Schiff-Simulator 2008

Schiff-Simulator 2008

(Astragon)

geschrieben von Anke Morbitzer

 

 
Entwickler: VSTEP
Publisher: Astragon
Genre: Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Schiff-Simulator 2008
Preis: 24,45 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Leinen los!

Der größte Teil des weltweiten Transports spielt sich auf dem Wasser ab. Ohne die großen Supertanker und die riesigen Containerfrachter wäre das Leben heute nicht vorstellbar, denn ein Großteil der Waren wird aus Übersee importiert. Auch ohne Windjammer-Romantik hat die Seefahrt ihre Reize - viele träumen davon, auf der Brücke eines (Ausdruck?) zu stehen und zum Beispiel in den Hamburger Hafen einzulaufen, Ladung in Rotterdam zu löschen oder San Francisco im Abendlicht zu erleben. Der "Schiff-Simulator 2008" ermöglicht es und noch viel mehr: Speedboot fahren, eine Fähre ans Ziel bringen oder mit dem Wassertaxi Passagiere hin und her schippern - alles ist möglich.

Im Heimathafen

Der "Schiff-Simulator 2008" reiht sich in die Reihe seiner Vorgänger ein und will mit besserer Grafik, mehr Missionen und abwechslungsreicherem Gameplay überzeugen. Es steht eine Vielzahl von Missionen zur Auswahl, dabei sind auch Rettungseinsätze, Schleppmanöver im Hafen, Speedboot-Rennen und vieles mehr. Sogar eine Bohrinsel soll abgeschleppt werden und die Ladung kann jetzt auch per Kran aufgenommen oder gelöscht werden. Zusätzlich können jetzt alle Schiffe auch im Innern begangen werden, und ein Nachtmodus erweitert die Möglichkeiten. Dazu ist die Grafik deutlich verbessert und auf offener See erschwert jede Menge Wellengang das Leben des Kapitäns.

Lotse an Bord!

Die Installation verläuft problemlos und das Spiel benötigt mit etwa einem Gigabyte relativ wenig Speicherplatz. Die Ladezeiten im Spiel sind recht kurz, auch weil Missionen, die an mehreren Schauplätzen spielen, unterteilt sind. Läuft man beispielsweise aus Rotterdam aus, werden zunächst die Daten des Hafens geladen. An der Grenze zur Nordsee wird dann das Spiel kurz unterbrochen und die neue Umgebung wird generiert.

Auf der Brücke

Wer "Schiff-Simulator" hört, denkt vielleicht erst einmal an den bekannten "großen Bruder" aus der Luftfahrt. Während dort der Einsteiger von der Vielzahl der Bedienelemente völlig überfordert ist, beschränkt man sich hier auf das Nötigste. Natürlich gibt es ein Steuerruder, welches mit Maus oder Pfeiltasten bedient werden kann. Dazu kommt die Schubregelung, mit der je nach Schiffstyp ein oder zwei Motoren beziehungsweise Schrauben angesteuert werden. Bei den größeren "Pötten" kommt noch ein Bugstrahlruder zum Einsatz, welches Seitwärtsbewegungen von Bug oder Heck vor allem bei Anlegemanövern ermöglicht. Als Ergänzung gibt es nur noch eine Infoleiste, welche den aktuellen Kurs, Windrichtung, die Entfernung zum Wegpunkt und Daten zu Schiff und Antrieb bereitstellt. Durch diese stark vereinfachte Steuerung findet man sich sehr schnell zurecht, jedoch geht ein Teil der Schiffseigenheiten dabei völlig unter, denn ein kleiner Schlepper unterscheidet sich in der Bedienung kaum vom Ozeanriesen.

Praktisch bei der Steuerung sind die vielfältigen Kamerapositionen. Die übliche Verfolger-Kamera reicht oft nicht aus, um sich bei einem Ozeanriesen zu orientieren und auch von der Brücke sieht man nicht viel. Hier bietet sich die Möglichkeit, mit der freien Kamera in die Brückennock (ein seitlich herausstehendes Teil der Brücke) zu gehen, um von dort einen besseren Überblick zu haben. Alle nötigen Instrumente sind hier auch vorhanden, so dass man besonders in engen Häfen und beim An- und Ablegen das Schiff am Besten von hier aus steuert.

Kurs halten!

Der "Schiff-Simulator" bietet verschiedene Spielmodi. Zuallererst kann man sich eine geeignete Mission aus der umfangreichen Liste auswählen. Wem das nicht reicht oder wer unbedingt eine ganz spezielle Route ins Auge gefasst hat, dem ermöglicht ein Editor das Erstellen der Wunschmission. Hier können Schauplätze, Schiffe, Wetterbedingungen und Aufträge frei gewählt werden.

Jede Fahrt beginnt in der Regel mit dem Ablegen. Durch Anklicken der Poller und Leinen an Bord und an der Pier werden die Taue losgemacht und man kann mit einem Auge auf Kompass und Karte dem ersten Wegpunkt entgegensteuern. Hat man sich ein großes Schiff ausgesucht, heißt es, Geduld zu beweisen, denn die beeindruckende Größe ist meist auch mit jeder Menge Langsamkeit gepaart. Bis man auf die Maximalgeschwindigkeit beschleunigt, kann schon einige Zeit vergehen. Die "Bremswege" sind entsprechend lang, was man bei der Navigation unbedingt berücksichtigen muss. Leider verfügt das Spiel nicht über einen Zeitraffer, so dass hier wirklich viel Geduld gefragt ist. An manchen Wegpunkten müssen Aufgaben erledigt werden. Das kann je nach Mission ein Schleppauftrag sein, oder es müssen Passagiere an Bord genommen werden oder ein Schiffbrüchiger aus dem Wasser gefischt werden. An den Einsatzstellen müssen außerdem bestimmte Vorgaben erfüllt werden. Zum sicheren an Bord gehen darf eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschritten werden und man muss sich innerhalb einer bestimmten Zone aufhalten. Nach beendeter Fahrt soll das Schiff wieder sicher vertäut werden, was mit einem Klick auf die Leinen und Poller schnell erledigt ist. Als Hilfe sind die geeigneten Vertaupunkte farbig markiert.

Im Vergleich zum Vorgänger aus dem Jahr 2006 haben sich die Grafik und Fahrphysik deutlich verbessert, denn jede Menge Seegang und Gischt sind hier die Würze im Spiel. Bei kleineren Booten wie Kuttern oder Küstenwachbooten spielt einem die Physik jedoch manchmal einen Streich: Fährt man in bestimmten Winkel zu den Wellen, kann man mit einigen Steuermanövern lustige Eskimorollen produzieren oder das Boot nach einem kurzen Tauchgang sogar wieder an die Oberfläche bringen. Ärgerlich ist es natürlich, wenn das nach einer langen Anfahrt passiert.

Gut umgesetzt ist das jeweilige Verhalten Schiffe. Man merkt, dass sich die niederländischen Entwickler bei VSTEP sonst mit ernsthaften Simulationen befassen, die in der beruflichen Aus- und Weiterbildung eingesetzt werden. Die Physik der Schiffe ist bis auf die kleineren Fehler sehr gelungen, denn natürlich verhält sich ein Ozeanriese mit mehreren tausend Containern langsamer und schwerfälliger als ein kleiner, kraftstrotzender Schlepper oder ein Rennboot. So sind es auch besonders die Missionen mit kleineren Booten, die besonders viel Spaß machen, denn bei den großen Frachtern verliert man schneller die Geduld. Unterhaltsam ist die Kombination mehrerer Boote in einer Mission, so muss man gelegentlich einen großen Frachter und einen Hafenschlepper parallel bedienen und sich quasi selbst beim Anlegen behilflich sein.

Mit einem Auge auf dem Radar

Wie schon in der Einleitung erwähnt, will die neue Ausgabe des Simulators mit verbesserter Grafik überzeugen. Seegang und Gischt auf offenem Meer sehen gut aus, auch wenn die Wellen noch etwas zu regelmäßig wirken. Bugwellen und Hecksee sind realistisch und gut an das Fahrverhalten angepasst. Auch die Umgebungen wie Städte, Hafenanlagen, tropische Strände und Inseln sind schön gestaltet, wenn auch der Detailreichtum manchmal höher sein könnte. Besonders Bäume und Pflanzen sind gelegentlich noch sehr eckig. Auch Menschen gibt es selten zu sehen, meist nur dann, wenn Passagiere mitgenommen werden sollen. Sie wirken oft zweidimensional und sind manchmal nach dem Einsteigen sogar völlig verschwunden. Bedienelemente und Radar beziehungsweise Seekarte sind übersichtlich und man findet sich schnell zurecht, allerdings sind in der Infoleiste so viele Informationen, dass man oft scrollen muss, um alles zu erfassen.

Nebelhörner und Wellenrauschen

Auf die typischen Geräusche eines Hafens braucht man hier nicht zu verzichten. Wellen klatschen an die Pier, Möwen kreischen und Schlepper bahnen sich tutend und stampfend ihren Weg. Besonders gelungen sind die Motorengeräusche der Schiffe, sie sehr typisch sind und realistisch klingen. Vom tiefen Grollen eines riesigen Schiffsdiesels bis zum nervösen Kreischen eines Rennboots ist der Sound dieses Spiels gelungen und ein wichtiger Beitrag zur maritimen Atmosphäre des Spiels.

Für Freunde der Seefahrt ist das Spiel auf jeden Fall gelungen. Das Angebot an verschiedenen Schiffen und Missionen ist groß und sie sind realistisch gestaltet. Ein Manko mag für Experten die sehr vereinfachte Steuerung sein, wenn es auch Einsteigern das Leben sehr erleichtert. Die Grafik ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbessert, aber noch nicht völlig ausgereift und auch die sonst gute Fahrphysik hat gelegentlich noch Schwächen. Bleibt abzuwarten, ob ein bereits angekündigter Patch die Fehler behebt. Wer darüber hinwegsehen kann und ausreichend Geduld zum Steuern eines Ozeanriesen hat, der sollte sofort an Bord gehen!

(20.08.2007)


Fazit

, oder: Für Seebären!


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