Superstars V8 Racing (Xbox 360) (Codemasters) geschrieben von Bastian Schössow
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Für Rennspielfans wird es wieder heißer auf der Xbox 360. Die Italienischen Entwickler der Spieleschmiede Milestone nutzen die Ruhe vor dem Sturm, um ihr neuestes Rennspiel, "Superstars V8 Racing", in die Händlerregale zu schmuggeln. Unabhängig von den eigenen Vorlieben dürften die Positionen im Rennspiel-Genre fest vergeben sein. Bei den Arcade-Racern geben Serien wie "Burnout" oder "Midnight Club" den Ton an, während sich die Simulations-Fans je nach Konsole auf "Gran Turismo" (Playstation 3) oder "Forza Motorsport" (Xbox 360) stürzen. Da ist es für einen Neuling wie "Superstars V8 Racing" natürlich doppelt so schwer, sich einen Platz auf dem Podium zu erkämpfen. Wie wacker sich der Titel schlägt, verrät nun unser Review. Die Qual der Wahl Wie es der Name bereits deutlich machen dürfte, basiert "Superstars V8 Racing" auf der gleichnamigen Tourenwagenmeisterschaft, an der sich namhafte Hersteller wie Audi, BMW oder Mitsubishi beteiligen und ihre Achtzylinder auf die Piste schicken. Was bei einem Blick in das Hauptmenü schnell auffällt, ist die quasi nicht existente Abwechslung im Bereich der Vehikel. Nicht einmal zehn unterschiedliche Sportwagen stehen zur Verfügung, wobei man obendrein mit teilweise nicht lizenzierten Flitzern Vorlieb nehmen muss. Denn während ein Teil der Sportwagen ihren realen Ebenbildern entspricht, setzt sich das restliche Feld aus erfundenen Modellen zusammen, die ohne Lizenz daherkommen und lediglich optisch an ihre realen Vorbilder erinnern. Doch nicht nur im Bereich der fahrbaren Untersätze wird Magerkost geboten, auch die Spielmodi entsprechen lediglich den bekannten Standards des Genres. Neulinge wagen im Trainings-Modus die ersten Runden, für eine schnelle Fahrt zwischendurch eignet sich das "Schnelle Rennen" und in der Karriere bestreitet ihr Rennwochenenden inklusive des freien Trainings, des Qualifyings und des obligatorischen Rennens. Vor allem bei der Karriere fällt die trockene Präsentation von "Superstars V8 Racing" auf. Das klassische Drumherum des Motorsports, das dem Ganzen eigentlich seinen Reiz verleiht, bleibt vollkommen auf der Strecke. Anstatt prunkvoller Siegerehrungen und einer TV-reifen Präsentation, warten hier lediglich langweilige Textbildschirme, was natürlich gehörig am Gesamteindruck knabbert und nur selten wirkliche Rennatmosphäre aufkommen lässt. Gentlemen, start your Engines "Superstars V8 Racing" versucht wie viele ähnliche Titel Arcade und Simulation unter einen Hut zu bringen. Dafür bekommen wir diverse Fahrhilfen geboten, wie ABS oder Traktionskontrolle. Schalten wir alles ein, haben wir einen Arcade-Renner, schalten wir alles aus, sollten wir eine realistische Simulation herausbekommen. Profis können selbst die Fahrzeuge tunen, beispielsweise die Federung oder das Getriebe. Doch sind wir dann auf der Strecke, fängt die ellenlange Liste der Negativpunkte an. Das erste, was auffällt, ist, dass es keine Cockpit-Perspektive gibt, ein schwerer Fehler, denn diese wird am liebsten benutzt, um echtes Renn-Feeling aufkommen zu lassen. Sobald die Ampel dann auf grün springt, rasen wir los, sogar auf mittlerem Schwierigkeitsgrad ist unsere Beschleunigung deutlich höher als die der Gegner und das trotz Automatik-Schaltung. Nachdem wir also vor der ersten Schikane das halbe Feld überholt haben, treten wir in die Eisen und beteiligen uns am Gedränge in der Kurve, wobei Erinnerungen an "Destruction Derby" geweckt werden. Immerhin gibt es nur ein minimales Schadensmodell, wobei nur wackelnde Stoßstangen sichtbar dargestellt werden. Der nächste ärgerliche Punkt sind die Kollisionen mit anderen Wagen. Vollkommen unrealistisch verhalten sich die Fahrzeuge so, als wären sie aus Gummi, in keinem anderen Rennspiel kann man sich so leicht seinen Weg durch die Menge bahnen. Das heißt, im Grunde kann man sich verhalten, wie ein Elefant im Porzellan-Laden. Noch schlimmer als diese "Kleinigkeiten" wiegt die Fahrphysik, die weit entfernt ist von Genregrößen wie "GTR" oder "Forza". Man hat hier zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass man sich auf dem Asphalt befindet, man gleitet förmlich dahin, ohne Feedback vom Untergrund. Nur in Kurven muss man vorsichtig Abbremsen und Beschleunigen, sonst bricht das Heck unkontrolliert aus. Im Arcade-Modus wird es dann überhaupt einschläfernd, da die Wagen extrem gutmütig werden und man wie auf Schienen durch die Kurven jagt. Ein Strafsystem gibt es lediglich für Querfeldein-Abkürzungen. Mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von fünf Sekunden soll sie den Spieler zumindest davon abschrecken. Überhaupt ist der Kontakt mit dem Rasen überraschend harmlos, was auch für die nasse Strecke gilt. Apropos Nässe: Es gibt lediglich zwei Witterungszustände, Sonnenschein oder bewölkt, mit nasser Piste. Regen oder unterschiedliche Uhrzeiten gibt es einfach nicht. Der Multiplayer-Modus Auch die Mehrspieler-Komponente von "Superstars V8 Racing" fällt recht spärlich aus. Sowohl über Split-Screen als auch über LAN ist kein Mehrspielermodus implementiert. Hier geht es lediglich online mit bis zu zwölf Teilnehmern zur Sache. Sieht man einmal von der trockenen Lobby, die lediglich Einzelrennen ermöglicht und die Punkte der Teilnehmer anschließend addiert, ab, dann sorgt vor allem die bereits angesprochene Kollisionsabfrage für Unmut. Da es ohne weiteres möglich ist, seine Kontrahenten mit einem leichten Schubser von der Piste zu schießen, machen sich rücksichtslose Zeitgenossen diesen Fehler regelmäßig zunutze und verwandeln die Online-Rennen so in unfaire und reichlich frustrierende Positionskämpfe. Lediglich mit gemäßigten Fahrern kommt so etwas wie Rennvergnügen auf. Da die Lobbys während unserer Testphase alles andere als gut besucht waren, stellt sich allerdings die Frage nach der Langlebigkeit des Titels. Wir zumindest gehen auf Grund unserer bisherigen Erfahrungen davon aus, dass sich "Superstars V8 Racing" auch in diesem Bereich nicht mit der stark vertretenen Konkurrenz wird messen können. Unter der Haube In technischer Hinsicht überzeugt "Superstars V8 Racing" auch nicht - trotz einiger hübscher Szenen. Die Autos sind ganz ansehnlich, meistens gilt das auch für die Strecken, doch dann wiederum gibt es Baumreihen, die vollkommen platt wirken, ebenso wie die unbewegten, zweidimensionalen Zuschauer. Grafische Fehler sind ebenfalls vorhanden, beispielsweise Reifen, die durch Kotflügel hindurch ragen, und Bodentexturen, die sich alle zwei Meter wiederholen; besonders bei Replays sieht dies unschön aus. Das monotone Dröhnen der Motoren neigt dazu, die Nerven zu strapazieren und hat nichts mit dem imposanten Donnern von einigen hundert PS zu tun. Das Ganze ist so undifferenziert, dass man nicht einmal ein sich näherndes Auto mit dem Gehör orten kann, was frustrierend ist, da es keinen Rückspiegel gibt. Noch ärgerlicher sind die Zuschauer, deren Gekreische immer viel zu spontan und zu laut einsetzt, sobald man sich einer Tribüne nähert. Musikalisch wird eine seltsame Mischung aus Elektro und Metal der harten Gangart geboten. Die Vermutung liegt nahe, dass sich diese beiden Musikrichtungen beißen. Hier hätte man eher den goldenen Mittelweg wählen sollen. Das Fazit "Superstars V8 Racing" ist ein solides Rennspiel mit ebensolcher Technik, dem es aber an Umfang und Abwechslung mangelt. Unterm Strich ist das Spiel ein passabler Arcade-Renner, eine Simulation kann man dies definitiv nicht nennen, auch wenn es sehr wohl eine Tendenz in diese Richtung gibt. Das Fahrmodell lässt dafür die Präzision und Detailverliebtheit der Konkurrenz vermissen, besonders umfangreich ist das Ganze auch nicht. Der Multiplayer-Modus bietet von den Features her auch keine Überraschungen. Positiv ist auf alle Fälle, dass der Titel angenehm rund läuft, man offline wie online sehr schnell ins Spiel gelangt. Leider muss man auch so ehrlich sein und sagen, dass die Luft aus dem Spiel relativ schnell raus ist; allerdings eignet es sich dann immer noch für eine schnelle Runde zwischendurch, eben weil man nicht aus Hunderten von Fahrzeugen auswählen muss und sowieso nur eine Chance hat, wenn man das Fahrzeug aufrüstet. (05.08.2009) |