Fire Department 2 Geschrieben von Bastian Heinen
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„Ich will Feuerwehrmann werden.“, wer kennt ihn nicht, diesen Satz des kleinen Drachens Grisu und auch fast jeder kleine Junge hat sich dies schon mal gewünscht. Nun bietet Monte Christo mit „Fire Departement 2“ schon zum zweiten Mal die Lösung für dieses Problem. Doch schnell stellt sich heraus, dass der Alltag eines Feuerwehrmanns nicht nur daraus besteht, mit Blaulicht durch die Stadt zu fahren und Brände an allen Ecken zu löschen. Auch Menschen und Tiere zu retten, Strom- und Gasleitungen zu sichern oder zu reparieren und noch einiges mehr stehen auf dem Programm.
1. Die Story Wählt man am Anfang das Tutorial aus, findet man sich auf dem Feuerwehrgelände wieder und kann einige Übungsmissionen spielen. Eine Stimme erklärt dabei, welche Aufgaben ein Feuerwehrmann zu erfüllen hat und diese sind komplexer, als man zunächst angenommen hat. Hier wird man sehr liebevoll in mögliche Szenarien des Spiels eingearbeitet. Vor allem wird Wert auf Details der Feuerwehrarbeit gelegt, z. B. wird erklärt, dass ein Schatten unter einer Tür ein Indiz dafür ist, dass es beim Öffnen dieser Tür zu einem Backdraft, also einer explosionsartigen Verpuffung, kommen kann. Die Fachbegriffe (wie z. B. Backdraft, Flashover) werden während der Übungen ausführlich und einleuchtend erklärt. Hat man diesen Teil abgeschlossen, kann man sich umgehend in den rauen und gefährlichen Alltag stürzen und die ersten Missionen angehen. Doch man sollte immer daran denken dass es nun darum geht, ‚echte’ Menschenleben zu retten und ständig Eile geboten ist. Der eigentliche Handlungsstrang ist in fünf verschiedene Szenarien mit jeweils drei Missionen unterteilt. Es gibt im Spiel mehrere rote Fäden, die die einzelnen Missionen miteinander verbinden. Im ersten Kapitel ist dies beispielsweise der Krieg der Polizei gegen das organisierte Verbrechen. So wird direkt in der ersten Mission das Haus einer Person, die unter Polizeischutz steht, durch die Mafia angezündet. Der wichtige Zeuge befindet sich noch im Haus und ist verletzt, deswegen ist höchste Eile geboten. Während man das Feuer mit dem Löschfahrzeug bekämpft, sollten die anderen Feuerwehrmänner so eingesetzt werden, dass sie sich zu der verletzten Person durchschlagen und diese auf dem schnellsten Weg zum Krankenwagen bringen. Hat man dies geschafft, ist auch der restliche Brand mit vereinten Kräften schnell unter Kontrolle zu bringen und die Mission ist erfüllt. Manche Situationen werden bereits am Anfang sehr pompös dargestellt. So startet die zweite Mission mit einer Verfolgungsjagd der Polizei auf Mitglieder der Mafia. Hierbei verunglückt ein Tanklaster auf einer Brücke, zwingt damit ein Auto zum Ausweichen, welches dadurch in die Universitätsbibliothek stürzt und diese in Brand setzt. Man muss diese Mission sicherlich als gut durchdacht bezeichnen, da sogar das Retten der Bücher als Aufgabe eingebracht wurde, doch am Start der Mission kann man sich ein Lächeln nicht verkneifen. Man hätte ihn etwas weniger spektakulär, dafür aber ein klein wenig realistischer wählen können. Doch insgesamt sind die einzelnen Missionen abwechslungsreich und gut gestaltet. Der Spielspaß wird dabei durch neue Situationen, wie z.B. das falsche Verhalten von Passanten, immer wieder hochgehalten. Auch der Handlungsstrang ist schlüssig und verbindet die einzelnen Missionen dadurch geschickt zu einem Ganzen.
2. Das Gameplay Gesteuert wird das Ganze durch Auswählen einzelner oder mehrerer Feuerwehrleute, Bestimmen der gewünschten Arbeit und dem Klicken auf den Punkt auf dem Bildschirm, wo diese erfüllt werden soll. Es bedarf hier keiner Umgewöhnung, da diese Vorgehensweise bereits von anderen Echtzeitstrategiespielen bekannt ist. Die Auswahl einer Gruppe wird durch das Umrahmen der Personen auf dem Bildschirm erreicht. Insgesamt gibt es acht verschiedene Feuerwehrleute und dreizehn Fahrzeuge. So gibt es vom einfachen Feuerwehrmann bis zum Bergungsfachmann, der größere Hindernisse und Metalltrümmer beseitigen kann, alles, was zur Feuerwehrarbeit gehört. Selbst einen Hundeführer und ein biochemischer Spezialist, der durch einen Schutzanzug gegen ätzende und chemische Dämpfe geschützt ist, stehen in manchen Missionen zur Verfügung. Am besten zur Wirkung kommen die Feuerwehrmänner in Kleingruppen von zwei bis drei Personen. So kann man gleichzeitig den Brand bekämpfen und Verletzte bergen oder Fenster einschlagen. Dieses Vorgehen orientiert sich an der Arbeitsweise der echten Feuerwehr. Sämtliche Fahrzeuge, wie Krankenwagen oder Löschfahrzeug, werden über das gleiche Auswahlprinzip gesteuert. Die 13 verschiedenen Fahrzeugarten bieten eine reichhaltige Palette, auf die man je nach Mission zurückgreifen kann. Selbst ein Löschflugzeug , bzw. Löschhubschrauber stehen im Arsenal. Die Bandbreite der Aufgaben, die sie erfüllen können, sind logischerweise eher überschaubar. Ihre Stärke liegt aber eindeutig in der Schnelligkeit und der Stärke, mit der sie Feuer bekämpfen können oder Personen transportieren können. Ganz wie im richtigen Leben. Allerdings sollte man bei der Positionierung der Fahrzeuge aufpassen, dass man sie nicht so abstellt, dass sie hinterher nicht mehr bewegt werden können. Leider ist es möglich, Fahrzeuge unglücklich zu verkanten. Nicht jeder Brand im Spiel ist gleich. So gibt es vier verschiedene Brandklassen, die unterschiedlich bekämpft werden müssen. Bei der Wahl des falschen Löschmittels kann es passieren, dass ein Feuer verschlimmert wird. So muss z. B. die Brandklasse D, also brennendes Metall, mit einem Anti – Metall – Löschmittel bekämpft werden. Ein Einsatz von Pulverlöschmittel hat hier überhaupt keine Wirkung, Wasser und Schaum würden die Lage sogar verschlimmern. Insgesamt ist also ein gut überlegtes und vorausschauendes Vorgehen die beste Lösung. Dabei müssen vor allem die richtigen Brandklassen bestimmt und so das richtige Löschmittel ausgewählt werden. Auch muss durch vorheriges Begutachten der Situation die Gefahr für die eigenen Männer minimiert werden. Natürlich darf dabei nicht außer Acht gelassen werden, dass sich womöglich Verletzte am Einsatzort befinden und die Zeit ein wichtiger Faktor bei der Rettung sein kann.
3. Grafik Die Grafik kann man als „gut“ bezeichnen. Zwar setzt sie keine neuen Maßstäbe, doch passt sie zum Spiel. Die Darstellung des Feuers ist dabei sicherlich der Höhepunkt, denn es fördert durch seine Authentizität die Spannung und den Nervenkitzel. Bei der Darstellung von Brandschäden hätte man sich sicher mehr Mühe geben können. So zeigt sich ein vorher in Flammen stehendes Hausdach nach dem Löschen nur leicht rußgeschwärzt. Die Feuerwehrleute sowie die dargestellten Fahrzeuge sind gut gestaltet und nur, nachdem man sie näher herangezoomt hat, fällt auf, dass sie etwas klobig wirken.Die durch Mauseinsatz gesteuerte Kameraführung ist durchaus gelungen, bekommt aber Abzüge, wenn man z.B. versucht, schnell einen Kamerapositionswechsel um 180 Grad zu vollziehen, da hier ein häufiges Nachziehen der Maus vonnöten ist. Die von Mission zu Mission wechselnden Stadtviertel sind liebevoll und abwechslungsreich gestaltet.
4. Sound Die Soundeffekte an sich wurden gut ausgewählt und geben die Atmosphäre der Szenarien ausgezeichnet wieder. Leider ist die Stimme des Sprechers etwas monoton und hier würde man sich mehr Abwechslung wünschen. Hervorgehoben werden muss die Vertonung des Funkverkehrs sowie die Darstellung der Hintergrundgeräusche – z. B. Explosionen - die den Sound des Spiels insgesamt sehr positiv beeinflussen.
Fire Department 2 ist insgesamt durchaus gelungen. Die insgesamt 15 Missionen garantieren eine lange und kurzweilige Gesamtspielzeit. Die drei verschiedenen Schwierigkeitsmodi sind gut gewählt und bieten auch Neulingen einen guten Einstieg ins Spiel. Das bebilderte, 33-seitige Handbuch bietet kurz gefasste, aber ausreichende Informationen. Der Teil über die verschiedenen Spezialisten und die Fahrzeuge ist dabei hervorzuheben. Sämtliche Informationen sind hier kurz und knapp bebildert zusammengefasst und spannend zu lesen. Zwar leidet die Action ein wenig unter den teilweise zeitaufwendigen Missionen, doch finden hier alle Freunde von Strategiespielen eine gute Alternative zu den gängigen Echtzeitsimulationen. Auch Interessenten an der Feuerwehr und ihrer Arbeit werden sicherlich auf ihre Kosten kommen und vielleicht sogar noch etwas dazulernen. Vielleicht wird es auch viele freuen, dass gerade in Zeiten von Action- und Ballerspielen ein Spiel auf den Markt kommt, das vor allem das Retten und Helfen in den Vordergrund stellt und bei dem aktive Zerstörung und Gewalt keine Rolle spielen. (16.12.2004) :
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