher "skate." an die Spitze rollt, erfahrt Ihr hier.

Gewohntes Spielgefühl

Sobald man das Spiel startet, ist das bekannte Spielgefühl von "Tony Hawk" wieder da. Wie schon bei den Vorgängern wirkt alles trashig und spritzig aufgebaut. Der Karrieremodus bildet den Mittelpunkt des Spiels und wurde sehr beherzt erweitert. Anfangs ist man ein Niemand, der in einer fiktiven US-Stadt, die eine Mischung aus Philadelphia, Baltimore und Washington darstellt, zu Ruhm und Ehre gelangen will. Aber natürlich ist das nicht ganz so einfach und so beginnt man, die ersten anderen Skater zu treffen, und die zeigen auch sofort, wo man sich in der Stadt profilieren kann. Es gibt drei verschiedene Arten und Weisen, sich in der Stadt zu beweisen. Zum einen kann man als "Rigger" die Karriereleiter hinaufsteigen. Als "Rigger" ist man dafür bekannt, sich selbst eigene "Skatespots" zu bauen. Das heißt, man baut einfach ein paar Rails und Rampen auf der Straße, auf Dächern oder auf anderen Plätzen. Ebenso bekommt man die Möglichkeit, sich in der "Hardcore-Szene" zu beweisen. Als Hardcoreskater skatet man die gefährlichsten und auch die schwierigsten Orte. Dann gibt es noch die "Straßenskater-Szene". Sie ist besonders karriereorientiert. Dort versucht man, mit selbst inszenierten Filmen und selbst angefertigten Fotos bei Magazinen zu landen, um dann an das große Geld zu kommen.

Die genannten drei Optionen stehen während der Karriere zur Verfügung, und das Beste daran ist: Man kann frei entscheiden, welchen Weg man gehen möchte. Natürlich kann man auch alle drei Varianten spielen und muss sich nicht zwingend für eine Richtung entscheiden. Das wiederum gibt dem Spiel mehr Tiefe und macht es zum wohl bisher umfangreichsten "Tony Hawk"-Karrieremodus aller Zeiten. Genial umgesetzt ist auch die Tatsache, dass man während der drei unterschiedlichen Wege in der Karriere auch spezielle Tricks lernt, die es nur in der jeweiligen Szene gibt. Der Clou der Sache ist, dass sich diese Tricks im Nachhinein auch sinnvoll ergänzen. Im Karrieremodus hat "Tony Hawk's Proving Ground" gegenüber der Konkurrenz "skate." die Nase vorn; grob überschlagen bietet "Tony Hawk" doppelt so viel. Wer sich die Mühe macht und wirklich alle Missionen spielt, wird immerhin mit einer Spielzeit von circa fünfzehn bis zwanzig Stunden belohnt.

Selbstverständlich darf man sich auch wieder einen eigen Skater zusammenschustern. Um genau zu sein, ist es sogar Pflicht, denn wenn man den Karrieremodus startet, wird man umgehend zum Editor geführt. Das Erstellen eines virtuellen Zeitgenossen macht richtig viel Spaß, denn dabei hat man die Möglichkeit, seinen Charakter von Kopf bis Fuß zu kreieren. Doch damit ist es noch nicht getan, schließlich will man ja auch seine Klamotten oder das Skateboarddesign bestimmen. Ebenfalls sehr motivierend ist, dass man zusätzliche Klamotten oder andere Skateboarddesigns während des Spiels freischalten kann. Kurzum kann man hier wahrlich behaupten: So muss ein Editor aussehen.

Wo sind die Neuerungen?

Der Teufel steckt bekanntlich im Detail, und man muss schon ganz genau hinsehen, um die Neuerungen zu erhaschen. Der aus dem Vorgänger bekannte "Nail the Trick"-Modus, bei dem man in Zeitlupe die Füße des Protagonisten steuern konnte, um schwierigere und anspruchsvollere Tricks zu stehen, wurde erweitert. So stehen neben "Nail the Trick" auch die beiden Varianten "Grab" und "Manual" zur Verfügung. Sie laufen genau wie der Zeitlupenmodus ab, nur dass man während eines Sprunges auch die Arme des Skaters beeinflussen kann, um zum Beispiel das Board in die Hand zu nehmen oder es während des Sprunges von der einen in die andere Hand zu geben. Der "Manual"-Modus vereinfacht die doch recht schwierigen Manuals. Zu Beginn sind die neuen "Nail the Trick"-Varianten schwer zu beherrschen und erfordern ein wenig Fingerspitzengefühl. Aber nach ein wenig Übung sollten diese recht gut von der Hand gehen.

Ebenso neu ist der sehr umfangreiche Videoeditor. Mit ihm erhält man die Möglichkeit, eigene Skatevideos zu erstellen. Sie darf man dann nach Belieben bearbeiten und speichern. Der Videoeditor von "Tony Hawk's Proving Ground" braucht sich nicht vor dem in "skate." zu verstecken, da er nahezu identisch ist. Alles in allem ist der Editor eine Bereicherung für das Spiel und sorgt auch für eine Menge Spaß.

Erfreulicherweise wurde auch der Online-Modus erweitert. Dort war, dank des Vorgängers, die Messlatte schon hoch angelegt, aber "Tony Hawk's Proving Ground" schafft es, diese Hürde zu nehmen. So ist es erstmals möglich, während der Karriere mittels eines Knopfdruckes fließend in den Online-Mehrspielermodus zu wechseln. Wenn man erst einmal online ist, darf man gegen Spieler aus aller Welt antreten. Und auch dort hat sich etwas getan; so kann man nicht nur in diversen Wettbewerben miteinander konkurrieren, nein, man darf auch wetten. Jetzt stellt sich die Frage:"Hmmm, wetten, wie soll das gehen?". Nun, das Ganze läuft so ab: Man spielt mit einem Freund online und im Eifer des Gefechts behauptet einer der beiden, dass er der Bessere sei. Um das festzustellen, kann man Wetten abschließen. Der Gewinner der Partie bekommt dann virtuelles Geld gutgeschrieben, womit er dann wiederum nach Herzenslust Equipment kaufen kann.

Zurück zu den Wurzeln

"Tony Hawk's Proving Ground" kommt als altbekanntes Skate-Abenteuer daher, wie man es von den Vorgängern gewohnt ist. Und auch jetzt gibt es wieder unterschiedliche Missionen und Aufgaben, die den Spaßpegel steigen lassen. Sie wurden, wie aus dem Vorgänger bekannt, in drei Schwierigkeitsgrade gegliedert. Die drei Schwierigkeitsstufen lauten "Amateur", "Profi" und "Krank". So wird gewährleistet, dass auch Neulinge kontinuierlich voranschreiten können und wahre Kenner sich im "Krank"-Schwierigkeitsgrad austoben dürfen. Manchmal kommt es dazu, dass die Herausforderungen im "Krank"-Schwierigkeitsgrad einfach nur frusten, da sie ernsthaft am schwierigsten zu bewerkstelligen sind. Aufgrund der Tatsache, dass die große Stadt in mehrere Abschnitte geteilt ist, kann man sich auch im "Arcade"-Modus ausleben. In ihm muss man zum Beispiel die Buchstaben "S-k-a-t-e" einsammeln, das Wort "Combo" in einem einzigen kombinierten Trick zusammensuchen oder innerhalb von zwei Minuten den "Highscore" knacken.

Was gut ist, setzt sich durch

Alteingesessene Hasen werden jetzt hocherfreut sein. Die Steuerung ist geblieben, wie sie war, und das ist natürlich hervorragend. So kommt man binnen Sekunden sogleich wieder in das für "Tony Hawk" typische Spielgefühl hinein. Aber keine Sorge, auch Anfänger werden mit der Steuerung voll auf ihre Kosten kommen. Sie geht nämlich extrem gut von der Hand und macht exakt das, was befohlen wurde. Mit anderen Worten: Der "Highscore"-Jagd steht nichts mehr im Wege.

Metropolis

Faszinierend, was sich "Neversoft" da hat einfallen lassen. Neben dem gelungenen "Karriere"-Modus bietet "Tony Hawk's Proving Ground" auch eine umfangreiche Großstadt. Sie setzt sich aus drei amerikanischen Metropolen zusammen, nämlich Teilen von Washington, der imposanten "Skyline" von Philadelphia und dem Armenviertel von Baltimore. Dabei wird nahezu sofort bewusst, dass es in "Tony Hawk's Proving Ground" die wohl jemals größte Stadt in einer Skateboardsimulation gibt. Bedauerlicherweise fehlt es der Stadt jedoch etwas an Flair und Atmosphäre. Die Architektur ist an sich gut umgesetzt, nur leider wirkt alles ein wenig trist. So sind zum Beispiel die Texturen der Häuserfassaden in schlichtem grau-braunem Ton gehalten, und das führt leider dazu, dass man sehr bald ein Gefühl der Eintönigkeit und der Langeweile verspürt. Hätte man sich an dieser Stelle etwas mehr Mühe gegeben, dann hätte es wahrlich ein Augenschmaus werden können, da das Potenzial dafür definitiv gegeben ist. Dafür gibt es zum ersten Mal Wettereffekte. So kann es schon mal vorkommen, dass man plötzlich im Regen steht und die Fahrbahnen mit Pfützen übersät sind. Grafisch ist das nicht wirklich einen Freudensprung wert, aber es hilft, die triste Umgebung etwas besser in Szene zu setzen.

Größtes Manko ist aber die Navigation. Da die Stadt schön groß und auch gut verwinkelt ist, hätte man sich an dieser Stelle ein besseres System gewünscht. Es gibt zwar ein Navigationssystem, allerdings funktioniert es nur bedingt. Das wiederum kann wirklich frusten, da man unter Umständen mehrere Minuten braucht, um am gewünschten Zielort anzukommen.

Siehst du das?

Die Grafik wurde im Großen und Ganzen vom Vorgänger übernommen. Allerdings hat man natürlich auch ein paar Kleinigkeiten verbessert; so sehen beispielsweise die Charaktere dank "Ragdoll-Engine" noch realistischer aus als jemals zuvor. Auch mit Licht- und Überblendungseffekten wurde gearbeitet. Die sehen auch richtig gut aus, nur bekommt man sie viel zu selten zu Gesicht. Das soll nicht heißen, dass die Optik bei "Tony Hawk's Proving Ground" nicht stimmt, sie ist eher etabliert und wirkt solide. Ein Pluspunkt dessen ist, dass das Spiel absolut flüssig läuft. Trotzdem muss man einfach sagen, dass man durchaus auch mehr hätte rausholen können.

Musiksender

Wenn etwas bei "Tony Hawk" immer phänomenal war, dann mit Sicherheit die Musik zum Spiel. Und "Tony Hawk's Proving Ground" macht da auch keine Ausnahme. Es werden wieder eine Menge verschiedene Musikstücke geboten; es beginnt bei Skatepunk, wandert dann über Rock und mündet dann im Hip-Hop. Und auch dieses Mal sind einige aktuelle Stücke mit von der Partie, wie zum Beispiel die "Foo Fighters" mit "Pretender". Die Musik motiviert und treibt zum Skaten an. Hier gilt: Mehr Abwechslung in Sachen Musik geht einfach nicht. Fans der Serie werden sich freuen. Zum ersten Mal ist "Tony Hawk" komplett deutsch lokalisiert, das heißt, nicht nur die Menüs und die Untertitel wurden übersetzt, sondern auch ganze Dialoge und etliche Gespräche sind deutsch synchronisiert. Zugegeben, es hört sich noch nicht so glorreich an, wie man es von anderen Spielen gewohnt ist, aber es ist schon mal ein Anfang. Wenn die Synchronsprecher beim nächsten Mal etwas motivierter sind, dann könnten sie wirklich überzeugen.

Mehrspieler

In "Tony Hawk's Proving Ground" bekommt man natürlich auch die Möglichkeit, im Mehrspielermodus aktiv zu werden. Dabei hat man die Möglichkeit, zu zweit an einer Konsole via "Splitscreen" zu spielen, was sich aufgrund der mangelnden Überschaubarkeit allerdings nicht empfiehlt, oder über System-Link beziehungsweise Xbox Live. Xbox Live bietet den größten Spaßfaktor, da man dort die größte Herausforderung findet.

Fazit

"Tony Hawk's Proving Ground" wird seine Fans nicht enttäuschen. Es ist ein gutes und solides Spiel geworden, aus dem man allerdings auch etwas mehr hätte rausholen können. Jeder, der "Tony Hawk"-Spiele gemocht hat, kann beherzt zugreifen. Alle diejenigen, die mit "Tony Hawk" nichts anfangen können oder eher eine richtige Simulation suchen, sind mit "skate." von "Electronic Arts" besser beraten. Im direkten Vergleich, wer die "Skaterkrone" bekommen sollte, tendiere ich definitiv zu "skate.", weil es einfach innovativer ist.

(14.12.2007)

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