Rotlicht Tycoon 2 (Rondomedia) geschrieben von Sebastian Schäfer
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In "Rotlicht Tycoon 2" geht es, wie nicht anders zu erwarten ist, um das älteste Gewerbe der Welt. Man betätigt sich als Lude und betreibt sein ureigenstes Bordell. Bereits der erste Teil wurde von diversen Spieletestern zerpflückt und wahlweise als "grottig" oder "so schlecht, dass sich die Balken biegen" bezeichnet. Dennoch war "Rotlicht Tycoon" erstaunlich erfolgreich. Das lag vermutlich nicht nur an den 100.000 verkauften Exemplaren, sondern im Besonderen auch an dem "anderen" Konzept, das hinter der sonst üblichen Fassade von Tycoon-Wirtschaftssimulationen steckte. Überaus mutig zeigt sich Rondomedia im Umgang mit dem schlüpfrigen Material; dennoch ist auch der Vorgänger von "Rotlicht Tycoon 2" ab 16 Jahren freigegeben. Diese Tatsache lässt unter anderem darauf schließen, dass es sich keineswegs um ein pornografisches Spiel handelt, und das stimmt. "Rotlicht Tycoon 2" ist eine gradlinige Wirtschaftssimulation mit (nur) erotischen Inhalten. Wir bauen uns ein Etablissement Kaum hat man das Spiel gestartet, wird man bereits von rotem Neonlicht begrüßt. Schon die Gestaltung des Menüs macht unmissverständlich klar, worum es in diesem Spiel geht: den Aufbau und erfolgreichen Betrieb eines Bordells. Der Spieler hat dabei die Wahl zwischen zehn Missionen, die jeweils ein anderes Gebäude als Grundlage haben. In der ersten Mission soll man einfach ein typisches Bordell im Rotlichtviertel einer Stadt aufbauen, während man später im Spiel beispielsweise eine Farm auf dem Land oder eine alte Feuerwehrwache umgestalten und betreiben soll. Zuvor wird der zukünftige Betreiber aber noch durch ein kleines Tutorial in das Spiel eingeführt. Anders als bei den Genrekollegen der Tycoonserie besteht es aus einer Abfolge von Screenshots mit erläuterndem Text und nicht aus einer spielbaren Mission. Nachdem die erste Mission gestartet wurde, wechselt das Spiel in eine dreidimensionale Ansicht, die stark an das Spiel "Die Sims" von Electronic Arts erinnert. Genau wie dort ist es nun am Spieler, das Etablissement entsprechend einzurichten und vorab dort die Wände für die Räume einzuziehen. Dabei ist nicht nur auf die Séparées, die Prostituierte für ihren Job nun mal brauchen, zu achten, sondern auch auf die Bedürfnisse der Kunden und Angestellten einzugehen. So benötigt der erfolgreiche Bordellbesitzer genau wie jeder andere Gastwirt auch Toiletten und Aufenthaltsräume. Nachdem alle Wände gezogen sind, die Tapete gewählt und der Teppich verlegt wurde, kann man sich voll und ganz der Einrichtung der Räumlichkeiten widmen. Jedes Séparée wird mit einem Bett versehen, die Toilette beispielsweise zusätzlich mit einer Waschgelegenheit und der Aufenthaltsraum mit einem Tisch, Stühlen und einem Sektkühler. Nun fehlen der Lobby noch die Bar, die viele Leute wegen der extrem hohen Preise fürchten und der Tabledance-Bereich mit der obligatorischen Stange. Schnell noch ein paar Sex-Videokabinen neben den Eingang gestellt und die erste Einrichtung steht - die Gäste können kommen. Zu Beginn stehen dem Spieler dazu nur wenige Möbelstücke zur Verfügung, allerdings werden im Verlaufe des Spiels weitere Einrichtungsgegenstände freigeschaltet. Ohne Personalplanung kein Bordell Natürlich fehlt nun noch das Wichtigste, das Personal. Durch einen Klick auf die Personalverwaltung können wir uns die Bewerbungsunterlagen der Prostituierten und der Tänzerinnen ansehen. Die sonstigen Angestellten wie Barmänner, Rausschmeißer und Putzfrauen können einfach so angestellt werden, da sie keine besonderen Fähigkeiten besitzen müssen und alle den gleichen Lohn verlangen. Bei den Damen, auf die es im Hause ankommt, sieht das doch etwas anders aus. Hier muss man sowohl auf das Aussehen als auch auf die Stimmung achten, da beide Faktoren ausschlaggebend für die Beliebtheit bei den Kunden sind. Darüber hinaus können die Freier bei einem Besuch des Bordells zwischen sechs unterschiedlichen Sexpraktiken wählen, in denen die Prostituierten mehr oder weniger gut geschult sein können. Dies geschieht bei einem ersten Gespräch an der Bar. Werden sich beide einig, geht es "ab in die Laken". Hier zeigt sich "Rotlicht Tycoon 2" ebenso bedeckt wie der erste Teil. Anständig zieht sich das Paar beim Liebesspiel die Bettdecke bis über den Kopf. Durch einen Klick auf das sich bewegende Bett wechselt die Ansicht allerdings in den Voyeurmodus und zeigt die derzeit praktizierte Stellung in einer kleinen Animation. Hinterher wird noch bezahlt und der Gast verschwindet glücklich in der Nacht. Die Preise der Liebesdienste, der Getränke, der Videokabinen und der Anteil der Prostituierten können vom Spieler angepasst werden. Dabei gilt: je höher die Preise, desto weniger Kunden lockt das Bordell an, und je niedriger der Anteil der Damen, desto unzufriedener werden sie, was dazu führen kann, dass sehr unzufriedene Beschäftigte einfach kündigen und sich einen neuen Job suchen. Unzufriedenheit kann auch durch zu viel Arbeit oder zu lange Arbeitszeiten hervorgerufen werden. "Rotlicht Tycoon 2" verfügt über ein recht einfaches, aber durchaus effektives System zur Einteilung der Angestellten in verschiedene Schichten. So kann man letztendlich auch gewährleisten, dass jeder Liebeswunsch eines jeden Gastes erfüllt wird - natürlich nur, soweit man die Schichten so plant, dass sich die Fähigkeiten der Frauen gegenseitig ergänzen. Schließlich ist noch darauf zu achten, dass die Bar mit ausreichend Getränken versorgt ist, die Prostituierten über genug Kondome verfügen und die Videokabinen mit aktuellen Filmen ausgerüstet sind. Diese Materialien können in einem gesonderten Menü gekauft und eingesetzt werden. Nun ist das Bordell gerüstet für den ersten Ansturm, und man kann das Etablissement eröffnen. Grafik und Sound Nun ja, es ist ein Niedrigpreisspiel und dementsprechend darf man im Bereich Grafik und Sound nicht allzu viel erwarten. Die 3D-Darstellung steht qualitativ auf einem Stand, wie er vor etwa zwei Jahren üblich war. Man sollte also schon mit eckigen Köpfen, schwammigen, sich wiederholenden Texturen und einer geringen Detailfülle zufrieden sein. Als kleines Trostpflaster ist die Umgebung um die Häuser aber liebevoll und abwechselungsreich gestaltet. Der Sound des Spiels hingegen beschränkt sich auf die Geräusche, die die unterschiedlichen Knöpfe beim Draufklicken machen, während man von Musik gänzlich verschont bleibt. Wer den ersten Teil von Rondomedias "Rotlicht Tycoon" ertragen konnte, sich am schlüpfrigen Thema erfreuen und über ein paar Bugs hinwegsehen kann, dem sei der zweite Teil ans Herz gelegt. Er bietet das verfeinerte Erfolgsrezept von "Rotlicht Tycoon" pur - Frauen, Moneten und Voyeurismus. Alle anderen, insbesondere Tycoon-Fans und WiSim-Enthusiasten, sollten von dem Spiel die Finger lassen. Sein Schwierigkeitsgrad liegt so niedrig, dass keine rechte Langzeitmotivation aufkommen möchte. Die veraltete Grafik und der nicht wirklich vorhandene Sound vermögen sie ebenfalls nicht zu verbessern. Ich bin gespannt, ob Rondomedia mit "Rotlicht Tycoon 2" an den Erfolg des ersten Teils anknüpfen kann. (28.03.2007)
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