Sherlock Holmes das Geheimnis des silbernen Ohrrings Geschrieben von Madleen Münch
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Wohl fast jeder kennt die von Sir Arthur Conan Doyle erdachte Figur des unfehlbaren und genialen Meisterdetektivs Sherlock Holmes und die seines etwas unbeholfenen „alten Freundes" Dr. Watson. Die Story Im Mai 1897 besuchen Sherlock Holmes und Dr. Watson einen festlichen Empfang in Sherringsford Hall. Geladen hat Sir Melvyn Bromsby, einer der reichsten Männer Englands. Bromsby ist ein Industrieller und Bau-Magnat, der diesen Empfang zur Wiederkehr seiner 18-jährigen Tochter gibt. Es geht das Gerücht um, dass Bromsby etwas sehr Wichtiges über seine Geschäfte mitzuteilen hat. Als sich alle Gäste an der Bar versammeln, betritt Bromsby in Begleitung seines engsten Mitarbeiters, Herman Grimble, den Saal. Kurz nachdem er ans Pult getreten ist und seine Ansprache begonnen hat, fällt ein Schuss und Bromsby bricht zusammen. Die tödliche Kugel hat ihn genau über seinem Herzen getroffen. Die Gäste rennen völlig in Panik aus dem Saal, seine Tochter Lavinia eilt sichtlich geschockt zu ihrem sterbenden Vater. Wie immer beginnt Sherlock Holmes sofort mit der Untersuchung des Falls, ohne auf die Polizei zu warten. Die Spuren führen zu einem französischen Koch, der erst seit kurzer Zeit für Bromsby arbeitet. Im Damensalon findet Holmes dessen Visitenkarte sowie ein Französisch-Lehrbuch – Zufall, oder hat die hübsche Tochter ihren Vater auf dem Gewissen? Ich möchte noch erwähnen, dass dies nicht der einzige Mord ist, den Sherlock Holmes im Laufe des Spiels untersuchen muss. Mehr wird aber nicht verraten. Folgende Fragen drängen sich auf: Ist seine Tochter so unschuldig, wie sie sich gibt? Wer ist der Mörder und was will er mit der Tat vertuschen? Und schon befindet man sich im Spiel. Das Gameplay „Das Geheimnis des silbernen Ohrrings“ ist ein klassisches Point’n’Click Adventure. Gesteuert werden die einzelnen Personen, in diesem Fall Sherlock Holmes und Dr. Watson, mit der Maus. Im ersten Kapitel des Spiels kann man abwechselnd zwischen Holmes im Haus und Watson vor dem Haus wählen. Im weiteren Verlauf des Spiels wird dann vorgegeben, welche Person man spielen darf, wobei das Hauptaugenmerk natürlich auf Sherlock Holmes liegt. Der Mauszeiger verändert sich, je nachdem, wen man spielt und was man anklickt. Bei Sherlock Holmes ist es eine Pfeife, bei Dr. Watson ein Blatt Papier und eine Feder, bei Personen, mit denen man ein Gespräch führt, das Bild des jeweiligen Gesprächspartners, bei den gesammelten Beweismitteln eine weiße Hand und als letztes muss man noch die Füße erwähnen, die eine bestimmte Richtung, in die man gehen kann, anzeigen. Das wichtigste Arbeitsutensil ist die Lupe, ohne sie kann man die kleinsten Spuren wie Haare, Pulver, Zigarrenasche und noch viele andere Dinge nicht entdecken. Die Beweismittel werden dementsprechend im Notizbuch oder aber in der Inventarliste abgelegt. Klickt man während des Spiels die rechte Maustaste, erscheint die Inventarliste. Dort kann man Dinge herausnehmen oder untersuchen. Auf der linken Seite der Inventarliste befindet sich das Notizbuch, das man durch Anklicken öffnen kann; hier werden alle relevanten Dinge vermerkt, wie zum Beispiel alle geführten Gespräche mit Namen, Bild, Ort und Datum oder aber verschiedene Schriftstücke/Bücher, die man im Spiel findet und lesen sollte. Erwähnenswert ist auch noch, dass sämtliche Beobachtungen, die Holmes im Spiel macht, auch dort vermerkt werden. Das Auffinden diverser Gegenstände begleitet uns durch das gesamte Spiel, häufig muss man, um verschiedene Beweismittel zu finden, etliche Räume durchsuchen. Klassische Denksportaufgaben wie das Kombinieren von Beweismitteln und Lösen von verschiedenen Rätseln kommen leider nur sehr selten vor, sind dann aber genial. Bei einer Aufgabe zum Beispiel muss Holmes einen Safe öffnen. Der Öffnungsorganismus hierfür ist eine Abbildung der Arche Noah. Man muss dafür erst mal einige Bilder genauer betrachten, die sich in einem anderen Raum befinden. Beim genaueren Ansehen findet man versteckte Tiere. Außerdem muss er diverse Bücher lesen, bevor er die Reihenfolge der Tiere festlegen kann. Wenn dies geschehen ist, zurück zum Safe und die Tiere in der richtigen Reihenfolge in die Arche einsteigen lassen. Der Safe öffnet sich. Im Inneren befinden sich wertvolle Dokumente, die man selbstverständlich mitnehmen muss. Fernab vom Rätsel lösen verbringen Holmes und Watson viel Zeit mit dem Absuchen von Räumen und dem Führen von Gesprächen. Am Ende jedes Kapitels müssen einige Quizfragen zum jeweiligen Ermittlungsstand beantwortet werden. Mit Hilfe der Notizen werden die richtigen Antworten begründet. Wenn nicht alle Fragen richtig beantwortet werden können, gelangt man nicht ins nächste Kapitel. Aber keine Sorge, man kann mehrmals versuchen, das Quiz zu lösen. Grafik Animationen sind in den Hintergründen nur selten zu erkennen. Lichteinfall und Objekte sind leider nur statisch. Einzig die 3D-Charaktere werfen ihre Schatten in Echtzeit, sind allerdings sehr komplex und dadurch sehr speicherintensiv. Außerdem werden die Personen nicht in Spiegeln abgebildet und lassen Lebendigkeit vermissen. Holmes, Watson und andere Charaktere bewegen sich sehr steif, gehen kerzengerade durch die Räume und bücken sich ungelenk nach Indizien. Mimik und Gestik sind kaum erkennbar, der Übergang von einer Animation zur nächsten wird durch einen harten Bruch statt durch einen weichen Übergang dargestellt. Die Auflösungen sind gestochen scharf. Was mich fasziniert hat, ist die liebevolle Gestaltung der Räume, die im Jugendstil des 19ten Jahrhunderts gehalten sind. Sound Die Synchronisation der Hauptfiguren ist beeindruckend gut gelungen. Die Stimmen der Charaktere wurden durchaus passend besetzt. Holmes besitzt eine sehr angenehme Stimme, Dr. Watson klingt dagegen meist einschläfernd und man würde am liebsten weghören. Des Weiteren sind die Hintergrundgespräche nicht übersetzt worden und in Englisch hörbar. Weniger hörenswert ist die klassische Musik, da sie sich ständig wiederholt. „Sherlock Holmes und das Geheimnis des silbernen Ohrrings“ ist sicherlich kein schlechtes Adventure–Spiel, die Rätsel sind logisch und die Geschichte gut durchdacht und erzählt. Die wunderbar detailgetreue Nachbildung des Jugendstils hat mich überzeugt und begeistert, auch der Sound verdient ein Lob. Trotz kleiner Schwächen bei der Steuerung (Mr. Holmes steuert sich manchmal sehr eigenwillig) und auch langwieriger Gespräche und Dialoge hat es mir gut gefallen und ist für Freunde des klassischen Point'n'Click-Adventures sicherlich zu empfehlen. Das Lösungsbuch Getestet habe ich das Spiel mit Hilfe des offiziellen, 76-seitigen Lösungsbuchs. Sämtliche wichtigen Lösungen sind per farbigen Screenshots in dem Buch eingefügt. Die Standorte von wichtigen Beweismitteln werden durch einen Kreis gekennzeichnet. Der Hauptteil besteht selbstverständlich aus Texten. Diese sind aber sprachlich einfach gehalten und damit leicht verständlich. Logische Fehler konnte ich nicht feststellen. Alle Rätsel können damit ohne Denken gelöst werden und manche verzwickte Situation ist damit einfach zu schaffen. Das Buch beschreibt zwar den linearen Lösungsweg, doch leider ist das Inhaltsverzeichnis nicht sehr ausführlich. Daher ist es relativ zeitraubend, die Lösung für ein Rätsel zu finden. Dies ist aber der einzige Kritikpunkt. Erwähnenswert ist der große Teil außerhalb des Lösungsweges. Hier wird noch einmal ausführlich die Steuerung des Spiels erläutert. Außerdem wird auf die Story sowie die wichtigsten Personen eingegangen. Auch Informationen, die nicht direkt mit dem Spiel zu tun haben, sind hier noch einmal zu finden. So wird die literarische Person des Sherlock Holmes beleuchtet und auch eine Biografie seines Erfinders Sir Arthur Conan Doyle ist hier zu finden. Weiter werden die wichtigsten Bücher von Doyle mit der Hauptperson Sherlock Holmes beschrieben. Als Letztes findet man noch ein Interview mit den Machern des Spiels von Frogware. Hier wird darauf eingegangen, wie sie auf die Idee kamen, ein Abenteuer von Sherlock Holmes zu entwerfen, welchen Weg sie gegangen sind und wie sie die Grafik entworfen haben. (ISBN: 3-936282-15-3, Preis: 9,99€) (13.01.2005)
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