Chocolatier

Chocolatier (PC)

(EMME)

geschrieben von Alexander Eschner

 

 
Entwickler: PlayFirst
Publisher: EMME
Genre: Wirtschaftssimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Chocolatier
Preis: 9,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Schokolade gibt es in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen. Und wer weiß ein gutes Stück Schokolade oder eine leckere Praline nicht zu schätzen? Eine eigene Schokoladenfabrik - das wäre doch etwas Wunderbares. Mit "Chocolatier" wird nun genau das geboten. Endlich kann man eigene Leckereien herstellen. Ob sie das Wasser im Mund zusammen laufen lassen oder doch eher den Geschmack verderben, erfahrt ihr im Folgenden.

Das süße Leben

"Chocolatier" ist eine Wirtschaftssimulation der etwas anderen Art. Hier kann man sein eigenes Schokoladen-Imperium aufbauen. Zunächst kann man zwischen zwei Modi wählen. Zum einen gibt es den Story-Modus und zum anderen das Freie Spiel. Das letztere wird jedoch erst verfügbar, wenn man eine Karriere im Story-Modus begonnen hat. Das Geschehen spielt im späten 19. Jahrhundert. Um genau zu sein, startet man am 1. Januar 1880 als Lehrling von Evangelina Baumeister. Sie gehört einer bekannten Chocolatiers-Familie an, die jedoch starke Rückschläge im Geschäft verbüßen musste, da Evangelinas Schwester Rowena Misswirtschaft betrieben und damit sämtliche Familienrezepte auf der Welt verstreut hat. Damit ist auch der Name Baumeister in Verruf geraten. Durch den neuen Schützling hofft Evangelina nun, den Ruf von Baumeister-Konfekt wiederherzustellen und in dessen Namen ein neues Schokoladen-Imperium zu schaffen. Auf Wunsch wird man von ihr in das Spielprinzip und dessen Funktionen eingeführt. So erhält man einen guten Einblick in die Welt des Chocolatiers und in die Aufgaben, die man erfüllen muss, um sein Geschäft voranzutreiben.

Zu Beginn besitzt man weder Geld noch Güter. Aus diesem Grund wird eine Kiste mit Kirschpralinen übergeben, die in einem Geschäft verkauft werden soll. Den wirtschaftlichen Ertrag daraus darf man dann sein Eigen nennen. Auf einem Markt kann man die erforderlichen Zutaten einkaufen, um sie anschließend in einer Fabrik zu Schokolade zu verarbeiten. Die Rezepte dazu muss man jedoch zunächst suchen. Es stehen insgesamt 14 verschiedene Städte zur Verfügung, die man bereisen kann. Sie werden jedoch erst nach und nach freigeschaltet. In jeder Stadt gibt es einen Markt, jedoch bietet jeder unterschiedliche Zutaten, sodass man unter Umständen in mehrere Städte reisen muss, um eine bestimmte Sorte Schokolade herstellen zu können. Die Fülle der Zutaten lässt keine Wünsche offen - von Zucker und Milch, über verschiedenste Kakao-Sorten und Kaffee bis hin zu Nüssen und Beeren ist alles zu erwerben. Die Reisen kosten jedoch zunächst Geld, sodass man gezwungen ist, wirtschaftlich sinnvoll zu agieren. Zudem dauern sie mindestens eine Woche, wobei die Produktion in der Fabrik weiter läuft. Es muss also für genügend Zutaten gesorgt werden, da die Herstellung sonst angehalten wird. Unterwegs trifft man verschiedene Menschen, die mehr oder weniger mit dem Geschäft zu tun haben. Sie halten sich hauptsächlich an öffentlich zugänglichen Orten auf, wie zum Beispiel einer Bar oder Bibliothek.

Oft werden Quests angeboten, durch die man an Geld oder Rezepte gelangen kann. Eine Quest besteht meist darin, eine bestimmte Anzahl Schokoladen herzustellen und sie auszuliefern oder jemandem eine Nachricht zu überbringen. Selbst die Queen kann nicht widerstehen und gibt eine große Bestellung auf. Manchmal geben die Personen auch Informationen oder Tipps, die nicht selten nützlich für den weiteren Verlauf sein können. So informieren sie zum Beispiel über die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Regionen, sodass man über Angebot und Nachfrage auf dem Laufenden bleibt. Auch geschichtliche Hintergrundinformationen rund um das Thema Schokolade bleiben nicht aus und werden in Kommentare eingebunden. Nach und nach decken sich außerdem die Konflikte der Familie Baumeister auf. So erhält man einen Einblick in ihre Vergangenheit. Das ist wichtig, da man dazu beitragen soll, die Familienfehde zu schlichten. Außerdem soll man die verloren gegangenen Rezepte wiederfinden, um damit nach und nach im Rang zu steigen und letztendlich als Meister-Chocolatier über ein eigenes Schokoladen-Imperium zu verfügen.

Zu Beginn läuft die Produktion in lediglich einer einzigen Fabrik. Sobald man genug Kapital hat, kann man bis zu sechs weitere Fabriken aufkaufen, um das Angebot zu erweitern und dadurch die eigene Popularität zu sichern. Es besteht die Möglichkeit, einen Namen frei zu wählen und dazu ein passendes Logo zu gestalten. Je mehr Produktionsstätten aktiv sind, desto dynamischer gestaltet sich das Management, da man entsprechend viele Zutaten kaufen muss, um die Herstellung nicht schleifen zu lassen. Zucker benötigt man zum Beispiel für jede Art von Schokolade. Sobald der Vorrat aufgebraucht ist, stehen alle Fabriken still. Wenn eine Produktion angehalten wird, wird das mit einem blinkenden Ausrufezeichen gekennzeichnet. Geld kann man verdienen, indem man entweder Quests erfüllt oder Schokolade an Geschäfte verkauft. Zusätzlich kann man den einen oder anderen Laden in den eigenen Besitz bringen, um Schokolade zu den besten Preisen verkaufen zu können und so das Kapital zu erweitern. Hat man bestimmte Aufgaben erfüllt, so erhält man eine Auszeichnung, die fördernd für den Rang sein kann. Solche Aufgaben bestehen beispielsweise darin, eine bestimmte Anzahl von Rezepten zu sammeln, zu expandieren oder auf einem anderen Wege in dem Rang zu steigen. Insgesamt kann man elf Auszeichnungen erhalten.

Dass man alles unter Kontrolle behält, wird dadurch gewährleistet, dass am unteren Bildschirmrand ein Menü angezeigt wird. Hier kann man zwischen den aktuellen Nachrichten, die die frühesten Geschehnisse sowie eventuell laufende Quests anzeigen, dem Fabrik-Status, der dazu dient, den Überblick über die Produktion zu erhalten und dem Inventar, das über die verfügbaren Zutaten sowie die Anzahl der vorhandenen Schokolade in Kenntnis setzt, wechseln. Außerdem verfügt man über ein Rezeptbuch. Das kann man dazu nutzen, die Art der benötigten Zutaten zu erfahren und nach Bedarf einzukaufen. Dort befindet sich auch das Symbol der Landkarte. Will man eine Reise antreten, so muss man es auswählen, um in die Großansicht zu gelangen. Dort findet man alle Städte, die mit dem jeweiligen Status ausgestattet sind. Ist eine Stadt zum Beispiel ein Produktionsstandort, so wird das durch die Abbildung einer Fabrik gekennzeichnet. Deutet man nun auf eine Stadt, so werden Reisedauer und -kosten angezeigt. Wählt man sie aus, reist man entweder mit einem Zug oder mit einem Schiff dorthin. Später hat man die Möglichkeit, von einem Reisenden ein Flugschiff zu kaufen. Dadurch fallen zwar einmalig hohe Kosten an, die Anschaffung erspart jedoch alle folgenden Kosten, da man nicht mehr auf öffentlich angebotene Reisemöglichkeiten zurückgreifen muss und verringert zudem die jeweilige Reisedauer um die Hälfte.

Das Freie Spiel verfügt nur über das, was man in der Story bereits freigeschaltet hat. Häfen, die noch gesperrt sind, kann man auch in ihm nicht besuchen. Zum Einstieg erhält man ein Startkapital. Die restlichen Optionen sind die gleichen wie im Story-Modus. In ihnen kann man jedoch jegliche Entscheidungen frei treffen, da man kein bestimmtes Ziel verfolgt und somit nicht unter Druck gerät. So kann man das Voranschreiten frei steuern.

Herrliche Versuchung

Der Spieler kann vier unterschiedliche Arten von Schokolade herstellen: Tafeln, Riegel, Pralinen und Trüffel. Je exklusiver das Rezept ist, desto später der Zeitpunkt, zu dem man es erhält. Zudem werden sie immer komplexer und erfordern damit zunehmend mehr Zutaten. Außerdem steigt auch der Schwierigkeitsgrad in der Herstellung. Wenn man eine Fabrik auswählt, muss man zunächst ein Rezept für sie festlegen. Daraufhin muss man sie gewissermaßen einarbeiten. Derartige Mini-Spiele bestehen darin, dass man eine Rezeptvorlage nachempfinden soll. Dabei verfügt man über eine rotierende Maschine, die sieben Schablonen mit leeren Feldern enthält. Sie müssen mit Zutaten gefüllt werden. Die Zutaten werden in willkürlicher Reihenfolge in eine Kanone befördert. Nun muss man die Zutaten entsprechend der Vorlage in die Felder schießen. Man hat eine Minute Zeit, so viele Schablonen wie möglich zu füllen. Das Ergebnis dient dann als Vorgabe für die wöchentliche Produktion. Die Aufgabe ist anfangs noch gut zu bewältigen, da man für Tafeln in der Regel nur zwei bis drei Felder füllen muss. Für Riegel muss man mit vier Zutaten jonglieren, Pralinen erfordern fünf und Trüffel sogar sechs. Darüber hinaus ändert sich auch die Häufigkeit der Zutaten, sodass man bei dem höchsten Grad an Komplexität sechs verschiedene Zutaten in die leeren Felder befördern muss. Um Riegel, Pralinen oder Trüffel herzustellen, muss man jeweils ein spezielles Gerät kaufen, da die Fabriken zunächst nur für die Produktion von Tafeln ausgelegt sind. Der Preis, zu dem die Kreationen später verkauft werden, ist von der Exklusivität sowie dem aufgebrachten Aufwand abhängig. Tafeln kosten somit bei weitem nicht so viel wie Pralinen und Riegel kosten weniger als Trüffel. Die Ausgaben für die Zutaten werden durch den Verkauf also auch gedeckt.

In einigen Blicken um die Welt

Die Grafik in "Chocolatier" ist eher schlicht gestaltet. Jede Stadt besitzt eine Kulisse, die der jeweiligen Region und Kultur angepasst ist. In Hongkong erkennt man die typisch chinesischen Ornamente, die die Gebäude schmücken und Städte wie London oder New York sind bis auf den letzten Quadratmeter bebaut. Die Orte und Gebäude innerhalb einer Stadt besitzen enormen Bekanntheitsgrad. So findet man neben dem Big Ben und dem Buckingham Palace in London die Galata-Brücke in Istanbul, die Galapagos Inseln in Ecuador oder den Copacabana-Strand in Brasilien. Die Umgebung ist der Epoche angepasst, sodass man die Welt des 19. Jahrhunderts vor Augen hat. Trifft man eine Person, erscheint sie in einem Fenster, das erscheint, wenn man einen Ort anklickt. Bis auf die Verkehrsmittel und den aufsteigenden Rauch aus den Schornsteinen der Fabriken sind keinerlei Bewegungsabläufe zu bemerken. Die künstlerische Gestaltung erinnert stark an Zeichentrickfilme, da Personen und die Umgebung in diesem Stil dargestellt sind. Typisch dafür ist außerdem die gestrichelte rote Linie, die die Verkehrsmittel auf der Landkarte nach sich ziehen, wenn man eine Reise antritt. Die Menschen besitzen für ihre Kultur und Region passendes Aussehen. Jedes der 64 Rezepte wurde mit einem Bild der jeweiligen Schokolade versehen. Jede Variante wirkt einzigartig und wurde mit schönen Verzierungen und Details versehen. Die Zutaten sind größtenteils schon auf den ersten Blick erkennbar. Nüsse, Glasuren und sogar kleine Bestandteile wie Kokosraspeln wurden eingearbeitet. Alles wurde liebevoll gestaltet. Das Spiel kommt ohne viele Effekte aus und bereitet trotzdem schon beim Anschauen Spaß. Der Spieler hat zudem die Option, den Vollbildmodus zu deaktivieren. So kann man sich problemlos weiteren Anwendungen und Aufgaben am Computer widmen, während man nebenher das Schokoladen-Imperium weiter aufbaut.

Mitreißende Reise

So wenig, wie sich die Menschen bewegen können, können sie sprechen. Die Aussagen werden lediglich in Textform gemeinsam mit dem Bild der Person in einem Fenster angezeigt. Alle Texte erscheinen auf Deutsch und es treten keine Schwierigkeiten bei der Verständlichkeit auf. Das Spiel verfügt zwar lediglich über Hintergrundmusik, aber sie reicht völlig aus. Die Umgebung wird optimal untermalt, da die Musik den einzelnen Städten und Kulturen angepasst ist. Die Klänge wirken altertümlich und erinnern leicht an die Zeit des Mittelalters oder das Treiben auf einem Adelshof. Leicht gerät man ins Träumen und wird in die damalige Zeit versetzt. Die Fantasie läuft auf Hochtouren und kennt keine Grenzen mehr. Alles, was objektiv fehlt, scheint subjektiv vorhanden. In den Mini-Spielen werden andere Töne angeschlagen. Die Musik ist in ihnen dynamischer und kraftvoller. Sie kann gleichermaßen motivieren wie verwirren. Nach einiger Zeit weiß man, welche Töne an welcher Stelle zu vernehmen sind. So muss man kaum noch auf die ablaufende Zeit achten und kann genau abschätzen, wann die Partie vorbei ist.

Management mal anders. Das bietet "Chocolatier" in jedem Fall. Hier muss man keine langweiligen Bürotage über sich ergehen lassen. Stattdessen reist man von Kontinent zu Kontinent um die ganze Welt und schlichtet nebenher einen Familienstreit, während man seine Fabriken auf Hochtouren bringt. Wirtschaftliches Handeln ist hier absolut erwünscht, denn Zeit und Geld muss man jederzeit im Auge behalten. Der Spaßfaktor kommt nicht zu kurz und ist jedem Schokoladen- und Genre-Liebhaber garantiert.

(28.07.2008)

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