DTM Race Driver 3

DTM Race Driver 3

(Codemasters)

geschrieben von Johannes Posch

 

Ein Moment der Sinnlichkeit

Sanfte, geschmeidige und formvollendete Kurven, durch raffinierte Details verfeinert zur vollkommenen Schönheit erhoben und mit einem exstatischen Glanz versehen. Geschaffen, direkt aus den Gedanken und Gefühlen von Göttern und durch emotionsgeladene Explosionen zu rassigem Leben erweckt, werden sie zu wahrgewordenen Träumen von abertausenden Männern auf der ganzen Welt. Ja, liebe Männer: Frauen und Autos haben so einiges gemein. Doch haben Autos einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber unseren schönsten Mitbewohnern dieser Erde: Sie sind seit Jahren regelmäßig die Hauptakteure in unzähligen Videospielen und dank Codemasters dürfen Sie sich nun an das virtuelle Steuer von gleich 72 Töfftöffs setzen! Was?! Das war nicht, woran sie gedacht haben liebe Männer? Nun ja, böse ist, wer Böses denkt!

Story?

Die "DTM Race Driver" - Serie machte sich seit ihrem Debüt durch realistische Fahrphysik, ihr beeindruckendes Schadensmodell und seit Teil zwei, durch den Fakt, das erste Rennspiel mit Story zu sein, einem Namen im Rennspiellager und begeisterte jedes Mal aufs Neue sowohl Spieler als auch Redakteure. Nun steht seit einiger Zeit der dritte Ableger in den Regalen der Händler und wirbt damit, alles besser zu machen, als es die Vorgänger und die Konkurrenz taten. Dabei wurde sich grob gesprochen an die Erfolgreiche-Fortsetzungs-Faustregel "größer, schöner, ausgereifter" gehalten. Alles, was an den Vorgängern geschätzt wurde, erlebte eine Verfeinerung und was nicht gefiel, wurde entweder verbessert oder fiel dem Rotstift zum Opfer. Eine dieser Schwächen an Teil zwei war der Story-Modus, in dem es das Spiel nicht wirklich geschafft hat, eine tiefgreifende Geschichte zu erzählen. Deswegen besannen sich die Entwickler bei der Programmierung des dritten Ablegers darauf, das gar nicht erst zu versuchen und beließen es bei der "Geschichte", sich als kleiner Emporkömmling durch die verschiedenen Rennklassen nach oben zu arbeiten, bis man schließlich in der Formel 1 den Titel holt. Dabei hilft Ihnen ein alter Hase mit Namen Rick, der, während er Sie bei Ihrem ersten Rennen beobachtet, eine Menge Potenzial in Ihnen entdeckt und sich vornimmt, Sie in die richtigen Bahnen zu lenken.

Ich geb Gas, ich will Spaß!

All jene unter Ihnen, die meinen, dass Rennspiele eintönig wären, da man ohnehin immer nur mit fast denselben Autos über fast dieselben Strecken rast, sollten für DTM Race Driver 3 diese Einstellung vielleicht noch einmal überdenken. Einer der Gründe dafür lässt sich in einer einzigen Zahl umreißen: 35! So viele verschiedene Rennsportdisziplinen stehen Ihnen als Spieler in DTM Race Driver 3 zur Verfügung und warten darauf, mit mehr als 70 Fahrzeugen auf über 80 Strecken gemeistert zu werden. Diese umfassen nahezu alles, was in irgendeiner Weise als Rennsport bezeichnet werden kann! Von Monstertrucks über Racebuggies und Renn-LKWs bis hin zu den lizenzierten DTM-Rennern der Saison 2005 oder der, leider nicht originalen, Formel 1 ist wirklich absolut alles vertreten. Eintönigkeit ausgeschlossen! Dieser Grundsatz wird auch beim Fahrverhalten der einzelnen Boliden deutlich. Die Fahrphysik aus DTM Race Driver 2 war damals schon außerordentlich gut, doch die Programmierer ruhten sich trotz alledem nicht auf ihren Lorbeeren aus und schraubten fleißig weiter an dem entsprechenden Code herum. Und das Ergebnis dieser Tuningarbeiten kann sich durchaus sehen lassen! Nahezu jedes Karosserieteil hat nun eigene Werte für Gewicht und Aerodynamik, die durch eine eigene Luftstrom-Engine ständig für die Berechnung der Haftung herangezogen werden. Das sind allerdings nicht die einzigen Kriterien, die den Grip eines Wagens beschreiben. Immerhin sind solche Dinge, wie technischer Zustand des Autos und vor allem auch die Reifen, nicht unbedingt unwesentliche Kriterien, um die Geschwindigkeit eines Autos zu bestimmen. Auch für diese beiden Aspekte haben sich die fleißigen Damen und Herren bei Codemasters was einfallen lassen und simulieren nicht nur dynamisch die Reifentemperatur, sondern haben zudem ein umfassendes Schadensmodell eingebaut. Dieses tritt allerdings nicht unbedingt nur in Aktion, wenn der Spieler sein Geschoss irgendwo gepflegt dagegensetzt, sondern arbeitet ununterbrochen. Ein kurzer Abflug ins Kiesbett, auch wenn man danach schnell wieder den Weg auf den perfekt präparierten Asphalt findet, kann nach einiger Zeit durch im ersten Moment nicht wahrnehmbare Schäden Defekte, wie Reifenplatzer oder Fahrwerksschäden, herbeiführen. Passiert so etwas, ist aber noch nicht aller Tage Abend! Immerhin gibt es ja meistens noch die gute alte Boxengasse, in denen Ihre eifrigen Mechaniker in Nullkommanichts alles wieder heile schrauben. Hier trifft man aber gleich auf das erste kleine Manko des Spieles. Die Boxencrew hat offensichtlich Tarnkappen auf, denn sie ist gänzlich unsichtbar! Doch auch wenn man auf die Strecke zurückkehrt, ist nicht alles nur eitel Sonnenschein! Aufgrund der sehr halbherzig arbeiteten Schiedsrichter in Teil zwei, was vor allem im MP-Modus für Probleme sorgte, verschafften die Programmierer diesen Offiziellen nun etwas schärfere Kriterien! Leider ist man dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen, denn das Spiel ahndet nicht nur freche Abkürzer durch das Infield, sondern geht rein nach der Distanz, die man abseits des Asphalts überwindet. Schubst Sie einer der recht aggressiv fahrenden CPU-Gegner von der Bahn, kann das also schnell mal eine Verwarnung nach sich ziehen.

Modi braucht das Land!

Aber nur massig Rennklassen, Autos und Strecken auf den kleinen Silberling zu bannen, hat den Entwicklern nicht gereicht. Modi mussten her! Also ließ man sich davon natürlich ebenfalls mehrere einfallen! So steht dem ambitionierten Hobby-Rennfahrer zum Beispiel der "Welttournee"-Modus zur Verfügung, der auch gleich das Herzstück des Spieles sowie den "Nachfolger" des Story-Modus im Vorgänger darstellt. In diesem wird der Spieler von dem freundlichen Herrn namens Rick durch die ganze Welt des Rennsports geführt und in Stufen weiter nach oben gebracht. Auf jeder Stufe kann der Spieler aus drei verschiedenen Veranstaltungen wählen, welche dann wiederum aus mehreren Rennen in einer Rennklasse bestehen können. Hat man dieses mit einer gewissen vorgegebenen Position absolviert, darf man aus den nächsten drei Events wählen.

Weiters steht dem Zocker noch ein "DTM-Schnellstart" genannter Modus zur Verfügung, in dem er sich direkt in eine volle Saison der deutschen Tourenwagenmeisterschaft werfen und dort den "echten" Fahrern zeigen kann, wie man so ein Geschoss richtig um die Kurven jagen muss! Außerdem gibt es dann noch den "Profikarriere"-Modus, in dem der Spieler aus diversen Motorsportarten wie "oval", "offroad" oder "V8" wählen kann und sich daraufhin in dieser behaupten muss. Zu guter Letzt steht dem Spieler dann noch der Menüpunkt "Simluationsmodi" zur Auswahl, hinter dem sich ein "Freies Rennen"- ein "Zeitfahren"-, ein "Multiplayer"-, ein "Netzwerk"- und ein "Online"-Modus verbergen. In jedem davon kann man sich vor Rennstart die Rahmenbedingungen seinen Wünschen entsprechend zusammenstellen - außer dem Wetter. Dieses darf nämlich nur bei manchen Strecken bestimmt werden und ändert sich während der kompletten Renndauer nicht. Sind diese Formalitäten wie Rundenzahl, Gegnerintelligenz oder Regeln dann festgelegt, geht es sogleich mit bis zu elf menschlichen Mitspielern beziehungsweise 20 CPU-Fahrern auf die Piste.

Rüttelpult mit Spaßgarantie!

Um zu wissen, dass sich ein hochgezüchteter DTM-Renner anders steuert als ein Monstertruck, ist es nicht unbedingt notwendig, beide schon mal gefahren zu haben. Und die "Codemasters-Studios" wären nicht die Rennspielexperten, die sie sind, wenn sie solche Unterschiede nicht berücksichtigen und diese glaubhaft in ihr Spiel einbauen würden. Selbst mit der Tastatur spürt man deutliche Differenzen zwischen den diversen Fahrzeugtypen, Untergründen und sogar Reifentemperaturen und muss sich regelmäßig umgewöhnen und an die unterschiedlichen Haftungsgrenzen anpassen. Trotz einer ordentlichen Portion Realismus in Sachen Fahrphysik ist dies allerdings nie wirklich ein großes Problem. Zur absoluten Höchstleistung läuft die Steuerung des Spieles aber natürlich erst mit einem ordentlichen Force-Feedback-Lenkrad auf. Dieses vermittelt dann ausgezeichnet die veränderten Haftungsverhältnisse und verwöhnt den virtuellen Rennfahrer mit direkten und nachvollziehbaren Feedbacks von der Straße! Nur mit einem solchem Spielgerät sollte man sich dann auch an die "pro-simulation-handling"-Einstellung wagen, welche auf Knopfdruck die volle Härte des Simulationsaspektes des Spieles auf Sie loslässt. Die Klasse eines GTR oder GT-Legends wird zwar auch in diesem nicht ganz erreicht, aber fordernd ist das Spiel so in jedem Fall!

Altes Eisen auf Hochglanz poliert!

Die schon aus dem Vorgänger bekannte Engine und somit das optische Gesamtbild des Spieles wurde zwar definitiv verbessert, von einem großen Sprung kann allerdings nicht geredet werden. Die Spiegelungen sind ein wenig feiner, die Automodelle detaillierter und die Texturen schärfer. Von der grafischen Brillanz eines GT-Legends oder der Next-Gen-Bombe PGR3 ist DTM3 allerdings ein ganzes Stück weit entfernt. Vor allem die Qualität der Streckengrafik und der Regeneffekte lässt doch stellenweise ziemlich zu wünschen übrig und kann nicht wirklich überzeugen. Das hat allerdings zur Folge, dass die Systemanforderungen sich angenehm in Grenzen halten und das Spiel auch auf Mittelklassesystemen eine ordentliche Leistung zusammenbringen sollte. Der größte optische Pluspunkt an dem Game ist aber das Schadensmodell: Dieses wurde im Vergleich zum Vorgänger nicht nur minimal aufpoliert, sondern wirklich intensiv verbessert! Von kleinen Kratzern bis hin zu Totalschäden mit fliegenden Glasscherben, davon kullernden Reifen und auf Kleinwagenniveau zusammengeschobenen Karosserien wird dem Spieler, entsprechende Wucht beim Aufprall vorausgesetzt, absolut alles geboten. Wirklich beeindruckend!

Turbofauchen und V8-Brabbeln!

Akustisch weiß DTM Race Driver 3 voll und ganz zu überzeugen. Die Motorensounds der diversen Wagen klingen allesamt unterschiedlich und donnern kernig und satt aus den heimischen Boxen. Besitzer eines Surround-Systems dürfen sich zudem über eine anständige Unterstützung ihrer Anlage freuen, die auch ohne einen Blick in den virtuellen Rückspiegel erhören lassen, wie weit man sich denn schon von den eventuellen Verfolgern abgesetzt hat. Auch die hintergründige Musikuntermalung und die Sprachsamples, die für Rick aufgenommen wurden, hinterlassen einen guten Eindruck, wobei während der Rennen die einzige Musik, die Sie zu hören bekommen werden, die von unter der Motorhaube sein wird, da die Orchester während der Rennen Sendepause haben.

DTM Race Driver 3 ist definitiv ein würdiger Nachfolger geworden, von der Perfektion allerdings doch noch ein ganzes Stück entfernt! Die alte Engine schafft es einfach nicht mehr, optisch mit den aktuellsten Krachern mitzuhalten und diese kleinen Feinheiten, wie das nicht mitdenkende Verwarnungssystem, die unsichtbare Boxencrew sowie das unrealistische und unschön dargestellte Wetter fallen zwar für sich gesehen nicht dramatisch ins Gewicht, summieren sich allerdings zu einer ordentlichen Spaßbremse. Nichtsdestotrotz ist DTM Race Driver 3 ein wirklich gutes und vor allem umwerfend umfangreiches Spiel geworden, das ein absolutes Muss für rennsportinteressierte Zocker darstellt. Noch nie zuvor wurden dermaßen viele Rennklassen in einem einzigen Spiel so glaubhaft simuliert und miteinander verbunden. Hier sollte definitiv für jeden etwas dabei sein. Rennspielfans dürfen ohne Bedenken zugreifen!

(28.03.2006)

Entwickler: Codemasters
Publisher: Codemasters
Genre: Rennsimulation
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: DTM Race Driver 3
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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