Anno 1701 - Der Fluch des Drachen (Add-on) (Ubisoft) geschrieben von Jana Voth
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"Anno 1701" gilt als eines der besten Spiele des Genres im letzten Jahr. Nur eines fehlte dem Hauptspiel noch: eine Kampagne. Zehn Einzelmissionen sind ein Trostpflaster und mit unterschiedlichen Aufgaben und Schwierigkeitsgrad nicht einmal ein schlechtes. Doch nach einem Jahr wird nun das erste Add-on samt schmerzlich vermisster Kampagne hinterhergeschoben. Außerdem lassen sich ein Welteneditor, 30 Minuten neue Orchestermusik und einige neue quest-bezogene Gebäude und Gegenstände finden. Story oder "Wie man sich an einem Drachenauge die Finger verbrennt" Finn Hallqvist ist ein abenteuerlustiger junger Mann, den es in die Ferne treibt, nach Fernost, um genau zu sein. Dort will er, von seinem Vater inspiriert, lange verschollene Artefakte aufspüren. Bei seiner Suche stößt er auf die Sagen vom Auge des Drachen, das sich in einer versunkenen Stadt befinden soll. Zur Bergung des Auges benötigt er allerdings unter anderem die Hilfe des Wissenschaftlers/Trunkenbolds Horatio. Grace Bonnet, eine durchtriebene Händlerin, wird sich ebenfalls regelmäßig ins Geschehen einmischen und, um das Quartett der neuen Charaktere im Add-on vollzumachen, wäre da noch Diego del Torro zu nennen, der Erzbösewicht der Story, der genauso scharf auf das Auge des Drachen zu sein scheint wie Finn Hallqvist. Zur Abwechslung besteht aber der Hauptteil der Geschichte nicht darin, dieses Artefakt zu besorgen, sondern es geht darum, mit den vielfältigen Problemen, die aus der Beschaffung resultieren, fertig zu werden. "Schadensbegrenzung für Fortgeschrittene" Das Add-on beginnt in Hallqvists Siedlung. In ihr angekommen, darf man die zurzeit noch vorherrschende Misere betrachten. Finn selbst gibt zu, dass er von Städteplanung nicht so sehr viel versteht und ebenso sieht es bei ihm auf der Insel aus. Hier darf man also zum ersten Mal eingebaute Fehler ausbügeln und eine Stadt zum Erblühen bringen. Eigentlicher Gegenstand der ersten Mission ist aber die im Süden der Karte gelegene versunkene Stadt. Der Möchtegernabenteurer selbst hat sein Schiff beim Erkunden des Gebiets fast verloren. Das Problem ist, dass dort ein fürchterlicher Sturm wütet, dessen Blitze selbst ein großes Handelsschiff im Handumdrehen zerlegen können. Damit hätten wir gleich eine typische Haupt- und Nebenquest erklärt; das Auge zu bergen, ist die Hauptquest. Das kann man auch tun, solange der Sturm wütet, aber leichter ist es, wenn man ihn zuvor "besänftigt". Das zu tun, ist eine typische Nebenquest. Am Ende einer jeden Mission bekommt man eine Statistik vorgelegt mit Punkteständen und allem Drum und Dran. Nebenquests zu lösen bringt natürlich mehr Punkte, ist aber auch zeitaufwendig, was wiederum Punkte kostet. Auch hängt die Punktezahl vom gewählten Schwierigkeitsgrad ab, der wie immer in drei Stufen wählbar ist. Dazu muss man sagen, dass sich die Missionen des Add-on im Spielverlauf so weit steigern, dass auch "Anno"-Könner wohl erst einmal bei "leicht" bleiben werden. Für Einsteiger lohnt es sich wirklich, zunächst die zum Hauptspiel gehörigen Einführungen zu absolvieren und vielleicht ein Endlosspiel (zumindest auf "leicht") bis zu den Aristokraten durchzuspielen. Ansonsten können die verzwickten Zusammenhänge unter dem Zeitdruck der Mission schnell zur Verzweiflung führen und das, obwohl die Wirtschaft im Vergleich zu den Vorgängern bei "Anno 1701" schon sehr vereinfacht wurde. Große Teile der Kampagne lassen sich nach altgewohnter "Anno"-Art friedlich lösen, aber ganz ohne Gewalt kommt man auch hier nicht zum Ziel. Neben dem Aufbau und Umbau von Städten und der Kriegführung bestehen die Aufgaben auch in Botengängen, im Handel, im Eskortieren von Schiffen, im bloßen Entdecken und vielem mehr. Des weiteren wartet ein neues, nur in der Kampagne spielbares, Volk auf Hilfe. Also, an Abwechslung mangelt es nur selten, nämlich dann, wenn es beispielsweise darum geht, "mal eben" einen Senat zu errichten, für dessen Erbauung die Einwohner nur halt noch so zwei bis drei Stufen aufsteigen müssen. Geht ja ganz schnell. Und nervig wird das Ganze dann noch, wenn man vom Auftraggeber per Ingame-Minizwischensequenz regelmäßig daran erinnert wird. Während die eben genannte Art von Aufgabe beziehungsweise Mission verhältnismäßig zeitaufwendig ist, gibt es auch Missionen, die innerhalb von Minuten erledigt sind. Insgesamt ist die Angabe des Herstellers von ca. 20 bis 30 zusätzlichen Spielstunden dennoch durchaus gerechtfertigt. Bei absoluten Anfängern kann der Zeitaufwand auch deutlich darüber liegen. Wie oben erwähnt, empfiehlt es sich zu Beginn erst einmal ein Endlosspiel möglichst weit zu spielen, um ein Gefühl für die Bedürfnisse der Bevölkerung zu bekommen. Dafür bietet "Der Fluch des Drachen" eine ganz neue Möglichkeit im Spiel: Man kann sich seine eigene Inselwelt per Karteneditor selbst erstellen. Dabei kann man einmal nach der einfachen Variante vorgehen und die Inselwelt ziemlich ähnlich zu den Einstellmöglichkeiten beim normalen Endlosspiel kreieren oder man macht wirklich alles selbst, was allerdings auch etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Kunterbunt, aber nicht zu verachten Die Grafik von "Anno 1701" wird immer wieder hoch gelobt, aber dennoch ist anzumerken, dass die "Anno"-Reihe zum Leidwesen mancher Spieler doch einen Hang zur "Bonbon-Grafik" entwickelt. Sie wird von Mal zu Mal quietschbunter, wenn auch gleichzeitig weitaus detailreicher und (von der Farbgebung abgesehen) überzeugender. Vor allem auf höchster Grafikeinstellung sind diese Eigenschaften sehr auffallend. Das Add-on nimmt darauf nach der Installation ebenso wenig Einfluss wie auf die Endlosspiele. Die neuen Gegenstände fügen sich sehr gut ins Gesamtbild ein und bei den Missionen werden die visuellen Möglichkeiten des Spiels voll genutzt, um die gewünschte Stimmung zu erzeugen. Man darf trotzdem hoffen, dass wir beim nächsten "Anno" nicht bei der Gummibärenbande ankommen. Sound Die neue Musik reiht sich in bekannter Manier brav in den Hintergrund ein und fördert dabei die Stimmung, ohne zu stören. Nur manchmal kommt es vor, dass eine sehr dramatisierende Musik läuft, obwohl keine Umweltkatastrophe in Sicht ist oder sonst irgendetwas schief laufen könnte. Sehr lobenswert sind die deutschen Sprecher, die sehr gut zu den Visualisierungen der Charaktere passen und auch deren jeweilige Geschichte glaubhaft verkörpern. Das macht die Stimmung lebendig, wenn auch viele vergebens auf eine so schöne Zwischensequenz warten werden, wie sie am Anfang des Hauptspiels erscheint. Segel zum Einkauf hissen oder doch lieber im Heimathafen bleiben? Für Spieler, die bei "Anno 1701" vor allem die Kampagne vermisst haben und sich gern der Herausforderung von Missionen auf hohem Niveau stellen, ist "Der Fluch des Drachen" ein Muss. Der Welteneditor ist besonders für Endlosspielspieler empfehlenswert, aber allein dafür 30 Euro auszugeben, wäre eher übertrieben. Da sich die meisten Erweiterungen doch nur kampagnenintern nutzen und genießen lassen, erscheint das Preis-Leistungs-Verhältnis zuerst eher schlecht. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass es komplette Spiele gibt, die deutlich weniger Spielzeit bieten als dieses Add-on. (09.11.2007)
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