Star Wars Episode III - Revenge of the Sith (PS2) (Acitivison/LucasArts) Geschrieben von Sebastian Hör
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Am 19. Mai 2005 lief "Episode III - Revenge of the Sith" weltweit in den Kinos an. Der dritte und letzte Teil der Trilogie schloss den Kreis zu den Originalteilen "A New Hope", "The Empire strikes back" und "Return of the Jedi" und wird allgemein als die beste der drei neuen Episoden angesehen. Wie bei den beiden Vorgängern gibt es natürlich auch zu RotS wieder ein offizielles Spiel, das sich inhaltlich sehr eng an der Handlung des Films orientiert. Nach den durchweg schwachen Spielen zur Thematik der Episoden eins und zwei stellt sich nun also die berechtigte Frage: Kann "RotS" überzeugen oder ereilt es das Schicksal so vieler anderer Filmumsetzungen? Business as usual Es herrscht Aufruhr in der Galaxis. Nicht, dass das etwas Neues wäre, schließlich wäre das Leben eines Jedi ohne die zahlreichen Konflikte langweilig. Ewiges Meditieren im Jedi-Tempel, das Unterweisen rotznäsiger Padawans, die schon in der Ausbildungszeit glauben, die Weisheit in ebenso großen Portionen mit Löffeln gefressen zu haben wie ihre Meister und weitere ähnlich frustrierende Dinge würden sonst allein das Leben eines Jedi bestimmen. Aber zum Glück gibt es ja die Handelsföderation mit ihrem lustigen, französelnden Vizekönig Nute Gunray, der bereits in "Episode I" ein wenig Abwechslung in den grauen Jedi-Alltag brachte. Und da das noch nicht genug war, rief der finstere Darth Sidious auch noch die Separatisten auf den Plan. Die wiederum dünnten die Jedi-Population in der Arena auf Kamino deutlich aus und bemühen sich auch im dritten Teil darum, dem Dasein der Jedi ein Ende zu setzen. Also werden Obi-Wan Kenobi und sein ehrgeiziger Schüler Anakin Skywalker ausgesandt, den militärischen Führer der Separatisten, General Grieveous, dingfest zu machen. Doch der kommt ihnen zuvor: Er entführt Kanzler Palpatine direkt unter der Nase zahlreicher Jedi vom republikanischen Zentralplaneten Coruscant und versucht mit seiner wertvollen Geisel zu entkommen. An dieser Stelle setzen sowohl der Film als auch das Spiel "Die Rache der Sith" ein: In einer kurzen Originalfilmsequenz sieht man den Anflug der beiden Jedi auf das Kommandoschiff der Separatisten, wo Kanzler Palpatine gefangen gehalten wird. Nachdem Obi-Wan und Anakin nach einer etwas holprigen Landung im Hangar des Flaggschiffs gelandet sind, beginnt für den Spieler die eigentliche Arbeit: Sie übernehmen zunächst die Kontrolle von Anakin und erwehren sich gemeinsam mit Obi-Wan den Attacken der Föderationsdroiden. Erstaunliches kann man hier gleich zu Beginn beobachten: Obwohl Meister Obi-Wan auf wahrhaft bravouröse Weise sein Lichtschwert schwingt und dabei auch Laute höchster Konzentration und Anstrengung von sich gibt, schafft er es kaum, einen simplen 08/15-Droiden niederzustrecken. Die ganze Arbeit bleibt also Ihnen überlassen. Die Mission im Hangar dient gewissermaßen als Tutorial, in dessen Verlauf die wichtigsten Grundfähigkeiten eines Jedi erklärt werden. Dass man mit den Tasten Quadrat, Dreieck und Kreis Attacken unterschiedlicher Stärke ausführen kann, findet man sehr schnell heraus und so beschränkt sich das Tutorial auf die Erklärung einiger spezieller Fertigkeiten, auf die man sonst nur durch intensives Ausprobieren gekommen wäre. Und mal ehrlich: Wer probiert schon minutenlang, einen höher gelegenen Laufgang hinaufzuspringen, während er von fünf Droiden beschossen wird? Eben. Also werden bei manipulierbaren Objekten im Level stets die benötigten Tastenkombinationen oder Einzeltasten angezeigt und die Stelle, an der eine Aktion ausgeführt werden muss, mit einem blauen Kreis unterlegt. So kann man einen Machtsprung beispielsweise nicht einfach so ausführen, sondern lediglich an dafür vorgesehenen Stellen. Natürlich dürfen auch andere obligatorische Jedi-Fertigkeiten nicht fehlen, die zum Großteil denen in "Jedi Knight" angeglichen sind oder ihnen zumindest sehr ähneln. So bietet sich die Möglichkeit, mit der Macht Gegner zu sich heranzuziehen, wegzuschubsen, sie zu betäuben, sich zu heilen oder das Lichtschwert durch die Gegend zu werfen. Fast alle dieser Fertigkeiten haben neben dem Nutzen im Kampf auch die Aufgabe, an bestimmten Stellen des Spiels zum Weiterkommen eingesetzt zu werden. So durchtrennt man mit dem Lichtschwertwurf Energieleitungen, hebt Trümmerteile an oder legt Schalter um. Allerdings kommt in "RotS" eine Schwäche, die viele PS2-Spiele besitzen, besonders dramatisch zum Tragen: Die Kamera ist, obwohl das technisch nicht sonderlich schwer umzusetzen wäre, leider nicht drehbar, was zu einigen sehr frustrierenden Momenten führen kann. So kämpft man beispielsweise gegen fünf Droiden gleichzeitig, während von oben ein Geschützturm fröhlich auf die Spielfigur einschießt. Der Versuch, per Lichtschwertwurf den Geschützturm zu zerstören, ist reine Glückssache. In einem von fünf Versuchen werden Anakin oder Obi-Wan tatsächlich den Geschützturm erwischen. In den anderen vier Fällen treffen sie entweder einen der Droiden (dem das meistens überhaupt nichts ausmacht), werfen erst gar nicht, benutzen ihr Lichtschwert lieber, um Frauen zu beeindrucken oder treffen allenfalls ein paar Luftmoleküle. Die Behauptung des Spiels, man könne mit dem rechten Analogstick Ziele anvisieren, konnte jedenfalls nicht zweifelsfrei bestätigt werden. Genauso lästig ist die beschränkte Sicht, wenn man von mehreren Seiten beschossen wird: Entweder man vertrimmt die im Sichtfeld befindlichen Droiden und wird dafür von hinten erschossen oder man läuft ziellos umher, um die Gegner ausfindig zu machen, die nicht im sichtbaren Bereich stehen. Ab und zu kommt es bei solchen Situationen natürlich vor, dass Anakin oder Obi-Wan das Zeitliche segnen. Da die Entwickler von "RotS", wie so viele andere Vertreter des Shooter-Genres, insbesondere auf Konsolen, "Quicksave" für eine besonders sichere Verhütungsmethode halten, ist man gezwungen, den Level von Anfang an zu wiederholen. Speicherpunkte gibt es allenfalls vor Bossgegnern. Dieses Manko fällt allerdings kaum ins Gewicht, da die Level zum Großteil sehr kurz gehalten sind. Außerdem sind sie sehr linear, man kann sich ausschließlich auf dafür vorgesehenen Laufgängen und Korridoren fortbewegen. Des Weiteren ist es sehr von Vorteil, dass man nicht von Klippen oder Laufgängen stürzen kann, denn das wäre aufgrund der Kameraeinstellung unweigerlich vorprogrammiert. Ist der Level dann geschafft, kommt es zu etwas, das der erfahrene Jedi-Veteran schon aus "Jedi Knight 3" kennt: der Abschlussbewertung. Hier wird zunächst die Effizienz und der Anmut der Lichtschwert-Combos bewertet; die Skala reicht von "Passabel" über "Gut" und "Imponierend" bis hin zu "Meisterhaft". Die Effizienz eines Schlages oder einer Combo lässt sich im Spiel am blauen Ring um das Charakterportrait ablesen: je voller der Ring, desto effizienter die Aktion. Der Ring muss sich allerdings aufladen; Kampfpausen zur Regeneration führen dazu, dass man wieder bei "Passabel" beginnen muss. Anschließend wird diese Bewertung dann in Erfahrungspunkte umgemünzt, die man zur Steigerung der Fähigkeiten verwenden kann. Hier hat man die Wahl zwischen der Verbesserung der Machtfähigkeiten wie "Schub", "Heilung" usw. und den Kampffertigkeiten, also "Sprungangriffe", "Kritische Angriffe" etc. Man kann die einzelnen Fertigkeiten außerdem anwählen und bekommt die derzeit verfügbaren Combos angezeigt, was sehr nützlich ist. Allerdings sind manche Combos dank der unpräzisen Steuerung schwierig in der Ausführung: So muss man sich im Utapa-System in der Rolle des Obi-Wan Kenobi einem übergroßen Spinnendroiden stellen und, um ihn zu zerstören, auf seinen Rücken schwingen und ihn ein bisschen mit dem Lichtschwert bearbeiten. Das Spiel empfiehlt hier, sich mit der Tastenkombination Quadrat+Dreieck auf den Rücken des Ungetüms zu schwingen, doch das ist leichter gesagt als getan. Man kann sich noch so präzise hinter das Monstrum stellen und versuchen, auf dessen Rücken zu gelangen - ob die Aktion erfolgreich ist, entscheidet offensichtlich entweder Glück oder immense Übung. Irgendwie fühlt man sich hier an "Rogue Squadron" erinnert, als man mit dem Schneegleiter nach ungefähr siebzig erfolglosen Anflügen, dreißig Missionsneustarts und fünf frustriert zerstörten Controllern endlich einen AT-AT "an der Angel" hatte. Nebenbei bemerkt ist es glücklicherweise unmöglich, mit dem Lichtschwert seine Verbündeten zu verletzen. Wäre dies möglich, wäre "Episode III" bereits an Bord des Kommandoschiffs der Separatisten zu Ende gewesen, denn in den teilweise engen Abschnitten hätte man zumindest einmal wahlweise Obi-Wan, Kanzler Palpatine oder R2-D2 zu Hackfleisch bzw. Metallschrott verarbeitet. Der Schwierigkeitsgrad ist variabel, man kann zwischen "einfach", "mittel" und "schwer" wählen, wobei durch die Kameraführung und die unpräzise Steuerung selbst die leichteste Stufe schon herausfordernd ist. Licht(schwert) und Schatten Die Grafik von "Episode III - Revenge of the Sith" ist im oberen Bereich des auf der PS2 Möglichen anzusiedeln. Die gerenderten Zwischensequenzen sehen gut aus, die Mimik der Charaktere passt zu den gesprochenen Dialogen und auch die Explosionen machen einen glaubwürdigen Eindruck. Hinsichtlich der Levelgestaltung wurde ebenfalls gute Arbeit geleistet; die Levels sind abwechslungsreich designt, die Farben ausdrucksstark, ohne zu bunt zu sein und die Effekte der Machtfähigkeiten sind hübsch anzusehen, ohne allzu aufdringlich zu wirken. Alles in Allem ist die Grafik also sehr gelungen. Star Wars bürgt für Qualität Dies traf im Bereich Sound bisher auf ausnahmslos alle "Star Wars"-Spiele zu, waren sie spielerisch auch noch so schwach. Der pompöse, klassische Soundtrack von John Williams und die neuen Stücke passten immer hervorragend und erzeugten die klassische Star Wars-Atmosphäre. So auch in "Episode III - Revenge of the Sith". Allerdings mit kleinen Abstrichen. Die Charaktere werden von den Originalsprechern aus dem Film gesprochen, die launigen Dialoge Obi-Wans mit Anakin im Spiel selbst sind ebenfalls allesamt exzellent und auch die Effekte klingen glaubwürdig. Aber bei der Menümusik haben die Entwickler sich einen Schnitzer erlaubt: Aufgrund der Tatsache, dass man durch Absolvieren der Missionen Bonusmaterial freischalten kann, wird man logischerweise einige Zeit im Hauptmenü zubringen. Und hier dudelt eine dermaßen monotone und langweilige Musik aus den Lautsprechern, dass man auf der Stelle einschlafen könnte. Gemeinsam sind wir stark "Revenge of the Sith" bietet neben der Kampagne auch zwei Multiplayer-Modi. Im Ersten, dem Gegnermodus, stehen sich zwei Kontrahenten ähnlich wie in den einschlägigen Prügelspielen à la "Tekken" gegenüber und hauen sich Lichtschwertkombinationen und Machtfähigkeiten um die Ohren, bis einer zu Boden geht. Maximal drei Runden werden bestritten, dann ist der Kampf zu Ende und es kann neu begonnen werden. Im Koop-Modus kann man gemeinsam in den vorher in der Kampagne freigeschalteten Bonusmissionen gegen riesige Gegnerhorden antreten und versuchen, so lange wie möglich zu überleben oder aber eine bestimmte Anzahl Gegner bezwingen, je nach Missionstyp. Sobald sich allerdings der erste der beiden Spieler die Radieschen von unten anschaut, ist die Mission verloren. Noch eins draufgesetzt In Sachen Bonusmaterial geizt "Revenge of the Sith" nicht. Neben den bereits genannten Originalfilmausschnitten lassen sich zudem Bonusmissionen, zusätzliche Charaktere für den Gegnermodus und Arenen für Selbigen freischalten. Außerdem kann man Konzeptzeichnungen von Szenen bestaunen, die es nicht in den Film geschafft haben.
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