Hunted Die Schmiede der Finsternis (PS3) (Bethesda Softworks) geschrieben von Oliver Domke
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Der Publisher Bethesda Softworks, der in den vergangenen Jahren mit der "The Elder Scrolls"- und "Fallout"-Reihe seine Handwerkskunst als Rollenspielexperte unterstreichen konnte, lädt in eine, diesmal sehr raue, mittelalterliche Fantasy-Welt ein. Das neueste Werk namens "Hunted Die Schmiede der Finsternis" jedoch mit einem waschechten RPG zu vergleichen, würde sowohl dem Spiel als auch dem Genre nicht gerecht werden. Wer eine wendungsreiche Handlung, ein ausgefeiltes Kampfsystem oder eine umfangreiche Individualisierung seiner Helden erwartet, wird enttäuscht, denn der Titel verliert sich leider schnell in der Belanglosigkeit. Auf in die Knechtschaft Die Unterwelt zeigt sich mal wieder von ihrer fiesesten Seite. Diesmal geben sich die Wargaren so der Name der normalerweise subterran agierenden Kreaturen nicht allein mit der Verwüstung zahlreicher Städte zufrieden. Damit sich der Weg an die Oberfläche auch lohnt, entführen sie kurzerhand noch die gesamte Bürgerschaft, die nun unter schwerer Bewachung im Gänsemarsch zu einem Ort mit einem so viel sei hier verraten düsteren Geheimnis wandert. Wie gut, dass die Elfen-Kämpferin E'lara und der bullige Krieger Caddoc bereits die Verfolgung aufgenommen haben, um die Menschen vor ihrem Schicksal zu bewahren. Zugegeben, die beiden handeln weniger aus Nächstenliebe, sondern eher mit den vom Landesvorstehenden versprochenen Reichtümern im Hinterkopf. Nun ja, es ist das Ergebnis, was zählt. Blutige Schlachten Zu Beginn des Spiels übernehmen Einzelspieler die Rolle einer der beiden Protagonisten, während die KI den Begleiter bzw. die Begleiterin steuert. Tauschen lassen sich die beiden Charaktere auch im laufenden Spiel, allerdings nur an fest vorgeschriebenen Punkten. Die beiden Figuren besitzen prinzipiell die gleichen grundlegenden Fähigkeiten, offenbaren aber im Kampf unterschiedliche Schwerpunkte. E'lara ist ein Meister im Umgang mit dem Bogen und verfügt somit über hohe Kampfkraft auf Distanz. Caddoc sucht, wenig überraschend, die Nähe zu seinen Feinden, um deren entstellte Gesichter direkt mit seinen Äxten, Schwertern und Keulen zu bearbeiten. Ergänzt wird das Angriffs-Repertoire mit jeweils drei magischen Attacken und Waffentalenten, die im Laufe des Spiels weiter ausgebaut werden können. Zu viele Entwicklungsmöglichkeiten sollte man jedoch nicht erwarten, denn die "Skill-Bäume" sind sehr simpel gehalten. Generell gibt es, abgesehen von einigen kooperativen Angriffen, keine echten Kombos. "Hunted" spielt sich im Grunde wie ein Hack-and-Slay mit dezenten Rollenspielanleihen. Die Kämpfe sind vor allem in den ersten der insgesamt sechs recht umfangreichen Kapitel anspruchsvoll. Das ist aber nicht etwa einer besonders gelungenen KI geschuldet, sondern eher der schieren Masse an Feinden, die über die beiden Helden hereinbricht. Auch die Tatsache, dass man zu Beginn lediglich einen Heiltrank bei sich tragen kann, lässt den Spieler häufig ins Gras beißen. Dann ist es vorteilhaft, wenn der Partner eine der überall in der Spielwelt verteilten Wiederbelebungs-Phiolen eingesammelt hat, sonst findet man sich nach kurzer Ladepause am letzten passierten der immerhin fair verteilten Kontrollpunkte wieder. Beide Kämpfer können sich das Leben zudem durch das Erlernen passiver Talente, wie höherer Lebensenergie oder zusätzlicher Inventarslots, erleichtern. Diese werden durch das Erzielen vorgegebener Erfolge freigeschaltet und erfordern beispielsweise das Finden versteckter "Drachentränen" oder das Töten einer bestimmten Anzahl Widersacher. Leider ist aus den normalen Reibereien mit den bogenschießenden und schwertschwingenden Wargaren nach einiger Zeit die Luft raus. Hat man ein Gebiet von den Feinden befreit, führt eine Tür, eine Brücke oder ein Trampelpfad meist unmittelbar in das nächste besetzte Areal. Lediglich die Endgegner am Ende eines jeden Kapitels und die hin und wieder stattfindenden Massenschlachten, in denen man auch Ballisten und Katapulte bemannen darf, sorgen auch auf dem einfachsten der drei Schwierigkeitsgrade für etwas Nervenkitzel. Das schlauchige Königreich Die Spielwelt bietet auf den ersten Blick viel Freiraum, was sich jedoch schnell als Fassade herausstellt. Teils enge und häufig unnatürlich wirkende Begrenzungen führen den Spieler wie in einem Schlauch zu seinem nächsten Ziel. Dass die Entwickler die Möglichkeit implementiert haben, sich auf Knopfdruck den Weg zum nächsten Bestimmungsort anzeigen zu lassen, wirkt fast ein wenig ironisch. Die Linearität wird nur in den seltenen Fällen durchbrochen, in denen der Spieler auf eines der versteckten Rätsel stößt, deren Lösungen meist besonders starke, weil verzauberte Waffen verheißen. Zumindest einige Knobeleien fordern eine gewisse Kombinationsgabe, bei den meisten anderen ist nur das Finden eines bestimmten Gegenstands in der direkten Umgebung vonnöten. Insgesamt wären etwas mehr Abzweigungen, verwinkelte Höhlen und kryptische Aufgabenstellungen, die den Forscherdrang im Spieler wecken und ihn dazu einladen, seine Umwelt zu erkunden, wünschenswert gewesen. Trotz simplen und repetitiven Kämpfen, stark begrenztem Handlungsfreiraum und rudimentären Rätseleinlagen kann "Hunted Die Schmiede der Finsternis" durchaus Spaß machen: Da das gesamte Spiel allein schon aufgrund der zwei Protagonisten merklich auf Kooperation ausgelegt ist, empfehle ich euch eingehend, diesen Titel zusammen mit einem Kumpel zu zocken. Das geht problemlos per Internet oder im LAN, im Zweifel auch an einem System im Splitscreen. In diesem Fall solltet ihr jedoch einen verhältnismäßig großen Bildschirm euer Eigen nennen, da sonst die Bildschirmausschnitte nicht nur sehr klein, sondern durch das Interface auch sehr unübersichtlich sind. Mit einem menschlichen Partner an eurer Seite sind die ruppigen Schlachten deutlich motivierender, da man einerseits seinen Mitstreiter beschützen muss, andererseits aber auch am Ende der Scharmützel mit mehr erlegten Gegnern prahlen möchte. Technisch annehmbar Die Technik passt sich an den Inhalt an und bewegt sich auf durchschnittlichem Niveau. Während die Weitsicht durchaus zu beeindrucken weiß, wirkt die direkte Umgebung eher öde und starr. Steife Büsche und Gräser wirken genauso wie die magischen Effekte, die das uns bekannte Farbspektrum nicht mal ansatzweise ausnutzen, einfach nicht mehr zeitgemäß. Generell bieten die Schauplätze optisch kaum Abwechslung, da sich E'lara und Caddoc abseits einiger dicht bewachsener Wälder fast ausschließlich in Ruinen, Höhlen und Ruinen in Höhlen aufhalten. Der Soundtrack ist ordentlich und untermalt sowohl ruhige Szenen als auch ausufernde Schlachten stets mit den passenden Klängen. Die deutsche Sprachausgabe ist bei den Hauptfiguren ebenfalls okay, vor allem die ständigen Wortgefechte zwischen den beiden Helden sind recht witzig. Die Kommentare unserer Widersacher haben uns hingegen nicht zum Schmunzeln, sondern zum Kopfschütteln veranlasst. Wenn eine zähnefletschende, blutrünstige Kreatur der Unterwelt unseren Caddoc mit tiefer Stimme ein "Du kleines Schweinchen!" entgegnet, wirkt das ziemlich lächerlich insbesondere in einem Spiel, das mit der Darstellung von Gewalt in den Kämpfen und Zwischensequenzen nicht gerade geizt. Als netten Bonus haben die Entwickler noch einen Map-Editor beigefügt, mit dem sich eigene überschaubare Missionen erstellen lassen, die man dann wiederum alleine oder kooperativ bewältigen kann. Schade: Um den Editor im vollen Umfang nutzen zu können, müssen die einzelnen Elemente erst durch das fleißige Sammeln von Schätzen in der Kampagne freigeschaltet werden wer auf alle Optionen zurückgreifen möchte, muss sich auf mehr als einen Durchgang gefasst machen. Immerhin darf man durch die "Abenteuer +"-Option dann alles Gefundene, Erlernte und Verdiente in die nächste Runde übernehmen.
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