Redneck Kentucky and the Next Generation Chickens

Redneck Kentucky and the Next Generation Chickens

(City Interactive)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: City Interactive
Publisher: City Interactive
Genre: Shoot' em Up
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Redneck Kentucky
Preis: 9,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Nach "Code of Honor - Die Fremdenlegion" bringt der polnische Publisher City Interactive innerhalb weniger Tage ein zweites Spiel auf den Markt, bei dem sich die Entwickler einer bekannten Game-Engine bedient haben. Wurde für das Söldnerspiel die schon etwas angestaubte "Chrome"-Engine benutzt, so sicherten sich die Programmierer für die neueste Hühnerballerei das berühmte "Unreal"-Kit. Allerdings ist "Redneck Kentucky and the Next Generation Chickens" nun kein Egoshooter reinsten Wassers, sondern vielmehr ein Fungame für Zwischendurch, im Fachchinesisch Shoot' em Up genannt.

Der Bauer hasst die Hühner

Es geht nicht ganz klar aus dem Spielgeschehen hervor, aber aus irgendeinem Grund kann der Hühnerbauer seine eierlegenden Schutzbefohlenen nicht mehr ausstehen. Und was macht der traditionsbewusste Südstaatenfarmer, wenn ihm etwas nicht passt? Er trinkt sich Mut an, schnappt sich dann seine Schrotflinte und zieht in den Krieg gegen das liebe Federvieh. Er kämpft dabei gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind, dessen Population schier unendlich erscheint. Hat der Farmer erst einmal einen Bereich des Schlachtfelds gackerfrei geballert, erscheinen auf der anderen Seite des Hofs schon die nächsten "Feinde". Und diese wissen sich auch zu wehren: Ab und zu bombardieren die Hühner den Bauern mit der "Kartoffel des Todes", einer mächtigen Waffe, die dem Farmer die Schweißperlen ins Gesicht treibt.

Punkte, Punkte und nochmals Punkte

Nun tobt also der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Lande auf den sieben verschiedenen Schlachtfeldern, wie die Missionen vom Spiel genannt werden. Die "Killing Games" finden in der Scheune, im Kornfeld, am Getreidesilo, im Obstgarten, am Farmhaus, in Nachbars Garten und sogar auf dem Friedhof statt und auf jedem der Areale hat der Spieler fünf Minuten Zeit, zu wüten. Begonnen wird das Spiel am Farmhaus, und hat man diesen Level erfolgreich gemeistert, wird das nächste Schlachtfeld freigeschaltet. Der Erfolg wird in Punkten gemessen, die man - wie vom Klassiker "Moorhuhnjagd" her bekannt - durch das Abschießen des Federviehs oder anderer Ziele bekommt. Außer den Hühnern präsentieren sich noch weitere tierische Bewohner als geeignete Trefferflächen; so kann man Fledermäuse, Erdhörnchen oder Igel davon abhalten, das Punktesammeln zu behindern. Der Bauer eignet sich über die Missionen hinweg immer weitere Waffen an, die er benötigt, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. So erhält er bald zu seiner abgesägten Pumpgun noch die Schrotflinte seines Nachbarn, die mit einem Zielfernrohr ausgerüstet worden ist. Dieses "Snipergewehr" kann er dann benutzen, um in den folgenden Missionen die weit entfernt fliegenden Hühner abzuschießen, die eine hohe Punktzahl garantieren. Komplettiert wird sein Arsenal durch eine Minigun, die aussieht wie eine Gatling Gun, und einen Raketenwerfer. Die beiden Waffen sind zwar für den Kampf mit den Vögeln etwas überdimensioniert, aber durch den Einsatz dieser Wummen kann man dringend benötigte Zusatzpunkte generieren, etwa den Multikill oder den Speedkill, bei dem man dafür belohnt wird, dass man sehr viele Tiere innerhalb kurzer Zeit zur Beerdigung freigibt.

Die Boni spielen eine wichtige Rolle im Spiel, denn nur sie sichern die Punktzahl, die man benötigt, um einen Level erfolgreich abzuschließen. Wie schon oben erwähnt, wird eine Mission nach der anderen bei Erreichen einer bestimmten Punktezahl freigegeben. Hat man schließlich das letzte Schlachtfeld komplettiert, wird eine Meldung eingeblendet, die in etwa lautet: "Du brauchst XXXXX Punkte, um das Bonusfeld freizuschalten". Und nun beginnt der eigentliche Reiz des Spiels und dem Spieler wird klar, warum er sich doch mal genauer mit den vielen Möglichkeiten der Zusatzpunktgenerierung befassen sollte. Schaut der Gamer nämlich jetzt auf seinen Punktestand, dann stellt sich heraus, dass er nur etwa zwei Drittel der benötigten Points besitzt. Vermutlich ist er mit Ach und Krach gerade mal über die benötigte Mindestpunktzahl jedes Levels gekommen und diese alle zusammengezählt reichen definitiv nicht aus, um das Spiel zu beenden. Jetzt muss sich der Gamer ausmachen, bei welchem Schlachtfeld noch Potenzial vorhanden ist und dann muss er "noch mal 'ran". Die bereits erspielten Waffen darf er nun allerdings behalten und das macht es etwas leichter; so kann er nun schon auf dem Schachtfeld Eins mit dem Raketenwerfer wüten, wenn er das denn will. Und er sollte jetzt natürlich alle Abschussboni, Zeitgeschenke und Zusatzpunkte durch Multikills, Scharfschützenbelohnungen etc. realisieren. Ohne zu viel zu verraten: Auf dem letzen Schlachtfeld wartet ein Egoshooter-Endgegner reinsten Wassers.

Moorhuhn goes Unreal

Das Vorbild von "Redneck Kentucky and the Next Generation Chickens", das wohl jedem bekannte "Moorhuhn Jagd" aus dem Jahr 2000, war ein 2D-Spiel. Das Federvieh flog am Horizont vorbei und der Schütze verharrte auf seiner Position, konnte also die Distanz zum Ziel nicht verändern. Das ist in diesem Game anders. Eigentlich ist das Spiel ein Egoshooter; der Bauer wird über das Areal gesteuert, um den Hühnern nachzujagen, um Boni zu erspielen oder Türen zu öffnen. Anders als in anderen Spielen, die mit der Unreal-Engine realisiert worden sind, versucht dieses Game aber nicht, die Realität detailgenau abzubilden, sondern der gewählte Comicstil lockert die ganze Atmosphäre positiv auf. "Redneck Kentucky" ist deswegen eher im Umfeld von einem Game wie "Championsheep Rally" anzusiedeln als etwa von "Unreal Tournament". Das Schafspiel ist zwar ein Funracer, unterliegt aber den gleichen Vorgaben an zum Beispiel die Grafiken und Texturen: Beide Spiele zeichnen im Comicstil niedliche Gegner, die grafisch gut umgesetzt worden sind. Angepasst an diese Vorgaben werden auch die Umwelttexturen dargestellt, alle Umgebungen des Spielfelds wurde stilsicher umgesetzt, die Schlachtfelder gut in ihre Umgebung eingebettet. Für jede Level-Thematik sind neue Grafiken entwickeln worden, so wurde zum Beispiel der Friedhof in einer Halloween-Stimmung modelliert. City Interactive bedient sich für die Grafiken noch einer weiteren externen Grafik-Engine. Das Speedtree-Verfahren ist eigentlich ein Plug-in für die Unreal-Engine und hat sich auf die Darstellung von Bäumen und sonstigen Pflanzen spezialisiert. Trotz der Tatsachen, dass in "Redneck Kentucky" Details wegen des Cartoonstils gar nicht so wichtig sind, stechen die Texturen der Bäume in diesem Game heraus. Jedes Blatt am Baum ist einzeln zu erkennen und es kommt dem Spieler so vor, als könne er das "Rauschen im Walde" sehen.

Wie es bei Spielen dieser Preisklasse nun mal so ist, wurde vor allem bei den Effekten und der Musik gespart. Nun hat es die Natur einmal so vorgeben, dass Hühner außer dem Gackern nicht viel anderes von sich geben und eben dieses Gackern muss man die ganze Zeit über sich ergehen lassen. Außerdem spielt andauernd Banjomusik, der Redneck an sich hört nun mal ununterbrochen Countrymusik. Hat man dieses Gedudel in den Einstellungen nicht unterdrückt, kann man diese sträfliche Unterlassung im Spiel dadurch korrigieren, dass man im Level nach einem Grammofon sucht und dieses abschießt.

Wenn man wirklich den Ehrgeiz entwickelt, das Spiel ganz auszuloten und alle Boni und Missionen freizuschalten, dann ist "Redneck Kentucky and the Next Generation Chickens" ein tolles Spiel. Von allen "Moorhuhn"-Clones ist es mit Abstand das beste und auch der Urahn selbst kann diesem Game nicht das Wasser reichen. Das liegt an der verwendeten Unreal-Engine, die einen echten Egoshooter gewährleistet, am lustigen Comicstil und daran, dass man sich alles erarbeiten muss. Weiterhin spricht für das Game der niedrige Preis von zehn Euro sowie die Tatsache, dass das Spiel auch auf Rechnern gut dasteht, die nicht mit der letzten Highend-Technik ausgerüstet wurden.

(23.03.2007)

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