NBA Live 07

NBA Live 07

(Electronic Arts)

geschrieben von Michael Jantzer

 

 
Entwickler: EA Sports
Publisher: EA Sports
Genre: Sportspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: NBA 07
Preis: ca. 50 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Während hierzulande die Ergebnisse der Basketball-Bundesliga in Zeitungen lediglich in einem kleinen Absatz vermerkt werden, begeistert diese Sportart in den USA die Menschen, wie wir es hier nur vom Fußball kennen. Seit jedoch Dirk Nowitzki, der deutsche Star bei den Dallas Mavericks, in der NBA eine immer wichtigere Rolle spielt, steigt auch in der Bundesrepublik das Interesse. Natürlich hoffen nun Spieleentwickler, dass sich der Erfolg Nowitzkis nicht nur auf die TV-Quoten auswirkt, sondern auch in den Absatzzahlen ihrer Basketballsimulationen niederschlägt. EA Sports versucht daher, ihre in den letzten Jahren aufgrund von chronischem Stillstand in die Kritik geratene NBA Live-Reihe mit einer neuen Version aufzupolieren und den Konkurrenten von 2K-Sports hinter sich zu lassen. Als Zugpferd für das Cover haben sie sich den gerade angesprochenen Dirk Nowitzki gesichert. Ob das Spiel jedoch das hält, was der Super-Star auf dem Cover verspricht, erfahren Sie in unserem Test.

Wenig Neues

Der Umfang an Spielmodi ist erneut enorm und bietet alles, was das Herz begehrt; etwas wirklich Neues oder Innovatives sucht man jedoch vergebens. Auch dieses Jahr können Sie, bevor Sie sich in ernste Spiele stürzen, die Steuerung im Training üben. Neulingen ist das auch sehr zu empfehlen, da die Steuerung zwar sehr Arcade-lastig und nicht sonderlich schwierig ist, jedoch trotzdem zuerst einmal erlernt werden muss. Haben Sie nun genug Körbe geworfen und Dunks trainiert, können Sie entweder in einem Einzelspiel oder im "Einer gegen Einen"-Modus das Erlernte umsetzen. Natürlich haben Sie auch in diesem Jahr die Möglichkeit, eine komplette Saison oder lediglich die Play-offs in unterschiedlichen Varianten durchzuspielen.

Auch das beliebte All Star-Weekend ist wieder im Spiel enthalten. Neben dem obligatorischen Basketballspiel werden an diesem Wochenende zusätzlich noch der "Slam Dunk Contest" und der "Three Point Shootout" ausgetragen. Bei letzterem suchen Sie sich einen Spieler der NBA aus und versuchen dann, innerhalb eines Zeitlimits durch geschicktes Timing von fünf Positionen möglichst viele Bälle im Korb zu versenken. Extrem unrealistisch wird es jedoch beim Dunk Contest. Hier gilt es, einen möglichst spektakulären Dunk vorzuführen und dadurch Punkte zu sammeln. Bei allem Spaß, der bei den irrwitzigen Aktionen entsteht, werden hier jedoch sämtliche physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt, denn selbst Air Jordan hätte bei einem solchen Wettbewerb kaum Punkte sammeln können.

Die wichtigste Variante bleibt jedoch nach wie vor der Dynasty-Modus, in dem Sie eine 25-jährige Karriere als Manager und Trainer eines NBA-Teams bestreiten. Um die Wünsche des Klub-Besitzers zu erfüllen, müssen Sie Vertragsverhandlungen mit Personal und Spielern führen und immer einen Blick auf den Markt werfen, um besonders begabte Rookies zu draften oder Top-Stars zu verpflichten. Ihre Mannschaft halten Sie für die lange Saison fit, indem Sie geeignete Trainingspläne erstellen. Die Startaufstellung sollten Sie dieses Jahr jedoch nicht nur nach den Stärken der Spieler zusammensetzen, sondern immer auch einen Blick auf das Moralmeter werfen. Nicht alle Spieler harmonieren miteinander oder sind beim Publikum beliebt, während andere sich wiederum auf dem Platz nahezu blind verstehen und von der Menge frenetisch gefeiert werden. Ob sie jedoch wirklich bei allen 82 Spielen pro Saison selbst Hand an das Gamepad anlegen wollen, bleibt Ihnen überlassen.

Ballkontrolle ist alles!

Die im vergangenen Jahr eingeführten "Freestyle Superstars" sind auch dieses Jahr wieder mit von der Partie und ermöglichen Ihnen spektakuläre Spezialmanöver mit den Superstars der NBA. An der "Total Freestyle Control", die Ihnen volle Kontrolle über ausgewählte Stars gibt, hat EA in diesem Jahr ein klein wenig gebastelt. Acht verschiedene Superstar-Spielpositionen sind per Tastenkombination abrufbar, und somit können Sie zum Beispiel als Spielmacher einen besonders guten Pass spielen, lassen sich den Ball am Korb erneut zuwerfen, benutzen die Dunk-Tastenkombination und schließen den Spielzug mit einem sehenswerten Dunk ab. Der neue "X-Factor" erlaubt Ihnen nun sogar, einem "normalen" Spieler temporär Superstar-Fähigkeiten zu verleihen. Nur ein Spieler kann pro Spiel diesen X-Factor erhalten und dadurch in Schlüsselsituationen, wie einem wichtigen Dreier gegen Ende des Spiels, per Knopfdruck für kurze Zeit besondere Nervenstärke beweisen und den entscheidenden Ball versenken. Was verwirrend klingt, ist es zu Beginn auch; nach etwas Einarbeitung sollten Sie aber recht gut mit dieser Funktion klarkommen und so das eine oder andere Spiel im letzten Moment doch noch für sich entscheiden.

Davon abgesehen hat sich beim Gameplay jedoch so gut wie gar nichts getan. Traditionsgemäß setzt EA im Gegensatz zur 2K-Sports-Konkurrenz mehr auf Action als auf Realismus. Die Spielgeschwindigkeit ist deutlich zu hoch, die Ballphysik nach wie vor äußerst zweifelhaft und die Taktikeinstellungen sind eher dürftig. Das hat jedoch den Vorteil, dass Neueinsteiger sehr schnell zurechtkommen und schon nach wenigen Minuten sehenswerte Kombinationen und Slam Dunks zustande bringen. An der Steuerung hat sich lediglich bei den Freiwürfen etwas verändert. Genau wie bei der NBA 2K-Reihe müssen Sie nun den rechten Stick auf einer Linie von unten nach oben bewegen. Weichen Sie davon ab, geht der Wurf links oder rechts vorbei. Die Geschwindigkeit der Bewegung gibt an, wie weit oder wie kurz der Ball fliegt. Dieses Prozedere bedarf zwar einiger Übung, geht dann jedoch relativ leicht von der Hand. Die Verwendung eines Gamepads empfehlen wir Ihnen übrigens dringend - kaum auszudenken, wie kompliziert die Steuerung mit der Tastatur wäre. An der altbekannten Krankheit von EA Sports-Spiele, nämlich dass ein Tastendruck erst nach einer gewissen Verzögerung die beabsichtigte Wirkung auslöst, leiden die Entwickler bei NBA offensichtlich noch immer. Immer wieder kann es vorkommen, dass Ihre Spieler erst kurz nach dem Tastendruck die gewünschte Aktion ausführen, die dann eventuell zu spät erfolgt. Ganz so drastisch, wie es jetzt vielleicht klingen mag, gestaltet sich das Problem zwar auch wieder nicht, es kann jedoch für den einen oder anderen unnötigen Aufreger sorgen.

Auch an der KI hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur sehr wenig getan. Zwar war sie bereits auf hohem Niveau, beeinträchtigte jedoch immer wieder durch Aussetzer den Spielfluss. Ihr Team schaltet nun nach einem Ballverlust etwas schneller um und nimmt die gegnerischen Spieler in Manndeckung. Auch bei einem eigenen Fastbreak findet man nun leichter eine Anspielstation. Die Zonenverteidigung ist jedoch leider nach wie vor nur mangelhaft. Immer wieder macht es Ihre Defensive dem Gegner durch schnelle Kombinationen zu leicht, Punkte zu erzielen. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als die KI-Schwäche durch eigene Abwehrkontrolle selbst auszubügeln, was allerdings mit der Zeit sehr hektisch und nervig werden kann. Überlassen Sie die Defensivarbeit jedoch größtenteils der KI, gewähren Sie Ihren Gegnern auf höheren Schwierigkeitsgraden ein zu leichtes Spiel.

ESPN Live-Übertragung

Die Präsentation des Spielgeschehens beherrscht EA schon seit Jahren nahezu konkurrenzlos. Nicht nur die umfangreichen Lizenzpakete, sondern auch das Zusammenspiel zwischen Grafik und Sound sorgen für eine wunderbare Atmosphäre. Grafisch spielt NBA Live 07 auf ganz hohem Niveau. Durch unzählige geskriptete Szenen und Statistikeinblendungen, die teilweise sogar mit Werbung unterlegt sind, entsteht ein glaubwürdiges TV-Feeling, das durch die Partnerschaft mit dem amerikanischen Sportsender ESPN noch verstärkt wird. Während die Kommentatoren in der FIFA-Reihe durch unpassendes und nerviges Gelaber meist schnell den Deaktivierungs-Tod erleiden, gelingt es den NBA-Entwicklern, in dieser Hinsicht erneut zu punkten. Die englischsprachigen ESPN-Reporter kommentieren das Spielgeschehen - bis auf wenige Ausnahmen - passend und liefern immer wieder interessante Hintergrundinformationen, wenn ein Spieler zum Beispiel zum Freiwurf antritt.

Unterstützt wird all das von einer tollen Fankulisse, die ihre Mannschaft stets nach vorne peitscht und Ihnen das Gefühl gibt, mitten in der Halle zu sitzen. Die Fans sorgen nicht nur für Stimmung, sondern sind sogar noch einigermaßen vernünftig modelliert. Zwar ist hier noch deutlich Luft für Veränderungen nach oben; zieht man allerdings wiederum den Vergleich zur FIFA-Reihe, kann man mit den NBA-Fans doch sehr zufrieden sein. Die detaillierte Gestaltung der Halle lässt ebenfalls kaum Raum zum Meckern: Werbebanden, Lichteffekte, die Vorstellung der Heimmannschaft zu Beginn und stimmige Musik-Einspielungen oder Ansagen des Hallensprechers sorgen für ein weiteres Atmosphäre-Plus.

Natürlich hat sich auch bei den Hauptakteuren etwas getan. NBA-Experten werden die Spieler sofort erkennen, denn besonders die Gesichter sehen sehr lebensecht aus. Die Haut und die detailreiche Darstellung der Muskeln ist bei Sportspielen wohl noch nie so gut gelungen. Die Bewegungsanimationen sind ebenfalls überarbeitet worden; die Spieler wirken nun nicht mehr, als schwebten sie über den Boden, sondern jede Bewegung zieht auch die passende Aktion der Füße nach sich. Im Vergleich zu NBA 2K7 wirken die Animationen jedoch besonders bei einigen Spezialbewegungen etwas abgehackt. Leider treten gelegentlich sogar Clipping-Fehler und fehlerhafte Kollisionsabfragen auf, unter denen auch schon der Vorgänger gelitten hat. So kann es hin und wieder vorkommen, dass Ihre Spieler Dunks von hinten durch das Brett fabrizieren oder ein Arm durch den Brustkorb eines anderen Spielers bewegt wird.

NBA Online

Am Multiplayer-Modus hat EA mit Hilfe von ESPN leichte Verbesserungen erzielen können. Durch die Kooperation mit dem Sender werden Ihnen nun Sportnachrichten aus aller Welt per Ticker, Video-Podcasts oder Radio-Übertragung im Menü präsentiert. Sogar die aktuellen Ergebnisse der Fußball-EM-Qualifikation können Sie sich während des Spiels anzeigen lassen. Mit dem NBA Online-Modus können Sie natürlich auch Ihre erlernten Fähigkeiten am Ball beweisen und sich im Internet oder Netzwerk mit bis zu vier Spielern messen. Dabei reicht die Auswahl vom schnellen bis hin zum benutzerdefinierten Spiel, wobei Ihre Erfolge in einer öffentlichen Rangliste registriert werden.

 


Fazit

   EA Sports ist es mal wieder gelungen, eine sehr gute Basketball-Simulation auf den Markt zu bringen. Man sollte das Wort "Simulation" jedoch nicht allzu wörtlich nehmen, denn das Gameplay von NBA Live 07 ist nach wie vor eher Arcade-lastig. Hier findet man im Hause 2K-Sports einen höheren Realitätsgrad. Innovationen im Vergleich zum Vorgänger sucht man aber vergebens. Einige ärgerliche Fehler wurden auch bei NBA Live 07 nicht beseitigt und werden unter den Fans wieder Unmut erzeugen. Das große Zugpferd bei EA ist aber wie in allen ihren Sportsimulationen die nahezu perfekte Präsentation. Nicht nur, dass die Spielerdarstellung einen weiteren großen Schritt zur Realität vollzogen hat - wer einmal ein Basketballspiel besucht hat, fühlt sich nun geradezu in die Halle zurückversetzt. Die Heimmannschaft wird bei jedem Ballkontakt und Punkt frenetisch bejubelt und immer wieder von passenden Musikeinspielungen des Hallen-Sprechers angefeuert; aufwendige Lichteffekte sind natürlich ebenfalls mit von der Partie. Durch das Abkommen mit ESPN geht EA einen weiteren Schritt in Richtung TV-Sportübertragung. Passende Kommentatoren, sehr gute Publikum-Sounds und viele Zwischensequenzen sorgen für eine packende Basketball-Atmosphäre. Fans der hiesigen Basketball-Bundesliga müssen leider auf Ihre Stars genauso verzichten wie auf sämtliche National-Mannschaften. (13.11.2006)


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