Pferderennsportmanager (Daedalic Entertainment) geschrieben von Nico Meißner
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Jockeys sind kleinwüchsige Elfen, die in ihrer unterirdischen Höhlenwelt konspirative Pläne schmieden das kann zumindest jeder aufmerksame Simpsons-Zuschauer bestätigen. Auch, um diesen hartnäckigen Irrglauben zu widerlegen, haben Daedalic Entertainment und XIDER jetzt den "Pferderennsport Manager" herausgebracht. Entwickelt von den Machern des "Radsport Managers Pro", Cyanide, bietet sich dem Spieler hier die Möglichkeit, einen eigenen Pferderennstall zu leiten, eine Jockey-Karierre zu starten oder als Zocker einfach nur auf Platz und Sieg zu wetten. So habe ich dem "Pferderennsport Manager" für DLH.net die Sporen gegeben, um herauszufinden, ob er das (Zaum-)Zeug dazu hat, euch aus dem Sattel zu werfen ... Einreiten Zu Beginn gilt es, sich im schlichten Hauptmenü für einen der drei Spieltypen zu entscheiden: Zur Auswahl stehen der Stallmodus, der Jockeymodus und der Wettmodus. Dabei ist der Stallmodus der komplexeste und bildet den Kern des "Pferderennsport Managers". In ihm erwartet den Spieler die vielschichtige Aufgabe, einen eigenen Rennstall aufzubauen und über Jahre hinweg erfolgreich zu führen. Dabei vereint der Modus die anderen beiden in sich und ergänzt sie mit allerlei weiteren Optionen wie zum Beispiel dem Ausbau des Stallgeländes oder der Zucht eigener reinrassiger Rösser. Als Jockey hingegen konzentriert man sich ausschließlich auf das Reiten und darauf, seine beiden Attribute zu verbessern, während man als Wettfreund lediglich auf die zuvor analysierten Gäule setzten kann, um seine Barbestände zu mehren. Weiterhin bietet das Hauptmenü noch einen Editor für Jockeys und Pferde, sodass man hier nach Herzenslust modifizieren und erschaffen kann, um zum Beispiel endlich mal George W. auf dem Englischen Vollblut T. Blair ins Ziel reiten zu sehen. Darüber hinaus finden sich hier die Optionen zur grafischen Einstellung des Spiels (dazu später mehr). Abenteuer auf dem Reiterhof Startet man ein Spiel im Stallmodus, muss man anfangs ein paar grundlegende Entscheidungen treffen: Als erstes wird zwischen Galopp und Trab gewählt. Der Jockey oder Fahrer sitzt beim Trabrennen in einem kleinen Wagen, Sulky genannt, den das Pferd auf flacher Strecke zieht. Beim Galopprennen hingegen sitzt der Fahrer direkt auf dem Pferderücken und es finden sich auch Hürden und Wasserbecken auf dem Kurs. Im Endeffekt geht es bei dieser Wahl darum, ob man später lieber Galopp- oder Trabrennpferde züchten will obwohl die Einteilung in dieser Form nicht mit den üblichen Begriffen des Pferderennsports übereinstimmt (aber das nur am Rande). Als nächstes wählt der Spieler zwischen drei Schwierigkeitsgraden, die vor allem das Startkapital beeinflussen. Dabei ist die erste Stufe wirklich nur für Anfänger geeignet, während der angehende Manager bei der letzten ganz schnell wieder auf Schusters Rappen auf dem Weg zum Arbeitsamt ist. Je nach gewähltem Typ (Trab oder Galopp) stehen nun verschiedene Länder rund um den Globus als Startort zur Verfügung. In jedem Land gibt es diverse Grundstücke mit individuellen Vor- und Nachteilen. Mal liegt das Gelände am Meer, was gut für die Gesundheit der Tiere ist, oder es können schon bestehende Gebäude wie eine Scheune, Weide oder Klubhaus übernommen werden. Natürlich variiert auch der Preis immer entsprechend solcher Faktoren. Hat der Spieler alles ausgewählt, darf er noch Farben und Name des neugegründeten Stalls festlegen. Dann findet er sich in einem ähnlichen Menü wie zu Beginn des Spiels wieder: Vor dem kulissenhaften Hintergrund des Stallgeländes warten fünf graue Buttons. Gut, es gibt noch eine Leiste am unteren Bildschirmrand, die Guthaben und Datum anzeigt. Der erste Button führt den Pferdefreund zur Stallübersicht. Hier erhält der Spieler Einblick in die Standortgegebenheiten und kann das Personal verwalten. Oben rechts zeigt ein Fenster alle Arbeit suchenden Fachkräfte dieser Woche, darunter sind die schon angestellten aufgelistet. Da gibt es zum Beispiel den Trainer, den Stallburschen oder den Assistenzmanager, der alle anderen Beschäftigten verwaltet. Über einen Reiter am oberen Bildschirmrand überblickt man das gesamte Areal des eigenen Stalls. Dort können auch Gebäude errichtet, erweitert oder wieder abgerissen werden. Der zweite Button führt den Spieler in die Boxen, die mit einer unerwartet hohen Detailfülle bezüglich der eigenen Rösser aufwarten. Denn jedes Pferd weist eine Reihe von Attributen auf, zum Beispiel Beschleunigung, Technik oder Konstitution. Weiterhin haben alle Klepper noch eigene Vorlieben, was die Bodenbeschaffenheit oder das Equipment angeht. Auch das Betreuungspersonal, die Trainingsinhalte und die Anmeldung zu Rennen werden hier gemanagt. Knopf drei ist mit "Geschäft" betitelt und genau um das geht es hier: Pferdehandel mittels Zeitungsanzeigen, Auktionen oder Verkaufsrennen. An dieser Stelle lassen sich natürlich auch die Attribute einsehen, ebenso wie das Alter des Tiers und seine bisherigen Leistungen. Außerdem wählt der Spieler über die Rubrik "Wochenendrennen" die Termine aus, zu denen er erscheinen will, um auf eines der vielen Rennen zu wetten. Schließlich gibt es noch den Reiter "Budget", der eine finanzielle Übersicht bereitstellt. Dort findet sich auch die Möglichkeit, Geld von der Bank zu leihen, wenn das Glück bringende Hufeisen mal wieder versagt hat. Als letztes warten die Buttons "Information" und "Ergebnisse". Der erste präsentiert aktuelle Neuigkeiten wie Siege, Verletzungen und ähnliches in Form von kleinen Zeitungsseiten, der zweite weist seitenweise Statistiken auf. Erste Hürden Während sich vieles noch mithilfe der Anleitung und der knappen Ingame-Erklärungen erschließen lässt, ergeben sich schon nach kürzester Zeit einige Probleme. Es fängt damit an, dass einjährige Pferde weder richtig trainiert noch zu Rennen gleich welcher Form angemeldet werden können. Diese Information wird dem Spieler nirgends zugänglich gemacht, sodass er erst mal gerne ein oder zwei ganz junge Pferde erwirbt, nur um mit ihnen keinerlei Geld verdienen zu können. Die Kasse klingelt beim "Pferderennsport Manager" nahezu ausschließlich, wenn die eigenen Pferde gute Platzierungen erreichen. Dabei tut sich allerdings schon wieder die nächste Unklarheit auf: Zwar hat jedes Tier diverse Werte und Vorlieben, doch wie sich diese auf sein Abschneiden auswirken, ist zumeist eher unklar. So kann zum Beispiel ein schneller Gaul auf flacher Strecke auch gerne mal letzter werden ... Auch das Training zum Verbessern der Attribute des Pferds wird nicht groß erklärt und bietet zudem kaum Wahlmöglichkeiten. Eigentlich geht es lediglich darum, das Pferd nicht zu sehr zu beanspruchen, da sonst Moral und Konstitution in den Keller gehen. Das Steigern der Werte scheint zum Teil auch nur mithilfe von eigens erbauten Anlagen wie den Reitwegen oder der Reithalle möglich. Das wird zwar als Information zu diesen Gebäuden verraten, weitere Details zum Training oder zur Funktion der Bauten bleiben aber im Dunkeln. Ferner liefen Leider fällt auch das Rennen selbst eher in den Bereich "Beiwerk". Der Spieler kann zwar zuvor aus Dutzenden von Jockeys auswählen und sogar im Stallmodus selbst reiten, allerdings präsentiert sich das Ganze weder wirklich spannend noch optisch ansprechend. Zwar kann zwischen zwei Perspektiven gewählt werden und auch das Renntempo lässt sich verändern. Doch der lieblose und detailarme Hintergrund und die geringe Dynamik wirken auf Dauer sehr monoton. Immerhin besteht vor jedem Rennen die Möglichkeit, Wettratschläge aus fünf Magazinen einzuholen und die Klepper zu vergleichen. Anschließend kann der Spieler auf den Sieger oder auch die Einlaufreihenfolge der ersten paar Pferde wetten. Allerdings ist der Einsatz sehr stark begrenzt, was auch das Wetten wenig prickelnd gestaltet. Darüber hinaus beinhalten die beiden Modi "Jockey" und "Wetten" leider auch keine weiteren Optionen, im Gegenteil: Als Jockey startet man mit einem Intuitions- und Erfahrungswert von Null und kann ohne vorher die Pferde zu sehen oder gar das eigene Reittier wählen zu können jede Woche ein Rennen wählen. Anschließend reitet oder simuliert man das Rennen, um dann gegebenenfalls Preisgeld und Punkte einzuheimsen. Nun klingt es ja sehr interessant, selbst ein Pferderennen, ein Derby gar, zu bestreiten. Doch leider werden weder die Optionen und Anzeigen, die während des Wettbewerbs auftauchen, erklärt, noch scheinen sie dem Spieler allzu viel Handlungsspielraum zu lassen. Die Entwicklung des eigenen Jockeys im Vergleich zu fiktiven Konkurrenten kann man in einer Tabelle einsehen. Das war es leider aber auch schon! Keine Möglichkeiten, Geld zu investieren, gezielt zu trainieren oder ähnliches. Genauso begrenzt kommt der Wettmodus daher: Man wettet, genau wie im Stallmodus, nach vorheriger Analyse der Pferde auf Platz, Sieg oder Kombinationen. Dabei schwankt je nach Wettstube (Toto oder Buchmacher) die Quote noch einmal im Laufe der maximal zehn Minuten Vorbereitungszeit oder eben auch nicht. Auch hier kann man nur einen Kleckerbetrag setzten (höchstens 1.000 von 20.000 Dollar). Außer einer weiteren Übersichtstabelle bietet der Modus leider auch nicht mehr, zumal es noch nicht einmal Attribute gibt, die sich steigern. Die B-Note: Technik Die Grafik des "Pferderennsport Managers" präsentiert sich in einem für das Genre gewohnt schlichten Gewand. Von "moderner 3D-Grafik mit fantastischen Effekten" kann daher leider keine Rede sein. Zwar kann man von der Auflösung über Shader bis zum Antialiasing einiges flexibel einstellen, jedoch wirken nahezu alle Texturen grob und sehr schlicht. Besonders im Hintergrund befindliche Bäume und ähnliches erscheinen künstlich und wenig dekorativ. Zwar machen die Wettereffekte und anständigen Animationen der Pferde den sonst traurigen Eindruck wieder wett, aber optisch bewegt sich das Programm selbst für Managerspiele trotzdem bestenfalls im unteren Mittelfeld. Während man über die einfache, aber angenehme Hintergrundmusik nicht viel sagen kann, fallen die hässlichen Menüs leider sofort unangenehm ins Auge. Denn anscheinend trugen die Entwickler Scheuklappen oder wurden von wer-weiß-was geritten, als sie das Hauptmenü auf fünf graue Buttons beschränkten. Die restlichen Oberflächen sind zwar weniger unansehnlich, aber auch nicht wirklich schön oder gar besonders anwenderfreundlich. Erschwerend kommen noch kleine Fehler hinzu, wie zum Beispiel der, dass in der Leiste unten das Datum in europäischer Schreibweise steht, während es beim Springen zum nächsten Termin und ähnlichem in amerikanischer Schreibweise notiert wird. Einem geschenkten Gaul schaut man zwar laut Sprichwort nichts ins Maul, aber in diesem Fall habe ich mich auch ohne tiermedizinische Ausbildung vom schwächelnden Zustand des Subjekts überzeugen können. Zwar bietet der "Pferdesport Manager" viele gute Ansätze und in Bezug auf die Pferde auch einige Details, allerdings gewährt er dem Spieler nur wenige Handlungsmöglichkeiten beziehungsweise erkennbare Aktion-Reaktion-Zusammenhänge. Gerade im Vergleich zum Vorgängerprodukt, dem "Radsport Manager Pro 2006", offenbart das Spiel seine Schwächen und fällt als erstes wegen seiner lieblosen grafischen Umsetzung auf. Vor allem der Jockey- und Wettmodus sind kaum der Rede wert. Einzig der Multiplayermodus lockert das sonst monotone und grafisch eher triste Spiel etwas auf. So kann der "Pferderennsport Manager" vielleicht Managerfans und Pferdesportnarren eine Zeit lang auf Trab halten, für normale Spieler dürfte ein Gang mit Fury zum Abdecker aber allemal spannender sein. (29.01.2007)
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