Criminal Intent (Xider) geschrieben von Jana Voth
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Seit Langem erfreut die Serie "Criminal Intent" kleine Hobbykriminologen vor der Fernsehröhre daheim. Nur eines fehlt der Reihe vielleicht ein wenig: Der Zuschauer kann zwar versuchen, in dem rasanten Tempo der Ermittler mitzudenken und die Puzzleteile im Kopf selbst zusammensetzen, aber er kann Teile - die Beweisstücke - nicht selbst suchen und finden. Endlich hat man mit dem Spiel zur Serie nun die Gelegenheit, mal ganz in die Rolle von Robert Goren zu schlüpfen. Man löst Fälle, die aus der Feder von einem der Originalautoren der Serie stammen und damit auch genau so im Fernsehen hätten auftauchen können. Wenn das mal nicht vielversprechend klingt. Alle Wege führen nach Rom! Als Robert Goren bekommt man als erstes drei Mordfälle vorgelegt, aus denen man frei wählen darf: Lisa Stokes, die augenscheinlich ermordet in einem Hotelzimmer gefunden wird; James Warren, der in seiner eigenen Wohnung tot aufgefunden wird und Martin Castillos, der als Wasserleiche sein Ende fand. Jeder Mord ist verschieden und beinhaltet unterschiedliche Rätsel, die gelöst werden müssen, aber sie alle gehören zusammen und führen zu einem vierten Fall, dem schwersten. Schritt für Schritt geht's voran Die Steuerung ist mit dem typischen "Point & Click"-Verfahren denkbar einfach. Mit einem Doppelklick sollte man den Herrn Detective eigentlich auch zum Sprinten bringen können, aber scheinbar hat er seinen eigenen Kopf und auch nach mehrmaligem Versuchen spaziert er manchmal lieber locker weiter. Es kommt auch vor, dass er etwas verwirrt im Kreis läuft, wenn man ihn an einen bestimmten Punkt geschickt hat. Vielleicht braucht er hin und wieder etwas Zeit zum Nachdenken, wer weiß? Man wird im gesamten Spiel durch einen PDA der besonderen Art begleitet. Das Teil kann minimiert an einer beliebigen Stelle auf dem Bildschirm gelagert oder komplett ausgeblendet werden. Vergrößert wird es mit einem einfachen Klick auf die verkleinerte Variante bzw. per Rechtsklick. Seine erste Funktion liegt darin, den einfachen Sprung ins Hauptmenü zu erlauben, wo man dann das Spiel abspeichern, beenden und ein neues Spiel starten oder ein altes laden kann. Die Speicherfunktion ist sehr angenehm, da an jedem beliebigen Punkt gespeichert werden kann und sogar dazu geraten wird. Die zweite Funktion ist ein Minitagebuch, in dem die wichtigsten Ereignisse und Ergebnisse automatisch eingetragen werden. Ein ganz normales Handy steckt auch in dem Teil. Hier kann man erhaltene Anrufe abhören oder vereinzelt auch Zeugen und sonstige involvierte Personen anrufen. Außerdem speichert der PDA auch andere Beweise und Schriftstücke, die für den aktuellen Fall relevant sind. Man kann stets über sie verfügen, als hätte man sie im Rucksack. Und schließlich dient der PDA auch noch als Teleporter. Man findet eine Karte der Stadt, in der alle für den Fall relevanten und bereits bekannten Orte eingetragen sind. Genau wie der PDA ist das gesamte Spiel geradezu pragmatisch angelegt. Man hat sich Mühe gegeben, alles so zu gestalten, dass der Spieler sich ganz aufs Lösen der Fälle konzentrieren kann und nicht zu sehr am Spiel selbst hängen bleibt. Leider haben die Bemühungen nicht immer etwas gebracht; vor allem mit der Mauseingabe gibt es ein paar Schwierigkeiten. Beim schnellen Klicken kann es beispielsweise passieren, dass nicht die angeklickte Schaltfläche sondern die daneben aktiviert wird. Gleiches gilt bei Rätseln, bei denen es darum geht, etwas zu aktivieren. Ein weiterer (besonders interessanter) Teil des Spiels ist die Unterhaltung mit NPCs. Hier geht es meistens darum, sie zu verhören, und, um möglichst viele Informationen aus ihnen herauszuquetschen, muss man bei jedem neuen Gesprächsthema zwischen fünf Gesprächsstrategien wählen, von denen meistens aber nicht alle verfügbar sind. Hat man die richtige gewählt, füllt sich ein grüner Balken ein Stück weit. Wählte man jedoch die falsche, füllt sich ein roter Balken. Je nachdem, welchen Schwierigkeitsgrad man eingestellt hat, füllt sich der rote Balken schneller oder langsamer. Ist er voll, muss man die Person verlassen und zu einem späteren Zeitpunkt das Thema erneut aufgreifen. Hat sich der grüne Balken ganz gefüllt und leuchtet auf, hat man alle Informationen vom NPC erhalten. Die Aufklärung eines Verbrechens kostet also vor allem eines: Zeit. In die Länge gezogen wird das Ganze auch dadurch, dass man bestimmte Personen nicht nur einmal aufsuchen muss. Manchmal braucht man einen bestimmten Gegenstand, um sie dazu zu bringen, mit mehr Informationen herauszurücken oder überhaupt erst die Wahrheit zu sagen. Sollte man nun mal nicht den richtigen Gegenstand finden können oder aus einem anderen Grund nicht weiterkommen, kann man entweder den Schwierigkeitsgrad ändern oder vorerst einen anderen Fall anfangen oder fortsetzen. Dabei bleiben die Fortschritte vom anderen Fall erhalten, aber man kann nicht beide Fälle gleichzeitig vorantreiben, da die Beweisstücke, Orte und Ähnliches im PDA immer nur zum aktuellen Fall gehören. Ausnahmen davon bilden das "Major Case Squad", das Kriminallabor und das Büro der Gerichtsmedizin. Die während des Falls gesammelten Beweisstücke und Dokumente können vom Kriminallabor und von der Aufnahmen- und Ermittlungseinheit im "Major Case Squad" untersucht werden, was zusätzliche Informationen gibt. Im "Major Case Squad" befinden sich ebenfalls der Schreibtisch von Robert Goren, wo man zwischen den Fällen wechseln und ein Täterprofil erstellen kann, das Büro von Captain Deakin, bei dem man Durchsuchungsbefehle beantragen kann sowie die Überwachungseinheit und das Befragungszimmer. Schlicht, aber stilvoll Die Grafik ist sehr einfach gehalten. Dabei wirkt sie keinesfalls schlecht, aber eben schmucklos und wirklich viel Atmosphäre erzeugt sie auch nicht. Erstaunlich ist dabei noch, dass das Spiel trotz der simpel gehaltenen Grafik doch hin und wieder recht viel ruckelt (obwohl die Systemanforderungen bei weitem erfüllt sind). Positiv fällt wiederum auf, dass die Ähnlichkeit des Hauptcharakters im Spiel mit dem Hauptcharakter in der Serie tatsächlich nicht zu leugnen ist. Negativ fällt jedoch auf, dass der Herr im Spiel scheinbar zum Heiligen erklärt wurde, denn er neigt dazu, die Treppen schwebend zu nehmen. Allgemein wirken die NPCs anatomisch nicht immer überzeugend. Sound Die Musik fällt weder positiv noch negativ besonders auf, was ja eigentlich ein gutes Zeichen ist, denn es wurde wie beim Gameplay und der Grafik darauf geachtet, dass man sich voll und ganz den Fällen widmen kann. Die Stimmung wird zwar durch wechselnde Musik dargestellt, sodass sie zum Ende des Falls hin immer unruhiger wird, aber sie drängt sich nie in den Vordergrund. Bis auf mindestens einen kleinen Fehler in der Sprachausgabe ist diese sehr gut gelungen. Nicht nur der Detective wirkt in seiner Rolle überzeugend und interessant, sondern auch die anderen Charaktere. Für all diejenigen, denen Grafik nicht so wichtig ist und die auch ein Stück Geduld mitbringen, ist "Criminal Intent" ein Muss. Trotz der Macken in der Steuerung macht es richtig Spaß, sich durch die vier Fälle zu fummeln. Auch wenn das Spiel atmosphärisch nicht mit der Serie zu vergleichen ist, dürften auch Fans nicht enttäuscht sein. Es fehlen beispielsweise die Zwischensequenzen, in denen man das Geschehen mal von der anderen Seite sehen kann, aber das ist für die Spannung im Spiel auch absolut notwendig. (17.07.2007)
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