Puzzle Quest (Wii) (D3 Publisher) geschrieben von Roland Kindermann Anmerkung: Die hier gezeigten Screenshots stammen von der spielgleichen PC-Version. | ||||||||||||||||||
Manche Spiele verstehen es besonders, zu fesseln und von nebensächlichen Bedürfnissen wie Müdigkeit oder Harndrang abzulenken. Zwei Genres, die sich besonders dazu eignen, jegliches Gefühl für die Zeit zu verlieren, sind Rollenspiele und Puzzlespiele. Das bereits vor einiger Zeit für Nintendo DS und PSP erschienene und seit Kurzem auch für Wii und andere Plattformen verfügbare "Puzzle Quest" verbindet geschickt beide Genres und dürfte so für die eine oder andere durchwachte Nacht sorgen. Bekanntes Prinzip Kern von "Puzzle Quest" ist ein Puzzlespiel, das in den Grundzügen an das bekannte Shareware-Spiel "Bejeweled" erinnert und das dazu dient, Kämpfe gegen rollenspieltypische Gegner von der Riesenratte bis zum Oger auszutragen. Dabei dürfen abwechselnd Sie und der Computer auf einem mit 64 farbigen Perlen bestückten, quadratischen Spielfeld zwei benachbarte Spielsteine vertauschen. Es geht darum, drei oder mehr gleiche Perlen in eine horizontale oder vertikale Reihe zu bringen. Sie verschwinden dann und bringen Ihnen je nach Typ unterschiedlichen Nutzen. Rote, grüne, blaue und gelbe Perlen erhöhen Ihren Manavorrat der entsprechenden Farbe. Totenköpfe schädigen Ihren Gegner direkt und Goldmünzen und lila Sterne erhöhen Ihren Vorrat an Geld und Erfahrungspunkten. Bringen Sie vier oder mehr Perlen in eine Reihe, so sind Sie erneut am Zug. Haben Sie genügend Mana gesammelt, können Sie es dazu nutzen, einen Zauberspruch zu verwenden. Dabei können Sie beispielsweise Ihrem Gegner direkt schaden, ihn eine Runde aussetzen oder ausgewählte Perlen vom Spielfeld verschwinden lassen. Glück benötigt Im Kampf gilt es viele Dinge zu beachten. Zunächst einmal sollten Sie gute Züge nicht übersehen. Des Weiteren sollten Sie bedenken, dass verschwundene Perlen Lücken hinterlassen, die durch herabfallende Perlen aufgefüllt werden. Das kann positive Folgen haben, nämlich wenn weitere Perlen in Reihe gebracht werden, aber auch negative, wenn Sie für Ihren Gegner einen besonders guten Zug zurechtlegen. Ein Problem besteht darin, dass Sie nicht vorhersehen können, welche Perlen von oben in das Spielfeld fallen, um es aufzufüllen. So kommt es vor, dass drei nebeneinanderliegende Totenköpfe erscheinen, die sofort wieder verschwinden und Ihren Gegner schädigen, ohne dass Sie dafür etwas tun müssen. Somit entscheidet teils nur das Glück oder Pech über Gewinn oder Verlust eines Spiels, was durchaus zu Frustration führen kann. Dass Sie auch bei Niederlagen eine etwas geringere Menge an Erfahrungspunkten und Geld erhalten, dient zumindest als kleiner Trost für unverschuldet verlorene Kämpfe. Rollenspiel-Quests Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, kämpfen Sie nicht nur, sondern reisen auch auf einer hübsch gezeichneten Weltkarte und holen sich in den Städten Aufträge ab. Dabei gibt es neben den Hauptquests, die eine Geschichte über eine zunächst mysteriöse Bedrohung Ihres Heimatlandes Etheria erzählen, auch Nebenmissionen. Sie enthalten zum Teil weitere Storylines. Bei manchen Aufträgen haben Sie die Möglichkeit auf den Verlauf der Geschichte Einfluss nehmen. So können Sie beispielsweise die Tochter eines Königs wie versprochen zu ihrer nicht ganz freiwilligen Hochzeit abliefern oder sie in die Freiheit entlassen. Die Geschichten werden in schön gezeichneten Standbildern erzählt. Neben dem Story-Modus können Sie auch einfach gegen einen von Ihnen ausgewählten Gegner antreten. Eine Frage des Charakters Wie bereits erwähnt, enthält "Puzzle Quest" auch Rollenspielelemente. So wählen Sie zu Beginn eine von vier Klassen. Zur Auswahl stehen Druide, Ritter, Krieger und Hexenmeister. Sie besitzen unterschiedliche Stärken und Schwächen. So verfügt der Hexer über mächtige Zaubersprüche, der Ritter dagegen über mehr Lebensenergie. Unabhängig davon, für welche Klasse Sie sich entscheiden: Zu Beginn steuern Sie eher einen Hänfling als einen starken Helden. Haben Sie schließlich genügend Erfahrungspunkte gesammelt, so steigt Ihr Held einen Level auf. Dann dürfen Sie vier Fähigkeitspunkte auf sieben Charakterwerte, die zu den sieben Perlentypen gehören, verteilen. Wenn Sie beispielsweise in die Erdbeherrschung investieren, bekommen Sie in Zukunft mehr Mana, sobald Sie grüne Perlen verschwinden lassen. Wie viele Fähigkeitspunkte Sie benötigen, um einen bestimmten Charakterwert zu erhöhen, hängt von Ihrer Klasse ab. Bisweilen werden beim Levelaufstieg auch neue, stärkere Zauber freigeschaltet. Allerdings dürfen Sie maximal sechs verschiedene Sprüche mit in den Kampf nehmen, sodass Sie geschickt wählen müssen, welche sich untereinander gut ergänzen. Eine Frage der richtigen Ausrüstung Wie es sich für einen richtigen Kämpfer gehört, tragen Sie auch eine Waffe, eine Rüstung, einen Helm und einen Ring oder Schild. Diese Gegenstände verbessern Ihre Charakterwerte und bringen gegebenenfalls weitere Boni. Die Ausrüstung können Sie entweder käuflich erwerben oder als Belohnung für erfüllte Aufträge erhalten. Jedoch können Sie Ihr mühsam erspartes Geld nicht nur in Gegenstände investieren, sondern auch in Ihrer Zitadelle neue Gebäude errichten, die dann weitere Features freischalten. Beispielsweise ist es möglich, Feinde einzufangen, nachdem Sie ein Verlies gebaut haben. Dazu müssen Sie den entsprechenden Gegnertyp zuvor dreimal besiegt haben und in einem - dem Kampf ähnlichen - Minispiel alle Perlen abräumen. Danach können Sie von ihm neue Zauber lernen. Einige Feinde lassen sich sogar als Reittier gebrauchen. Sitzen sie im Sattel, so bekommen Sie nicht nur einen Charakterwertbonus, sondern zusätzlich zu ihren sechs auch einen siebten Zauberspruch im Kampf zur Verfügung gestellt. Und, und, und ... Weitere Features wie ein rudimentäres Crafting-System, das mögliche Aufleveln des Reittiers, Kameraden, die im Laufe des Spiels zu Ihnen stoßen und das Erobern von Städten sorgen dafür, dass der Rollenspielteil von "Puzzle Quest" mit der Zeit eine beachtliche Komplexität entwickelt. Da sie erst nach und nach freigeschaltet und bei mangelndem Bedarf auch komplett ignoriert werden können, dürften jedoch auch Gelegenheitsspieler gut damit zurechtkommen. Auch zu zweit Wird es Ihnen doch einmal zu langweilig gegen den durchaus intelligenten, gelegentlich jedoch etwas zu zurückhaltend agierenden Computer anzutreten, so können Sie sich auch mit einem menschlichen Gegner messen. Dazu benötigt jeder Spieler einen eigenen Charakter. Damit auch der Kampf zwischen Akteuren auf unterschiedlichem Level fair verläuft, können Sie ein Handicap aktivieren. Dann bekommt der Kämpfer mit der niedrigeren Stufe ein paar zusätzliche Lebenspunkte spendiert. Das hilft zwar dabei, kleinere Unterschiede auszugleichen, drastische Ungleichheiten hingegen werden jedoch lediglich abgeschwächt, da der stärkere Spieler mit seinen mächtigen Zaubersprüchen und Gegenständen das Spiel nahezu vollständig kontrollieren kann. Hübsch gezeichnet In technischer Hinsicht wirkt "Puzzle Quest" eher schlicht. Charakterportraits, die aus Standbildern bestehenden Zwischensequenzen und die Karte sind optisch ansprechend und stilistisch konsistent gezeichnet. Die Grafik scheint allerdings eher auf einen PC-Bildschirm als auf den Fernseher abgestimmt zu sein. Die Texte und Menüs sind nämlich so winzig, dass Besitzer eines kleineren bis mittelgroßen TV-Geräts Probleme bekommen könnten, sie vom Sofa aus zu lesen. Wenn Sie hingegen näher an die Bildröhre rücken oder einen großen Fernseher besitzen, wirkt die Schrift aufgrund der geringen Auflösung der Wii verschwommen. In der Standard-Steuerungskonfiguration, bei der Sie die Wiimote wie einen Mauszeiger verwenden, führen die kleinen Schaltflächen in den Menüs ebenfalls zu Problemen, da Sie eine ruhige Hand benötigen, um nicht die falsche zu erwischen. Durchschnittlicher Sound Wie bei Puzzlespielen üblich, ist die Sounduntermalung von "Puzzle Quest" nicht sonderlich aufwendig. Die Geräusche sind jedoch passend und helfen dabei zu erfassen, was auf dem Spielfeld geschieht. Die Musik hält sich angenehm im Hintergrund. Texte müssen Sie aufgrund der fehlenden Synchronisation stets selbst lesen, was wegen der in den Menüs zum Teil "durchwachsenen" Übersetzung zu dem einen oder anderen Schmunzler führen dürfte. Die Dialoge hingegen wurden weitgehend fehlerfrei eingedeutscht. Fazit "Puzzle Quest" bringt es fertig, die Einsteigerfreundlichkeit "Bejeweled"-Prinzip mit der Langzeitmotivation eines Rollenspiels zu verbinden und damit die suchterregende Wirkung beider Genres hervorzurufen - eine klare Kaufempfehlung für alle, die Puzzlespielen etwas abgewinnen können. (02.04.2008) |