Family Ski & Snowboard

(Namco Bandai)

geschrieben von Daniella Boyd

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Wintersport bei 24°C im heimischen Wohnzimmer und das auch noch ohne Stürze in den kalten Schnee und nasse Klamotten. Das geht doch gar nicht? Geht doch, denn genau das macht Namco jetzt mit seinem Spiel "Family Ski & Snowboard" für die Wii möglich. Ob das Spiel ein echter Ersatz für den Familien-Skiurlaub sein kann, oder ob ihr euch doch schon mal nach einem neuen Outfit für die kommende Wintersport-Saison umschauen solltet, erfahrt ihr in unserem Test.

Die Vorbereitung

Bevor es für euch mit "Family Ski & Snowboard" auf die Piste geht, habt ihr natürlich die Möglichkeit, einige Einstellungen vorzunehmen. Wollt ihr zum Beispiel mit Hilfe des Nunchuks und der Wiimote den Hang hinabsausen oder nehmt ihr doch lieber das Wii Balance Board für ein möglichst authentisches Ski-Erlebnis? Wollt ihr einen eurer eigenen Miis steuern oder kontrolliert ihr lieber einen der vielen bereitgestellten Avatare? Nachdem diese wichtigen Entscheidungen getroffen wurden, könnt ihr noch euren Ski-Dress, sowie Skier und Skistöcke oder Snowboard modifizieren.

Ab auf die Piste!

Jetzt kann das Skiabenteuer jeden Augenblick starten. Doch zuvor muss noch der gewünschte Spielmodus ausgewählt werden. Den Mittelpunkt von "Family Ski & Snowboard" stellen die zwei freien Spielmodi "Viel Spaß im Resort" und "Fahr auf dem Berg" dar. Das Spielprinzip ist in beiden Modi dasselbe, jedoch fährt man einmal im Jamboree Snow Resort und das andere Mal auf den natürlichen Pisten des Mt. Angrio. Daneben gibt es eigentlich nur noch die Schule – in der ihr in verschiedenen Kursen alles lernen könnt, was ihr über das Ski- und Snowboard-Fahren wissen müsst – und den Wettkampf, in dem ihr an verschiedenen Wettbewerben wie Wettrennen, Slalom oder Halfpipe teilnehmen könnt. Beide Modi können aber lediglich als Abkürzung angesehen werden, da ihr zu allem, was ihr dort machen könnt, auch im freien Spiel Zugang habt. Es handelt sich also spielerisch um keinen Mehrwert. Ansonsten gibt es nur noch ein Fotoalbum und die Rekorde. Im Fotoalbum könnt ihr euch Fotos anschauen, die ihr an verschiedenen Stellen im Resort oder auf dem Mt. Angrio gemacht habt. Eine nette Spielerei für den, der es mag.

Wenn ihr euch nun also für das Snow Resort oder den Mt. Angrio entschieden habt, Startpunkt und Tageszeit gewählt habt, kann es endlich losgehen. Ab auf die Piste und den Hang hinunter. Die Möglichkeit gibt es natürlich, doch schon früh bekommt man das Gefühl, dass es darum bei "Family Ski & Snowboard" nicht geht. Überall, nicht nur im Tal, sondern auch auf den Strecken, wimmelt es von Avataren, die mit mehr oder weniger sinnvollen Nebenaufgaben auf euch warten. Wie oben bereits erwähnt, könnt ihr an Wettbewerben teilnehmen oder in der Schule alles über die Steuerung lernen. Dabei ist leider schon von Anfang an alles anwählbar. Außer ein paar neuen Outfits und Orten für Fotos lässt sich nichts freispielen. Das wirkt sich negativ auf die Spielmotivation aus. Der Unterricht wird dadurch sehr unübersichtlich, da man Grundsteuerung, Anfängertricks und Tricks für Profis alle auf einmal lernen kann. Da hätte man sich etwas mehr Struktur gewünscht. Man kann sein Wissen noch nicht einmal kurz auffrischen – zum Beispiel durch eine Befehlsliste – sondern muss den jeweiligen Kurs noch mal neu belegen.

Je nachdem, was man von einem Skispiel erwartet, versüßen oder versauern Nebenaufgaben wie Essensauslieferungen oder das Aufspüren versteckter Avatare das Skierlebnis. Leider gibt es keine Möglichkeit, diese Nebenaufgaben auszuschalten, aber die Spieler, die einfach nur auf die nächste Abfahrt warten, haben ja immer noch die Möglichkeit, die Avatare zu ignorieren. Für die, die solche Minispiele mögen, gibt es wirklich viel zu entdecken. Vor allem im Mehrspielermodus können einige der Aufgaben und gerade auch Wettbewerbe durch eine gesunde Portion Konkurrenzkampf an Reiz gewinnen. So gibt es zum Beispiel ein Fangen-Minispiel, das einen ganz neuen Aspekt zur reinen Abfahrt hinzufügt und wirklich Spaß macht. Es gibt außerdem Avatare, die wirklich etwas Sinnvolles zu bieten haben. Auf dem Mt. Angrio tummeln sich einige Bergführer, die ihr ansprechen könnt, um an speziellen Touren teilzunehmen. Auf diese Weise könnt ihr auf vorgegebenen Strecken die verschiedenen Seiten des Mt. Angrio kennenlernen.

Trotz all dieser Ablenkungen habt ihr natürlich immer noch die Möglichkeit, einfach Ski oder Snowboard zu fahren. Und das macht sogar wirklich Spaß. Es gibt verschiedene Streckenabschnitte mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen, die ihr entweder mit Sessellift oder Helikopter erreicht. So kommt jeder auf seine Kosten, egal ob Anfänger oder Profi. Die Gelände sind so groß, dass man auch nach mehreren Durchgängen immer noch Passagen findet, die man noch nicht kannte. Dabei stellen das Ressort und der Mt. Agrio unterschiedliche Herausforderungen an den Spieler. Im stärker befahrenen Jamboree Snow Resort kann es zur richtigen Aufgabe werden, den anderen Fahrern auszuweichen, während ihr auf dem Mt. Angrio die enormen Abfahrtsgeschwindigkeiten, unebene Streckenabschnitte wie Buckelpisten und steile Abhänge und Klippen zu bewältigen habt. Dabei habt ihr immer die Möglichkeit, verschiedene Tricks auszuführen, für die euch auch Gegenstände wie Kisten, Geländer und Schanzen zur Verfügung stehen.

Der Fahrstil

Zumindest die Grundsteuerung von "Family Ski & Snowboard" funktioniert sehr intuitiv. Spielt ihr mit dem Wii Balance Board, stellt ihr dieses, je nachdem ob ihr auf Skiern oder auf dem Snowboard fahren wollt, parallel oder quer zum Fernseher auf. Lenken könnt ihr dann ganz einfach dadurch, dass ihr euer Körpergewicht nach links oder rechts, beziehungsweise nach vorne oder hinten verlagert. Das schafft ein möglichst authentisches Fahrerlebnis. Die Steuerung mit der Wiimote und dem Nunchuk funktioniert prinzipiell genauso, nur dass ihr die Controller dann in die entsprechende Richtung neigen müsst. Egal, welche Variante ihr wählt, die Steuerung reagiert sehr genau und funktioniert ohne Probleme.

Alle weiteren Funktionen steuert ihr in beiden Varianten mit der Wiimote und dem Nunchuk. Hier funktioniert die Steuerung nicht mehr ganz so intuitiv. Um anzufahren, müsst ihr beide Controller nach oben und unten schwingen. Zum Bremsen muss der Stick des Nunchuks nach hinten gezogen werden. Verschiedene Tricks führt ihr durch verschiedene Bewegungen mit Wiimote und Nunchuk aus, wobei auch das Steuerkreuz und der Stick des Nunchuks zum Einsatz kommen. Die jeweiligen Bewegungen werden vom System gut erkannt und sauber ausgeführt.

Die Fahrumgebung

Die Grafik von "Family Ski & Snowboard" ist für Wii-Verhältnisse sehr gut gelungen. Kommen die Wiis und Avatare noch in dem typischen Comic-Look daher, sind das Gelände und die Umgebung wirklich schön anzusehen. Vor allem der Mt. Agrio hat einige sehr tolle Aussichten zu bieten. Die Fahrten im Sessellift und Helikopter bieten dabei die Möglichkeit, sich die Umgebung in aller Ruhe zu Gemüte zu führen. Nicht nur der Schnee sieht relativ realistisch aus und lässt sogar verschiedene Beschaffenheiten erkennen, sogar die Umgebung passt sich an, wenn sich die Wetterverhältnisse verändern. Von strahlendem Sonnenschein, über wolkenverhangene Bergspitzen bis hin zu dichtestem Nebel ist alles dabei. Da kann man auch ein Auge zudrücken, wenn die Bäume aus bestimmten Perspektiven aussehen, als wären sie aus zwei Stücken Pappe zusammengesteckt worden.

Die Musik ist wie so meist Geschmackssache, passt aber zu dem, was man in einem Schnee-Ressort erwarten würde. Dabei kann der Spieler aus einer Liste von Titeln selber auswählen, welche letztendlich im Spiel vorkommen sollen. Gelegentliche Lautsprecherdurchsagen machen das Wintersport-Erlebnis komplett. Leider wurde erneut auf eine Sprachausgabe verzichtet. Unterhält man sich mit bestimmten Avataren, geben diese nur die bereits aus anderen Spielen bekannten, nervigen Piepstöne von sich, auf die man gut verzichten könnte. Die Hintergrundgeräusche sind wiederum gut gelungen und tragen zu einem authentischen Skierlebnis bei. So klingt es anders, wenn man auf frischem Pulverschnee fährt oder über vereiste Passagen schlittert. Alles in allem konnten Grafik und Sound in diesem Wii-Titel überzeugen.