Mad Tracks (Frogster Interactive) geschrieben von Jana Voth
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Kleine bunte Spielzeugautos rasen durch mehr oder weniger kleine Rennbahnen, die schon einmal quer durch Kinderzimmer gehen. Da dürften nicht nur Kinderherzen höher schlagen, denn bekanntlich werden auch einige ältere Menschen nie erwachsen. Daraus resultieren Spiele Marke "Need For Speed" samt etwas anderer Spielzeuge, getarnt hinter seriöser Grafik sowie halbwegs realem Hintergrund. Bei Mad Tracks, wie bei anderen Spielen auch schon, zum Beispiel "Super Mario Kart", werden die Wurzeln dieser Art Spiele offen gezeigt und dem Spieler die Möglichkeit geboten, die Spielzeugwelt einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das Drumherum Beim ersten Start und dem Erstellen eines Profils sucht man sich ein Land aus, für das man starten möchte. Zur Auswahl stehen Frankreich, Deutschland, England und die USA. Damit fällt auch die Wahl der Fahrzeuge. Zu jedem Land gehören jeweils drei Spielzeugautos, die so klangvolle Namen wie "Frosch" oder "Mirage" tragen. Keines ist wie das andere, jedes Land hat jedoch einen kleinen, leichten, aber langsameren Sportflitzer, ein schwereres Auto und einen sehr schnellen und schweren, aber schwierig zu steuernden Sportwagen. So gehen für Deutschland der Käfer, ein Truck namens Jäger und das so genannte "Wunder-Auto" an den Start. Auf die Rennbahn, fertig, los! Die Wahl, die man im Profil getroffen hat, ist nur für die Abenteuer-Fahrten wichtig, da damit das Auto für jede Strecke festgelegt wird. Bei diesen kleinen "Missionen" ist auch die Farbe der Autos sowie der Schwierigkeitsgrad vorgeschrieben, ebenso die Anzahl der Gegner, etc. Auch der Autotyp, also ob es der kleine Frosch für den Anfang oder doch etwas mit ein wenig mehr PS unter der Haube sein soll, ist hier den Strecken entsprechend vorherbestimmt. Jede der Strecken muss man erst freischalten, indem bei einem anderen Rennen ein bestimmter Platz erreicht wird. Im Arcade-Modus, wo Strecken, die in den Abenteuern bereits freigeschaltet wurden, gefahren werden können, darf man ruhig auch mal die Seiten wechseln, also auch für andere Länder starten. Farbe, Autotyp und Gegneranzahl sind ebenfalls frei wählbar. Schließlich gibt es noch den direkten Wettkampf, bei dem man wieder für eines der vier Länder antreten darf. Um diese aber spielen zu können, sind spezielle Boni im Abenteuerspiel aufzusammeln. Sowohl Wettkampf als auch Arcade sind als Modi im Multiplayer spielbar, also über Internet, LAN oder durch gesplitteten Bildschirm an ein und demselben Computer. Bei manchen Strecken kann man sogar Teams bilden. Die eigentlichen Strecken variieren stark. Da gibt es die Rennstrecken, bei denen es einfach nur gilt, so schnell wie möglich am Ziel anzukommen, aber das war es noch lange nicht, sonst wäre der Name "Mad Tracks" auch eher unangebracht. Weitere Varianten sind das "normale" Rennen, aber in einer Art Bobbahn, dann ein Tischfußballspiel oder eine Rampe, von der Spielzeuge herunterfallen und die es zu erklimmen gilt. Im Spiel merkt man bald, dass der Leitspruch ("Gebremst wird nicht!") des Spieles (zumindest laut Verpackung und Website) nicht nur falsch ist, sondern auch bei manchen der Strecken unsinnig. Bremsen ist durchaus möglich, wenn auch nur, weil der Übergang vom Vorwärts- zum Rückwärtsfahren fließend ist und man damit irgendwann zwischendurch zwangsläufig kurz stehen bleibt. Ein Spiel, bei dem das Bremsen sogar ziemlich empfehlenswert wäre, ist Dart. Zusammen mit den Kontrahenten fährt man eine kurze Strecke, an deren Ende eine Rampe ist. Hinter dieser befindet sich eine Art Dartscheibe, auf der die Autos landen sollen. Ist man zu schnell, schießt man buchstäblich übers Ziel hinaus. Je weiter man sich bei den Abenteuern vorangekämpft hat, desto mehr Boni werden mit der Zeit verfügbar, also nicht nur die Strecken, sondern auch Waffen oder andere nützliche Utensilien, die während der Rennen in Form von großen schwebenden Würfeln eingesammelt werden können, auf denen Fragezeichen abgebildet sind. Es ist also vorher nicht zu erahnen, was in dem Würfel ist. Ein Beispiel dafür sind Raketen, mit denen man andere Fahrzeuge abschießen kann, ohne einen Schaden zu hinterlassen, die aber stark genug sind, um sie von der Bahn zu drängen. Etwas anderes sind Ölspuren, auf denen der Nachfolgende ausrutschen kann oder Boni, mit denen man den Motor wieder aufladen kann, denn wie es sich für ein Spielzeugauto gehört, läuft es mit einem kleinen Motor, der während der Fahrt an Kraft verliert. Bei manchen Strecken lädt er sich absichtlich gar nicht mehr auf. Normalerweise ist das aber durch die genannten Boni, durch kurzes Loslassen des Gases oder spezielle Flächen auf der Bahn möglich. Allgemein sind die Bahnen sehr abwechslungsreich gestaltet. Nicht nur diese etwas spezielleren Spiele wie Tischfußball, sondern auch die ganz normalen Rennen werden durch Loopings oder herumstehende riesige (Alltags-)Gegenstände sehr interessant. Auf manchen Strecken wird dem Spieler aber womöglich die sehr sensible Steuerung zum Verhängnis und ist man einmal richtig gegen die Wand gerammt, fängt man sich nur durch Fummelarbeit wieder und an den Sieg ist gar nicht mehr zu denken. Wenn einer der Gegner das Auto des Spielers dann noch ungünstig erwischt, kann alles zu spät sein und man fliegt mitunter von der normalen Strecke auf den Boden. Zurück auf die Strecke fahren zu wollen ist sinnlos, stattdessen gibt es Kontrollpunkte. Zu jeder Zeit kann man sich zum letzten passierten Kontrollpunkt "zurückteleportieren" lassen. Ein bisschen ärgerlich ist es dann, wenn man kurz vorm nächsten Kontrollpunkt von der Bahn gefegt wurde. Grafik Auch hier gibt es keine neue Ideen und nicht einmal neue Technik, sondern reichlich verpixelte Spielplätze. Ganz vernünftig sind, wenn überhaupt, dann die Oberflächen der Hintergründe, wo auch nicht zu tief in den Farbtopf gegriffen wurde. Viel zu viele Ecken und Kanten sind aber auch bei den Tischen, Tafeln, Stühlen, etc. neben der eigentlichen Strecke zu finden. Für einen Fun Racer dieses Preises vielleicht noch akzeptabel, aber eben nur, wenn man nicht nach einer grafischen Schönheit sucht. Im Vordergrund, also an den Autos und den Strecken selbst, bleibt es nicht nur bei "verpixelt" und "zu kantig", sondern es kommen noch manche Fehlgriffe bei den Farben hinzu, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Ein weiteres Manko findet sich bei der Gestaltung der Gegenstände, gegen die man teilweise rammen kann und die einfach zu oft wieder angetroffen werden. Es ist ja schön und gut, dass die Gläser sogar in ein paar Einzelteile zerspringen, aber eben immer auf dieselbe Art und Weise und immer nur bis zu einem bestimmten Punkt, ab dem es dann noch mehr verwundert, wenn man mit voller Wucht gegen eine Scherbe fährt und nichts passiert, gerade weil sie vorher immerhin schon mal zersprang. Über die Perspektive ist zu sagen, dass sie sich aus mehreren Zwischenstufen von Vogelperspektive bis zur First-Person-Perspektive wählen lässt. Beim Rückwärtsfahren passt sich die Richtung automatisch an. Allgemein macht die Kameraführung einen sehr angenehmen, dynamischen Eindruck. Bei bestimmten Aktionen, wie besonderen Sprüngen, wechselt die Kamera dann automatisch in die bestmögliche Sichtweise. Was weiterhin positiv auffällt, sind die Animationen des Feuers, das hin und wieder auf Kerzen oder in einem Kamin zu sehen ist. Aber auch hier fehlt wieder ein ganzes Stück Logik, denn selbst wenn die Kerze vom Tisch fällt, brennt das Feuer munter weiter. Sound Die Hintergrundmusik passt sich der Umgebung an. Sie wirkt stets sehr elektronisch und künstlich, also passend zum Gesamtbild. Kleinere Soundeffekte für die Boni fehlen ebenso wenig wie solche bei Zusammenstößen. Aber selbst bei diesen Dimensionen mag man es komisch empfinden, dass es sich anhört, als wenn man gegen einen Felsblock fährt, obwohl man nur einen Dominostein trifft, sich aber riesige Weinflaschen ähnlich anhören und sich auch nicht wirklich schwerer schieben lassen als ein kleines Steinchen. Trotzdem erzeugen die kleinen Effekte, wie das staunende "Ahh" oder "Ohh" einer imaginären Menschenmenge bei besonders schönen Sprüngen schon noch ein wenig angenehme Atmosphäre. Mad Tracks ist ein Partyspiel durch und durch, ein ordentlicher Spaßmacher für mehrere Spieler, die wenig Wert auf Ästhetik legen, sondern einfach nur den Abendbrottisch mal auf andere Weise abräumen oder beim guten alten Rennen die Mitspieler buchstäblich aus der Bahn schießen wollen. Die Einzelabenteuer sind zu schnell erledigt, als dass sie wirklich lange spannend wären, aber für eine kurze Pause zwischendurch reichen die meist wenige Minuten langen Minispiele. (13.03.2006)
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