MX vs. ATV Untamed (Xbox 360) (THQ) geschrieben von Alexander Eschner
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Wer hat als kleines Kind nicht schon einmal so richtig ausgelassen im Matsch gespielt? Dank "MX vs. ATV Untamed" aus dem Hause Rainbow Studios wird diese Erinnerung aus Kindertagen auf virtuelle Art und Weise wahr. Dabei handelt es sich nicht um eine "Sandburg-bauen-Simulation", nein bei diesem Titel wird knallharte Off-Road-Action geboten. Ob dieses Spiel das Ziel erreicht oder im Schlamm stecken bleibt, stellen wir jetzt auf die Probe. Willkommen im Gelände Zu Beginn stellt man fest, dass "MX vs. ATV Untamed" sehr vielseitig ist. Neben den acht verschiedenen Rennserien "National", "Supercross", "Supermoto", "Waypoint", "Minimoto", "Opencross", "Endurocross" und "Freestyle" steht dem Spieler ziemlich jedes erdenkliche Off-Road-Fahrzeug zur Verfügung. Damit man sich einen Überblick verschaffen kann, besteht die Möglichkeit, jede Rennserie und jedes Fahrzeug im "Custom-Event"-Modus zu testen. So muss man zum Beispiel bei dem Opencross-Event mit einem Geländewagen einen langen Rundkurs absolvieren, der über Stock und Stein führt. Die Strecke ist mit Schildern und Barrikaden gekennzeichnet. Fährt oder springt man darüber hinaus, hat man drei Sekunden Zeit, um wieder auf die vorgegebene Strecke zu kommen. Sollte es nicht gelingen, rechtzeitig wieder auf Kurs zu sein, so wird man mit etwas Zeitverzögerung auf die Strecke zurückgesetzt. Um dieses Spektakel zu gewinnen, muss der Spieler als Erster die Ziellinie durchfahren. Endurocross hingegen ist ein Event, das den Motorrädern gebührt. Dieses Event findet hauptsächlich in Hallen statt, in denen Erdreich künstlich zu einer Strecke aufgetürmt wurde. Ziel ist es, diesen herausfordernden Rundkurs mit einer guten Platzierung zu beenden. Freestyle ist die Königsdisziplin für Motorräder und Quads. Hierbei geht es darum, möglichst spektakuläre und waghalsige Sprünge vorzuführen. Für jeden gestandenen Sprung bekommt der Spieler Punkte gutgeschrieben. Nach Ablauf des Zeitlimits, das variieren kann, gewinnt derjenige, der die meisten Punkte erzielt hat. Eine weitere Option, die ausschließlich im "Custom-Event"-Modus verfügbar ist, lautet "Free Ride". Dieser erlaubt es dem Spieler, eine Landschaft auf beliebige Art und Weise und ohne Zeitvorgabe zu erkunden. Dabei kann er Ort und Vehikel frei wählen. Dies ist vor Beginn des "X-Cross-Tournament"-Modus empfehlenswert, denn dadurch erhält man das richtige Gespür für jedes Fahrzeug und kann sich entsprechend auf die Vor- und Nachteile einstellen. Der Kernpunkt des Einzelspielerspiels liegt auf dem "X-Cross-Tournament" und der "Event-Series". Nachdem man sich etwas eingefahren hat, kann man sich guter Dinge dem "X-Cross-Tournament"-Modus stellen. Dieser ist wie ein Stammbaum aufgebaut und bietet somit zu Beginn gleich mehrere Events, die bestritten werden können. Dadurch besteht die Option, mit seinem favorisierten Fahrzeugtyp, ob Motorrad, Quad oder Geländewagen, zu starten. Bei erfolgreichem Voranschreiten, wobei man mindestens Platz drei in der Gesamtwertung erreicht haben muss, steht dem Spieler das nächst schwerere Event zur Verfügung. Dabei sei erwähnt, dass sich zwar die Fahrzeugklasse, zum Beispiel Geländewagen, nicht verändert, der Fahrzeugtyp jedoch schon. So fährt man im ersten Event mit einem Strandbuggy und in dem nächsten eventuell einen Monstertruck. Bei einigen Events darf der Spieler allerdings vorher seinen Fahrzeugtyp aus mehreren vorgegebenen auswählen. Natürlich kann man sich nach Beendigung eines Events, das durchaus aus mehreren Rennen bestehen kann, im Stammbaum frei bewegen und sich für eine andere Fahrzeugklasse, wie zum Beispiel Motorrad, entscheiden. Eines ist bei jedem Event identisch: Nach erfolgreichem Abschluss wird man mit Geld und materiellen Dingen, wie zum Beispiel neuen Fahrzeugen, entlohnt. Eine weitere Option ist der "Event-Series"-Modus. Hier geht es darum, in verschiedenen vorgegebenen Events eine möglichst gute Platzierung zu erreichen. Diese sind deutlich länger als die im "X-Cross-Tournament"; so kommt es nicht selten vor, dass ein Event aus bis zu sechs Veranstaltungen besteht. Dem Spieler wird dabei schnell bewusst, dass die Aufgaben nicht leicht zu bewältigen und somit eher für erfahrene Fahrer konzipiert sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist, dass der Spieler mehrere gute Rundenzeiten auf einem Kurs fahren oder eine hohe Punktzahl erreichen muss, um reale Chancen auf eine Platzierung unter den ersten Drei zu erhalten. Gelingt es nicht, kontinuierlich gute Leistungen zu erbringen, ist es äußerst schwierig, wieder an die Spitze zu gelangen. Nach gelungenem Abschluss stehen neue Herausforderungen zur Auswahl, die gemeistert werden können. Zudem bringen Erfolge wieder zusätzliche Spielinhalte, die die Motivationskurve steigen lassen. Eine gute Idee hatten die Programmierer von den Rainbow Studios, um die Ladezeiten zu versüßen: Der Spieler ist nicht gezwungen, nur einen Fortschrittsbalken zu betrachten, sondern darf in einer kleinen Halle mit dem für das Event auserwählten Fahrzeug ein paar Runden drehen. Dies funktioniert im Übrigen auch bei Mehrspielerpartien. So machen die Ladepausen richtig viel Spaß, die zudem bei diesem Titel sehr kurz gehalten sind. Werkstatt "MX vs. ATV Untamed" beschränkt sich nicht nur auf einen großen Fuhrpark. Es ist dem Spieler erlaubt, jedes Vehikel zu modifizieren und an der Leistungsschraube zu drehen. Bevor man Fahrzeuge nach seinen Vorstellungen verändern kann, muss man allerdings etwas Geld gehortet haben. Wenn dies der Fall ist, stehen viele Möglichkeiten zur Verfügung; so kann man die Überrollbügel, Federn, Reifen, Auspuffe und die Chassis durch neue und leistungsfähigere ersetzen oder ihnen lediglich einen neuen Anstrich verpassen. Alternativ könnte man aber auch gleich ein neues Fahrzeug erwerben. Damit der virtuelle Protagonist zu dem neu umgestalteten Untersatz passt, darf auch hier beherzt eingekauft werden. Vom Helm über die Protektoren bis zu den Stiefeln ist alles erwerbbar. Sobald man sich für ein ansehnliches Äußeres entschieden hat, kann man es den Farben des Fortbewegungsmittels angleichen. Die Auswahl an Teilen und Anzügen ist immens, da sie nach erfolgreichen Events erweitert wird. Völlig kostenlos und von Beginn an möglich ist die Optimierung der Leistung. Der Spieler kann über Regler entscheiden, ob der Motor eher schnell beschleunigen soll oder eine hohe Endgeschwindigkeit das Maß aller Dinge ist. Mit dem gleichen Verfahren kann man über Federstärke, Bremskraft und Reifendruck entscheiden. Diese Optionen stehen vor jedem Event frei. Sobald eine für den Spieler gelungene Einstellung getroffen ist, kann man diese bei einer Probefahrt gleich auf Herz und Nieren überprüfen. Wenn man erfolgreich durch die Events schreiten will, sollte man hin und wieder ein Blick auf die Einstellungen werfen. Im Galopp Dank der neuen "Rhythm Racing"-Physikengine wird dem Spieler wahrlich ein sehr gelungenes Fahrgefühl vermittelt. Abhängig vom Fahrzeug spürt man fast jedes Schlagloch - das zwingt den Spieler, zu reagieren. Abgerundet wird das Ganze durch die realistische Fahrphysik der einzelnen Vehikel. So herrschen deutliche Unterschiede zwischen dem Verhalten der verschiedenen Fahrzeuge vor. Ein Monstertruck pflügt durch das Gelände, wo Quads sich abmühen. Allerdings sind diese den großen Monstertrucks in engen Kurven deutlich überlegen. Durch die neue Physikengine sehen "Whips", "Scrubs" und "Powerslides" so realistisch wie noch nie aus und fühlen sich auch sehr glaubhaft an. Ebenfalls mit einer Physikanimation gesegnet sind die Fahrzeugführer. Vor allem auf einem Motorrad oder einem Quad bekommt man dies unweigerlich schnell mit. Dadurch wirken viele Stürze sehr realistisch und schmerzhaft zugleich. Man sollte auch während der Startphase eines Events die Augen offen halten, sonst kann es passieren, dass ein Rivale auf dem Spieler landet und ihn dann vom Gefährt wirft. Hände an das Steuer Die Steuerung ist gut umgesetzt und fügt sich jedem Befehl. So sind atemberaubende Sprünge schnell erlernbar und mehrere Kombinationen im Flug sind ein Leichtes. Auch auf dem Boden reagiert sie sofort und lädt zu einzigartigen Überholmanövern ein. Die Steuerung ist schnell erlernbar und stellt kein Hindernis für den Spielspaß dar. Allerdings sei gesagt, dass sie durch die all umgebende Physikengine aber hin und wieder schwer beherrschbar ist. Dadurch gewinnt das Spielerlebnis gewaltig an Realismus. Safari Eine gute Off-Road-Simulation lebt von der Umgebung. Diese ist authentisch, ansehnlich und detailverliebt dargestellt worden. Man kann überwiegend in die jeweiligen Landschaften richtig eintauchen und bekommt das Gefühl, als würde man gerade selbst das Event bestreiten. Das liegt sicherlich auch an der recht großen Sichtweite, die zur Verfügung steht. Fahrzeuge und Fahrer sind sehr detailliert und mit glaubhaften Animationen versehen. So sieht der Spieler auf Anhieb, wie jede Feder am Fahrzeug unabhängig von den anderen auf steinigem Boden reagiert. Ebenfalls sehr liebevoll sind die Schlamm- und Wassereffekte inszeniert. Deutliche Abstriche muss die Optik jedoch hinnehmen, wenn dieser Titel über Splitscreen gespielt wird. So verringert sich die Sichtweite sehr deutlich und der Detailreichtum nimmt spürbar ab. Positiv hingegen ist die Tatsache, dass es zu keinem Zeitpunkt zu irgendwelchen Leistungseinbrüchen kommt. Das muss rocken Die Musikauswahl bei "MX vs. ATV Untamed" ist definitiv Rock-orientiert. An dieser Stelle hat man keine Kosten gescheut und bekannte Interpreten wie zum Beispiel "Pennywise" verpflichtet. Die Wahl der Musikrichtung war ausgezeichnet, da sie wunderbar mit dem Spiel harmoniert. Nicht nur die Musik passt, auch die Geräuschkulisse ist sehr realitätsnah. Jeder Fahrzeugtyp hat einen authentischen Motorensound; der Bodenbelag lässt sich anhand der Geräusche identifizieren und die Umgebung macht sich auch bemerkbar. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Zuschauer, die jubeln oder entsetzt auf Stürze und Unfälle reagieren. Mehrspieler Auch hier kann das Spiel punkten. Es stehen nicht nur alle Rennserien und Fahrzeuge, die es im Einzelspielerspiel gibt, zur Verfügung, es gibt auch fünf Minispiele. Diese haben eher Partyspielcharme. Eines davon ist "Hockey": Hier tritt man mit Quads gegeneinander auf einem Eishockeyplatz an. Ziel dieses Spiels ist es, in einem einstellbaren Zeitlimit den Puck so oft wie möglich in das gegnerische Tor zu schieben. Diese Minispiele bieten eine unterhaltsame Alternative zum harten Alltag eines Rennfahrers. Sehr schön ist, dass man den "Free Ride"-Modus auch hier vorfindet. So kann man mit mehreren Spielern durch die Landschaft jagen und diese erkunden. Gegen menschliche Herausforderer anzutreten, gibt dem ganzen Spiel nochmals einen besseren Schliff. Hier kommt diesem Titel zugute, dass man ihn über Splitscreen, Systemlink und Xbox-Live spielen kann. Empfehlen würden sich besonders Systemlink und Xbox-Live: Es kommt so gut wie nie zu Verbindungsschwierigkeiten und man kommt in den Genuss der vollen Grafikpracht. Splitscreen-Spiele machen ebenfalls eine Menge Spaß, eignen sich jedoch eher nur für kurze Partien. Der Grund hierfür liegt in den genannten optischen Defiziten. Auf jeden Fall ist dieser Titel eine Bereicherung für die Mehrspielerwelt. Fazit "MX vs. ATV Untamed" ist ein gutes Spiel geworden und auf jeden Fall einen Blick wert. Neben dem motivierenden Einzelspielermodus kann auch der vielseitige Mehrspielermodus punkten. Dieser bietet eine lange Spielspaßgarantie. Freunde von Off-Road-Action sollten auf diesen Titel definitiv ein Auge werfen, ebenso die Spieler, die eine Alternative zu den gewöhnlichen Rennsimulationen suchen. (08.04.2008) |