El Shaddai: Ascension of the Metatron (UTV Ignition Games, Konami) geschrieben von Markus Noack
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Genauso wie Bücher nicht nach ihrem Cover beurteilt werden sollten, gehört es sich nicht, Spiele nach ihrem Aussehen zu bewerten. Bei "El Shaddai: Ascension of the Metatron" kann ich aber getrost eine Ausnahme machen. So ist der abgefahrene Grafikstil nicht nur das herausragendste Merkmal des Action-Abenteuers aus dem Hause Ignition, sondern auch in der gesamten Branche eine einzigartige Perle. Schon auf den Screenshots und in den Videos könnt ihr euch leicht von den optischen Qualitäten dieses religiös angehauchten Spiels überzeugen. Ein heiliges Werk ... Ihr übernehmt die Rolle des Priesters Enoch, der noch vor seinem Tod in den Himmel aufgenommen wird. Er soll sieben gefallene Engel auf der Erde einfangen, damit sich Gott nicht dazu genötigt sieht, die Menschheit und damit die sich auf der Erde niedergelassenen Engel in einer Flutwelle zu vernichten. Unterstützt wird er bei dieser Aufgabe von Schutzengel Lucifel und den drei Erzengeln Raphael, Gabriel und Michael. Das Szenario haben sich die Entwickler von Ignition nicht selbst ausgedacht, sondern dafür stark aus dem alttestamentarischen Buch von Enoch abgekupfert. Darin wird Enoch als Metatron dargestellt, der als der oberste Bote Gottes gilt und eine ganze Heerschar von Engeln unter sich hat. Im Spiel hat unser Held diesen Status noch nicht. Auf in die Schlacht ... Im Grunde handelt es sich bei "El Shaddai: Ascension of the Metatron" um ein klassisches Action-Abenteuer. Anstatt aber zwei oder mehr Knöpfe für schnelle und starke Schläge zu belegen, begnügt es sich mit einer einzigen Angriffstaste. Wer jetzt denkt, dass der Sieg nur eine Frage der Geschwindigkeit des Fingers ist, täuscht sich, denn "El Shaddais" Kombos setzen auf Timing. Die Zeit, die zwischen zwei Eingaben verstreicht, bestimmt die ausgeführte Attacke. Drückt ihr also schnell hintereinander auf die Schlag- taste, deckt Enoch seine Gegner mit vielen schnellen Angriffen ein. Wartet ihr nach einem Schlag erst einen Moment, führt er eine viel stärkere Attacke aus, die sogar die Verteidigung seiner Feinde durchschlagen kann. So gesehen hängt euer Erfolg also stark von eurem Rhythmusgefühl ab. Als Kampfgeräte stehen euch schon sehr früh drei verschiedene Waffen zur Verfügung, die sich nicht nur unterschiedlich anfühlen, sondern außerhalb der Kämpfe auch noch Enochs Bewegungsgeschwindigkeit beeinflussen. Mit dem Arch, einer Art gebogenem Schwert, kann er nach einem Sprung kurzzeitig gleiten. Der Gale, der für die Fernangriffe zuständig ist, verleiht ihm die Fähigkeit, nach vorne zu preschen. Das mächtige Schild, der Veil, steigert Enochs Defensive gewaltig, macht ihn aber auch langsam und träge. Enoch kann aber immer nur eine Waffe auf einmal tragen. Wollt ihr zu einer anderen wechseln, müsst ihr sie euren Gegnern zuvor abnehmen. Die tragen nämlich dieselben Waffen und haben, je nach Typ, unterschiedliche Stärken und Schwächen. Es gilt also, diese gegeneinander auszuspielen. Die Kämpfe finden meistens auf kreisförmigen Plattformen statt, die ihr schon von Weitem sehen könnt. Ist eine größere Fläche in Sicht? Dann kommt es dort wahrscheinlich zu einem Kampf. Zudem habt ihr es meist mit drei Gegnern zu tun, die jeweils eine der drei Waffentypen haben. Das ändert sich im Laufe des Spiels leider auch nicht, so dass die Kämpfe mangels Neuerungen mit fortschreitender Spielzeit langweiliger werden. Die Bosskämpfe hingegen sorgen nach dem Sieg durch den angezogenen Schwierigkeitsgrad für ein wohliges Gefühl beim Spieler. "El Shaddai: Ascension of the Metatron" ist ein Action-Abenteuer. Da ist das Herumhüpfen obligatorisch und das passiert hier gleich in 3D und 2D. Die zweidimensionalen Sprungpassagen haben einen stark nostalgischen Charakter und dienen nicht nur dazu eure Fähigkeiten zu prüfen, sonder auch eure Geschicklichkeit. Teilweise sind diese Passagen spielerisch anspruchsvoll, so dass eure gesamte Konzentration bei den Sprüngen gefordert ist. Leider behindert die feste Kamera euch manchmal die Sicht mit ihren ungünstigen Einstellungen und es fällt oft schwer, Entfernungen richtig einzuschätzen. Was wohl auch daran liegt, dass sich in den Levels von "El Shaddai: Ascension of the Metatron" die Umgebung sehr viel bewegt. Vielleicht das größte Manko an diesem Spiel: Abgesehen von Hüpfen und Kämpfen bietet es nicht sehr viel. Es ist ein sehr lineares Erlebnis, mit einigen eher lieblos versteckten Sammelobjekten, und bietet bis auf eine Ausnahme eigentlich nur ein Schema: Rennen, hüpfen, kämpfen. Ach ja, und die Kulisse bestaunen. Grafik und Sound Zu beschreiben, wie "El Shaddai: Ascension of the Metatron" aussieht, fällt nicht leicht. Immerhin gleicht es nichts, was die Spielelandschaft jemals beehrt hat. Außerdem wechseln die einzelnen Levels ständig ihr Aussehen. Einmal lauft ihr zum Beispiel durch eine futuristische, gänzlich in Blautönen gehaltene Landschaft. Ein anderes Mal verschlägt es euch in eine Stadt, die aus "Tron: Evolution" stammen könnte. Anschließend geht es weiter in die Unterwelt, die gar nicht so aussieht, wie uns die Unterwelt üblicherweise vorgestellt wird. Sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund gibt es sehr viel zu entdecken. Was das Charakterdesign angeht, so sind die Figuren in einem klaren Anime-Stil gehalten. Allzu viele Figuren tauchen im Spiel nicht auf. Die Geschichte kommt mit knapp einer Handvoll Charakteren zurecht. Beim Gegner-Design hat die Kreativität der Designer anscheinend nachgelassen. Denn auch wenn die insgesamt vier Gegnertypen in jedem Kapitel neue Texturen spendiert bekommen, so bleiben sie sich in der Grundform ziemlich ähnlich. Akustisch ist das Spiel gut gelungen. Die meiste Zeit schweigen die Instrumente. Wenn sie doch musizieren, dann trägt ihr Spiel großartig zur Atmosphäre bei. Die Sprecher machen ihre Arbeit gut, außergewöhnliches Talent gibt es aber nicht zu hören. Lippensynchronität gibt es bei diesem Spiel leider nicht. Fazit So sehr ich mir auch vorgenommen habe dieses Spiel zu mögen ... ich bin enttäuscht! "El Shaddai: Ascension of the Metatron" sieht einfach nur gut aus. Das schafft das Spiel von Ignition aber nicht mit möglichst vielen Bumpmaps oder hochauflösenden Texturen, sondern mit einem überaus kreativen Grafikstil. Hinter der extravaganten Fassade steckt leider doch nur ein recht konventioneller Titel mit klaren Mängeln. Zwar wurde durch ein sehr freundliches Continue-System ein wenig der Frustfaktor der unübersichtlichen Kämpfe und chaotischen Sprungpassagen entschärft, doch durchgehender Spielspaß wollte sich bei mir nicht einstellen. Trotz meiner Enttäuschung darf man allerdings nicht unterschlagen, dass "El Shaddai: Ascension of the Metatron" trotzdem größtenteils ordentliche Unterhaltung ist, die aufgrund ihrer ungewöhnlichen Präsentation immer noch aus der Masse hervorzustechen vermag. Ein Ausnahmetitel liegt hier aber leider trotzdem nicht vor. (28.09.2011) |