Guitar Hero III Legends of Rock (Wii) (Activision) geschrieben von Witali Blum
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Professionelle Luftgitarristen können ihr Instrument für eine Weile zur Seite legen, denn pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint der dritte Teil von "Guitar Hero". Dank der Umsetzung für die PS2, PS3, XBox 360 sowie Wii können fast alle Besitzer einer gängigen Konsole in den Genuss von "Legends of Rock" kommen. Mit dem drahtlosen Les-Paul-Gitarrenkontroller wird das heimische Wohnzimmer zu einer Konzerthalle, in der sich viele Rockfans ihren heimlichen Traum erfüllen können, trotz fehlender musikalischer Ausbildung selbst in einer Band mitzuspielen. Der Weg zu den Charts In "Guitar Hero III" verzichteten die Entwickler auf eine komplexe Story zugunsten des Spielspaßes. Der Spieler erklimmt als Leadgitarrist mit seiner Band die Sprossen der Rock-Karriereleiter. Dabei steht ihm zu Beginn eine Auswahl von acht Charakteren zur Verfügung, die sich sowohl im Aussehen als auch in den Tanzbewegungen voneinander unterscheiden. Der persönliche Geschmack bestimmt, ob man in die Musikbranche zum Beispiel als ein Japan-Rock-Girlie oder als ein Hardrocker im passenden "Kiss"-Outfit einsteigt. Selbst die größte Rocklegende musste mal klein anfangen und so findet das Debüt in einer kleinen Spelunke statt. Danach folgen der erste öffentliche Auftritt, der Dreh eines Musikvideos und ehe man sich versieht, befindet man sich an der Spitze der Charts und fährt auf Tournee nach Europa oder Japan. Spannende Abwechslung bieten bei einigen Gelegenheiten Duelle gegen bekannte Gitarristen wie Tom Morello von "Rage Against The Machine" oder Slash von "Guns N' Roses". Schließlich muss man es auf dem Höhepunkt seiner Karriere sogar mit dem Teufel aufnehmen, da der Bandmanager sich im wahrsten Sinne des Wortes als Advocatus Diaboli entpuppt. Let´s Rock Am altbewährten Spielprinzip haben die Entwickler nicht viel geändert. Nach wie vor ist das angestrebte Ziel des Spiels, Musikstücke möglichst fehlerfrei mit dem Controller nachzuspielen. Dabei laufen auf einem Bildschirmbalken passend zum Tempo des aktuellen Stücks Noten, die man durch das Betätigen der entsprechenden Taste auf dem Gitarrenhals sowie dem Anschlagschalter im richtigen Moment aktivieren muss. Bei Erfolg wird man mit Punkten belohnt, die sich positiv auf die Gesamtstatistik auswirken. Spielt man über einen längeren Zeitraum fehlerfrei, so erhöht sich der Punktemultiplikator und die sonst als runde Kreise angezeigten Noten bekommen einen sternförmigen Umriss. Zu diesem Zeitpunkt ist es nützlich, bei längeren Tönen das Tremolo unterhalb des Anschlagschalters zu benutzen, da auf diese Weise der "Starpower"-Balken des Spielers schneller aufgefüllt wird. Sobald er voll ist, kann man entweder durch ein Hochreißen des Gitarrenhalses oder durch einen kurzen Druck auf die "Minus"-Taste den Multiplikator nochmals verdoppeln, sodass bestenfalls die achtfache Punktezahl erreicht wird. Eine wichtige Rolle spielt das so genannte "Rock-o-Meter", das die Stimmung des Publikums anzeigt und direkt mit der Performance des Spielers zusammenhängt. Häufen sich die Fehler, so wechselt der Zeiger vom grünen Bereich in den roten. Besonders schlechte Amateure riskieren letztendlich den Rausschmiss aus der aktuellen Rockveranstaltung. Am Ende eines Songs gibt es einen Kommentar, wie sehr man "gerockt" hat. Miese Benotung sollte zugunsten einer positiven Statistik vermieden werden. Je höher die Bewertung nach Abspielen des Rockstückes ist, desto mehr Geld bekommt man im "Solokarrieremodus", das dann im spielinternen Laden zum Erwerb von Extras wie Musikvideos, zusätzlichen Songs, weiteren fünf Charakteren, Outfits sowie Gitarrendesigns benutzt werden kann. Außerdem enthält "Guitar Hero III" weitere versteckte Belohnungen, die aber erst freigeschaltet werden müssen, indem man zum Beispiel die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade bewältigt. Übung macht den Meister Das Musizieren an der Konsole stellt selbst im leichtesten Modus bei manchen schnellen Stücken eine Herausforderung dar, da man oft nicht nachkommt, die Grifftasten zu wechseln. Bedient man mit der "Leicht"-Spieleinstellung nur drei Tasten, so nimmt deren Anzahl über "Mittel", "Schwer" bis hin zu "Profi" auf maximal fünf zu, wobei sich zusätzlich in der Spielweise die Akkorde, also das gleichzeitige Betätigen mehrerer Noten, häufen. Glücklicherweise enthält das Spiel nicht nur eine ausführliche Einführung, sondern auch die Möglichkeit, alle Stücke im Übungsmodus zu trainieren. Als eine weitere Besonderheit kann der Spieler beim Üben zur Abwechslung neben der Leadgitarre auch mal den Basspart eines Rocksongs übernehmen. Wer meint, dass dies leichter fallen müsste, wird schnell eines Besseren belehrt. Außerdem kann man die einzelnen Liedteile zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten abspielen und sich so die Notenfolge an schwierigen Stellen einprägen. Die im Übungsmenü angezeigten Punkte dienen lediglich zur Orientierung. Leider gibt es dafür keine Belohnung. "Friends Will Be Friends" Natürlich haben die Entwickler daran gedacht, dass Rocksessions mit Freunden besonders viel Spaß machen. So können zwei Spieler eine "Koop-Karriere" beginnen und die Punkte gemeinsam verdienen, wobei der eine die Leadgitarre und der andere die Rhythmus- oder die Bassgitarre bedient. Die "Starpower" muss hierbei von beiden Instrumenten aktiviert werden. Individuelle Einstellung des Schwierigkeitsgrades ist für jeden Spieler möglich, sodass auch Anfänger und Profis gemeinsam rocken können. Einen Höhepunkt stellt jedoch im Mehrspielermodus das Gitarrenduell dar. Dabei spielt man nacheinander oder gleichzeitig einen Rocksong und versucht dabei, das "Rock-o-Meter" des Gegners in den roten Bereich zu bringen. Die "Starpower" wandelt sich zu "Battlepower" und wird dazu benutzt, "Powerups" zu aktivieren, die nach einer fehlerfreien Notenfolge eingesammelt werden können. Mit Funktionen wie "Seitenfetzer", "Höhere Schwierigkeitsstufe", "Verstärkerüberlastung", "Tremolo" oder "Doppelte Noten" legt man seinem Kontrahenten Stolpersteine in den Weg. Schließlich kann jeder Spieler im Menü "Optionen" seinen Controller den Bedürfnissen entsprechend konfigurieren. Es ist wichtig zu erwähnen, dass man "Guitar Hero III" theoretisch auch ohne die Gitarrenergänzung spielen kann. Praktisch ist dieses Vorhaben jedoch zum Scheitern verurteilt, da die farbliche Orientierung der Notentasten fehlt. Ferner verwaltet man hier seine erstellten Bands, die erworbenen Extras sowie Highscores. Besonders geltungsbedürftige Spieler haben sogar die Möglichkeit, ihre Statistik über die WiFi-Verbindung der Wii hochzuladen. Das Instrument Das Kernstück in "Legends of Rock" ist die zum Spiel zugehörige Gitarre, die nun dank drahtloser Verbindung noch bequemer zu handhaben ist. Mit Grifftasten und dem Anschlagschalter spielt man Töne und Akkorde, während über das Tremolo, die "Minus"- sowie die "Plus"-Taste die Sonderfunktionen aktiviert werden. Der Spieler kann den Tragegurt des Controllers beliebig an seine Körpergröße anpassen, so dass jederzeit ein bequemes Musizieren möglich ist. Als besonderer Fan des Genres kann man zusätzlich so genannte "Faceplates" erwerben, die das Design der Gitarre optisch aufbessern. Die Bühne Der grafische Charme liegt bei "Guitar Hero III" in der comichaften Darstellung aller Spielcharaktere. Dabei spielt es oft keine große Rolle, dass die Animationen immer dieselben sind oder dass die Zuschauer geklont zu sein scheinen. Im Eifer des Gefechts achtet der Spieler eher auf das Notenband als auf die Umgebung. Dank der vielen bunten Outfits sowie Gitarrendesigns kann man sich bei der Ausstattung seines Rock-Alter Egos frei austoben. Einen Sympathiebonus verdienen vor allem die Gastcharaktere wie Tom Morello oder Slash, da sie als Rocklegenden einen Wiedererkennungswert besitzen. Nach erfolgreichen Duellen gegen diese Stargitarristen ist es möglich, sie als eigene Spielfiguren im Laden zu erwerben. Wenn man seine Bandmitglieder während der Performance genauer betrachtet, so erkennt man den einen oder anderen Star aus der Szene. Solche Ähnlichkeiten können kein Zufall sein. Die Tontechnik Da "Guitar Hero III" ein Musikspiel ist, investierten die Entwickler viel Mühe in die Tonumsetzung. Die deutsche Synchronisation ist fehlerfrei und lustig gestaltet, wie zum Beispiel die kleinen Sticheleien der beiden Instruktoren im Tutorial. Mit über 70 Rocksongs auf jeweils vier Schwierigkeitsgraden hat man genug Material, um sich für lange Zeit mit der Gitarre zu beschäftigen. Besitzer einer Surroundanlage können mit ihrer Spielkonsole nun die Hauswände erzittern lassen. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass "Legends of Rock" sowohl Klassiker als auch neuere Stücke aus dem Rock-Genre enthält. "Hier kommt Alex", "One", "Sabotage", "Number of the Beast", "Welcome to the Jungle", "Eventflow", "Rock you like a Hurricane", "Paranoid", "Paint it Black", "Cherub Rock", "Helicopter", "Rock N' Roll all Nite", "3's and 7's", "Generation Rock", "Anarchy in the U.K". und "Bulls on Parade" sind nur eine kleine Auswahl dessen, was dem Spieler zur Verfügung steht. "Guitar Hero III Legends of Rock" schafft es problemlos, den Spieler für einige Stunden so sehr an die Konsole zu fesseln, dass er nicht bemerkt, wie die Zeit vergeht. Der grandiose Spielspaß wird durch die Langzeitmotivation, wenigstens einen Song fehlerfrei zu spielen, nur verstärkt. Die hervorragende Tonumsetzung sowie die comicartige Grafik machen das Spiel zu einem Erlebnis für Jung und Alt. (04.12.2007)
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