The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena

The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena

(Atari)

geschrieben von Jan-Tobias Kitzel

Anmerkung: Das Cover stammt von der Xbox360-Version, getestet wurde aber die PC-Version.

 

 
Entwickler: Starbreeze
Publisher: Atari
Genre: Action-Stealth-Shooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena
Preis: ca. 48 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Darf ein Mann in dem Alter so gut aussehen? Vin Diesel spielt selbst mit seinen mittlerweile 42 Jahren Actionhelden mit derart überzeugender Muskelkraft, dass Männer vor Neid erbleichen und Frauen schon mal etwas verträumt auf die Leinwand schauen. Vielen Fans zufolge war und ist die Paraderolle von Vin Diesel die des eiskalten Sci-Fi-Helden wider Willen: Richard B. Riddick, seines Zeichens ständig fliehender Verbrecher, der "mal eben" auf seinem Weg eine Gruppe Raumschiffbrüchiger auf einem fremden Planeten zu retten versucht oder ganze Imperien zu Fall bringt. Auf dem PC gab es 2004 schon einmal ein Videospiel: "Riddick - Escape from Butcher Bay" und es war so gar keine übliche "Film-Versoftung", sondern richtig gut und heimste von Fans und Testern Höchstwertungen ein. Nun schicken die Entwickler von Starbreeze Riddick erneut auf den Monitor (PC, XBOX360, PS3) und wir schauen für euch, ob die PC-Version die an sie gestellten Erwartungen einhält.

Gameplay

"The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" ist allerdings keine reine Fortsetzung von "Butcher Bay". Nein, es ist mehr: Zum einen wurde das ursprüngliche Spiel aus dem Jahr 2004 generalüberholt, mit neuen Grafiken und etwas Politur versehen und mit "Assault on Dark Athena" dann nochmals um dieselbe Länge erweitert. Euch erwarten somit insgesamt circa 15 Stunden reiner Action.

Aber von Anfang an: Nach der Installation habt ihr die Wahl, ob ihr das Ur-Spiel von 2004 oder den neuen Teil spielen möchtet. Solltet ihr "Butcher Bay" noch nicht kennen, ist es - da es in "Assault on Dark Athena" interessante Querverweise gibt - empfehlenswert, erst einmal den "alten" Teil zu spielen. Aber auch wer 2004 schon mal mit Riddick durch die Gänge des Gefängnisses "Butcher Bay" geschlichen ist, sollte ruhig hier anfangen, denn es macht schlicht Spaß, auch fünf Jahre nach der Erstveröffentlichung. Inhaltlich hat sich bei "Escape from Butcher Bay" gegenüber seiner 2004er-Version nichts getan, es wurden "nur" die Grafiken deutlich aufgewertet. Die Story ist schnell erzählt: Riddick wurde mal wieder gefangen genommen und in das berüchtigte Gefängnis "Butcher Bay" gebracht. Dort muss er sich nicht nur der üblichen Schläger-Clique erwehren, sondern will natürlich auch das tun, was er so gut kann: fliehen. Also erledigt er mehrere kleine Aufträge, bis er weiß, wie man aus der Bay am besten entkommen kann: durch den Untergrund. Aber da fängt der ganze Spaß erst an und nach einem Abstecher in die Minen schleicht ihr letztlich durch die Gefängnisverwaltung bis hin zum obligatorischen Endkampf gegen den sadistischen Oberaufseher. "Butcher Bay" überzeugt durch eine gute Story, gewürzt durch zahlreiche Nebenmissionen und - gerade für ein Actionspiel - nachvollziehbare Charaktere mit eigenen Zielen und Wünschen. Und auch die Action an sich kommt nicht zu kurz: Gefängnistypisch geht es im ersten Drittel von "Butcher Bay" so gut wie nie mit Schusswaffen gegeneinander, sondern es heißt, die Nahkampferfahrung zu schulen. Und hier haben die Entwickler schon 2004 - und auch jetzt in der Überarbeitung - ganze Arbeit geleistet: Die Kämpfe Mann gegen Mann sind Weltklasse: schnell, tödlich und abwechslungsreich durch unterschiedliche Nahkampfwaffen (Messer, Knüppel, Schlagringe). Wahrlich ein Adrenalinfest.

Um aus "Butcher Bay" zu entkommen, kann sich Riddick allerdings nicht allein auf seine Muskeln verlassen: Im Kampf gegen die gut bewaffneten Wachen ist er aufgeschmissen. Wie gut, dass er das Dunkel seine Heimat nennt: Er kann fast perfekt mit den Schatten verschmelzen und von dort aus entweder an den Wachen vorbeischleichen oder sie mit einem gezielten Angriff von hinten ausschalten. Die Stealth-Einlagen ziehen sich durch das gesamte Spiel ("Butcher Bay") und sorgen immer wieder für angehaltenen Atem, wenn zehn Zentimeter am "eigenen" Kopf eine Wache vorbeischlendert, nur um Sekunden später ein Messer von hinten in die Lungen zu bekommen. Das ist großes Kino.

Dementsprechend groß ist die Vorfreude auf den zweiten Teil des Spiels: das neue "Assault on Dark Athena". Und diese ist am Anfang auch völlig gerechtfertigt; euer Schiff wird von einem Söldnerkreuzer abgefangen und ihr schafft es im allerletzten Moment, euch vor dem Enterkommando zu verstecken. Nun schleicht ihr also durch die - glücklicherweise dunklen - Gänge des Schiffes "Dark Athena", schaltet immer wieder eure Spezialaugen ein, mit denen ihr im Dunkeln sehen könnt, und erledigt Wache um Wache. Wobei diese etwas anders sind, denn die Söldner haben eine Art "Borg"-Technologie gefunden und können Gefangene in willenlose Drohnen verwandeln. Diese stellen das Gros der Wachen an Bord des Sklavenschiffes. Hin und wieder loggen sich menschliche Wachen in diese Fleischdrohnen ein - gut erkennbar am nun weißen (normalerweise roten) Licht auf der Rüstung der Drohne - und machen sie zu deutlich gefährlicheren Gegnern. In der ersten Hälfte von "Assault on Dark Athena" ist es ein würdiger Nachfolger von "Butcher Bay": Es wird geschlichen, gemessert und reihenweise Lampen zerschossen, um im Dunkeln so richtig den Riddick herauszulassen. Dann kippt das Spiel; plötzlich findet ihr an jeder Ecke Schusswaffen in rauen Mengen, flieht aus dem Schiff und findet euch auf einem taghell erleuchteten Planeten wieder, wo mit Schleichen so gar nichts zu erreichen ist. Ab hier wird "Dark Athena" einfach nur ein solider Shooter und nutzt die vorher aufgezeigten Möglichkeiten eines Stealth-Shooters nur noch in homöopathischen Dosen. Schade, dadurch wird einiges an Potenzial verschenkt. Letztlich macht aber auch "Dark Athena" Spaß, wenn man die Schlussphase einfach erledigt und letztlich als in der Dunkelheit strahlender Held wider Willen mit einem coolen Spruch auf den Lippen die Story abschließt.

Als etwas störend erwiesen sich die folgenden Punkte, auch wenn sie den Spaß insgesamt nur unwesentlich trübten: Hin und wieder kam es trotz Patch 1.01 zu Abstürzen (circa einmal pro Stunde), es gibt kein Quicksave, sondern nur ein (faires) Speicherpunktsystem und trotz verzweigter Gänge existiert keine vernünftige Karte, so dass man hin und wieder suchen muss, um das Ziel zu finden.

Multiplayer

Ja, "The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" hat einen Multiplayer-Modus. Und nein, wir konnten ihn nicht testen. Aus unerklärlichen Gründen wird unser CD-Key als "ungültig oder gesperrt" angesehen und eine kurze Internet-Suche ergab, dass wir mit unserem Problem nicht alleine sind. In den Atari-Foren beschweren sich Dutzende Käufer, dass trotz Patch 1.01 die Erstellung eines Multiplayer-Kontos mit genanntem Fehler-Code abbricht. Wir haben uns an Atari gewandt und um Hilfe gebeten. Sollte uns geholfen werden können, werden wir den Multiplayer-Test nachliefern. Der Vollständigkeit halber: Die meisten bereits veröffentlichten Reviews des Spiels sprechen bezüglich des Multiplayer-Parts von einem soliden, aber nicht sonderlich inspirierten Part, der den Multiplayer-Königen (vor allem der "Call of Duty"-Reihe) nicht annähernd gefährlich wird und dass man "The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" letztlich aufgrund seines Singleplayer-Parts beurteilen sollte. Nachvollziehbar.

Grafik

"The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" ist grafisch im oberen Mittelfeld anzusiedeln, insbesondere der neue hinzugekommene Part ("Assault on Dark Athena"). Die grafische Überarbeitung von "Butcher Bay" ist ordentlich, aber gänzlich kann dieser Part seinen 2004er-Ursprung nicht verleugnen. Es ist nun einmal etwas anders, ob man vom Reißbrett her mit 2009er-Technologien arbeiten kann, oder diese erst nachträglich in ein älteres Spiel einarbeitet. Die Level-Texturen stellen lediglich Mittelmaß dar, das haben wir in 2008 und 2009 schon besser gesehen (beispielsweise in "Assassin's Creed" oder "Call of Duty - World at War"). Fantastische Arbeit haben die Entwickler hingegen bei den Gesichtern abgeliefert: Die Gesichtszüge der Figuren sind erstklassig animiert und dies nicht nur in den Zwischensequenzen, sondern auch im laufenden Spiel. Dadurch wird einiges an Atmosphäre transportiert.

Sound

Während die Grafik insgesamt solides Mittelmaß darstellt, kann der Sound in "The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" mit einem echten Pfund wuchern: der Original-Stimme von Vin Diesel. Sein knarriger Bass allein ist das Geld wert, wenn er die besten Riddick-Sprüche ablässt, die absolut passend zur jeweiligen Action sind und keineswegs lächerlich wirken. Ein Hoch auf die Entwickler, dass sie nicht auf Teufel komm raus eine Synchronisierung erzwungen haben, sondern uns deutsche Untertitel spendiert haben. Das ist eine perfekte Lösung. Gelungen ist auch die musikalische Untermalung, die sich innerhalb von Sekunden an die jeweilige Situation (Kampf, Schleichen, normales Level-Ablaufen) anpasst und stimmige Untermalung bietet. Die Waffen-Sounds fallen dagegen etwas ab, sind aber immer noch in Ordnung.

"The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" bietet viel Spiel fürs Geld. Die zusätzliche Überarbeitung von "Butcher Bay" ist gelungen und der erste Riddick-Teil kann auch fünf Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch in seinen Bann ziehen. Der zweite Part fängt stark an, nur um dann im späteren Spielverlauf leider zu wenig Riddick und zu viel Standard-Shooter zu sein. Die Multiplayer-Probleme sind natürlich ärgerlich, aber letztlich nicht kaufentscheidend, da "The Chronicles of Riddick - Assault on Dark Athena" vor allem als Singleplayer-Actionspiel gesehen werden sollte und da machen die Entwickler von Starbreeze gute Arbeit. Wer die Originalversion von "Butcher Bay" schon 2004 erworben hat, kann überlegen, ob die gut sieben Stunden Zusatz-Action das Geld wert sind. Alle anderen, die Interesse an einer tollen Mischung aus Stealth und Action - gepaart mit Vin Diesels unverkennbarer Stimme - haben, sollten zugreifen.

(15.05.2009)

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